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Kultur-Projekt Der Verein »Pro Dichterhaus Balada - Ein internationales Projekt in Presheva« lud neun Künstlerinnen und Künstler aus fünf Nationen vom 11. bis 22. September 2000 zur Arbeit an eigenen Werken und zum Kulturaustausch mit lokalen Künstlern nach Albanien ein Kunst sei eine Chance, die Menschen in die Freiheit zu führen, sagte der deutsche Philosoph Herbert Marcuse. Gleich aber wendete er ein, »nur jene Kunst, die irritiert, verunsichert...« Irritiert schauen sich die Leute aus Gjirokastër in den Räumen um, die Künstler aus fünf Ländern mit ihren Installationen beleben. Es sind weder wirklichkeitsgetreue Landschaften, noch Abbilder von Menschen oder Objekten, die sie zu sehen bekommen. Es sind Werke von Kunstschaffenden, die die Welt von heute symbolhaft darstellen, die über die Wirklichkeit hinausgehen, die Wünschen und Denken, Sein und Hoffen in ihre Sichtweise einbeziehen. Erstaunt sind viele der Ausstellungsbesucher auch über die gewählten Arbeits- und Ausstellungsräume im zweiten Stock des Jugendhauses von Gjirokastër. Abfall, Schutt und Staub türmen sich darin. Die Fensterlöcher lassen zauberhafte Details von zerfallenen Häusern, von der Zitadelle, von Bergen, von Gestein in zarten Farben herein.
Kunstwerke zum Sehen, Hören, Begreifen Die Künstler aus Deutschland, Kosova, Mazedonien, Albanien und der Schweiz haben mit ihren Werken eine Brücke zwischen den Menschen aus den verschiedenen Ländern gebaut. Es war ein Leichtes, sie zu begehen. Die Sprache der Kunst, der Musik, der Dichterworte, der zwischenmenschlichen Begegnungen waren die magischen Elemente der Verbindung. Auch die Brücke zu den Menschen des Städtchens wurde erstellt. Viele haben sie beschritten und fanden den Weg zu den Fremden mittels Worten, Gebärden, Gedichten, Gemälden. Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler (ausgewählt und eingeladen)
Verein »Pro Dichterhaus Balada - Ein internationales Projekt in Presheva« Der Verein »Pro Dichterhaus Balada - Ein internationales Projekt in Presheva« wurde im Juni 1998 in Zürich gegründet. Die Initiative geht auf den albanischen Dichter Vaxhid Xhelili zurück. Er lebte viele Jahre in der Schweiz, er stammt aus Llucan, in seiner Heimat wollte er ein Kulturzentrum errichten. Für seine Idee begeisterte er die Journalisten Heidi Schaerer und Max Akermann, die Kunstmalerin Marianne Leupi und den Kunstmaler Lawrence Lee. Sie gründeten den Verein und schmiedeten Projekte. Das Vereinsziel war und ist, Kulturschaffende aus aller Welt in die Region Presheva zu bringen, die ortsansässigen Künstler zu aktivieren, der Bevölkerung schöne Werte und neue Lebensinhalte zu vermitteln, und - sinnbildlich - Brücken zu bauen. Es sollte eine multiethnische Künstlergemeinschaft entstehen, in der weder Politik noch ethnische Zugehörigkeit tonangebend sind. Es war ein visionäres Ziel. Wir sind vorerst daran gescheitert. Dem Verein gehören rund 200 Leute an: viele Kosovaren, Albaner, Deutsche, viele Schweizer. Sie halten uns mehr oder weniger die Treue, bezahlen den bescheidenen Mitgliederbeitrag von 20 Franken, erscheinen zu den Generalversammlungen und kulturellen Veranstaltungen. Wir machten Vaxhid Xhelili zum Kurator des künftigen Dichterhauses, das vorerst in einem bestehenden Kulturhaus in Presheva eingemietet war. Seine Tätigkeit begann er Ende 1998 mit einer Theatervorstellung; es folgten Kunstausstellungen, Dichterlesungen, Diskussionsabende. Bis zum 8. März 1999 schien die Welt in der Region Presheva einigermassen in Ordnung zu sein, die Leute strömten zu den Veranstaltungen, das Bedürfnis war eindeutig vorhanden. Am 24. März 1999 löschten die ersten Nato-Bomben buchstäblich alles aus. Vaxhid Xhelili floh mit seiner Frau und den zwei Buben in die Schweiz. Der Krieg ging im Juni vordergründig zu Ende. Im Raum Presheva begannen danach die Unruhen zwischen den einzelnen Ethnien, angestachelt durch paramilitärische Einheiten albanischer und serbischer Couleur. Für die Umsetzung unserer Vereinsziele sehen wir uns vorerst in Kosova um. Wir haben die im Osten Kosovas gelegene Provinzstadt Gjilan im Visier. Der Fernsehjournalist Xhevdet Kallaba, der am 31. Juli 2000 nach vier Jahren Flüchtlingsaufenthalt in der Schweiz in seine Heimat bei Gjilan zurückgekehrt ist, wird versuchen, dort etwas ähnliches wie in Presheva aufzubauen. Wir haben uns aber bereits auf andere Kulturwege begeben: Das internationale Kulturprojekt, das in den nächsten Jahren in Mazedonien, Bulgarien, Jugoslawien, Deutschland und der Schweiz durchgeführt wird, startete im September in Albanien. Heidi Schaerer
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