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Verfasst: Fr, 30. Nov 2007, 14:15
von Lars
beide Routen sind sicherlich interessant.
Die Küsten-Route ist bezüglich Höhenmeter nicht zu unterschätzen. Zwischen Saranda und Vlora geht es nur rauf (bis 1000 m) und runter. Dafür ist sie sensationell schön und im Mai bis Vlora auch nicht arg befahren.
Die Inland-Route ist klarer gegliedert: du weisst, wann es rauf geht und wann es runter geht. Die Strasse ist über weite Strecken sehr gut, aber auch sehr befahren.
Ob du Tirana besuchen möchtest, ist dir überlassen - ist immerhin als Zentrum des Landes der lebhafteste Ort - im Guten wie im Schlechten. Viel Verkehr, aber man kommt mit dem Rad eigentlich gut durch, weil der Verkehr langsam und chaotisch ist.
Nördlich von Fushë-Kruja gibt es eine neue Autostrasse und parallel dazu eine alte Strasse, die ich Radfahren dringend empfehlen würde, da dort das Tempo weniger brutal ist.
Bezüglich Karten: Wenn du auf den Hauptachsen bleibst wie in
Tipps [AlbINFO] beschrieben, kommst du auch schon fast ohne Karte durch. Wenn du auf Nebenstrassen ausweichen möchtest, würden wir das hier wohl eher besprechen, damit du nicht in Sackgassen landest. Ich weiss aber nicht, ob du deinem Rad unasphaltierte albanische Nebenstrassen zumuten möchtest. Ich bevorzuge in Albanien die Nebenstrassen, aber nur mit Mountain Bike und möglichst wenig Gepäck.
Hier im Forum findest du noch mehr zum Thema Radfahren.
Reiseroute
Verfasst: So, 02. Dez 2007, 12:37
von eschaaff
Hallo rob,
ich werde den Umweg fahren, da er wirklich interessant und nicht allzu schwer erscheint. Über weite Strecken geht es ja an Flüssen entlang. Dies ist zwar keine Garantie für flache Strecken, aber es wird nur wenig Pässe geben. Kennst Du den Zustand der Strassen für diese Routenempfehlung?
Im Norden, ab Vlore, weiß ich die Route noch nicht so recht. Ab Fier gibt es ja auch eine Nebenroute über Kucove nach Elbasan.
Gruß
Ehrenfried
Re: Reiseroute
Verfasst: So, 02. Dez 2007, 18:33
von Lars
eschaaff hat geschrieben:Kennst Du den Zustand der Strassen für diese Routenempfehlung?
Grenze-Permet-Kelcyre-Gjirokaster-Saranda ist alles asphaltiert. Bis zur Strasse Gjirokastra-Tepelena auch vom Verkehr her ok.
Die Strasse Kuçova-Elbasan ist sicherlich nicht durchgehend als Strasse zu bezeichnen. Das verliert sich schon keine 10 km nach Kuçova. Einer der Offroader, der mal einen Reisebericht hier reingestellt hat, ist die Strecke zwar mal gefahren, aber zu recht ist hier auf vielen Karten keine durchgehende Strassenverbindung eingezeichnet.
Verfasst: Di, 04. Dez 2007, 9:24
von chicca66
Hallo....Respekt, Respekt...finde ich klasse was du da vor hast..Kann dir leider nicht weiterhelfen, da ich mich da überhaupt nicht auskenne. Wollte nur mal schnell sagen das ich klasse finde was du da machst..und ich wünsche dir dort einen gaaaannnnzzzzzz schönen Urlaub....Lg
Albanien per Rad - gefährlich?
Verfasst: Sa, 05. Apr 2008, 17:24
von Horst Deimel
Hallo, ihr Albanienprofis!
