Reisebericht (inkl. Straßenzustand, Grenzabwicklung etc.)
Verfasst: Mo, 01. Jun 2009, 21:20
Hallo Freunde,
vor einer Woche bin ich von meiner ersten Albanienreise zurückgekehrt und will Euch nachfolgend davon berichten.
Ich bin allein mit einer Reiseenduro BMW R 1200 GS unterwegs gewesen und über Italien, Slowenien, Kroatien und Montenegro angereist. Von Albanien aus gab es noch einen kurzen Abstecher nach Mazedonien und dann ging es zurück. Aufgrund der langen Anreise konnte ich leider nur etwa drei Tage in Albanien verbringen. Genug für einen ersten Eindruck aber viele zu wenig für dieses Land.
Ich war besonders neugierig auf Eindrücke von den Landschaften, Stadtbildern, der Wirtschaft und den Straßen. Alles Dinge, die man vom Motorrad aus gut beobachten kann. Sehenswürdigkeiten standen kaum auf der Liste.
Da es meine erste Reise war, hatte ich bei der Vorbereitung viel damit zu kämpfen, die grundlegenden Daten über Streckenzustände, Entfernungen, Fahrzeiten etc. zu beschaffen. Besonders hilfreich waren dabei das Albanienforum und Volker Grundmanns Reisehandbuch. Im Interesse aller, die so wie ich, erstmals nach Albanien reisen, habe ich meinen Bericht eher reisetechnisch gestalten.
Nun geht’s aber los.
Route in Albanien
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Sukobin/Muriqan am 18.5.09, 10.55h.
Buna-Brücke
Lezha
Milot (ab Lezha über die alte Straße östlich der SH1)
Burrel
Bulqiza
Ausreise aus Albanien über den Grenzübergang Bllata e Eperme/Debar
Debar/Mazedonien
Ohrid/Mazedonien (Übernachtung, Ankunft am 18.5.09, 18.05h)
Sveti Naum/Mazedonien
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Ljubanista/Tushemisht
Pogradec
Thana Pass
Elbasan
Rroghozina
Durres (Übernachtung, Ankunft am 19.5.0915.15h)
Vora
Fushe-Kruja
Lezha
Buna-Brücke
Ausreise nach Montenegro über den Grenzübergang Muriqan/Sukobin am 20.2.09 um 12.25h.
Grenzübergänge
Einreise über Sukobin/Muriqan am 18.5.09
Auf montenegrinischer Seite ist die Straße okay und der Grenzübergang überdacht.
Auf albanischer Seite wurde gerade der neu gebaute Übergang asphaltiert. Man musste auf einem geschotterten Behelfsweg um den Grenzübergang herum fahren, wo einige Bürocontainer als Abfertigungsstelle dienten. 10 Euro Einreisegebühr.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 10 Minuten.
Ausreise aus Albanien über den Grenzübergang Bllata e Eperme/Debar am 18.5.09
Auf albanischer Seite ist es ein kleiner Übergang mit einigen 10m geschottertem Weg und kleinen Gebäuden. Es wurde gefragt, warum ich keine Bescheinigung über die Einfuhr des Motorrades hatte. War kein Problem, als ich sagte, dass ich halt keine bekommen hätte. Es wurde nicht, wie erwartet, 1 Euro Straßengebühr pro Tag berechnet.
Auf mazedonischer Seite ist die Straße ganz okay.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Ljubanista/Tushemisht am 19.5.09
Auf mazedonischer Seite ist es ein recht großer Grenzübergang mit Überdachung.
Auf albanischer Seite ist der Grenzübergang durchgängig geteert und es befindet sich dort eine Reihe von kleinen Bürogebäuden. Die Einfuhrbescheinigung für das Motorrad wurde ausgestellt und später bei Ausreise wieder eingezogen. 10 Euro Einreisegebühr.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Ausreise nach Montenegro über den Grenzübergang Muriqan/Sukobin am 20.5.09
Zum Grenzzustand siehe oben.
1 Euro Ausreisegebühr. Da ich außer Euro-Scheinen nur eine 50 Cent-Münze hatte und der Grenzer offenbar kein Wechselgeld, hat er gelacht sich mit den 50 Cent zufriedengegeben.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Für alle Grenzen gilt:
Verlangt wurden Reisepass, grüne Versicherungskarte und Fahrzeugschein. Der internationale Führerschein wurde nie verlangt.
