Di, 22. Nov 2005, 3:36
Hallo Kedi,
habe Deinen Beitrag jetzt erst gelesen und bin echt erschüttert.
Ich kann mich nur bina anschliessen - Grundlage einer Beziehung ist Respekt, noch mehr als Liebe. Wenn einer gewalttätig wird, ist der Respekt vor dem anderen verloren gegangen, und der kommt nicht wieder.
Ich selbst habe zum Glück nie so eine Erfahrung gemacht, und ich bin absolut sicher, dass ich die Beziehung sofort beenden würde, wenn mein Mann mich körperlich bedrohen würde- das ist für mich eine undenkbare Situation.
Aber das war es für Dich auch, bevor Du ihn kanntest, hast Du geschrieben.
Und da erinnerst Du mich an meine beste Freundin, die in den USA lebt. Für einen Zeitraum von über 2 Jahren schlief unser sonst sehr regelmäßiger Kontakt ein, weil sie sich zurückzog. Ich hatte sie schon fast abgeschrieben, als sie sich wieder meldete.
Kurz danach besuchte ich sie und erfuhr, dass sie über diesen ganzen Zeitraum von ihrem amerikanischen Freund brutal misshandelt wurde. Er hat ihr Gehirnerschütterungen zugefügt, mehrere Rippen gebrochen und ihren kleinen Hund so heftig gegen die Wand geworfen, dass er starb.
Erst danach, in einer Situation, in der sie am Boden liegend beinahe von ihm erwürgt wurde, sagte sie zu ihm - los, brings zu Ende, bring mich um. Ich will nicht mehr.
Irgendwie hat er da wohl realisiert, dass er tatsächlich kurz davor war, sie zu töten. Das hat ihn dann so erschüttert, dass er sie losließ und ging. Danach ging er auf Abstand und sie konnte endlich diese Beziehung beenden.
Auch meine Freundin, eine patente, emanzipierte Deutsche mit abgeschlossenem Hochschulstudium und coolem Job, aus einer intakten Familie, hat sich vorher nie vorstellen können, Opfer häuslicher Gewalt zu werden- man denkt doch immer irgendwie, dass das eher ein Problem in Familien mit niedrigerem Einkommens- und Bildungsniveau ist, stimmt aber nicht.
Und, wie Du sagst, die Nationalität spielt natürlich auch keine Rolle.
Sie jedenfalls hat sich so dafür geschämt, dass sie zuläßt, was er mit ihr tut, dass sie sich von Familie und Freunden zurückgezogen hat, damit keiner was merkt und sie fragt: Wieso machst Du das mit? -weil sie selbst keine Rechtfertigung dafür hatte. Erst ein paar Monate nach Ende der Beziehung fing sie an, mir davon zu erzählen.
Und natürlich war ich auch erstmal fassungslos und habe gefragt, wieso hast Du keine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt (ganz einfach in den USA), wieso hast Du dies oder das nicht getan- aber schliesslich habe ich begriffen, dass es für jemanden, der sich in dieser Situation befindet, so einfach nicht ist.
Deshalb, Kedi, langer Rede kurzer Sinn: er wird nicht aufhören, Dich zu verprügeln. Männer, die ihre Frauen schlagen, haben eine grundlegende Störung, und das können sie nicht eben mal ändern, selbst wenn sie wollten.
Aber Du solltest professionelle Hilfe suchen, damit Du da rauskommst, bevor Dir ernsthaft etwas passiert. Wende Dich an Pro familia oder eine andere kostenlose Beratungsstelle, weiß nicht, wie die alle heissen, vielleicht kennt eine andere userin eine geeignete.
Was er mit Dir tut, ist keine Bagatelle, lass Dir dabei helfen, einen Schlußstrich zu ziehen!!
Meine Freundin ist seitdem übrigens keine Beziehung mehr eingegangen, sie sagt, sie hat immer noch nicht herausgefunden, wieso ihr das passiert ist. Sie hat angefangen, Psychologie zu studieren und arbeitet zweimal die Woche unentgeltlich bei einem Frauen-Notruf-Telefon in ihrer Stadt.
Ich wünsche Dir alles Gute, würde mich freuen, mal zu lesen, wie es bei Dir so weitergeht.
Epinephrina