Ich plane im Rahmen einer großen Radreise in näherer Zukunft gemeinsam mit meiner Freundin einer Fahrraddurchquerung Albaniens. Ich freue mich sehr darauf, habe aber kürzlich jemanden getroffen, der vor ca. 10 Jahren per Motorrad durch Albanien gereist ist und bin seitdem verunsichert.
a) Er hat gesagt, er würde nie wieder dorthin reisen. Er habe kaum stehen bleiben können, da er sofort von Menschen (v. a. Kindern) unringt gewesen sei, die sich an seinem Gepäck zu schaffen gemacht hätten, und er sei im Grunde nur damit beschäftigt gewesen, sicherzustellen, dass ihm nichts gestohlen würde. Da ich ja auch noch mit Frau unterwegs bin, wäre das schon unangenehm. Gibt's ähnliche Erfahrungen?
b) Angedachte Route: Von Montenegro - Shkoder - Tirana - rüber zur Küsste - dann ins Landesinnere via Gijrokaster - Sarande - Butrint - Griechenland. Wäre dies okay für Trekkingräder mit Gepäck? Oder besser an der Küste bleiben?
Vielen Dank für gute Infos, revanchiere mich dann später gerne!
Horst
Verfasst: Sa, 05. Apr 2008, 17:51
von xyz
Verfasst: So, 06. Apr 2008, 18:48
von Lars
xyz hat schon mal den wichtigsten Link hinterlassen. Wenn du hier im Forum suchst, findest du sicherlich noch einiges mehr an interessanten Hinweisen.
Zur Sicherheit kann ich sagen, dass sich hier in den letzten Jahren sehr viel getan hat. Vor 10 Jahren hätte ich sicherlich jedem davon abgeraten, sein Auto/Motorrad/Fahrrad unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Heute muss man nicht mehr befürchten, dass einem sofort die Räder abmontiert werden, wenn man seinem Fahrzeug den Rücken dreht.
Tipps [AlbINFO]
Zur Route: Zwangsläufig werdet ihr auf einer Nord-Süd-Durchquerung auch stärker befahrene Strassenstücke zu bewältigen haben. Wenn immer möglich würde ich aber nach Alternativen suchen. Denn das grösste Sicherheitsproblem in Albanien dürfte der Strassenverkehr darstellen.
Zwischen Shkodra und Lezha gibt es eine neue Schnellstrasse. Unbedingt auf die alte Strasse südwestlich davon ausweichen. Nach Shkodra in Richtung Barbullush halten. Die Strassen vereinigen sich erst wieder Balldren. Auf der alten Strasse verkehren nur die Autos, die dort in die Dörfer fahren. Man vermeidet so, gefährlich mit 100 km/h oder mehr überholt zu werden.
Gleiches gilt für die Strecke Lezha nach Fushë-Kruja. Auch hier unbedingt auf die alte, etwas längere Strasse ausweichen, die durch Milot, Laç, Mamurras führt. Hier verläuft die Schnellstrasse küstennaher in der Ebene und ist eine überfüllte Rennbahn.
Küstennahere Alternativen gibt es leider nicht - auch nicht für robuste Tourrenräder. Fushë-Kruja nach Tirana ist keine besonders schöne Strecke. Auch hier gibt es viel Verkehr. Das Tempo der Autos dürfte aber geringer sein und ein guter Teil des Verkehrs weicht heute auf die Strecke über den Flughafen aus.
Ab Tirana habt ihr wohl das Problem, dass es wenige Alternativen gibt, die nicht stark befahren sind. Für Tirana-Durrës gibt es zwei Strecken: die Autobahn und die südlichere Strasse über Nrdoq. Da die südlichere eng ist und auch recht befahren, würde ich auf die Autobahnstrecke empfehlen. Es gibt dort bis Vora eine Strasse parallel zur Autobahn, die die dortigen Industriegebiete erschliesst (nicht super schöne Landschaft, aber auch nicht gefährlich). Ab Vora steht die alte Strasse über Shijak nach Durrës zur Verfügung.
Ab Durrës über Kavaja und Lushnja, Fier gibt es wohl kaum Alternativen zu den grossen Strassen. Nur die Ortsdurchfahrten führen von der Schnellstrasse weg. Aber hier ist die Schnellstrasse meistens breit genug, damit man weit am Rand fahren kann.
