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Editorial
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Liebe Leserinnen und Leser Es kann schon einmal vorkommen, dass ein Presseerzeugnis inhaltliche Fehler enthält. Denn wo gearbeitet wird, sind Fehler kaum zu vermeiden. So dürfen wir »Albanien-Experten« einem Reisenden verzeihen, der in einer Regionalzeitung von seinen Erlebnissen berichtet und das Todesjahr Enver Hoxhas mit 1988 angibt. Peinlicher wird es, wenn ein Mitarbeiter der renommierten Neuen Zürcher Zeitung meint, er müsse die Eindrücke eines dreitägigen Albanien-besuchs in einem Artikel zum Besten geben. So verbreitete Christoph Lüthy am 3. Juli im Bund »Zürich« ein sehr einseitiges Bild der albanischen Jugend. Diese wolle nur so schnell wie möglich zu Geld kommen, mangels Alternativen durch Drogenverkauf. Und dies sei ja in Zürich am einfachsten. Kurz: Ganz Albanien will in Zürich Drogen verkaufen. Nicht alles, was Albaner erzählen, darf man wörtlich nehmen - der Albaner ist nicht gerade für seine Genauigkeit berühmt. Aber auch dieser Tatsache nicht bewusst, ist es reichlich dilettantisch, als Journalist von seinen ersten, subjektiven Eindrücken eines unbekannten Landes zu berichten. Auch ich könnte von Albanern erzählen, die »wissen«, dass man in Zürich durch den Verkauf von Drogen innert einem Monat SFr. 100'000 verdient. Mir wurden in Tirana auch schon Drogen angeboten, und in den Zeitungen war sogar von elfjährigen albanischen Drogendealern zu lesen, die in Zürich festgenommen wurden. Fazit: Alle Albaner wollen in Zürich Drogen verkaufen. Aber das ist ja nichts Neues, Herr Lüthy - wissen wir doch schon lange, dass alle Albaner Drogendealer sind. Nein! Die meisten Albaner wissen nicht einmal, dass Heroin mit Zucker gestreckt werden kann, wie im Artikel erwähnt. Sie wollen überhaupt nichts mit Drogen zu tun haben, da sie von diesen nur das eine wissen: Drogen sind schlecht und böse. Aber diesen Menschen ist Herr Lüthy während seines kurzen Aufenthaltes wohl nicht begegnet. Albanien ist ein besonderes Land. Es ist schwierig, an Informationen zu kommen und nicht alles, was man zu hören bekommt, entspricht der Wahrheit. Auch ich muss immer wieder mit verschiedensten Albanern und ausländischen Beobachtern des Landes diskutieren, bis ich die albanischen Verhältnisse verstehe. Wie soll da ein Kurzaufenthalter den Überblick erlangen? Noch peinlicher wurde es, als die NZZ einen Monat nach Herrn Lüthys Artikel eine »subjektive, nicht überprüfte« Zuschrift eines Kosovo-Albaners abdruckte. In ihr wurden Persönlichkeiten des Landes aufgezählt, die Positives geleistet haben. Als Antwort auf den ersten Text sollte somit »ein runderes Bild Albaniens« aufgezeigt werden. Doch es bleibt fraglich, ob die NZZ mit dieser laudatio, die genauso lächerlich war wie der erste Artikel, irgendetwas zum »Bild Albaniens« beitragen konnte. Dass Autoren ihre Unkenntnis verkünden, kommt gerade bezüglich Albanien des öfteren vor. Beispiele dafür sollen sich auch im newsletter Albanien finden lassen. Ein guter Teil davon lässt sich aber auf die beschränkten Mittel zurückführen, mit denen der newsletter entsteht. Da unsere Autoren meistens auch nicht eine objektive Rolle einnehmen wollen, sondern in den Artikeln unabhängig von der Redaktion ihre persönliche Meinung kundtun, liegt es bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die goldene Mitte zu erkennen. Tendenziöse Beschreibungen der Albaner wollen wir Ihnen jedoch ersparen. Beim Lesen des neuen newsletter Albanien und der darauffolgenden Meinungsbildung wünsche ichÊIhnenÊangeregte Stunden, Ihr Lars Haefner - Probeabonnements |
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