newsletter Albanien

Schweizer Zeitschrift für die Zusammenarbeit mit Albanien
Informationen für an Albanien Interessierte

Swiss non-profit Journal for the Cooperation with Albania

Journal Suisse pour la Cooperation avec l'Albanie


 
 
Editorial

Newsletter HOME

Aktuelle Ausgabe

Alte Ausgaben

Adresse

Abonnements

Mein Artikel

Informations en Français

Articles en Français

English Informations

Articles in English


www.albanien.ch

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Das Bild hat sich in meinem Kopf eingeprägt: Eine nette Familie vor Ihrem Häuschen. Der Mann im Anzug und mit Krawatte. Die Frau, ebenfalls adrett gekleidet, mit langen blonden Haaren. Ein Mädchen im sommerlichen Kleidchen und ein kleiner Junge mit einem Spielzeug in der Hand. Im Hintergrund ein kleines Einfamilienhaus, wie es irgendwo in Deutschland oder in den USA stehen könnte. Das Haus einer gut verdienenden Familie in einer Vorstadt einer grossen Kapitale - nicht zu gross, nicht zu klein. Zwischen Familie und Haus noch eine gepflegter Rasen, durchschnitten von einer Garagenauffahrt. Mit diesem Bild einer lieblichen Familienidylle warb 1996 die Demokratische Partei Albaniens um Wählerstimmen.

Ein Jahr später wussten wir, dass solche Zukunfts-fantasien in Albanien noch lange auf sich warten lassen würden. Nach den Unruhen des Jahres 1997 war die Hoffnung, dass sich vieles in Albanien bald zum Besseren wenden wird, begraben. Der Traum vieler Albaner, dass sie innert einiger Jahre keinen Mangel mehr erleiden müssten, dass es ihnen gut gehen würde und sie ein Leben wie in den Werbespots des italienischen Fernsehens führen könnten, dass Albanien »ein Teil Europas« sein würde, dieser Traum, den die meisten Albaner noch bis weit in die Neunziger hinein träumten, war zerstört.

Jetzt ist klar, dass die Entwicklung Albaniens in kleinen Schritten vonstatten gehen wird. Keine grossen Sprünge - und manchmal vielleicht auch ein Rückschlag. Im besten Fall.

Im Editorial des letzten Heftes bedauerte ich, dass keine grossen Erfolgsmeldungen zu verzeichnen seien. Von Stagnation, Kriminalität und Korruption schrieb ich damals.

»Siehst Du denn die Entwicklung nicht?«, fragten mich meine albanischen Freunde. Es ist doch alles ganz anders, als noch vor einem Jahr.

Augen auf! Tatsächlich! Es sind nicht die grossen Veränderungen, die ich vergeblich suchte, sondern kleine Fortschritte - überall.

Das Zentrum Tiranas wird beispielsweise nicht mehr von Hunderten von Kiosken und Cafés dominiert. Die Stadtverwaltung hat die illegal errichteten Bauten abreissen und wieder Parkanlagen anlegen lassen; Parkanlagen, mit Rasen, mit Kehrichteimern und mit Strassenlampen. Die Laternen funktionieren, die Leute werfen den Abfall nicht mehr auf die Strasse und der Rasen wird gepflegt. Auf den Bänken sitzen Familien, die in den lauten und teuren Cafés keinen Platz fanden. Sogar Kunst ist im öffentlichen Raum anzutreffen. Keine grossen Ereignisse - aber Zeichen von Normalität, Rücksicht und auch Akzeptanz staatlicher Autorität.

Wer die Augen öffnet, sieht nicht nur die grosse Autobahn-Brücke, die mit Geldern des Balkan-Stabilitätspaktes in Durrës gebaut wird. Überall finden sich auch Anzeichen für den Wandel im Kleinen. Die Liste von Beispielen liesse sich problemlos verlängern. Grund zur Hoffnung.

Lars Haefner


-› Probeabonnements

© newsletter Albanien: Wiedergabe von Text und Bildern in irgendeiner Form nur mit Genehmigung der Redaktion