Die Abfertigung war an allen Grenzen problemlos. Die Grenzer waren nie unfreundlich oder besonders bürokratisch, viele sogar nett, so einer, der mich noch lachend fragte „Albanien gutt?“
Fahrstrecken, Entfernungen, Zeiten (inklusive Foto- und Rauchpausen!), Straßenzustand
Grenze Muriqan – Lezha: 57 km inklusive eines ca. 5-10 km Abstechers nach Shiroke, 1.05h. Zustand bis zur Buna-Brücke mittel, SH 1 gut.
Lezha – Burrel: 91 km, 2.15h. Von Lezha bis Milot holprige Landstraße. Hinter Milot wurde man auf die im Bau befindliche Autobahn nach Kukes geführt, auf der man 500m auf Schotter fuhr (dahinter wurde gerade frisch geteert), dann wurde man je nach Ziel (Kukes, Burrel) über eine von zwei seitlichen Brücken auf die jeweils alten Straßen geleitet. Auf der weiteren Strecke bis Burrel fanden sich alle Qualitäten des Asphalts.
Burrel – Bulqiza: 35 km, 0.55h. Einige km waren neu, etwa 2 km waren geschottert.
Bulqiza – Grenze Bllata e Eperme: 34 km, 0.55h. Auf den ersten 20 km hinter Bulqiza wechselten ständig 1-2 km lange Stücke von neuem Asphalt und Baustellen. An den neuen Abschnitten waren sogar nagelneue Leitplanken montiert. Nach diesen 20 km war die Straße von wechselhafter Qualität.
Grenze Tushemisht – Thana Pass: 31 km, 0.50h. Bauarbeiten bei der Ortdurchfahrt von Pogradec. Am See entlang ist der Straßenbelag eher mäßig, es geht aber zügig vorwärts. Die Auffahrt zum Thana Pass ist gut, einige etwas engere Kurven, mäßig steil. Auf dem Pass steht eine moderne Tank- und Raststelle.
Thana Pass – Elbasan: 61km, 1.10h. Die Passabfahrt nach Westen ist mäßig steil und in weiten Kurven gebaut. Die folgende Strecke ist gut und breit ausgebaut und lässt sich zügig fahren.
Elbasan – Durres: 86 km inkl. eines mehrere km langen Verfahrens in Durres, 1.45h. Die Strecke ist relativ gut und zügig zu befahren. Südlich von Durres läuft die Verbreiterung der Straße, allerdings mit nur wenigen Behinderungen. In Durres sind die Hauptstraßen oft in sehr schlechtem Zustand.
Durres – Vora: 23km, 0.35h. In Durres war die Auffahrt nach Vora gesperrt. Nur die Richtungsfahrbahn nach Westen war offen und wurde daher in beide Richtungen genutzt. Dies war jedoch nicht ausgeschildert. Man musste in die falsche Richtung auf die Autobahn auffahren und dann wenden. Für mich ein etwas „irritierendes“ Gefühl, so quasi zum Geisterfahrer zu werden.
Vora – Abfahrt Milot: 33 km, 0.40h. Von Thumane bis zur Abfahrt Lac liefen Bauarbeiten an der Verbreiterung der Straße, jedoch ohne wesentliche Behinderung.
Abfahrt Milot – Grenze Muriqan: 62 km, 1.15h. Straßenzustand gut bis mittel, zügig befahrbar.
Polizei
Wie in vielen osteuropäischen Ländern steht gelegentlich ein Streifenwagen an Kreuzungen etc. Die Schupos beobachten den Verkehr und ziehen ab und zu ein Fahrzeug raus.
An der Strecke Durres – Vora - Fushe-Kruja – Shkoder standen alle 10-20 km (!) zwei Polizisten gut sichtbar (!) mit gelber Warnweste und Laserpistole am Straßenrand.
Ich bin nie angehalten worden.
Fahrverhalten
Besonders auf der SH 1 bin ich öfters mit einem deutlich zu geringem Sicherheitsabstand überholt worden, wobei man sich als Motorradfahrer recht unwohl fühlt. Andererseits hatte ich aber auch oft das Gefühl, dass Motorradfahrern aufgrund ihrer Verletzlichkeit ein gewisser Respekt und Abstand gewährt wird. Auch wird es toleriert, wenn man sich in Staus, Baustellen und auf schlechten Straßen aufgrund seiner höheren Beweglichkeit durchschlängelt.
