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Bundeshilfe Die Schweizer Eidgenossenschaft hat mit grossem Einsatz den Vertriebenen in Albanien geholfen Fast wie im Ferienlager: Wir sitzen gemütlich im Schatten an roh gezimmerten Tischen und Festbänken, schwatzen miteinander und geniessen unser Essen. Der Koch hat ein gutes Schweizer Menu zubereitet. Auf dem Tisch stehen Getränke mit Schweizer Beschriftung. Die anderen rund um mich herum sprechen Französisch, Italienisch und Schweizerdeutsch. In Sichtweite wehen verschiedene Fahnen mit Schweizerkreuz im Wind, der für willkommene Abkühlung sorgt. Auch der Blick in die Ferne erinnernt an die Schweiz: Nach Westen ist eine Hügelkette zu sehen (mit Burg), im Osten liegen hohe Berge. Man könnte meinen, dass man zu Hause ist - aber die Hitze, die Grillen, die italienischen Soldaten und die dröhnenden Flugzeuge erinnern daran, dass ich in Albanien bin - zu Besuch im »Swiss Camp«, dem Lager der Schweizer Luftwaffe in Tiranas Flughafen Rinas. Mehr als Hundert Bundesangestellte waren dieses Frühjahr in Albanien. Davon waren aber nicht nur die 40 bis 60 Soldaten, die im Rahmen der »Alba Task Force« für das UNHCR mit drei Militär-Helikoptern Hilfsgüter und verletzte Flüchtlinge transportierten, sondern noch einmal fast so viele Personen auf der Lohnliste des Militärdepartements. Letztere waren vom Militär als OSZE-Beobachter für Kosova angestellt worden und wurden, nachdem sie Ende März Jugoslawien verlassen mussten, dem Schweizer Katastrophenhilfekoprs oder der OSZE in Albanien zur Verfügung gestellt. Die »Swiss Air Force« reiste anfangs April mit drei Super-Puma Helikoptern nach Albanien und flog im Auftrag des UNHCR (und entsprechend beschriftet) Hilfsgüter in die Flüchtlingscamps an der Grenze zu Kosova und transportierte kranke und verletzte Kosovaren nach Tirana. Die Region zu Kosova ist kaum zugänglich. Die zwei Strassen, die von Tirana nach Kukës führen, sind natürlich in einem äusserst schlechten Zustand und dem durch den Krieg verursachten Verkehrszuwachs nicht gewachsen. Die Fahrt durchs Gebirge dauert acht bis zehn Stunden. Der Flug mit dem Helikopter eine halbe Stunde. Der Einsatz der Helikopter, der anfangs August beendet wird, war sicher sinnvoll und hilfreich. In 667 Flügen wurden bis zum 13. Juli 4'500 Personen und 832 Tonnen Hilfsgüter transportiert sowie 337 Personen aus medizinischen Gründen evakuiert. Das UNHCR wies immer wieder auf die beispielslos gute Arbeit der Schweizer hin. Einziger Schwachpunkt der Aktion ist die Kostenfrage. Ein Verrtreter eines schweizererischen Hilfswerkes meinte, wenn die Armee etwas macht, wird immer alles drei Mal teurer. Dieser Eindruck wird im »Swiss Camp« in Rinas bestätigt: Diverse Container (Büro und Übermittlung, Küche, Toiletten und Duschen, Werkstätten, Lager) bilden das Camp. Auch etliche Fahrzeuge wurden nach Albanien gebracht. Ein täglicher Flug mit einem (sehr) teuer gemieteten spanischen Transportflugzeug bringt beinahe sämtliches Material inklusive Bauholz, Essen und Getränke (damit die Piloten nicht zu einem unpassenden Zeitpunkt Durchfall kriegen) vom Flugplatz Emmen (LU) nach Albanien. Die Schweizer Armee war in Albanien nicht nur humanitär im Einsatz, sonder wahrscheinlich auch auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern, Prestige und Akzeptanz. Auf grosses Unverständnis unter den in Albanien freiwillig tätigen Soldaten war die Auseinandersetzung um die Bewaffnung der Soldaten im Ausland gestossen. Bewaffnet waren einzig die Festungswächter, die das Camp bewachten und die Flüge begleiteten. Das Auftreten dieser mit Maschinenpistolen bewaffneten Soldaten während der Landungen in Kukës wurde von diversen Beobachtern als übertrieben angesehen. Tatsächlich hatte auch ich das Gefühl, dass