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Psssssst!

Während meines ersten Besuches in Albanien, kurz nach dem Sturz des sozialistischen Regimes, hörte ich im Land viel vom »Sigurimi«, der allmächtigen albanischen »Stasi«. Ich lachte über den Witz, wonach von drei Albanern, die auf der Strasse stehen und einen Schwatz halten, deren vier vom »Sigurimi« seien. Das Lachen stockte mir, als ich mit Albanern unweit des Skanderbeg-Platzes am Sitz der »Sigurimi«, dem gefürchteten »Haus des Schreckens«, vorbeispazierte, und meine albanischen Freunde den Blick senkten und plötzlich im Flüsterton mit mir verkehrten. Wenig lustig fand ich auch die Geschichten, die damals noch sehr zahlreich im Umlauf waren. Es waren zumeist sehr üble Geschichten wie diejenige vom einfachen Schuhmacher, der sich nach einem harten Arbeitstag abends in seiner Wohnung unerlaubterweise eine italienische Radioübertragung vom Gesangsfestival in San Remo anhörte. Ein staatszersetzendes Vergehen, das seine Nachbarn dazu veranlasste, ihn beim »Sigurimi« zu denunzieren, worauf er nächtens von finsteren Schergen abgeholt und mit der geradezu absurd drakonischen Strafe »20 Jahre Bergwerksarbeit« belegt wurde.

Die Nachfolgeorganisation der ehemaligen nationalen Staatssicherheit heisst »SHIK« und soll irgendwann umfassend reformiert worden sein. Allerdings habe ich leider nie davon gehört, dass die alten »Sigurimi«-Archive geöffnet und damit die unzähligen Verbrechen im Namen des Staates ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt, geschweige denn Oberspione im grösseren Stil zur Verantwortung gezogen worden wären. Hört man heute, über welche Machtfülle Albaniens SHIK noch immer verfügt, beziehungsweise verfügen soll (schliesslich ist beim SHIK nach alter Geheimdienstnatur manches geheim), muss die bange Frage gestellt werden, ob denn wirklich schon nachhaltig dafür gesorgt wurde, dass sich diese unheimliche Krake in Zukunft endlich auf ihre beschränkten Aufgaben beschränkt. Persönlich frage ich mich sogar, weshalb und wozu genau das bitterarme Agrarland Albanien überhaupt einen starken Inlandgeheimdienst benötigt. Kann mir vielleicht jemand diese Frage beantworten?

Tamás Kiss

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