Ich würde davon abraten, im Süden durchs Landesinnere zu fahren. Die Strasse hier ist wiederum nicht besonders breit, aber recht verkehrsreich. Als Aternative bietet sich eine Fahr der Küste entlang an. Natürlich ist das mit vielen Höhenmetern verbunden (vermutlich noch mehr als im Landesinnern), dafür entschädigt die Landschaft tausendfach. Und Verkehr hat es südlich von Vlora (Hochsommer ausgenommen) nur wenig. Natürlich gäbe es noch die Strasse von Berat nach Këlcyra. Aber die ist durchgehend unasphaltiert und eine sehr raue Piste über diverse Pässe - kaum in einem Tag zu bewältigen. Und Übernachtungsmöglichkeiten ausser dem eigenen Zelt gibt es dort auch nicht. Wer mit Zelt reist und eine gute Federung hat, wird dort aber sicher seine Freude haben. Verkehr: vielleicht werden ihr auf den 70 km 10 oder 20 Fahrzeuge sehen.
Gjirokastra-Saranda führt auch über einen gut befahrenen Pass. Wohl wie in den Alpen auf Passfahrten muss der Radler da recht Verkehrs-tolerant sein. Saranda südwärts ist dann eher wieder interessant. Südlich von Butrint zum Teil auch unsaphaltiert (aber anscheinend gut fahrbar), muss man hier weder mit nennenswertem Verkehr rechnen, noch mit unangenehmen Überholmanövern.
Foto von einer Radtour in Nordalbanien - trotz Begegnung mit Blutrache-Mördern gut überstanden.
Verfasst: Mi, 09. Apr 2008, 18:06
von noguzziplies
Hallo Horst,
ihr könnt ganz beruhigt durch Albanien reisen.
Daß man oft von Einheimischen umringt wird ist schon richtig, aber ich habe selten so eine Zurückhaltung selbst bei Kindern festgestellt wie in Albanien.
Wenn Du durch Nordafrika reist, scharen sich Trauben von Kindern um dich und haben ihre Hände überall und lassen auch nicht so schnell los (beklaut wurde ich da aber auch nie), in Albanien wurde immer ein kleiner diskreter Abstand gehalten, es wurde nichts betatscht und schon gar nichts geklaut.
Die Leute sind überall ausgesprochen freundlich nur die Hautpstraßen solltet ihr meiden, im Auto sind Albaner eher unberechenbar.
Lies mal meinen Bericht hier im Forum
http://www.albanien.ch/forum/phpbb/view ... highlight=
oder auf meiner homepage.
Viel Spaß in Albanien, es wird euch gefallen
Grüße aus dem Allgäu, Werner
Verfasst: So, 13. Apr 2008, 18:41
von Horst Deimel
Hallo,
erstmal vielen Dank an euch für die sehr aufschlussreichen Tipps. Das ist hier wirklich ein Super-Forum. Wir werden nun wohl die Küstenstrecke nehmen, auch wenn die Strecke jenseits des Llogara-Passes bis Sarande wohl eine Katastrophe sein soll und wenn mich eine Route durchs Landesinnere schon auch gereizt hätte. Aber auf dem Rad hat für uns immer das Kriterium "wenig Verkehr"oberste Priorität - und übernachten müssen wir ja auch irgendwo (kein Zelt dabei).
Ich werde wohl nach dem Gelesenen auch Tirana auslassen, auch wenn's mir zunächst schade vorkommt. Aber wenn da tatsächlich so viel Autos unterwegs sind, macht's ja keinen Spaß.
Noch 2 Fragen zu Übernachtungen: Wir sind logischerweise in Bezug auf Entfernungen limitiert:
Hat jemand Infos über Hotels o. Ä. in
- Fier
- Fushe-Kruje
- Rrogozhine?
Oder sonst etwas auf der Küstenroute außerhalb der Städte?
Merci
Horst
P.S.: Unsere große Reise findet übrigens erst 2010 statt, ich bin nur jetzt schon sehr eifrig am Planen. Gibt'S Hinweise über weiteren Straßenbau bis dahin?
