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Kolumne
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Im Osten nichts Neues Sie haben völlig Recht: Der Titel stimmt natürlich nicht ganz. Denn in den osteuropäischen Staaten Ungarn, Polen, Tschechien und Slowenien geht in Sachen politische und wirtschaftliche Reformen längst die Post ab. Und auch wenn Bulgarien, Rumänien, Kroatien und die Slowakei noch lange nicht mit Westeuropa konkurrieren können, so sind doch auch in diesen Ländern mehr oder weniger weitgehende Reformprojekte eingeleitet worden. Mal abgesehen von einigen finsteren ehemaligen Sowjetrepubliken stimmt der Titel also nur, wenn wir mit dem Osten Albanien meinen. Neu ist in Albanien höchstens die Tatsache, dass unlängst Europas jüngster Regierungschef, der hoffnungsvolle 31-jährige Pandeli Majko, seine Demission eingereicht hat. Was für die internationalen Bemühungen, in Albanien einen politischen Generationswechsel herbeizuführen, fraglos einen schweren Rückschlag bedeutet. Damit wird die politische Szene in Albanien nämlich wieder - und das ist bedauerlicherweise überhaupt nicht neu - von zwei altbekannten Persönlichkeiten bestimmt: Einerseits von Sali Berisha, seines Zeichens ehemaliger Herzchirurg des Diktators Enver Hoxha, der zwar 1992 Albaniens erster demokratisch gewählter Präsident wurde, sich während seiner Amtszeit aber zu einem machtbesessenen Autokraten entwickelte, der sein Land in ein heilloses Chaos führte. Und andererseits von Fatos Nano, einem ehemaligen kommunistischem Apparatschik, der heute an der Spitze der Sozialisten steht. Diese beiden Figuren sind die Protagonisten der lähmenden Polarisierung im Lande. Nach wie vor gibt es in diesem unseligen Klima auch sechs Jahre nach der Wende noch keinen funktionierenden Rechtsstaat. Nach wie vor herrscht wirtschaftlicher Stillstand, und ausser ein paar Kilometern löchriger Autobahn von Tirana in Richtung Durrës wurde kaum eines der wichtigen Infrastrukturprojekte verwirklicht. Die meisten ausländischen Unternehmen haben ihre Vorposten in Tirana angesichts massiver Sicherheitsprobleme und mangelnder Zukunftsperspektiven wieder geräumt. Und nach wie vor lebt Albanien vom Geld, das Hunderttausende von Emigranten in die Heimat schicken. Das einzige, was heute, am Ende des 20. Jahrhunderts, in Albanien boomt, ist der illegale Handel mit Waren aller Art... Was, frage ich mich, braucht es, bis Albanien endlich erwacht und sich konsequent und dauerhaft seiner Altlasten entledigt? Und wieviel Zeit muss noch vergehen? Tamás Kiss
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