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Alles für die Katz'?

Zerstört war das Land vor sechs Jahren. Zerstört wurde auch vieles von dem, was wir seitdem aufgebaut haben. Gestohlen wurde, was wir gespendet haben. War unsere Arbeit sinnlos?

Viel Mühe und Arbeit haben hunderte von Helfern oft unbezahlt investiert, viele Leute haben Geld oder auch Naturalien gespendet. Und dann, während einiger Tage der Anarchie im März wurde das alles zunichte gemacht. Sogar Spitäler und Lagerhäuser von Hilfswerken wurden geplündert; was nicht mitgenommen werden konnte, wurde in vielen Fällen angezündet oder demoliert. In Gjirokastër mussten die Lehrer ihre mit Schweizer Hilfe ausgestattete Schule mit erbeuteten Kalaschnikows vor dem Mob verteidigen.

Wie konnte es zu solch sinnlosen Zerstörungsakten kommen? Haben wir viele Jahre lang vergebens viel Zeit und oft auch Geld in den Wiederaufbau Albaniens investiert, und wie soll die zukünftige Entwicklungshilfe aussehen? Auf diese Probleme wird im Folgenden eingegangen. Auf den darauffolgenden Seiten berichten verschiedene Hilfswerke über ihre Schadensmeldungen und Zukunftspläne.

In blinder Wut
Als Mitteleuropäer konnten wir noch einigermassen nachvollziehen, wie die Albaner nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes ihr Land zerstörten: Der Hass auf die Kommunisten war nach solch langer Zeit Totalitarismus immens, und das sozialistische System war allgegenwärtig: Jedes öffentliche Gebäude, jeder Bus, sogar Gewächshäuser standen - als Staatseigentum - für den verhassten Kommunismus und wurden deshalb zerstört.

Sechs Jahre später verspürten die Albaner wieder eine riesige Wut. Mindestens so gross war auch die Enttäuschung: Ihre ganze Hoffnung für eine bessere, reiche Zukunft verfiel, das ersparte und investierte Geld war verschwunden. Verantwortlich dafür wurden die Politiker der alleinherrschenden Demokratischen Partei gemacht. Diejenige Partei, die seit dem Sturz der Kommunisten den ganzen Staatsapperat inklusive der Justiz steuerte und ihre Macht neben der Geheimpolizei auch durch Steuerung der regulären Polizeitruppen und der elektronischen Medien ausübte. Sogar Schulleiter kamen oft nur durch ihre Sympathien mit Berishas Partei zu ihrem Posten. Wiederum also war alles ausserhalb des privaten Eigentums Symbol des Verhassten und wurde in blinder Wut zerstört: Rathäuser, Archive, die staatliche (und einzige) Öl-Raffinerie und Universitätsbibliotheken wurden angezündet, alles Wertvolle und Tragbare wurde mitgenommen.

Daneben geschah aber auch einiges aus anderen Motiven: Wenn die Politiker sich schon an meinen Dollars bereicherten, wollen wir uns an den staatlichen Kalaschnikows und Vorräten bereichern. Oft wurde nicht mehr zwischen staatlichem und privatem Eigentum unterschieden und auch italienische Joints Ventures oder von der Schweiz gespendete Landwirtschaftsmaschinen zerstört. Was nicht verteidigt wurde, war Angriffsziel des Mobs. Und plötzlich kam auch aus dem Berisha gegenüber freundlich gesinnten Norden die Meldung von Plünderungen: Wenn die im Süden sich schon mit Gewehren bewaffnen, dann können wir auch die Armeedepots plündern und die Waffen nach Jugoslawien verkaufen.

Nach nur wenigen Tagen war das Land zerstört. Das Land steht jetzt noch tiefer als je zuvor: Denn neben Staatsbesitz und privatem Eigentum ist auch jegliche Hoffnung und das eigene Ansehen zerstört. »Die Albaner erschraken über sich selbst«, war im Nachrichtenmagazin »Facts« zu lesen.

