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Jesus als Kontaktmittler

Die Arbeit von »Albanian Evangelical Rural Outreach« (AERO)

»Albanian Evangelical Rural Outreach« (AERO) organisierte von Juni bis August 1999 ein Sommerprojekt. Dieses Projekt wird von Christen verschiedener Konfessionen aus Albanien, Westeuropa und Nordamerika durchgeführt. Von Österreich aus hat der »Arbeitskreis christlicher Studenten« (ACS) der Johannes-Kepler-Universität in Linz zum dritten Mal eine Gruppe junger Leute nach Albanien gesandt. Der ACS ist Zweig der »Agape Europa« beziehungsweise »Campus für Christus« (in Deutschland und der Schweiz), einer internationalen christlichen Bewegung. Agape ist keine eigene Kirche oder Religionsgemeinschaft, sondern ein gemeinnütziger Verein in Österreich. Die gesamte Arbeit wird von freiwilligen Spenden getragen.

Am Projekt AERO konnte jeder Teilnehmer für zwei, vier, sechs oder acht Wochen teilnehmen, je nachdem, wieviel Zeit jeder persönlich zur Verfügung hatte. Unsere Gruppe reiste im August für zwei Wochen durch Albanien, um der dortigen Bevölkerung von Jesus zu erzählen.

In Teams von sechs Leuten, international gemixt mit Holländern, Deutschen, Amerikanern, Österreichern und Albanern, fuhren wir mit Geländewagen in abgelegene albanische Dörfer an der Adriaküste im Bezirk Lushnjë. Hier merkt man schon einen Unterschied zu den heimatlichen Gefilden: Die Straßen in Albanien sind schlecht, staubig und oft von Schlaglöchern übersät.

Im Dorf angekommen, führt der erste Weg jeweils zum Bürgermeister, den wir um Erlaubnis bitten, den Film über Jesus zeigen zu dürfen. Die technischen Geräte dazu inklusive Leinwand haben wir eigens mitgebracht. Mit der Zustimmung des Bürgermeisters beginnen wir nachmittags für den Film zu werben. Wir gehen dabei jeweils von Haus zu Haus und laden die Bewohner ein. Unsere albanischen Übersetzer haben hier enorme Arbeit zu leisten, da in den Dörfern niemand Englisch spricht. Die Bewohner sind neugierig und sehr gastfreundlich - so wie es im »Kanun des Lek Dukagjin« beschrieben ist. Jeder, der schon in Albanien war, weiß, dass die Tage schnell vergehen, da die Albaner sehr redefreudig und interessiert sind.

Bereits in der abendlichen Dämmerung beginnen wir als Team mit dem Aufbau des Filmprojektors und der Leinwand auf einem Feld im Dorf, wohin wir die Leute am Nachmittag eingeladen haben.

Viele der Dorfbewohner finden sich bei Dunkelheit in unserem improvisierten Kino ein. Der Film, der gezeigt wird, beschreibt das Leben Jesu nach dem Lukas-Evangelium. Ausserdem verschenken wir albanisch geschriebene Bibeln.

Die Reaktion der Bevölkerung ist unterschiedlich und reicht von Begeisterung bis Desinteresse. Einige wollen mehr über Jesus wissen. Bis vor wenigen Jahren war Albanien »atheistisch«; jede Art der Religionsausübung war verboten. Mit dem Sturz der kommunistischen Regierung hat sich dies aber schlagartig geändert, wie wir erleben durften.

Die Nacht verbringen wir im Dorf, eingeladen von den Dorfbewohnern. Die Menschen, die selbst nicht viel haben, teilen aber dennoch all das bereitwillig mit uns. Manchmal erleben wir mit, dass wirklich das »letzte Huhn« für uns als Gäste geschlachtet wird. Gespräche am Essenstisch dauern oft stundenlang an, nicht selten bis Mitternacht. So erfahren wir als Westeuropäer einerseits viel über das Dorfleben und die Geschichte der Albaner, andererseits können wir da und dort Fragen beantworten, die den Jesusfilm betreffen.

Diese Erlebnisse sind sehr beeindruckend für jeden einzelnen, da mit Hilfe unserer Übersetzer von »DU auf DU« mit den Dorfbewohnern kommuniziert wird, fernab von jeglichem Tourismus und Geschäftlichkeiten.

Am nächsten Tag beginnt die Tour erneut, im Nachbardorf...

Die oberste Organisation des Projektes AERO, nämlich Campus für Christus in Albanien, hat jedoch während der Kosovo-Krise im ersten Projektmonat aufgrund der Flüchtlingswelle umdisponieren müssen. Alle Teilnehmer, sowohl Albaner wie Internationale, waren gefordert, die schier unendlich grossen Flüchtlingsmassen in Flüchtlingslagern unterzubringen und die notwendige Betreuung zu gewährleisten. Viele helfende Hände waren nötig bei der Essensausgabe, Hilfsgüterverteilung, Campreinigung, Beschäftigung hauptsächlich der Kinder und bei Gesprächen über die erlittenen Traumata. Dabei gab es auch Gelegenheit, Bibeln zu verteilen, sowie den Jesusfilm zu zeigen.

Für sechs weitere Teams ergab sich aufgrund der zurückkehrenden Flüchtlinge in den Kosovo eine Gelegenheit, Projekt AERO dort erstmals zu starten. Diese Teams, darunter zwei Österreicher, hatten eine lange Fahrt mit dem Geländewagen vor sich. Ungefähr zwölf Stunden fuhren sie nach Prishtina, in die Hauptstadt des Kosovo. Die Strassen werden im Norden Albaniens zunehmends schlechter - kein Asphalt mehr und gebirgig. Dafür ging das Vorbeikommen an den stationierten Grenzsoldaten entschieden schneller.

Erste Eindrücke der Teams waren das normalisierte Leben in der Hauptstadt einerseits, teilweise völlig zerstörte Ortschaften in den ländlichen Gebieten andererseits. Der Programmablauf von AERO deckte sich in fast allen Bereichen mit jenen von den Bergdörfern in Albanien. Nur wurde hier zusätzlich bei Wiederaufbauarbeiten an Häusern mitgeholfen. Ausserden wurde der Jesus-Film in dem total überfüllten Kino in Peja, der meistzerstörten Stadt des Kosovo, gezeigt. Bereits beim Verteilen der Einladungen zum Film wurden diese förmlich aus der Hand gerissen. Das Interesse, die Neugierde der Kosovaren war groß.

Ich persönlich war jetzt schon das dritte Mal beim Projekt AERO in Albanien beteiligt und sehe Bestrebungen seitens der Albaner, ihr Land aufzubauen, eine stabile Zukunft zu erreichen - aber auch die offenen Fragen, die das Leben an jeden einzelnen von ihnen stellt. Ich freue mich schon auf das Projekt AERO 2000 im Sommer, das wiederum mit Einsatzbereitschaft und Flexibilität eines jeden einzelnen zu tun haben wird.

Ingrid Heidecker


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