Bis heute habe ich kaum eine schönere und treffende Beschreibung des Reiseziel Albanies gefunden, weshalb ich die schon fast poetischen Worte für euch übersetze:
Gillian Gloyer in [url=http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1841620807/langweilige07-21]Albania - The Bradt Travel Guide[/url] hat geschrieben:Albanien ist ein Land, das sowohl verzaubert, als auch wütend macht. Für Leute, die es lieben, überwiegen die Reize die Wut. Es gibt wunderbare alte Städte, herrliche Strände, atemberaubende Gebirge und faszinierende archäologische Ruinen. Die Einwohner sind treu und gastfreundlich, die Flora und Fauna sind abwechslungsreich und einzigartig und Essen und Wein sind schmackhaft.
Auf der bezaubernden Seite sind die Fotografien der Marubi und die Ikonen von Onufri, die Pelikane in Divjaka und die Schwäne in Drilon, der Schnee, der auf die Tekke auf dem Tomorri-Berg fällt und die Sonnenstrahlen auf den grauen Dächern der Häuser von Gjirokastra, der Sonnenuntergang über dem Fierza-See und die Aussicht von allen Burgen, ein kaltes Bier auf der Terrasse des Hotels Tirana, während man über den Skanderbeg-Platz blickt, Forelle in Bajram Curri und in Pogradec, Berg-Lamm mit Fritten von Erseka bis Theth, und natürlich Raki in allen denkbaren Stärken und Farben.
Die vielleicht erzürnenden Dinge in Albanien umfassen den grässlichen Verkehr und grauenhaften Fahrstil, eine Art der Abfallbeseitigung, die höflich noch als ungezwungen bezeichnet werden kann, verlassene Kulturgüter und Museen, die manchmal keinerlei Informationen in Albanisch bieten - und schon gar nicht in irgendeiner anderen Sprache - und Menschen, deren Mangel an Vertrauen in ihr Land nur übertroffen wird von der Gewissheit, dass es hier besser ist als irgendwo sonst.
Albanien ist erst seit 1912 unabhängig. Abgesehen von Mazedonien war es das letzte Land Europas, das seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erlangete. Und während der ersten 30 Jahre als eingenständiger Staat wurden wiederholt die Grenzen verletzt und das Land besetzt - zu verschiedenen Zeiten, von allen Nachbarn. Die Regierung, die 1944 die Macht übernahm, hielt sich mit einer Mischung of Terror, Nationalismus und Isolation - länger als irgendein anderes kommunistisches Regime in Europa. Unruhen in der Bevölkerung, zeitweise an Anarchie erinnernd, hielten das Land in den Jahren 1991/92 und 1997 in Atem. Nach dem Optimismus, der sich während der ersten fünf Jahre der Demokratie breit machte, waren die Unruhen von 1997 sehr bedrückend, so dass ein Exodus der gebildeten Albaner begann und die Mittelklasse glaubte, dass das Land keine Zukunft habe und die einzige Hoffnung für die Kinder im Ausland läge.
Dennoch wurde Albanien seither immer normaler. Die wichtigen Städte haen jetzt alle wenigstens ein komfortables Hotel und eine Auswahl von Orten zum Essen. Die illegal erbauten Cafés und Läden, die sämtliche Parks und Gehsteige albanischer Städte einnahmen, wurden zerstört - die Parks sind wieder grün. Die Strassenräuber wurden von den Strassen vertrieben, während letztere ausgebaut wurden. Öffentlicher Verkehr funktioniert - auch wenn nicht gerade luxuriös - sehr effektiv.
Schwerwiegende Probleme bleiben natürlich trotz allem bestehen: Spitäler und Schulen haben zu wenig Gelder und zu wenig Personal. Die chronischen Stromunterbrüche verunmöglichen es dem Kleingewerbe zu gedeihen. Und die allgegenwärtige Korruption hält ausländische Investoren ab und untergräbt das Vertrauen der albaner in die staatlichen Institutionen. Wie ernsthaft diese Herausfoderungen auch immer sein mögen, sie betreffen gelegentliche Besucher in der Regel nicht.
Dieses Buch basiert auf der Annahme, dass die meisten Touristen Albanien besuchen, weil sie sich gerade in der Nähe aufhalten, und nicht, weil sie ihren Sommerurlaub in einem Land, von dem sie kaum etwas wissen, aufs Spiel setzen wollen. Denn jedes Jahr machen tausende von Urlaubern einen Tagesausflug von Korfu zur einzigartigen archäologischen Stätte in Butrint. Das Buch ist so ausgelegt, einige dieser Besucher zu ermuntern, auch einen Abstecher nach Gjirokastra oder an die albanische Riviera zu machen. Um diejeninge, die ihren Urlaub in Ohrid oder Nordgriechenland verbringen, für ein oder zwei Nächte über die Grenze nach Pogradec oder Korça zu bringen. Es bietet Vorschläge für Wochenende-Reisen für Ausländer, die in Kosova oder Montenegro arbeiten, und für solche, die von Italien die Nase voll haben. Das Buch soll wenigstens auch einige derjenigen, die aus geschäftlichen Gründen in Albanien landen, überzeugen, den Aufenthalt ein wenig zu verlängern und ein wenig mehr vom Land mitzunehmen als nur ein paar Blicke aus dem Auto zwischen Flughafen, Hotel und Büro.
Andererseits gibt es aber auch keinen Grund, Albanien nicht als Hauptziel seiner Reise zu machen. Das Land ist voll von interessanten Sachen, die es zu sehen gibt, voll von Orten, die man besuchen kann. Die meisten davon sind kaum von Tourismus verdorben. Wenn man eine längere Reise nach Albanien plant, lohnt es sich, Tirana miteinzuschliessen. Denn die Museen der Hauptsstadt präsentieren das Beste vom archäologischen und historischen Erbe des Landes, und es gibt hier die besten Transportverbindungen mit dem Rest des Landes.
Wer spezielle Schwerpunkte legen möchte, kann die folgende Reiseroute nach seinem speziellen Geschmack gestalten: Liebhaber von Kunst aus dem Mittelalter sollten die Ikonen-Sammlungen in Berat und Korça besuchen, Ornithologen wollen die Feuchtgebiete von Karavastase, Kuna-Vaini und Velipoja ansteuern und Architekten werden Gjirokastra und Berat, aber auch Shkodra, Kruja und die traditionellen Wehrhäuser im Nordosten sehen wollen. Berggänger werden fast überall in Albanien glücklich, während Sonnenanbeter problemlos ein paar Wochen damit verbringen können, die Strände zwischen Durrës und Ksamil abzuklappern - mit einem Zwischenhalt in den Pinienwäldern von Golem und den Oliven- und Zitrus-Hainen an der albanischen Riviera.
Das besten an Albanien sind aber wohl die Menschen. Die alten Damen im Bus, die einen über das Sexualleben ausfragen mit der Absicht herauszufinden, weshalb man nicht verheiratet ist. Kinder, die verzweifelt versuchen, mit eininge Brocken Englisch oder Italienisch Eindruck zu verschaffen. Bauern, die einem den Weg zu einem Haufen Steine oder einem Sumpf zeigen, die wirklich nur von ein paar verrückten Ausländern besichtigt werden. Bürgermeister, Busfahrer, Hoteliers und Geschäftsleute und all die anderen, die ihre Tätigkeit unterbrechen, um einen durch ihre Stadt oder ihr Dorf oder ihren Bezirk zu begleiten. Alles zauberhafte und ärgerliche Leute - wie ihr Land.