Falsche (Entwicklungshilfe-)Politik?
Sechs Jahre Entwicklungshilfe und kaum etwas davon übrig. Trotzdem kann nicht gesagt werden, dass die Ansätze der Hilfe falsch waren. Es wurden zwar Fehler gemacht, aber auch daraus gelernt. Vor allem in den letzten Jahren waren die meisten Hilfsprojekte so ausgelegt, dass auch noch nach Jahren ein Nutzen festzustellen sein wird. Insbesondere sollte sich niemand daran bereichern können. Dass jegliche staatliche Autorität verschwinden würde, dass nicht nur behördliche Einrichtungen, sondern auch Gegenstände im Nutzen der Allgemeinheit Opfer mutwilliger Anschläge werden würden oder könnten, war nicht vorauszusehen. So kann auch niemandem ein Vorwurf gemacht werden, wenn heute von der ganzen Arbeit nichts mehr übrig ist. Gerade in jenen Gebieten, wo in diesem März am meisten zerstört wurde, war die Hilfe schon zuvor oft notwendiger, aber auch schwieriger als in den immer noch ruhigeren Orten.

Vorwürfe sind hauptsächlich an die Adresse der Aussenpolitik sämtlicher westlicher Staaten zu richten. Die Diplomaten in Tirana haben schon vor Jahren erkannt, dass an Sali Berishas Partei einzig der Name demokratisch ist und sagten ein neues totalitäres System voraus. Die Politiker der westeuropäischen Staaten und der USA verschlossen aber die Augen in der Angst, dass die Sozialisten an die Macht kommen könnten oder ein neuer internationaler Konflikt auf dem Balkan entstehen könnte. Es wurde deshalb zu wenig Hilfe in den Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen investiert. Berisha konnte seinen Machthunger ungestört befriedigen und steuerte das Land an den Abgrund.

Auch die Immigrationspolitik des Westens gegenüber Albanien hat nicht dazu beigetragen, dass Albaner in grossen Massen die »Demokratie erlernen« hätten können. Hätten Albaner in Europa arbeiten können, hätten sie sicherlich auch einiges von unserem Demokratie-Verständnis mitgekriegt und gelernt, dass Politik mehr mit Kompromisse eingehen als mit Macht ausüben zu tun hat. Die Albaner, die nach Mitteleuropa kamen, lernten nur die Kriminalität (vor allem das Drogenmillieu) kennen.

Aufgrund des andauernden Parteiengezänks, dem die staatliche westliche Hilfe hätte entgegenarbeiten sollen, entstanden auch keine rechtlichen Sicherheiten (Albanien hat noch immer keine Verfassung), die für ausländische Investoren die notwendige Grundlage gewesen wären. Durch eine stärkere albanische Wirtschaft wäre aber den Anlagefirmen das Wasser abgegraben worden.

Dreistufiger Wiederaufbau
In Albanien sind zur Zeit Hilfsmassnahmen auf drei verschiedenen Ebenen notwendig:

  • Als erstes müssen die notwendigen Wiederaufbauten in die zerstörte Infrastruktur geleistet werden. Es ist eigentlich eine Wiederholung der in den letzten sechs Jahren geleisteten Arbeit.
  • Um das Land aus der Anarchie zu führen und daneben präventiv auch künftige, ähnliche Ereignisse zu verhindern, muss ein funktionierender Rechtsstaat sichergestellt werden. Ohne freie Wahlen, eine unabhängige Justiz und unabhängige Medien kann ein Land nicht funktionieren. Dieser wie auch der nächste Punkt gehen über die herkömmliche Entwicklungshilfe hinaus. Die Vergangenheit zeigt aber, dass es zum Beispiel nicht reicht, ein Dutzend albanische Journalisten im Westen auszubilden, solange es ihnen in der Heimat nicht möglich ist, unabhängig und ohne Androhung von Repressalien zu arbeiten.
  • Ein Funktionieren des Landes setzt natürlich auch eine zumindest einigermassen funktionierende Wirtschaft voraus. Wie bereits erwähnt, ist das Vorhandensein von rechtlichen Strukturen und Sicherheiten Grundvoraussetzung für ausländische Investoren (ausdrücklich hat das die Weltbank für ihre zukünftige Arbeit vorausgesetzt). Da solche wohl auch noch für längere Zeit fehlen werden (es brauch hierfür mehr als nur die Wahlen von Ende Juni), wird wohl auch ein Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren ausbleiben. Der schlechte Ruf Albaniens, der durch die Ereignisse in diesem Jahr noch um einiges verschlechtert wurde, wird nicht nur Touristen, sondern auch Investoren auf längere Zeit abhalten. Auch die schönen Worte und der Optimismus des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers und OSZE-Einsatzleiters Franz Vranitzky helfen da nicht weiter. Es liegt an den westlichen Staaten, Arbeit nach Albanien zu bringen.

