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Zu Besuch in der Blindenschule

Bericht von einer Reise der Projektbeteiligten im September

Nach Beendigung des Kosovo-Krieges sollten imProjekt »Uri hilft Albanien« weitere Schritte unternommen werden. Die Schweizer Delegation (Sr. Boriska Winiger und Sr. Jeannine Balmer, Sehbehinderten- und Blindenlehrerinnen, Josef Schuler, Sekretär und Verantwortlicher für Kultur der Erziehungsdirektion Uri, und Robert Inauen, Elektrofachmann) hatte zwei Ziele:

  • Unterstützung und Weiterbildung der Lehrpersonen
  • Verbesserung der Lichtverhältnisse in Schule und Internat.
Gleich nach unserer Ankunft in Tirana verschaffen wir uns einen ersten Eindruck in der Blindenschule. Das Schulgebäude wird gerade renoviert, das heisst Innen und Aussen wird der Verputz erneuert und der Boden mit neuen Platten belegt. Doch auf den frischgestrichenen Wänden kommen bereits wieder feuchte Stellen zum Vorschein.

In den folgenden Tagen kontrollieren die beiden Herren den Zustand der Gebäulichkeiten und der elektrischen Installationen. Das Ergebnis ist deprimierend. Das Dach ist nicht mehr dicht und muss dringend saniert werden. Das Internat ist in einem armseligen Zustand. Die Räume sind leer und kalt. Weil das Gemäuer feucht ist, löst sich der Verputz an verschiedenen Stellen und bröckelt ab. Neben den vielen baulichen Mängeln sind auch die elektrischen Installationen in einem erbärmlichen Zustand, zum Teil ist es sogar lebensgefährlich. Im Haus gibt es zwar einen Elektriker, doch ihm fehlt es an Werkzeugen und an Sachkenntnis.

Die Stromversorgung ist in ganz Albanien miserabel. Dass unter diesen Bedingungen elektrische Apparate keine lange Lebensdauer haben, ist verständlich. Ob und wie unter diesen Umständen in der Blindenschule besseres Licht eingerichtet werden kann, muss der Elektrofachmann erst noch prüfen.

Sr. Boriska und ich treffen uns mit der Direktorin, Frau Dr. Marjana Çadrj, und dem Lehrpersonal zu einer Austauschrunde. Eine Lehrerin zeigt uns mit berechtigtem Stolz das Buch, das sie für die Erstklässler mit Hilfe der Thermoform-Druckmaschine hergestellt hat. Ein Lehrer meint, sie hätten in ihrer Art zu unterrichten eine Wende um 180 Grad gemacht, seitdem sie mit dem Sonnenberg Baar Kontakt haben. Die neuen Hilfsmittel wie Abakus, Globen, Tafeln werden eingesetzt.

Die Stühle und Pulte, welche die Gemeinde Baar zur Verfügung gestellt hat, leisten gute Dienste. Die Direktorin meint, endlich hätten sie auch sehbehindertengerechte Stühle (weil sich diese in der Höhe verstellen lassen). Im neuen Schuljahr will man nun auch vermehrt auf die Bedürfnisse der sehbehinderten Kinder eingehen, das heisst im Unterricht will man jetzt auch zwischen den Blinden und Sehbehinderten differenzieren.

Der Schulbus - ein Geschenk vom Kanton Uri - wird rege benutzt. Es gab allerding viel Ärger, bis er dort endlich in Betrieb genommen werden konnte: Die Zollgebühren waren sehr hoch und Batterie, Radio und Reserverad wurden während der langen Wartezeit gestohlen.

Sr. Boriska Winiger und ich bieten dem Lehrpersonal einen verkürzten Blindenführkurs an. Alle machen sehr eifrig mit. Besonders die blinden Lehrer merken bald, welche Vorteile es hat, wenn man richtig geführt und nicht einfach von hinten gestossen wird. Unsere Methode ist für sie neu. Unser Schnupperkurs hat das Interesse für einen Intensivkurs geweckt. So wollen wir bei unserem nächsten Besuch einen längeren Orientierungs- und Mobilitätskurs durchführen und das Personal für die Bedürfnisse der blinden und sehbehinderten Kinder sensibilisieren.

Bei diesen Strassenverhältnissen und beim alltäglich herrschenden Verkehrschaos kommt das eigentliche Langstocktraining allerdings nicht in Frage. Es ist wichtig, dass sich unsere Hilfe immer an den bestehenden Gegebenheiten orientiert.

Helfen in Albanien - ein Fass ohne Boden? Wenn man immer wieder motivierte Leute antrifft, die trotz allem den Mut nicht verlieren und glücklich sind, mit der Schweiz in Kontakt zu bleiben, glauben wir eher an einen Garten, in dem noch ab und zu etwas gedeiht und Früchte trägt.

Sr. Jeannine Balmer, Blindenschule Sonnenberg


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