«Ich musste in Albanien um Essen betteln!»
Verfasst: Mo, 29. Okt 2012, 13:55
Jennifer Fischer (38) aus Affoltern ZH über ihre Horrorferien
Als es keine Sozialhilfe mehr gibt, wird aus der Reise ein dreimonatiger Albtraum.
Nur knapp erhellt der Schein der Taschenlampe die Wohnung von Familie Fischer. Tochter Shereen (3) tappt auf Mutter Jennifer (38) und Schwester Ayla (14) zu. «Ich will eine Ovi», sagt sie. Niemand reagiert. Die Mutter streicht der Kleinen übers Haar. «Wir haben keinen Strom, kein warmes Wasser, kein Essen», sagt sie. «Wie soll ich das Shereen erklären?»
Sie kann es nicht. Genauso wenig kann sie sich erklären, wieso sie in ihrer Wohnung in Affoltern am Albis ZH im Dunkeln sitzt.
«Vor drei Monaten waren wir eine glückliche Familie, die in die Ferien wollte», so Fischer. Mitte Juli verreisen die drei nach Albanien. Mit dem schwarzen VW Touareg der Schwester.
Es sind sorglose Tage. Sekundarschülerin Ayla: «Wir waren oft am Meer, haben zusammen gegessen und geplaudert – es war megatoll!» Dann beginnen die Probleme: «Seit Februar bin ich arbeitslos, beziehe Sozialhilfe», erklärt Jennifer Fischer, die früher bei einer Autovermietung angestellt war.
Kein Geld für die Rückreise
Das Geld ist knapp, für die Rückreise mit dem Auto hat sie 700 Franken berechnet. «Doch das Konto war leer. Der Sozialdienst teilte mir auf Anfrage mit, dass ich eine Quittung für Möbel nicht vorgezeigt hätte. Deshalb seien die Sozialgelder gestrichen. Meine Familie konnte ich nicht um Geld fragen. Die haben selber nicht viel.»
Nach langem Hin und Her wird das Geld am 10. August überwiesen. Doch mittlerweile hat Jennifer Fischer gesundheitliche Probleme, ihr Knie ist plötzlich massiv geschwollen. Sie kann nicht mehr Auto fahren! «Ich musste in Albanien operiert werden, blieb eine Woche im Spital.» Als sie die Rechnung zahlen will, fehlen wieder die Zahlungen der Gemeinde: «Als Sozialhilfebezüger darf ich nur vier Wochen Ferien machen. Doch mit den ganzen Verzögerungen waren wir nun bereits länger in Albanien.»
Es vergehen nochmals zehn Tage, dann reagiert die Behörde und überweist Geld für die Operation und die Reise. Mit dem Auto möchten die Fischers endlich auf die Fähre nach Italien.
Aber bei der Grenze werden sie gestoppt. Durch die Verzögerungen ist der Pass von Tochter Shereen abgelaufen. «Wir mussten zurück auf die Schweizer Botschaft, um einen Notpass zu organisieren», so die Mutter.
Nun fehlt wieder Geld: für Benzin, Essen oder eine Unterkunft. «Wir lebten praktisch auf der Strasse», sagt Ayla. Die Familie schläft im Auto unter dünnen Decken. «Wir sind zusammengerutscht, um in den kalten Nächten nicht zu frieren.»
«Leute schenkten uns Äpfel und Brot»
Die Mutter fragt auf Raststätten nach Kleingeld und Essen. «Ich musste betteln. Manche Leute schenkten uns Äpfel und Brot. Andere haben gelacht: ‹Ihr Schweizer seid doch reich, oder nicht?› Das war so beschämend für mich.»
Mühsam bringt Fischer die rund hundert Franken für den Ersatzpass zusammen.
Für die Rückreise aber will der Sozialdienst weiterhin nichts berappen. In einem E-Mail an die Mutter heisst es: «Da Sie mit dem Auto unterwegs sind, sollte die Heimreise nun kein Problem sein.» Fischer kontert: «Haben die nicht gewusst, dass auch Benzin etwas kostet?»