Albanien allein scheint seine Probleme nicht selber lösen zu können. Eine Bevormundung durch die UNO ist hoffentlich nicht vonnöten, aber die Albaner benötigen dringend westliche Berater, auf die sie aber auch hören müssen. Helfen wir jetzt nicht, werden sich die Probleme nur vergrössern. Es ist kein inneralbanisches Problem. Es sind auch nicht nur die Interessen Italiens bedroht. Albanien ist eines der grossen Pulverfässer auf dem Balkan, das ganz Europa vor neue Probleme stellen kann.

Lars Haefner


Jetzt erst recht
Da die Solidaritätsgruppe Partner für Gjirokastër in und um die südalbanische Stadt über 20 Institutionen versorgt, kann ich nicht auf jede einzelne eingehen. Sie sind in ganz verschiedener Art und Weise von den Unruhen und kriminellen Banden betroffen. Hier einige Beispiele: Unsere Hauptpartnerschule ist unversehrt geblieben. Dies dank dem unermüdlichen Einsatz der Lehrer, die sich bewaffnet haben und das Gebäude rund um die Uhr bewachen. Die technische Mittelschule, der Spital und das Ambulatorium sind ebenfalls nicht betroffen. Einzelne Schulen sind geplündert, der Kinderhort von Obdachlosen besetzt, und das Hauptgymnasium ist in zwei Angriffen völlig zerstört worden. Leider wissen wir auch nicht von allen Partnern, in welchem Zustand Gebäude, Inhalt und unsere Hilfsgüter sind.
Unsere Projekte werden nicht nur fortgeführt, sondern weiter ausgebaut, sobald dies die Situation im Süden des Landes zulässt. Von unseren Schülerinnen und Schülern hat niemand aufgegeben, alle wollen jetzt erst recht helfen.
Pietro Tomasini

Echanges culturels est-ouest de Pro Helvetia
Selon la politique des affaires étrangères, tous nos projets en coopération avec l'Albanie sont actuellement bloqués, en tout cas jusqu'à fin juin 97, soit au moment des élections prévues.
a) les projets qui auraient dû avoir lieu en Albanie sont remis à plus tard, soit au moment où la situation politique sera plus calme. Nous avons »pending« un colloque sur Pestalozzi.
b) un transport d'instruments de musique et de pièces de rechange (projet avec la maison Hug et »SOS Albanie« pour une valeur de Frs 100'000.-) est retenu, jusqu'à nouvel avis aussi.
Les projets en cours au moment des évènements de mars 97 et prévus en Suisse ont pu avoir lieu: il s'agissait de:
a) d'un stage de danseurs au Grand Théâtre de Genève (mars - avril)
b) stage de lutherie à l'Ecole de Brienz en faveur de M. Edmond Sinani, encore en Suisse, jusqu'au 10 mai environ.
Anne-Chantal Petter

Ordnung und Sicherheit müssen gewährleistet sein
Nach heutigem Stand des Wissens wurde keines der vom Land Vorarlberg betreuten Projekte beschädigt oder zerstört. Weder das Krankenhaus in Burrël noch die vielen Schulen, die wir ausgerüstet beziehungsweise renoviert oder neu gebaut haben, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings haben wir nicht zu allen Schulen, vor allem nicht zu jenen in den ländlichen Gegenden, Kontakt.
Unser weiteres Engagement hängt von den Entwicklungen in Albanien ab. Vor allem die persönliche Sicherheit bei Aufenthalten in Albanien muß gewährleistet sein, ansonsten müssen wir unsere Aktivitäten einschränken beziehungsweise einstellen.
Wichtig wird sein, wie die albanischen Behörden die ausgebrochenen Kriminellen wieder hinter Gitter bringen.
Gerhard Hagen