Orientierung
Ich habe die Karte von Reise Knop Howe verwendet. Für die gewählte Strecke ist sie ausreichend, enthält aber Fehler. So fehlt Milot und der Straßenverlauf am See Cliquen i Uzes ist nicht richtig wiedergegeben.
Ein GPS habe ich nicht verwendet.
Außerhalb der Hauptdurchgangs- und verbindungsstraßen fehlten häufig die Beschilderung von Kreuzungen und Einmündungen sowie Ortsschilder.
Wo ich abbiegen musste habe ich immer angehalten und Passanten, Bauarbeiter oder Polizisten nach der Richtung gefragt. Häufig beschränkte sich die Konversation auf die Nennung des Namens der nächsten Stadt und ein okay oder ein ablehnendes Zeichen. Einige Leute sprachen recht passabel Englisch, selten war Deutsch. Entlang der Küste sprachen viele Italienisch.
Aufgrund der fehlenden Beschilderung habe ich unterwegs oft angehalten und mich bei Passanten vergewissert, dass ich noch auf der richtigen Straße war.
Alle Menschen waren sehr hilfsbereit. Manchmal lief jemand los und holte einen anderen, der etwas Englisch sprach. Wenn ich am Straßenrand anhielt und meine Karte studierte, hielt mehrfach neben mir ein Auto an und ich wurde gefragt, ob ich mich verfahren hätte oder sonst wie Hilfe benötigen würde.
Als ich in Durres an einer Autowerkstatt anhielt und nach dem Weg fragte und eine Verständigung nicht möglich war, setzte sich ein junger Mechaniker auf sein Moped und fuhr bis zum Hotel vor mir her.
Übernachtung
Durres: Ich habe mir das 5-Sterne-Hotel „Adriatik“ geleistet. Sehr gepflegte, bewachte Anlage mit Privatstrand. Nach deutschen Standard etwa 4 Sterne. 80 Euro im Doppelzimmer für eine Person mit Frühstück. Vielleicht lag es an der Vorsaison: Die Qualität im Restaurant war nicht so gut. Zum Beispiel hatten Meeresfrüchtesalat und Weißwein deutlich über 20 Grad Celsius.
Ohrid/Mazedonien: Für den Abstecher nach Mazedonien habe ich in Ohrid das Hotel „Aleksandrija“ gewählt. Ca. 3 Jahre alt und in recht gutem Zustand. Super Lage, direkt am See und nur wenige Schritte zu Altstadt und Einkaufstraße. 45 Euro im Doppelzimmer für eine Person mit Frühstück.
Was man sonst so erlebt
Ich habe es mir zur Pflicht gemacht, im Landesinneren langsam an Fußgängern vorbei zu fahren und allen freundlich zuzuwinken. 99% haben ebenso freundlich zurückgewinkt. Besonders die Kinder haben interessiert geguckt und viel gelacht.
Ansonsten trifft man auf den Straßen noch: Kühe, Esel, Schafe, Hühner, Schildkröten, Schlangen, Pferde- und Eselwagen und vieles mehr.
Fehlende Gullideckel habe ich zweimal bemerkt. Besonders gefährlich war dies auf der Autobahn bei Vora, wo von einem ca. 70 * 70 cm großen Gullideckel die Hälfte fehlte.
Mein Fazit
Albanien befindet sich im Aufbruch. Es hat Besuchern freundliche Menschen und eindrucksvolle Landschaften zu bieten. Ich habe mich immer sicher gefühlt.
Im Landesinneren entwickelt sich das Land typischerweise nur langsam, so sind zum Beispiel viele Industriebrachen zu sehen, vom Stahlwerk bis zum Bergwerk. Der umfangreiche Straßenbau wird jedoch in den nächsten Jahren sicherlich immer mehr Regionen gut zugänglich machen und ihren Anteil an der Entwicklung vergrößern.
Meine BMW war für Albanien gut geeignet, wie sicherlich auch jede andere (Reise-) Enduro. Mit Allroundern/Straßenmaschinen sollte es ebenfalls recht gut gehen. Mit Sportlern, Choppern etc. sollte man Baustellen, Schotter etc. eher vermeiden und daher auf den schon recht gut ausgebauten Hauptdurchgangs- und verbindungsstraßen bleiben.
Mich hat Albanien beeindruckt und begeistert. Falls eine meiner nächsten Reisen wieder dorthin führt, werde ich vermutlich mit der Fähre nach Durres fahren und mir den Süden des Landes ansehen.
vor einer Woche bin ich von meiner ersten Albanienreise zurückgekehrt und will Euch nachfolgend davon berichten.