Verfasst: So, 13. Apr 2008, 20:50
von Lars
Lllogara - Saranda würde ich nicht als Katastrophe bezeichnen. Es ist eng und kurvenreich - aber für Radfahrer ist das nicht so schlecht, weil dann die Autos nicht so schnell fahren können. Weniger gut für Radfahrer ist das ständige Auf-und-Ab. Bis 2010 könnte allenfalls auch Fier-Ballsh-Tepelena eine Alternative sein, wenn es da eine neue Autobahn gibt, die den grössten Teil des Verkehrs schluckt.
Radfahren in Tirana fand ich nicht so schlimm. Meist hat es so viel Verkehr, das der nicht richtig fliesst und man als Radfahrer gut mithalten kann. Man muss natürlich ein Flair haben für Durchschlängeln durch chaotischen Stadtverkehr - nicht zu vergleichen mit den Radweg-Freiräumen für Zweiradfahrer deutscher Städte (eher wie Zürich mit mal links, mal rechts, mal zwischendurch die Kolonne überholen).
Bis 2010 kann sich Strassentechnisch noch so einiges ändern. Vielleicht ist dann auch die neue Strasse Tirana-Elbasan offen und man hätte die Krabba-Passstrasse ganz für sich alleine.
Neue Hotels finden sich in grosser Auswahl an den Badeorten (Shëngjin bei Lezha, Durrës-Golem, Vlora und südlich). Auch die meisten kleineren Landstädte haben heute neue Hotels - aber besonders romantisch sind diese Orte meist nicht und viele Hotels an der Peripherie der Städte dienen vor allem für Liebesstunden.
In Fier gibt es sicherlich ein paar Hotels - aber eben. Wenn überhaupt, dann dürfte die Auswahl in Rrogozhina eher klein sein. Würde aber empfehlen, 20 km früher halt machen, wo die Strasse kurz vor Kavaja die Küste verlässt. Dort gibt es reichlich Auswahl und Erholung im Meer dazu. Im Raum Fushë-Kruja/Flughafen finden sich auch Unterkünfte. Als Etappenorte würde ich aber eher Lezha (Shëngjin), Durrës (Golem) und Vlora vorschlagen.
Verfasst: Di, 15. Apr 2008, 22:27
von Horst Deimel
Hey Lars,
du bist ja offensichtlich ein echter Held in Bezug auf Albanien - und in Bezug auf Hilfsbereitschaft!
Vielen Dank für die Infos - nicht auszuschließen, dass ich dann bis dahin doch noch mal die Route ändere, wenn sich da im Straßenbau echt was tut... Und nicht auszuschließen, dass ich auch noch hin und wieder auf deine Ortskenntnisse zurückgreifen möchte!
Viele Grüße aus Mannheim!
Verfasst: Fr, 18. Apr 2008, 18:06
von Hoffi
Hi Horst,
noch ein kleiner Tip zwecks Verkehrssicherheit und auch wenn du gern Tirana sehen willst: Fahr einfach mit dem Zug von Shkoder nach Tirana. Dauert zwar eine halbe Ewigkeit, ist aber sehr günstig (etwas mehr ale 1 €), man muss sich keine Sorgen um albanische Formel-1-Piloten machen und es ist auch ein besonderes Erlebnis. Außerdem ist der Bahnhof in Tirana zentrumsnah.
viel Spass!
Kartenmaterial Albanien
Verfasst: Di, 12. Mai 2009, 12:23
von hansometer
Hallo,
ich plane im August eine Fahrradtour durch Albanien zu machen. Und zwar möchte ich vom Ohrid-See nach Tirana fahren. Hat jemand von euch in Albanien schon Erfahrungen in Sachen Fahrradtouren gemacht?
Hab mich mal nach brauchbaren Karten im Netz umgesehen und bin dabei auf folgendes gestoßen:
www.mapsofbalkan.com
Discovering Albania by Bike; 1 : 225 000
Discovering Albania by bike 1 : 100 000
amazon
Verlag: Freytag-Berndt U. Artaria
Albanien 1 : 400 000
Verlag: Reise Know-How Verlag Rump
Albanien 1 : 220 000
Allerdings haben die beiden letzten aufgeführten Karten bei amazon keine guten Rezensionen. Was die anderen beiden Karten betrifft, habe ich eine ähnliche Diskussion in diesem Forum verfolgt, wo diese Karten auch nicht gerade gelobt werden.