Solidarische Soforthilfe
Die Wirren dieser letzen Monate haben das Kozept der Programme der Caritas Schweiz oder das Modell Verantwortungsteilung in der Durchführung nicht in Frage gestellt. Die Projekte sind auch nicht auf einen »Punkt Null« zurückgefallen, wie auch Albanien selber nicht auf einen »Punkt Null« zurückgefallen ist. Albanien durchläuft in dieser Zeit eine tiefgreifende, auch geistige Krise. Viele Illusionen sind zusammengebrochen, und die Albaner staunen, zum Teil mit Entsetzen, über das, was bei ihnen selber jetzt geschieht.
Da unsere Partner der Staat und damit auch die entsprechenden Behörden auf Distrikts- und Gemeindeebene sind, wird er erst nach den Wahlen wieder definiert sein. Die beiden Gesundheitsprojekte sind zukunftsorientierte Programme und beinhalten fachliche Neuorientierungen. Und diese Inhalte sind (an sich) nicht von der politischen Orientierung abhängig. Das gibt Zuversicht für die Zukunft.
All die verschiedenen Gründe und Risiken abwägend, ist Caritas entschieden, in nächster Zukunft in Tirana wieder vor Ort zu sein. Dies ist wichtig, um das bestehende Beziehungsnetz nicht abbrechen zu lassen, um unsere eigenen, albanischen Mitarbeiter und die Projektpartner zu unterstützen und zu stärken, um vor Ort den Prozess des jetzigen Geschehens mitverfolgen und mitbeurteilen zu können. Diese Entscheidung gründet im Wusch und in der Erwartung, dass die Projekte weitergehen können und werden.
Caritas hat zudem ausserhalb der Programmkredite Mittel zur Verfügung gestellt, um jetzt Nothilfe machen zu können. Mit einem grossen Teil dieses Geldes unterstützt sie die guten und durchdachten Hilfsprogramme von Caritas Albanien. Ein Teil des Geldes dient der direkten Nothilfe innerhalb unserer Programme (zum Beispiel Beteiligung am - praktisch zusammengebrochenen - Budget zur Beschaffung der Nahrungsmittel für die Kinder im Distrofik, Beitrag zur Deckung elementarer Bedürfnisse in den Gesundheitszentren des Staates (wie Alkohol, Verbandmaterial etc.)
Auch wenn die jetzige Situation im Land in vielen Belangen prekär ist, steht das im Kontrast zu den vielen guten Menschen und deren Verantwortung an den Orten, wo sie leben und arbeiten. Sie selber leiden am Zustand, wie er jetzt herrscht, persönlich, aber auch als Albaner für Albanien. Der Gedanke der Solidarität ruft uns dazu auf, mit ihnen in dieser schwierigen Zeit verbunden zu bleiben.
Arthur Keel

Albanien ist weiterhin auf Hilfe angewiesen
Wie geplant hat der Rotary Club Bern nach fünfjähriger Laufzeit Ende 1996, also noch vor den tragischen Ereignissen, seine Projekttä-tigkeit in Albanien zum Abschluss gebracht.
Die Frage, ob denn nach den jüngsten, bürgerkriegsähnlichen Ereignissen all die Bemühungen nicht umsonst und damit sinnlos gewesen sind, ist verständlich. Sie kann aber mit Überzeugung verneint werden. Neben der erheblichen materiellen Hilfe (zum Teil zwischenzeitlich aufgebraucht, andererseits können Plünderungen nicht ausgeschlossen werden), die der Rotary Club Bern in Albanien während der fünf Aktionsjahre hat realisieren können, darf die Bedeutung der moralischen Unterstützung, die dieses Land und sein Volk durch unsere Tätigkeiten hat erfahren dürfen, sowie der Zusatzausblidung für albanische Ärzte in der Schweiz nicht übersehen werden.
Eins ist gewiss: Albanien wird weiterhin und erst recht nach den vergangenen Turbulenzen auf Hilfe angewiesen sein.
Arthur Bill