Ich bin allein mit einer Reiseenduro BMW R 1200 GS unterwegs gewesen und über Italien, Slowenien, Kroatien und Montenegro angereist. Von Albanien aus gab es noch einen kurzen Abstecher nach Mazedonien und dann ging es zurück. Aufgrund der langen Anreise konnte ich leider nur etwa drei Tage in Albanien verbringen. Genug für einen ersten Eindruck aber viele zu wenig für dieses Land.
Ich war besonders neugierig auf Eindrücke von den Landschaften, Stadtbildern, der Wirtschaft und den Straßen. Alles Dinge, die man vom Motorrad aus gut beobachten kann. Sehenswürdigkeiten standen kaum auf der Liste.
Da es meine erste Reise war, hatte ich bei der Vorbereitung viel damit zu kämpfen, die grundlegenden Daten über Streckenzustände, Entfernungen, Fahrzeiten etc. zu beschaffen. Besonders hilfreich waren dabei das Albanienforum und Volker Grundmanns Reisehandbuch. Im Interesse aller, die so wie ich, erstmals nach Albanien reisen, habe ich meinen Bericht eher reisetechnisch gestalten.
Nun geht’s aber los.
Route in Albanien
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Sukobin/Muriqan am 18.5.09, 10.55h.
Buna-Brücke
Lezha
Milot (ab Lezha über die alte Straße östlich der SH1)
Burrel
Bulqiza
Ausreise aus Albanien über den Grenzübergang Bllata e Eperme/Debar
Debar/Mazedonien
Ohrid/Mazedonien (Übernachtung, Ankunft am 18.5.09, 18.05h)
Sveti Naum/Mazedonien
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Ljubanista/Tushemisht
Pogradec
Thana Pass
Elbasan
Rroghozina
Durres (Übernachtung, Ankunft am 19.5.0915.15h)
Vora
Fushe-Kruja
Lezha
Buna-Brücke
Ausreise nach Montenegro über den Grenzübergang Muriqan/Sukobin am 20.2.09 um 12.25h.
Grenzübergänge
Einreise über Sukobin/Muriqan am 18.5.09
Auf montenegrinischer Seite ist die Straße okay und der Grenzübergang überdacht.
Auf albanischer Seite wurde gerade der neu gebaute Übergang asphaltiert. Man musste auf einem geschotterten Behelfsweg um den Grenzübergang herum fahren, wo einige Bürocontainer als Abfertigungsstelle dienten. 10 Euro Einreisegebühr.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 10 Minuten.
Ausreise aus Albanien über den Grenzübergang Bllata e Eperme/Debar am 18.5.09
Auf albanischer Seite ist es ein kleiner Übergang mit einigen 10m geschottertem Weg und kleinen Gebäuden. Es wurde gefragt, warum ich keine Bescheinigung über die Einfuhr des Motorrades hatte. War kein Problem, als ich sagte, dass ich halt keine bekommen hätte. Es wurde nicht, wie erwartet, 1 Euro Straßengebühr pro Tag berechnet.
Auf mazedonischer Seite ist die Straße ganz okay.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Einreise nach Albanien über den Grenzübergang Ljubanista/Tushemisht am 19.5.09
Auf mazedonischer Seite ist es ein recht großer Grenzübergang mit Überdachung.
Auf albanischer Seite ist der Grenzübergang durchgängig geteert und es befindet sich dort eine Reihe von kleinen Bürogebäuden. Die Einfuhrbescheinigung für das Motorrad wurde ausgestellt und später bei Ausreise wieder eingezogen. 10 Euro Einreisegebühr.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Ausreise nach Montenegro über den Grenzübergang Muriqan/Sukobin am 20.5.09
Zum Grenzzustand siehe oben.
1 Euro Ausreisegebühr. Da ich außer Euro-Scheinen nur eine 50 Cent-Münze hatte und der Grenzer offenbar kein Wechselgeld, hat er gelacht sich mit den 50 Cent zufriedengegeben.
Gesamtabfertigungszeit beider Kontrollen 15 Minuten.
Für alle Grenzen gilt:
Verlangt wurden Reisepass, grüne Versicherungskarte und Fahrzeugschein. Der internationale Führerschein wurde nie verlangt.