Ich vermute, das Problem an der Sache ist, dass es wegen der schlechten Straßenzustände in Albanien schwierig ist, eine geeignete Karte zu erstellen.
Welche Karte soll ich denn nun kaufen? Oder soll ich am besten vor Ort eine Karte kaufen?
Vielen Dank
Hannes
Verfasst: Di, 12. Mai 2009, 13:37
von Lars
Hallo Hannes
Fahrradfahren in Albanien macht Spass. Das Erlebnis empfinde ich aber als eindrücklicher, wenn man auf Naturstrassen durch die Berge und Dörfer unterwegs ist. Auf den Hauptstrassen braucht es aufgrund des zum Teil hektischen Verkehrs manchmal schon gute Nerven. Die Nebenstrecken sind aber schnell einmal anstrengend und zeitraubend und führen oft auch durch Gebiete ohne Hotels etc.
Reise Know-How 1:220.000 und Discovering Albania by Bike 1:225.000 ist eigentlich die gleiche Karte (Reise-Know-how mit zusätzlichen Routen-Markierungen, Namen etc., aber eher auf Basis der 2. Auflage als der 3. Auflage).
Empfehlen würde ich den Radwanderführer Discovering Albania by bike 1:100.000 , wenn dir die Karte wichtig ist und du auf Asphalt fahren möchtest. Evtl. fehlen zwar einige Neubaustrecken der letzten 15 Jahre, aber das ist zu verkraften.
Für die Strecke Ohrid-See nach Tirana brauchst du eigentlich gar keine Karte, wenn du auf der Hauptstrasse bleibst. Ist alles ordentlich bis gut ausgebaute Strasse, bis Elbasan alles in den letzten Jahren erneuert. Sogar Ausschilderungen sind vorhanden.
Wenn du aber vor hast, dich auf irgendwelchen Strässchen quer durch die Berge zu kämpfen, wäre wohl keine der Karten wirklich geeignet. Dann müsste man wohl kombinieren und hier die Route im Detail besprechen (wie in
http://www.albanien.ch/forum/phpbb/view ... 313#159313 ).
Viel Spass
Lars
Verfasst: Di, 12. Mai 2009, 23:33
von volkergrundmann
Der Leitartikel zum Thema Radfahren in Albanien wurde unter
http://www.adfc.de/5657_1
veröffentlicht. Daraus wird z.B. deutlich, dass man über weite Teile des Landes mit einiger Umsicht durchaus die normalen Straßen benutzen kann, die Gefahr, vom Albanien-Mercedes abgeschossen zu werden, hält sich dort in Grenzen.
Generell gilt natürlich, Albanien ist nix für Sonntagsfahrer auf fein geglätteten deutschen Radweglein. Schon wegen der Pässe ist Training und Kondition gefragt, und wegen des Wegezustands natürlich ein entsprechendes Rad.
Kritisch gefährlich sind aber nur jene Bereiche, wo die Albanien-Mercedesse in Massen toben, auf denen es Bangel/Kärle vorzogen, auf dem Furgon Zuflucht zu nehmen. Tatsächlich betrifft das den Bereich um Tirana etwa im Umkreis von 50 km in allen Richtungen.
Ich trachte aber schon Monate danach, dem Übelstand eine Alternative entgegen zu setzen, denn es gibt auch um die Hauptstadt herum etliche, sogar spannende, Nebenwege, die natürlich auf keiner der üblichen Karten verzeichnet sind. Man kommt mit dem Rad auf einigen Umwegen sogar bis ins Zentrum von Tirana, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von einem wild rasenden Albanien-Mercedes platt gemacht zu werden.
Allerdings, mit Karte ist da nix, manche dieser Wege führen als Fußpfade sogar durch Häuserdurchgänge und die findet man auf einer Karte nie, da sieht es so aus, als steht ein Block quer und es gibt kein Durchkommen.
Ich verhandele im Moment mit einem "Konsortium von Auftraggebern"
(sprich, der GTZ und dem UNDP) und es scheint, sie werden finanzieren, das ich einen gps-Kraken mit den Alternativen um Tirana lege. Der wird in jeder Richtung etliche Variationen beinhalten (ja, die gibt es!) und da kann dann jeder nach Wahl entscheiden, wieviel Umweg ihm seine Sicherheit wert ist.
