Das wäre auch meine Vermutung gewesen. Passt doch auch mit dem Text: »nur einen Pfeilschuss von der Burg Rozafa entfernt«
Diese Aussage kann so nicht richtig sein: ˚»der Tarabosh lag offensichtlich innerhalb der Stadtmauern«
Der Tarabosh auf der anderen Seite der Buna war nie mit Stadtmauern befestigt – auch nicht nur teilweise am – heutigen – Brückenkopf.
Ueli hat geschrieben: ↑Fr, 12. Aug 2022, 17:27
Man muss zudem bedenken, dass die Stadt früher auf der anderen Seite des Hügels war, also dort, wo die Bleimoschee ist.
Im 15. Jahrhundert bestand die Stadt wohl in erster Linie aus der Burg, die – ähnlich wie Berat heute – bis ins 17. Jahrhundert hinein bewohnt war. Der Stadtteil bei der Bleimoschee und der etwas höher gelegene Zugang zur Burg waren primär eine ausgelagerte Vorstadt. Wie gross diese Vorstadt war, wie bedeutend sie – insbesondere in Kriegszeiten – war und wie stark sie befestigt war, erschliesst mir aus einem ersten groben Quellenstudium nicht ganz.
Bei Riza ist zu lesen: »Ähnliche Viertel [wie in Berat und Gjirokastra] gab es auch in den Städten Shkodra und Lezha. Wegen der unsicheren Zustände, [sic!] wurden in der Regel auch diese Viertel befestigt oder in der Nähe der Befestigung errichtet, auch wenn das Gelände eigentlich ungünstig für den Bau war. Die Gründung der Viertel extra muros, Varosh genannt, kündigte die zukünftige Stadt ohne Befestigung an, die dann als vorwiegender Bautyp erscheinen sollte.«
Luzati schreibt dazu (mitunter mit Bezug auf Barleti): »In der venezianischen Periode wurde eine rege Bautätigkeit entfaltet, insbesondere auf dem Gelände der Burg, wo die Befestigungsanlagen ausgebaut wurden.« Daraus könnte man deuten, dass die Vorstadt nicht wirklich bedeutend war.
Ein etwas klareres Bild ergibt sich bei Reddemann: »Die mittelalteriche Stadt lag im wesentlichen unterhalb der Festung in dem Sattel, der diese von der Fortsetzung des Hügelzuges in östlicher RIchtung trennte. Im 14. Jh. wird ein am Lauf des Drin gelegener serbischer Königspalast erwähnt […].«
Und: »Für das Spätmittelalter wird eine von ragusanischen Kaufleuten bewohnte Vorstadt "Sub-Scutari" zwischen Stadtmauer und Bojana erwähnt.«
Das würde eher auf die Bazar-Seite des Hügels hinweisen.
Die bei Luzati erwähnten Bauanstrengungen bei der Burg begründet Reddemann mit dem »schlechten Zustand der Befestigungsanlagen«.
Ich kann für Shkodra aber keinen konkreten Hinweis auf eine Befestigung der Vorstadt (varosh) erkennen.
Wo auch immer im Spätmittelalter die Vorstadt lag und wo auch immer der Handelsplatz war: Wir können davon ausgehen, dass sich »Shkodra« während der Belagerungen durch die Osmanen (es gab deren zwei oder drei) auf die Burganlage beschränkte. Kurz gesagt. Shkodra/Skutari = Rozafa. Mehr dazu vielleicht noch bei Schmitt oder Literatur zu Barleti oder bei Milan von Šufflay, auf den sich Reddemann bezieht.
- Skënder Luzati: Bauten und Architektur in Shkodra: Glanz und Niedergang einer nordalbanischen Metropole. in: Werner Daum (Hrsg.): Albanien – zwischen Kreuz und Halbmond. München 1998
- Karl Reddemann: Zur Geschichte der Städte Shkdora, Durrës, Tirana, Gjirokastra und Elbasan. in: Cay Lienau, Günter Prinzing (Hrsg.): Albanien – Beiträge zur Geographie und Geschichte. Münster 1986
- Emin Riza: Die albanische Stadt im Mittelalter und in der osmanischen Zeit. in: Staatliches Museum für Völkerkunde München (Hrsg.): Albanien – Reichtum und Vielfalt alter Kultur. München 2001
- Oliver-Jens Schmitt: Das venezianische Albanien (1392 - 1479). München 2001