Die Abfertigung war an allen Grenzen problemlos. Die Grenzer waren nie unfreundlich oder besonders bürokratisch, viele sogar nett, so einer, der mich noch lachend fragte „Albanien gutt?“
Fahrstrecken, Entfernungen, Zeiten (inklusive Foto- und Rauchpausen!), Straßenzustand
Grenze Muriqan – Lezha: 57 km inklusive eines ca. 5-10 km Abstechers nach Shiroke, 1.05h. Zustand bis zur Buna-Brücke mittel, SH 1 gut.
Lezha – Burrel: 91 km, 2.15h. Von Lezha bis Milot holprige Landstraße. Hinter Milot wurde man auf die im Bau befindliche Autobahn nach Kukes geführt, auf der man 500m auf Schotter fuhr (dahinter wurde gerade frisch geteert), dann wurde man je nach Ziel (Kukes, Burrel) über eine von zwei seitlichen Brücken auf die jeweils alten Straßen geleitet. Auf der weiteren Strecke bis Burrel fanden sich alle Qualitäten des Asphalts.
Burrel – Bulqiza: 35 km, 0.55h. Einige km waren neu, etwa 2 km waren geschottert.
Bulqiza – Grenze Bllata e Eperme: 34 km, 0.55h. Auf den ersten 20 km hinter Bulqiza wechselten ständig 1-2 km lange Stücke von neuem Asphalt und Baustellen. An den neuen Abschnitten waren sogar nagelneue Leitplanken montiert. Nach diesen 20 km war die Straße von wechselhafter Qualität.
Grenze Tushemisht – Thana Pass: 31 km, 0.50h. Bauarbeiten bei der Ortdurchfahrt von Pogradec. Am See entlang ist der Straßenbelag eher mäßig, es geht aber zügig vorwärts. Die Auffahrt zum Thana Pass ist gut, einige etwas engere Kurven, mäßig steil. Auf dem Pass steht eine moderne Tank- und Raststelle.
Thana Pass – Elbasan: 61km, 1.10h. Die Passabfahrt nach Westen ist mäßig steil und in weiten Kurven gebaut. Die folgende Strecke ist gut und breit ausgebaut und lässt sich zügig fahren.
Elbasan – Durres: 86 km inkl. eines mehrere km langen Verfahrens in Durres, 1.45h. Die Strecke ist relativ gut und zügig zu befahren. Südlich von Durres läuft die Verbreiterung der Straße, allerdings mit nur wenigen Behinderungen. In Durres sind die Hauptstraßen oft in sehr schlechtem Zustand.
Durres – Vora: 23km, 0.35h. In Durres war die Auffahrt nach Vora gesperrt. Nur die Richtungsfahrbahn nach Westen war offen und wurde daher in beide Richtungen genutzt. Dies war jedoch nicht ausgeschildert. Man musste in die falsche Richtung auf die Autobahn auffahren und dann wenden. Für mich ein etwas „irritierendes“ Gefühl, so quasi zum Geisterfahrer zu werden.
Vora – Abfahrt Milot: 33 km, 0.40h. Von Thumane bis zur Abfahrt Lac liefen Bauarbeiten an der Verbreiterung der Straße, jedoch ohne wesentliche Behinderung.
Abfahrt Milot – Grenze Muriqan: 62 km, 1.15h. Straßenzustand gut bis mittel, zügig befahrbar.
Polizei
Wie in vielen osteuropäischen Ländern steht gelegentlich ein Streifenwagen an Kreuzungen etc. Die Schupos beobachten den Verkehr und ziehen ab und zu ein Fahrzeug raus.
An der Strecke Durres – Vora - Fushe-Kruja – Shkoder standen alle 10-20 km (!) zwei Polizisten gut sichtbar (!) mit gelber Warnweste und Laserpistole am Straßenrand.
Ich bin nie angehalten worden.
Fahrverhalten
Besonders auf der SH 1 bin ich öfters mit einem deutlich zu geringem Sicherheitsabstand überholt worden, wobei man sich als Motorradfahrer recht unwohl fühlt. Andererseits hatte ich aber auch oft das Gefühl, dass Motorradfahrern aufgrund ihrer Verletzlichkeit ein gewisser Respekt und Abstand gewährt wird. Auch wird es toleriert, wenn man sich in Staus, Baustellen und auf schlechten Straßen aufgrund seiner höheren Beweglichkeit durchschlängelt.
