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Editorial
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Liebe Leserinnen und Leser Bald wird der Duden wohl ein neues Wort enthalten: »Balkanisierung« Immer öfter wird nämlich dieses Wort in der Presse gebraucht. Es sollen damit sich ins Chaos wandelnde Zustände beschrieben sein. Seinen Ursprung hat es im bosnischen Krieg. Unbeantwortet wird dabei die Frage bleiben, ob der Schöpfer dieses Begriffes auch an Albanien dachte oder ob Albanien nur ein weiteres Beispiel von Balkanisierung ist. Möglich sind beide Varianten. Es wäre zwar eher überraschend, wenn die Wortschöpfer an das kleine Albanien gedacht hätten, das genauso schnell wieder aus den Medien verschwand, wie es anfangs dieses Jahres in den Mittelpunkt trat. Andererseits ist das albanische Chaos doch ein allzu passendes Beispiel und ausserdem muss »Albanien« immer öfter selbst hinhalten: Ob im privaten Gespräch oder in der Harald-Schmidt-Show auf Sat 1, auch das kleine Balkanland steht heute als Synonym für das absolute Chaos und andere unangenehme Zustände. Ist von korrupten Politikern oder von der Inexistenz des Staates die Rede, dient Albanien als Beispiel. Darüber hinaus wird es dem grösstmöglichen Übel, das einem wiederfahren kann, gleichgesetzt. »Eine Woche Albanien, ein Urlaub voller Entbehrungen« titelte die Satirezeitschrift »Titanic« vor bald zwei Jahren. Heute findet sich dieser Vergleich überall. Der Mitteleuropäer kann sich wohl kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als nach Albanien reisen zu müssen. Noch schlimmer als um den Ruf des Landes steht es um den Ruf der Albaner. Einbrecher, Drogendealer, Kriminelle jeglicher Art sollen sie sein. Etwas passiert? »Albaner waren's«, kriegt man überall zu hören. Wohl kaum eine Volksgruppe wird zur Zeit derart verachtet. Helfen in Albanien ist schwierig Ð jetzt noch schwieriger denn je. Hilfe kann den Albanern aber schon hier geboten werden: Indem jeder von uns versucht, ein wenig gegen das schlechte Image der Albaner und Albaniens anzukämpfen. Es ist wichtig, auch auf Positives hinzuweisen, obwohl sich das selten ins Bewusstsein einprägt. Denn ein gutes Image ist wichtig für zukünftige Fortschritte. Wer will schon für Kriminelle spenden? Wer kann es sich leisten, im Chaos zu investieren? Und auch in der ganz so nahen Zukunft wird wohl niemand bereit sein, eine Reise »in die Hölle« zu buchen? Lars Haefner, Chefredaktor - Probeabonnements |
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