die Bedrohungslage zu ernst genommen wurde. Die Verantwortlichen scheinen jedenfalls alles daran gesetzt zu haben, dass Angehörige der Armee, Super-Pumas und das Image der Armee keinen Schaden nehmen würden. Gemäss Berichten kam es nach dem Abzug der amerikanischen Truppen vom Flughafen Rinas doch noch zu einer kritischeren Lage. Dies ist wohl mitunter ein Grund gewesen, die Aktion vorzeitig abzubrechen. Aber vor allem ist die Tatsache, dass es kaum mehr Güter zu transportieren gab, da die Mehrheit der Vertriebenen nach Kosova zurückgekehrt ist, ausschlaggebend gewesen - die Schweizer Armee wollte nicht Taxi für Ausländer, die nach Kukës mussten, spielen. Ebenfalls ein für Albanien angenehmer Ort ist der Stützpunkt des Schweizer Katastpohenhilfekorps in Tirana. Das kleine Haus, ruhig gelegen und mit einigen Rebstöcken im Garten, dient als Büro und Unterkunft. Von hier aus werden die Hiflsaktionen in ganz Albanien koordiniert. Darunter fallen die Verteilung von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern, der Aufbau von 5 Zeltcamps und die Unterstützung von Gastfamilien und den aufgenommenen Flüchtlingen. Letzteres, »Cash for Shelter« genannt, sollte 7500 Gastgeber-Familien unterstützen. Der Bundesrat hatte Fr. 10 Millionen gesprochen. Aber noch bevor das Programm richtig begonnen hatte, hatte schon wieder ein guter Teil der Vertriebenen Albanien verlassen. In den Flüchtlingscamps in Shkodra, Spitalle und Golem bei Durrës sowie Kavaja waren die Schweizer für den Aufbau der Zelte verantwortlich. Andere Länder oder NGOs haben sich jeweils um die weitere Infrastruktur oder den Betrieb des Lagers gekümmert. Ein weiteres Problem, dem sich das SKH annahm, war die Versorgung der Camps mit Wasser. Im Raum Durrës wurde eine Wasseraufbereitungsanlage gebaut, die wohl auch noch nützlich sein kann, wenn die Flüchtlinge Albanien verlassen haben. Schon vor dem Ausbruch des Kriegs hatte das SKH damit begonnen, (winterfeste) Flüchtlingsunterkünfte zu bauen. Hätte der Krieg noch länger gedauert, hätte man sich noch um viel mehr winterfeste Unterkünfte kümmern müssen. Von den Schweizer Milchproduzenten wurden 1'000 Tonnen Milch zur Verfügung gestellt. Diese wurden natürlich auch an andere Hilfsorganisationen weiterverteilt. Im Rahmen der internationalen Kooperation wurden zudem von der Schweiz angestellte Fachkräfte der WHO und der OSZE überlassen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit bezifferte die humanitäre Hilfe im Rahmen der Kosova-Krise (inklusive Hilfe in Mazedonien und Serbien) am 25. Juni mit Franken 110 Millionen. Davon Stammen 20 Millionen aus dem ordentlichen Budget für humanitäre Hilfe, 80 Millionen aus Nachtragkrediten und 10 Millionen an Waren aus Lagern von SKH und VBS. Mit 46 Sattelschleppern wurden Zelte für 18'000 Personen, 10'000 Schlafsäcke, 8'500 Wolldecken, 9'000 Wasserkanister, 1'500 Küchensets, 604 Tonnen Milch und 23 Tonnen Äpfel transportiert. Zum Abschluss muss hier noch gesagt sein, dass das »Swiss Camp« sich trotz lauter Schweizer Uniformen eklatant von meinen bisherigen Erinnerungen an das Schweizer Miltär unterscheidet. Eine solch gute Arbeitsmoral konnte ich zuvor noch nie bei der Armee erkennen. Die Soldaten, die alle freiwillig in Albanien sind, meldeten sich oft, ohne dass sie eine grosse Ahnung von Albanien hatten. Das Helfen und die Arbeit stehen in Mittelpunkt, weniger die militärischen Umgangsformen. Genauso entgegenkommend wurde mir geholfen. Als Journalist durfte ich alles sehen, wurde zum Essen eingeladen und durfte über die albanischen Berge fliegen. Genauso hilfreich waren die Mitarbeiter des SKH, die mir ebenfalls alles zeigten und über alles informierten; im Einsatz für notleidende Menschen. Lars Haefner
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