Ich melde mich mit dem Thema wieder, sobald ich den Auftrag habe. Wenn alles wie gedacht klappt, werden die Daten public domain und ich werde die Tracks schon für diese Saison provisorisch vorab Interessenten zur Verfügung stellen können.
Verfasst: Mi, 13. Mai 2009, 0:46
von Lars
Die absolute Fahrradhölle ist meines Erachtens die Strecke Shkodra-Fushë Kruja auf den neuen Strassen. Man möchte es nicht glauben, aber auch da habe ich schon Fahrradfahrer gesehen. Tirana sehe ich weniger eng. Neben der Autobahn gibt es ja jetzt mehrheitlich parallele Strassen – ansonsten durch die Felder und Dörfer dort. Kraba-Pass geht meistens auch vom Verkehr. Stadtzentrum ist so oder so recht problemlos. Umso mehr Verkehr, desto besser, weil dann alles eher Fahrradtempo als Autotempo fährt. Anscheinend ist sogar
über den Skanderbeg-Platz gegen die Fahrrichtung möglich. Und auch im Umland von Tirana gibt es noch unasphaltierte Strassen, die sich super eignen (zB nach Zall-Bastar). Klar: Etwas Kaltschäuzigkeit braucht es schon.
Auf deine Hinterhofrouten warte ich gespannt und mit Freude. Das peinliche an diesem Radwanderführer ist ja, dass der Autor die Strecken sicherlich nie selber mit dem Rad gefahren ist. Nicht gerade ein Meisterwerk der DEZA. Du wirst das sicherlich einiges professioneller umsetzen, Volker.
Ich denke, dass das Fahrradfahren in Albanien einiges interessanter wird, wenn man wo möglich auf Nebenrouten ausweicht: so kriegt man noch mehr vom Land zu sehen.
Übrigens: Wichtiger Link für alle Radfahrer:
http://www.cramers-web.de/albanien.htm
Danke
Verfasst: Mi, 13. Mai 2009, 9:58
von hansometer
Ja das nenn ich mal schnelle und kompetente Antworten. Vielen Dank! Ich werd mir das mit der Karte noch mal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht ist bis August ja schon dein gps-Material fertig, Volker.
Wie viele Tage würdet ihr denn für die Strecke Ohrid-Tirana einplanen, wenn man
a) sich auf der Hauptstraße hält
b) die landschaftlich schöneren Nebenstraßen nimmt?
Gruß
Hannes
PS: Mal eine ganz dumme Frage von jemandem, der nicht so viel Erfahrung mit Radtouren hat: Ist das Tragen eines Fahrradhelms auf so einer Tour unverzichtbar oder geht es auch ohne.
Re: Danke
Verfasst: Mi, 13. Mai 2009, 13:20
von Lars
hansometer hat geschrieben:Mal eine ganz dumme Frage von jemandem, der nicht so viel Erfahrung mit Radtouren hat: Ist das Tragen eines Fahrradhelms auf so einer Tour unverzichtbar oder geht es auch ohne.
besser, du trägst einen.
a) schützt auch gegen Sonne
b) gibt einem auf albanischen Strassen einen Exotenbonus > mehr Rücksicht der Autofahrer
c) in Albanien kann hinter jeder Kurve ein Schlagloch und hinter jedem Busch am Strassenrand ein Huhn auftauchen. Auch wenn du dir vornimmst, nicht zu stürzen – dort kannst du es noch weniger ausschliessen.
d) albanische Autofahrer sind oft unberechenbar – und ich hatte in den letzten 24h Stunden drei Beinahe-Unfälle, weil mir hier in Zürich der Vortritt geraubt wurde oder die Autofahrer nicht blinkten ...
Natürlich kannst du den Helm abziehen, wenn er dich in einem langen Aufstieg stört. Aber ich kann nur empfehlen, hier nicht auf cool zu machen.
