Di, 11. Sep 2007, 17:12
Natürlich gibt es Blutrache noch in Kosovë. Wer etwas anderes behauptet, hat keine Ahnung. Gerade in Peja wurde in jüngster Zeit ein Mann erschossen von einem anderen Mann, der nach 15 Jahren den Tot seines Familienangehörigen gerächt hat.
Und übrigens, Blutrache ist nicht so einfach zu beschreiben wie viele Aussenstehenden es aus den Nachrichten kennen. Da wird nicht immer einfach drauf los geschossen wie im wilden Westen.
Meistens passiert es bei Streitereien zwischen zwei Familien. Beide Familien holen, bevor es zu einer Blutfehde kommt, noch je einen Vermittler hinzu. Diese versuchen dann den Streit zu schlichten und nach dem albanischen Gesetz den Fall zu beurteilen.
Wenn dieser diplomatische Weg dann scheitert, kann es zur Blutrache kommen, weil entweder die Ehre, der Stolz, der Ruf der Familie Schaden erlitten hat. Gerade in Dörfern, wo nach ein traditionelles Bewusstsein herrscht, sind diese Begriffe mehr als nur Worte und ein Aussenstehender kann es auch nicht verstehen, wieso man dafür tötet...
Heute wird Blutrache aber mehr wegen kriminelllen Handlungen geführt. Manchmal reicht aber auch nur ein lächerlicher Streit in einer Disko um eine Blutfehde auszulösen...
Die einzige Möglichkeit um den Blutfehden in Kosovë entgegen zu wirken. Ist die Einrichtung von Gesetzen und Gerichten, die von Albanern geführt werden und für alle Albaner geltend sind.
Heute gibt es zwar diese Gesetze und Gerichte, aber das Problem besteht in zwei Punkten.
1. Die Menschen sind korrumpierbar...
2. Die UNO und die KFOR, obwohl als "Freund und Helfer" im Kosovo tätigt, ist immer noch eine Besatzungsmacht für die Albaner. Man vertraut ihnen nicht, sie sind Fremde, von denen man sich gerade in solchen Situationen nichts sagen lassen will.
Deswegen entschliessen sich immer noch viele Albaner auf ihre eigenen, alten Wege solche Streitereien zu lösen, also aussergerichtlich...