Die Mutter gibt nicht auf. «Das konnte ich ja auch nicht. Ich selber hielt es einigermassen aus. Aber meine Kinder? Shereen war irgendwann nur noch kaputt und müde. Für Ayla war es noch schlimmer, weil sie alles bewusst miterleben musste.» Angst macht ihr vor allem, dass die Tochter die Schule verpasst.
Da kommt ihr die Idee, Druck über die Vormundschaftsbehörde zu machen. «Wenn mir schon keiner hilft, dann wenigstens den Kindern.»
Am 12. Oktober, drei Monate nach der Abreise, schickt die Gemeinde 600 Franken. «Ich wollte einfach nur nach Hause», so Ayla. «Dorthin, wo ich ein Bett habe. Eine Dusche, meine Kolleginnen, meine Schule.»
Zu Hause ohne Strom
Als sie dann aber daheim den Koffer abstellt und Licht machen will, passiert nichts. Ihre Mutter realisiert: «Wegen unserer dreimonatigen Abwesenheit wurden die Rechnungen nicht bezahlt, jetzt sitzen wir ohne Strom da.»
Die Kleinste, Shereen, kommt wieder angetrippelt.
Sie stellt ihr Stofftier neben die Taschenlampe, die Plüschkatze leuchtet im Dunkeln. «Guck da, Licht», sagt sie stolz. Die Mutter hält die Tränen zurück. «Ich bin so oft hingefallen. Nur dank meiner Töchter habe ich noch Kraft, wieder aufzustehen.»
Der Sozialdienst von Affoltern am Albis äusserte sich auf Anfrage von BLICK nicht zum Fall von Familie Fischer.
http://www.blick.ch
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da kamen schon alle Faktoren zusammen die nur schief laufen konnten.....das arme Mädel.......
sowas mach einen schon wütend.
Arbeitslos und Sozialhilfe....ich habe niemanden angetroffen, der oder die mir , die einte oder andere instiution habe ihm oder ihr geholfen. Einem Freund von mir hatte man nahegelegt, dass er den Kanton wechseln solle... da er ja keine Arbeit hier in der Gegend finde...
Strellci I vertet
Als es keine Sozialhilfe mehr gibt, wird aus der Reise ein dreimonatiger Albtraum.
Nur knapp erhellt der Schein der Taschenlampe die Wohnung von Familie Fischer. Tochter Shereen (3) tappt auf Mutter Jennifer (38) und Schwester Ayla (14) zu. «Ich will eine Ovi», sagt sie. Niemand reagiert. Die Mutter streicht der Kleinen übers Haar. «Wir haben keinen Strom, kein warmes Wasser, kein Essen», sagt sie. «Wie soll ich das Shereen erklären?»
Sie kann es nicht. Genauso wenig kann sie sich erklären, wieso sie in ihrer Wohnung in Affoltern am Albis ZH im Dunkeln sitzt.
«Vor drei Monaten waren wir eine glückliche Familie, die in die Ferien wollte», so Fischer. Mitte Juli verreisen die drei nach Albanien. Mit dem schwarzen VW Touareg der Schwester.
Es sind sorglose Tage. Sekundarschülerin Ayla: «Wir waren oft am Meer, haben zusammen gegessen und geplaudert – es war megatoll!» Dann beginnen die Probleme: «Seit Februar bin ich arbeitslos, beziehe Sozialhilfe», erklärt Jennifer Fischer, die früher bei einer Autovermietung angestellt war.
Kein Geld für die Rückreise
Das Geld ist knapp, für die Rückreise mit dem Auto hat sie 700 Franken berechnet. «Doch das Konto war leer. Der Sozialdienst teilte mir auf Anfrage mit, dass ich eine Quittung für Möbel nicht vorgezeigt hätte. Deshalb seien die Sozialgelder gestrichen. Meine Familie konnte ich nicht um Geld fragen. Die haben selber nicht viel.»