Orientierung
Ich habe die Karte von Reise Knop Howe verwendet. Für die gewählte Strecke ist sie ausreichend, enthält aber Fehler. So fehlt Milot und der Straßenverlauf am See Cliquen i Uzes ist nicht richtig wiedergegeben.
Ein GPS habe ich nicht verwendet.
Außerhalb der Hauptdurchgangs- und verbindungsstraßen fehlten häufig die Beschilderung von Kreuzungen und Einmündungen sowie Ortsschilder.
Wo ich abbiegen musste habe ich immer angehalten und Passanten, Bauarbeiter oder Polizisten nach der Richtung gefragt. Häufig beschränkte sich die Konversation auf die Nennung des Namens der nächsten Stadt und ein okay oder ein ablehnendes Zeichen. Einige Leute sprachen recht passabel Englisch, selten war Deutsch. Entlang der Küste sprachen viele Italienisch.
Aufgrund der fehlenden Beschilderung habe ich unterwegs oft angehalten und mich bei Passanten vergewissert, dass ich noch auf der richtigen Straße war.
Alle Menschen waren sehr hilfsbereit. Manchmal lief jemand los und holte einen anderen, der etwas Englisch sprach. Wenn ich am Straßenrand anhielt und meine Karte studierte, hielt mehrfach neben mir ein Auto an und ich wurde gefragt, ob ich mich verfahren hätte oder sonst wie Hilfe benötigen würde.
Als ich in Durres an einer Autowerkstatt anhielt und nach dem Weg fragte und eine Verständigung nicht möglich war, setzte sich ein junger Mechaniker auf sein Moped und fuhr bis zum Hotel vor mir her.
Übernachtung
Durres: Ich habe mir das 5-Sterne-Hotel „Adriatik“ geleistet. Sehr gepflegte, bewachte Anlage mit Privatstrand. Nach deutschen Standard etwa 4 Sterne. 80 Euro im Doppelzimmer für eine Person mit Frühstück. Vielleicht lag es an der Vorsaison: Die Qualität im Restaurant war nicht so gut. Zum Beispiel hatten Meeresfrüchtesalat und Weißwein deutlich über 20 Grad Celsius.
Ohrid/Mazedonien: Für den Abstecher nach Mazedonien habe ich in Ohrid das Hotel „Aleksandrija“ gewählt. Ca. 3 Jahre alt und in recht gutem Zustand. Super Lage, direkt am See und nur wenige Schritte zu Altstadt und Einkaufstraße. 45 Euro im Doppelzimmer für eine Person mit Frühstück.
Was man sonst so erlebt
Ich habe es mir zur Pflicht gemacht, im Landesinneren langsam an Fußgängern vorbei zu fahren und allen freundlich zuzuwinken. 99% haben ebenso freundlich zurückgewinkt. Besonders die Kinder haben interessiert geguckt und viel gelacht.
Ansonsten trifft man auf den Straßen noch: Kühe, Esel, Schafe, Hühner, Schildkröten, Schlangen, Pferde- und Eselwagen und vieles mehr.
Fehlende Gullideckel habe ich zweimal bemerkt. Besonders gefährlich war dies auf der Autobahn bei Vora, wo von einem ca. 70 * 70 cm großen Gullideckel die Hälfte fehlte.
Mein Fazit
Albanien befindet sich im Aufbruch. Es hat Besuchern freundliche Menschen und eindrucksvolle Landschaften zu bieten. Ich habe mich immer sicher gefühlt.
Im Landesinneren entwickelt sich das Land typischerweise nur langsam, so sind zum Beispiel viele Industriebrachen zu sehen, vom Stahlwerk bis zum Bergwerk. Der umfangreiche Straßenbau wird jedoch in den nächsten Jahren sicherlich immer mehr Regionen gut zugänglich machen und ihren Anteil an der Entwicklung vergrößern.
Meine BMW war für Albanien gut geeignet, wie sicherlich auch jede andere (Reise-) Enduro. Mit Allroundern/Straßenmaschinen sollte es ebenfalls recht gut gehen. Mit Sportlern, Choppern etc. sollte man Baustellen, Schotter etc. eher vermeiden und daher auf den schon recht gut ausgebauten Hauptdurchgangs- und verbindungsstraßen bleiben.
Mich hat Albanien beeindruckt und begeistert. Falls eine meiner nächsten Reisen wieder dorthin führt, werde ich vermutlich mit der Fähre nach Durres fahren und mir den Süden des Landes ansehen.