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Aus Partnerschaft wird Freundschaft

Im laufenden Jahr haben sich die Kontkate zwischen der Blindenschule in Tirana und der Schule Sonnenberg in Zug gefestigt

Die Intensivierung der Kontakte zu Albanien war der Grund, weshalb die neuen Freunde auch am Jubiläumsfest »75 Jahre Sonnenberg« willkommen geheissen wurden. So weilten anfangs Juni die Direktorin und eine langjährige Musiklehrerin der Blindenschule Tirana im Sonnenberg. Die beiden Besucherinnen hatten in diesem Zusammenhang eine andere Seite des Schul- und Heimbetriebes kennen gelernt. Sie sind zudem durch viele Begegnungen und durch das freie Umhergehen in Schule und Heim bereichert worden und haben Ideen mitgenommen, welche sie ohne finanzielle Aufwendungen auf ihre Schule übertragen können. So haben sich die beiden vor dem Abflug zufrieden geäussert.

Man spürte in diesem Gespräch aber auch ihre Sorgen, mit denen sie im beruflichen und im persönlichen Alltag zu kämpfen haben. Wenn beispielsweise drei Familienmitglieder US$ 80 bis 100 im Monat verdienen, muss eines seinen ganzen Lohn für die Wohnungsmiete aufwenden. Teilweise betrage die Wohnungsmiete zwei Monatsgehälter. Sie hoffen, dass endlich einmal ein Staat aufgebaut werden kann, der gesetzliche Grundlagen schafft, dass solche Missverhältnisse ein Ende nehmen. Unser Angebot, im Oktober eine Weiterbildungswoche für Lehr- und Erzieherpersonal anzubieten, nahmen die beiden Frauen dankbar an, fehlt es ihnen doch auch an geistiger Nahrung.

Ein undichtes Dach
Ende August dieses Jahres leistete Robert Inauen, Elektriker in Altdorf, mit seiner Frau Miriam einen Arbeitseinsatz in Tirana. Es ging in diesen vier Tagen um Fragen betreffend Sanierung des Daches, um Beleuchtungsprobleme und um die Instruktion des Hauswartes und des Elektrikers. Gleichzeitig lieferte der Kanton Uri Materialien und Werkzeuge im Wert von SFr. 2'000.-. Denn ohne Werkzeug und Material kann kein Handwerker etwas ausrichten.

Die Sanierung des Daches soll im Spätherbst noch vor Wintereinbruch in Angriff genommen werden. Die starken Regenfälle dringen durch und beschädigen in Kürze die frisch gestrichenen Wände.

Weiterbildung
Anfangs Oktober waren Schwester Jeannine Balmer und Schwester Boriska Winiger - beide Blinden- und Sehbehindertenlehrerinnen, Orientierungs- und Mobilitätslehrerinnen im Sonnenberg - an der Blindenschule in Tirana. Sie gestalteten eine Weiterbildungswoche für das Lehr- und Erziehungspersonal zum Thema »Sensibilisierung für Orientierung und Mobilität«. Es wurde täglich in zwei Gruppen zu je zwei Stunden gearbeitet.

Die Direktorin erhielt das Programm »Ziele und Mobilitätserziehung« in Italienisch und in Deutsch zu Handen des Erziehungsministeriums. Es ist zu hoffen, dass das Ministerium einmal das Fach »Orientierung und Mobilität« im Stundenplan der Blindenschule bewilligt.

Es wurde auch angekündigt, dass eine Warenlieferung vom Liechtensteinischen Hilfswerk für Ende Oktober erwartet werden darf. Mit den 60 Stühlen kann die Schule endlich ihren Kursraum bestücken und muss nicht bei jeder Gelegenheit Stühle im Schulhaus holen. Besonders freut es mich auch, dass mit 20 gelieferten Blindenschriftmaschinen mindestens zwei bis drei Klassen bestückt werden können.

Mehr Farbe im Alltag
Uns blieben viele Eindrücke vom Aufenthalt in Tirana. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sehr motiviert und dankbar. Das gemeinsame Üben bewirkte eine lockere Stimmung und brachte auch die Mitarbeiter einander näher, die angeregt diskutierten. In der Schule und im Heim werden die Wände neuerdings mit Fotos, Kalenderbildern und Bastelarbeiten von Kindern und Lehrpersonen dekoriert. In den Gängen und Räumen stehen jetzt auch Pflanzen. Ausserdem wurde das Areal begrünt. Die Sitzbänke sind geflickt und bemalt, sogar zwei Abfallkübel wurden zu unserer Überraschung befestigt. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, dass die Kinder ihren Abfall bewusst in diese Kübel werfen. Dies ist besonders lobenswert, wenn man weiss, wie die Strassen in der Stadt mit Abfall übersät sind.

Der Besuch in der Schule bestätigt uns, dass sich vieles geändert hat. Die Schul- und Kindergartenmöbel, ein Geschenk der Gemeinde Baar, möblieren die Räume. Die Schulzimmer sind gestaltet. Die Wandtafeln, vor zwei Jahren geliefert, werden rege gebraucht: die Sehbehinderten benutzen die Kreidewandtafel, und die Blinden arbeiten an der Klettentafel. Die Lehrpersonen zeigten uns stolz das Material, welches sie auf unsere Anregung hin anlässlich des Aufenthaltes im Sonnenberg hergestellt haben.

Leider liegt der Schreibmaschinenunterricht noch im Argen. Der Lehrer kennt das Zehnfingersystem nicht. In einer Klasse mit acht Schülern stehen ihm zwei schrottreife Schreibmaschinen zur Verfügung. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, ist doch das Maschinenschreiben für einen blinden Menschen etwas Unentbehrliches.

Fröhliche und unzufriedene Kinder

Die Kinder sind sehr anhänglich und machen einen zufriedenen Eindruck. Armut und Verwahrlosung schimmern aber trotzdem durch: beschädigte Brillen, kaputte Schuhe und teilweise spröde Körperhaut, für die man keine entsprechenden Salben hat. Die Älteren versuchten, mit ein paar Brocken Englisch und Italienisch mit uns ins Gespräch zu kommen. »Warum arbeiten Sie nur mit Lehrpersonen und nicht mit uns Kindern direkt?« Mit diesem vielsagenden, spontanen Ausspruch eines Kindes möchte ich schliessen und hoffen, dass die indirekt ausgesprochenen Wünsche dieses Kindes einmal in Erfüllung gehen werden.

Sr. Boriska Winiger

Wer für die Blindenschule in Tirana Geld spenden möchte, kann es auf folgendes Konto einzahlen: Amt für Finanzen, Tellsgasse 1, 6460 Altdorf, PC 60-432-6, Vermerk »Uri hilft Albanien«.

Vielleicht stehen da und dort noch mechanische Schreibmaschinen herum. Sie sollen transportabel und noch in einem guten Zustand sein. Am besten wäre die Marke »Hermes 3000«. Setzen Sie sich mit Sr. Jeannine Balmer oder Sr. Boriska Winiger in Verbindung.

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