Nach langem Hin und Her wird das Geld am 10. August überwiesen. Doch mittlerweile hat Jennifer Fischer gesundheitliche Probleme, ihr Knie ist plötzlich massiv geschwollen. Sie kann nicht mehr Auto fahren! «Ich musste in Albanien operiert werden, blieb eine Woche im Spital.» Als sie die Rechnung zahlen will, fehlen wieder die Zahlungen der Gemeinde: «Als Sozialhilfebezüger darf ich nur vier Wochen Ferien machen. Doch mit den ganzen Verzögerungen waren wir nun bereits länger in Albanien.»
Es vergehen nochmals zehn Tage, dann reagiert die Behörde und überweist Geld für die Operation und die Reise. Mit dem Auto möchten die Fischers endlich auf die Fähre nach Italien.
Aber bei der Grenze werden sie gestoppt. Durch die Verzögerungen ist der Pass von Tochter Shereen abgelaufen. «Wir mussten zurück auf die Schweizer Botschaft, um einen Notpass zu organisieren», so die Mutter.
Nun fehlt wieder Geld: für Benzin, Essen oder eine Unterkunft. «Wir lebten praktisch auf der Strasse», sagt Ayla. Die Familie schläft im Auto unter dünnen Decken. «Wir sind zusammengerutscht, um in den kalten Nächten nicht zu frieren.»
«Leute schenkten uns Äpfel und Brot»
Die Mutter fragt auf Raststätten nach Kleingeld und Essen. «Ich musste betteln. Manche Leute schenkten uns Äpfel und Brot. Andere haben gelacht: ‹Ihr Schweizer seid doch reich, oder nicht?› Das war so beschämend für mich.»
Mühsam bringt Fischer die rund hundert Franken für den Ersatzpass zusammen.
Für die Rückreise aber will der Sozialdienst weiterhin nichts berappen. In einem E-Mail an die Mutter heisst es: «Da Sie mit dem Auto unterwegs sind, sollte die Heimreise nun kein Problem sein.» Fischer kontert: «Haben die nicht gewusst, dass auch Benzin etwas kostet?»
Die Mutter gibt nicht auf. «Das konnte ich ja auch nicht. Ich selber hielt es einigermassen aus. Aber meine Kinder? Shereen war irgendwann nur noch kaputt und müde. Für Ayla war es noch schlimmer, weil sie alles bewusst miterleben musste.» Angst macht ihr vor allem, dass die Tochter die Schule verpasst.
Da kommt ihr die Idee, Druck über die Vormundschaftsbehörde zu machen. «Wenn mir schon keiner hilft, dann wenigstens den Kindern.»
Am 12. Oktober, drei Monate nach der Abreise, schickt die Gemeinde 600 Franken. «Ich wollte einfach nur nach Hause», so Ayla. «Dorthin, wo ich ein Bett habe. Eine Dusche, meine Kolleginnen, meine Schule.»
Zu Hause ohne Strom
Als sie dann aber daheim den Koffer abstellt und Licht machen will, passiert nichts. Ihre Mutter realisiert: «Wegen unserer dreimonatigen Abwesenheit wurden die Rechnungen nicht bezahlt, jetzt sitzen wir ohne Strom da.»
Die Kleinste, Shereen, kommt wieder angetrippelt.
Sie stellt ihr Stofftier neben die Taschenlampe, die Plüschkatze leuchtet im Dunkeln. «Guck da, Licht», sagt sie stolz. Die Mutter hält die Tränen zurück. «Ich bin so oft hingefallen. Nur dank meiner Töchter habe ich noch Kraft, wieder aufzustehen.»
Der Sozialdienst von Affoltern am Albis äusserte sich auf Anfrage von BLICK nicht zum Fall von Familie Fischer.
http://www.blick.ch
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da kamen schon alle Faktoren zusammen die nur schief laufen konnten.....das arme Mädel.......
sowas mach einen schon wütend.
Arbeitslos und Sozialhilfe....ich habe niemanden angetroffen, der oder die mir , die einte oder andere instiution habe ihm oder ihr geholfen. Einem Freund von mir hatte man nahegelegt, dass er den Kanton wechseln solle... da er ja keine Arbeit hier in der Gegend finde...
Strellci I vertet