Wie viele Tage würdet ihr denn für die Strecke Ohrid-Tirana einplanen, wenn man
a) sich auf der Hauptstraße hält
b) die landschaftlich schöneren Nebenstraßen nimmt?
a) ein geübter Radrennfahrer macht das locker in einem Tag. Weniger geübt sollte man es in zwei Tagen hinkriegen, wenn man sich ein wenig ran hält.
b) ich muss mir mal überlegen, was da an alternativen Nebenstrassen überhaupt in Frage kommen könnte. Die Strecke geht grösstenteils durch Bergland – da gibt es naturbedingt nicht viele Ausweichmöglichkeiten. Ich würde mal sagen, zwei bis vier Tage.
wo ist denn euer Startpunkt? Ohrid? Mountain Bike, Tourenrad, Aldi-Rad? Wie viel Gepäck?
Verfasst: Mi, 13. Mai 2009, 16:33
von volkergrundmann
Noch mal zur Geschäftsgrundlage: Albanien ist für keine Art von Touristen ein normales Land. Hier muss man sich in allen Fragen auf Extreme einstellen, aber das macht ja, neben etlichem anderen, den Reiz der Sache aus. Wer hier radeln will, sollte nicht kommen, um drauf los zu strampeln, Kilometer zu machen und im Rollen nebenbei mal was anzuschauen. Das Radeln selbst ist hier schon das Abenteuer, und das sollte man langsam radelnd genießen. Auf Autostraßen und Berg runter würde ich auf alle Fälle Helm tragen, Berg runter sollte man immer besonders langsam fahren, denn es gibt hier keine Rettungsflugwacht...
Um nicht ganz ordinär unter die Räder zu kommen empfiehlt sich also so oft wie möglich die Benutzung von Nebenstrecken, aber die gehen in der Regel noch mehr hoch und runter, sind alle unbefestigt und regelrechtes Terrain für Crosscountry-Räder (ein hochgestiltes mountain bike muss es nicht sein). Dafür sind die Ausblicke und Erlebnisse ausgesprochen privilegiert, denn diese Wege benutzen höchstens noch die Motorradler, Autos kommen oft da schon nicht mehr durch und was man dort sieht, sind vielleicht nur kleine Sehenswürdigkeiten, aber in keinem Reiseführer beschrieben. Ich habe, um auf Lars' Bemerkung zu Lezha-Fushe Kruja einzugehen, gerade dafür zwei superbe Strecken, eine für echte Spitzenleister am Gebirgsrand und eine parallel zur Küste. Solche Strecke gibt es meines Erachtens auch um den Dajti herum nach Librazhd, und von da bis zum Ohrid ist es über die E 852 nicht mehr sehr gefährlich. Aber diese Strecke sind mindestens zwei Tagestouren, eine kurze vom Ohrid bis Librazhd ins Hotel, und von da über die Berge bis an den Dajti (wo es wieder Hotels gibt) dürfte man den Tag von Früh bis Abends gut brauchen.
Verfasst: Mi, 13. Mai 2009, 22:41
von Lars
volkergrundmann hat geschrieben:... zwei superbe Strecken, eine für echte Spitzenleister am Gebirgsrand und eine parallel zur Küste. Solche Strecke gibt es meines Erachtens auch um den Dajti herum nach Librazhd, und von da bis zum Ohrid ist es über die E 852 nicht mehr sehr gefährlich. Aber diese Strecke sind mindestens zwei Tagestouren, eine kurze vom Ohrid bis Librazhd ins Hotel, und von da über die Berge bis an den Dajti (wo es wieder Hotels gibt) dürfte man den Tag von Früh bis Abends gut brauchen.