Wieder ist dringend Hilfe nötig
Das HEKS hat ausser an einer Landwirtschaftsmaschine im Lager des Partners keine Schäden zu verzeichnen. Nicht nur eine Weiterführung, sondern auch zusätzliches Engagement in Form von Nothilfe ist in Gange. So wird insbesondere die Nothilfe an Albanien und für die Flüchtlinge in Italien der Föderation der Evangelischen Kirchen in Italien finanziell unterstützt werden.
Brigitt Hüni

storing the books
The activities of the Swiss Association of Teachers of English (SATE) have not stopped, but we are storing the English books that we are collecting for the (Albanian) »National Association of Teachers of English« until transport is possible again. Also we are appealing to Swiss schools if they can offer a scholarship for Albanian students.
Jean Naterop

Pro Albanien: neues Projekt geplant
Wir hatten im Sarganserland gerade Besuch aus Albanien, der uns bestätigte, dass das durch uns renovierte Schulhaus in Tresh noch bestens in Ordnung ist. Es wurde weder etwas gestohlen noch beschädigt. Nur die Pflanzen im Garten sind leider eingegangen.
Im Moment läuft bei uns gar nichts. Sobald sich die Lage in Albanien beruhigt hat, werden wir uns auf ein neues Projekt »stürzen«. Uns schwebt die Erstellung eines Healthcenters in den Bergen vor. Hilfsgüterlieferungen, wie wir sie nun seit fünf Jahren organisiert haben, kommen für uns nicht mehr in Frage.
Karin Häring

Trotz Verlusten weiterarbeiten
Das Gymnasium Ismail Qemali in Tirana, das seit 1992 von der Partnerschule Hohe Promenade in Zürich unterstützt wird, ist gemäss neuster Informationen von Plünderungen und Zerstörungen verschont geblieben. Alle gelieferten Güter sowie die Installationen (Chemielabor, Computer- und Videoraum, Bibliothek etc.) und die dazugehörende Infrastruktur sind intakt und benutzbar.
Etwas anders sieht die Situation leider in der zweiten von uns unterstützen Schule, dem technischen Gymnasium in Rubik aus. Aus dem Gymnasium und dem angegliederten, von uns teilweise restaurierten Internat wurde in den letzten Wochen so ziemlich alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war: Die neuen Wolldecken, Matratzen und Leintücher sind ebenso aus den Schlafzimmern verschwunden wie der Kühlschrank, die Waschmaschine, das Geschirr und die neuen Pfannen und Küchenutensilien aus der Internatsküche. Auch einige stabile Türen und neue Fenster, sowie der in den Waschräumen installierte Boiler und die Duschen haben neue Besitzer gefunden.
Trotz allem wollen wir unsere Schulpartnerschaften aufrecht erhalten und möchten mit unseren Hilfeleistungen fortfahren, sobald die politische Situation dies zulässt. Für die nahe Zukunft werden wir wie folgt vorgehen: Zuerst haben wir alle Investitionen und die noch zu erledigenden Restaurationsarbeiten bis nach den kommenden Wahlen gestoppt. Auch die Vorarbeiten für den im Herbst 97 geplanten Transport sind vorläufig auf Eis gelegt. Wir werden zuwarten, bis sich die Lage beruhigt. Danach aber wollen wir unsere Hilfe wieder aufnehmen. Albanien und seine Bevölkerung verdienen es unserer Meinung nach, dass wir weitermachen. Freunde in der Not sind die wirklichen Freunde, sagt ein albanisches Sprichwort. Durch diese Schulpartnerschaften möchten wir einerseits eine kleine Investition für die Zukunft der albanischen Jugend tätigen und mithelfen, diesen Jugendlichen eine neue Lebensperspektive in ihrem Land zu geben. Gleichzeitig aber möchten wir durch verschiedene Aktionen und Veranstaltungen an der Kantonsschule Hohe Promenade auch das Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für ein Volk in Not bei unseren eigenen Schülerinnen und Schülern wecken.
Vor einer Wiederaufnahme unserer Hilfeleistungen müssen die albanischen Behörden und Autoritäten allerdings dafür besorgt sein, dass wieder Ruhe und Ordnung einkehrt. Wir hoffen deshalb, dass in naher Zukunft wirklich faire, demokratische Wahlen abgehalten werden, so dass diesem Land ein drohender Bürgerkrieg mit all seinen entsetzlichen Folgen erspart bleibt.
Esther Baltisberger

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