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Flüchtlinge rein - Flüchtlinge raus Wie dieses ereignisreiche Frühjahr Albanien verändert hat In Kukës erzählt man sich folgenden Witz, der ein Bild von der Lage in Albanien wiedergibt: »Wieso haben die Nato-Piloten nie Albanien bombadiert? - Wenn sie über Albanien flogen, schauten sie runter und meinten: 'Fliegen wir weiter, hier wurde schon gebombt.'« Albanien ist nach wie vor das ärmste Land Europas. Dies darf trotz der in Kosova dringend notwendigen Hilfe und trotz des Elends der Flüchtlinge nicht vergessen werden.
Nato hilft Albanien Albanien profitiert auch von Arbeiten der Nato an der Infrastruktur. Tiranas Flughafen Rinas, bis vor kurzem ein riesiges Heerlager, war nur über eine kleine Strasse zu erreichen. Den zusätzlichen Verkehr durch die Militärs konnte die enge Strasse nicht mehr aufnehmen, weshalb amerikanische Soldaten sie ausbauten (was während der Bauzeit dazu führte, dass der einzige Flughafen Albaniens nur noch über eine Schotterpiste mit sogar für albanische Verhältnisse grossen Schlaglöchern zu erreichen war). Aus strategischen Gründen wurde auch an der Strasse Tirana - Shkodër - Kukës gearbeitet. Nicht einmal der einzige brauchbare Weg von Albaniens Küstenregion ins Grenzgebiet zu Kosova war gut genug. Die neuen Strassen sollen ungefähr zehn Jahre halten. Zu hoffen bleibt, dass nicht auch die Bautrupps Albanien verlassen, bevor sie ihr Werk vollendet haben. Gebaut wird auch am Flugfeld in Rinas. Die sprunghafte Zunahme des Flugverkehrs durch Transportflieger mit Hilfsgütern und militärischem Material hatte sowohl die räumlichen Kapazitäten des kleinen Flughafens als auch die organisatorischen Anforderungen überfordert. Zur Abhilfe haben die Amerikaner den Flugbetrieb übernommen - die Albaner waren mit rund zehn Maschinen pro Tag überfordert und viele Flieger mit Hilfsgütern mussten umkehren. In Kukës haben Araber einen neuen Flugplatz gebaut. Das Zentrum der Flüchtlingstragödie war zuvor nur nach zehnstündiger Autofahrt oder halbstündigem Helikopterflug erreichbar. Ein weiterer positiver Effekt der ausländischen Militärpräsenz ist eine deutliche Zunahme der Sicherheit. Im ganzen Land sind jetzt Nato-Soldaten unterwegs, die mit ihren Patrouillen die Strassenräuber vertreiben. Ob sie wirklich gegen Verbrecher vorgehen (meines Wissens sollen sie vor allem Hilfstransporte schützen) oder die verbesserte Sicherheitslage nur ein indirekter Effekt der Nato-Präsenz ist, ist nicht ganz klar. Jedenfalls drücken viele Albaner - darunter auch die Regierung - den Wusch aus, dass die westlichen Freunde Albanien nicht so schnell verlassen sollen. Reisen quer durchs Land (auch in den Süden) scheinen wieder zum Alltag zu gehören. Das muss auch so bleiben, der persönlichen Sicherheit und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zuliebe.
Flüchtlinge rein
Flüchtlinge raus Wenigstens kam das Ende des Krieges, noch bevor man sich um ihre Unterbringung während des Winters kümmern musste. Für diejenigen, die jetzt schon trotz Bedrohungen durch Minen und mangelnder Versorgung nach Kosova zurückkehren, bleibt somit gerade noch genug Zeit, in Kosova das Überleben im Winter vorzubereiten. Deshalb macht es für viele Flüchtlinge auch Sinn, sofort in die Heimat zurückzukehren. In Albanien hätten sie ja so oder so nichts zu tun. Für die wenigen Flüchtlinge, die noch länger in Albanien bleiben werden, werden sich geeignete Unterkünfte für den Winter finden lassen. Im Falle der Kosovaren bei uns lässt sich wohl eine schnellere Rückkehr als bei den Bosniern rechtfertigen. Es sollte ihnen aber doch die Möglichkeit gegeben werden, noch ein wenig hier verdientes Geld mitzunehmen, das sie für den Neubeginn und Wiederaufbau zu Hause gebrauchen können. Trotz dem Elend, das den Kosovaren wiederfahren ist, darf aber auch Albanien nicht vergessen werden. Albanien ist auch ohne Flüchtlinge weiterhin dringend auf internationale Hilfe angewiesen.
Lars Haefner
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