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Liebe Leserinnen, liebe Leser Einst suggerierte der Begriff »Entwicklungshilfe« ein zu grosses Abhängigkeitsverhältnis der Empfänger von Hilfsprojekten gegenüber deren Entsendern. Abgelöst wurde er durch die »Entwicklungszusammenarbeit«. Partnerschaft und Kooperation sollten die reine Hilfe ersetzen, schliesslich profitieren auch die Geber von realisierten Projekten. Nicht zuletzt durch kulturellen Austausch. Seit nun aber »Flüchtlingswellen« einmal mehr innenpolitisches Thema Nummer eins sind - diesmal kommen die Kosovo-Albaner - hat auch die »Entwicklungszusammenarbeit« ihre politische Korrektheit verloren. Gefordert wird die »Asyl-Aussenpolitik«. Auf gut deutsch: Wir setzen unser Geld dort ein, woher die meisten Flüchtlinge kommen; mit dem Ziel, dass nicht noch mehr kommen und diejenigen, die schon da sind, möglichst bald wieder gehen. Hilfe und Zusammenarbeit scheinen nicht mehr erste Priorität zu besitzen - Innenpolitik ist Trumpf. Nicht dass ich die Bemühungen zum Wiederaufbau im Kosovo an sich kritisiere. Es geht mir um die Frage der Motivation und der längerfristigen Konsequenzen. Zwar nehmen viele Politiker im Zusammenhang mit der »Asyl-Aussenpolitik« das Wort Prävention in den Mund - im Hinblick auf die Zahl der Flüchtlinge in unserem Land. Doch von wirklicher Prävention kann nicht die Rede sein. Die innenpolitisch motivierte »Asyl-Aussenpolitik« reagiert erst, wenn die Flüchtlinge in grösserer Zahl schon in unserem Land sind. Für Prävention ist es dann zu spät, wie wir auch im Fall des Kosovo sehen. Regionen und deren Probleme werden erst dann bemerkt, wenn die Prävention versagt hat. Oder halten Sie es für vorstellbar, dass uns im anstehenden Nationalratswahlkampf die Parteien erklären werden: »Unsere Projekte in den 80er Jahren haben dazu geführt, dass nicht 10'000 von dieser oder jener Volksgruppe jetzt in der Schweiz sind.« Wohl kaum. Der Kosovo muss beim wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbau unterstützt werden. Dies sollte auch dann geschehen, wenn kein einziger Kosovare in die Schweiz geflüchtet wäre. Raphael Golta
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