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Tourismus
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Albanien wurde um seine Zukunft betrogen Ein Projekt zur Förderung von umweltverträglichem Tourismus Das Dorf Divjaka am Rande der Lagune Karavasta: Deutsche Touristen sitzen mit ihren Gastgeberfamilien im Cafe am Dorfplatz und trinken zur Begrüßung einen Raki oder Espresso, informieren sich am nächsten Tag im nahegelegenen Informationszentrum in der Schule über eines der bedeutendsten Feuchtgebiete des Mittelmeerraumes, den Nationalpark »Lagune Karavasta - Naturwald Divjaka«, und unternehmen mit Fahrrädern oder mit Pferden ausgedehnte geführte Tagesexkursionen. Am Abend zurück in den Privatquartieren wird immer spät gegessen, landestypisch und aus der Umgebung. So hätte er werden können, der Sommer 1997 im Lagunendorf Divjaka. Alle Vorbereitungen für eine umweltverträglichen Tourismus waren nach vier Jahren Arbeit mit Unterstützung deutscher Umweltgruppen und Geldern der EU abgeschlossen, die Privatquartiere hergerichtet, die Informationsmaterialien erstellt, der lokale Fremdenverkehrsverein gegründet. Die Menschen im Dorf hätten wieder Arbeit gehabt. Albanien, das ärmste Land Europas, selbst sah seine große Perspektive in einer landesweiten naturverträglichen Tourismusentwicklung. Das erste albanische Naturschutzgesetz und ein Nationalparkprogramm, beides mit Unterstützung des Naturschutzbundes Deutschland erarbeitet, lag dem Parlament im Herbst 1996 vor. Damit wäre die Sicherung des Kapitalstockes Natur auf über 15% der Landesfläche erreicht worden - die Voraussetzung für einen Ökotourismus. Durch die betrügerischen Machenschaften von dubiosen Geldanlagefirmen, die Anfang 1997 erwartungsgemäß zusammenbrachen, wurden zwei Drittel der Albaner um ihre wenigen Ersparnisse gebracht - und durch den folgenden Zusammenbruch des Staates ein ganzes Land um seine mühevolle Aufbauerfolge betrogen. Die Anarchie und verständliche Wut gegen die Staatsführung von Sali Berisha machte die Albaner blind. Universitäten wurden niedergebrannt, Museen und Krankenhäuser geplündert. Viele Hilfsprojekte und gute Ansätze einer wirtschaftlichen Neuorientierung sind im Kugelfeuer zerstört worden. Damit fataler Weise auch die Illusion von einem schnellen Überwinden des eigenen Wirtschaftsnotstandes. Nach der politischen Stabilisierung durch den Erdrutschsieg der Opposition bei den Neuwahlen im Juni 1997 bleibt zu hoffen, daß den Albanern der zweite Neuanfang nach 1990 gelingt, und daß auch Touristen wieder in dieses gastfreundliche Land kommen und damit Projekte wie die im Dorf Divjaka in die Tat umgesetzt werden können. Thomas Tennhardt, Naturschutzbund Deutschland e.V., Greifswald - Probeabonnements |
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