Librazhd - Tirana
An den Abstecher übers Bergland hinter dem Dajti habe ich auch gedacht. Aber: Das sind wohl so 60 - 80 km auf schlechten Strassen mit gutem Verirrungspotenzial: Das ist wohl nur was für geübte. Ich würde das so formulieren: Von Librazhd ca. 15 km der Hauptstrasse entlang nach Westen (Elbasan). In Labinot-Fushë nach Norden (evtl. auch schon ca. 5 km früher in Xibra, aber da scheint es ein schlechtes Stück dazwischen zu haben). Dann immer den Berg hoch. Bis Gur i Zi sind es rund 11 km und fast 1000 Höhenmeter. Nicht nach Labinot-Mal rein, sondern weiter nach Norden. Die nächsten 10 km ab Gur i Zi sind wohl etwas flacher, nur noch ca. 300 Höhenmeter, aber wohl auch ein paar kurze Abfahrten. Beim Pass Qafa Cacabanit (oder Cafa Kumbllës – je nach Karte) ist man dann fast auf 1300 m (Labinot-Fusha liegt unter 150 m). Bis zur Qafa Shpellzës bleibt der Weg über 1000 m (wohl mit reichlich rauf und runter), macht aber allmählich einen Umweg nach Osten. Der Weg steigt dann auf den nächsten 4 km auf über 1400 m an. Die nächsten 10 km bis zur Strasse Tirana-Krasta pendeln zwischen 1300 udn 1500 m. Von dort geht es wieder nach Westen, über ca. 10 km mehr oder weniger auf 1400 m, dann allmählich auf 1200 absteigend. Die nächsten ca. 10 km geht es runter auf unter 700 m zur Qafa Molla auf der Rückseite des Dajti. Von dort geht es nochmals rund 5 km hoch zur Qafa Priskës auf ca. 1050 m. Die Anstrengungen werden von dort aus mit einer rasanten Abfahrt, 20 km, nach Tirana belohnt.
Ich kalkuliere ca. 95 km und woh über 2000 Höhenmeter. Eine solche Strecke im abgelegenen Hochgebirge auf unasphaltierten Strassen (abgesehen von 35 km), allenfalls noch mit Orientierungsschwierigkeiten und ohne grosse Verpflegungsmöglichkeiten oder irgendwo eine Möglichkeit, auf halber Strecke auszusteigen, ist wohl eine Route für Berg-erfahrene geübte Halbprofi-Mountain-Biker.
Es gibt noch eine zweite Route, die von Librazhd die ersten 20 km auf der Strasse nach Dibra nach Nordosten geht, um dann nach Westen abzuschwenken. Das sind vielleicht ein paar wenig Höhenmeter weniger, aber etwa die gleiche Distanz und weniger davon auf Asphalt.
Also mal über andere Alternativrouten nachdenken ...
Pogradec - Librazhd, Variante Mokra-Berge
Von Pogradec nach Süden auf der Hauptstrasse und beim ersten Pass (180 Höhenmeter) nach Westen in die Mokra-Berge abbiegen. Steigt auf rund 10 km bis gegen 1400 m an (Pogradec: 700 m), bis es dann nach Norden abgeht. Der Weg führt dann das Tal des Shkumbin runter. Die ersten 20 km wohl ohne nennenswerte Gegensteigung – dafür könnte die Strasse rund um den Kulminationspunkt eher schlecht sein. Auf den nächsten 10 km vielleicht ein paar Dutzend Höhenmeter Gegensteigung. Aber dann ist man schon auf 500 m. Nochmals 10 km bis Qukës – unbeschwerlich – von dort wieder Hauptstrasse asphaltiert, 20 km nach Librazhd. Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus.
Pograde - Librazhd, Variante Via Egnatia
Fahrt auf Hauptstrasse oder wie oben beschrieben nach Qukës. Ein paar Kilometer unterhalb der Kreuzung, wo die Hauptstrasse das Shkumbin-Tal verlässt, im gleichnamigen Dorf bei der grossen Eisenbahnbrücke auf die andere Talseite wechseln. Steiler Anstieg rund 200 - 300 Höhenmeter. Dann vom Qukës am Berg oben nach Norden dem alten Verlauf der Via Egnatia folgen über Xhyra, Dardha, Spathari nach Babja – ständiges Rauf und Runter auf vermutlich schmalem Pfad hoch über dem Fluss. Keine Ahnung, wie weit das wirklich fahrbar ist – Google Maps lässt uns da im Stich. Von Babja wohl Fahrt ins Tal nach Librazhd oder Xibra. Ist wohl auch kein einfacher Trip.
Für die Strecken Librazhd - Elbasan und Elbasan - Tirana kann ich keine vernünftigen Alternativen erkennen.