Sa, 03. Nov 2007, 1:07
Ich hab mal für die Schule ein Essay geschrieben, welches ziemllich gut zu diesem Thema passt. Ich hab zwar schon ein paar unwichtige Stellen rausgenommen,es bleibt aber trotzdem noch ziemlich lang, wollte es aber trotzdem reinstellen. Hoffe, dass einige sich die Mühe machen.
Beim Kürzen sind bestimmt auch Fehler passiert. Sorry schon im voraus.
Lohnt sich Glaube?
Es ist eine Frage, die sich gerade in der heutigen, von glaubensmotivierten Kriegen und Anschlägen gezeichneten Zeit nur mit gewisser Vorsicht und Rücksichtnahme stellen lässt. Es ist eine Frage, die viele aus Gleichgültigkeit vielleicht auch aus Angst, lieber unbeantwortet lassen. Und trotzdem ist es eine zutiefst persönliche Frage, mit der sicherlich jeder von uns schon konfrontiert wurde.
Doch was genau bedeutet eigentlich Glaube?
Glaube im religiösen Sinne ist mehr als ein bloßes Fürwahrhalten und die Überzeugung, dass ein Gott existiert. Im Gegenteil, denn die ursprüngliche Übersetzung des aus dem Judentum stammenden Wortes „aman“ lautet „ich verlasse mich auf, ich binde meine Existenz an“. Es geht hierbei also um eine innere Haltung, um Vertrauen und eine persönliche Beziehung zu einem Gott (Monotheismus) oder zu mehreren Göttern (Polytheismus). Diese persönliche Beziehung kann verschiedene Formen haben, sie kann z.B. stark oder schwach, Hilfe oder einziger Weg zur Selbsterkenntnis und Wahrheit, furchtsam oder Freundschaftlich sein, daher ist keine ausreichende oder universelle Definition möglich. Feststeht, dass für den Gläubigen der Glaube ein Teil der Identität ist, sodass man sich z.B. als Christ, Jude oder Muslim definiert. Diese drei monotheistischen Religionen schreiben ihrem Gott die selben Attribute zu: Allmächtigkeit, Allwissenheit, Güte, Liebe, Ewigkeit, Unveränderlichkeit und Unendlichkeit. Sie scheinen an den selben Gott zu glauben und doch gab und gibt es immer wieder Konflikte, darüber, welche die „ wahre“ ist. Nicht selten gipfeln diese in blutigen Auseinandersetzungen. In diesem Punkt zeigt sich ein Nachteil oder auch ein Ansatz zur Kritik, denn die Bekenntnis zur Wahrheit einer bestimmten Glaubensüberzeugung trägt in irgend einer Art und Weise die Falschheit abweichender Glaubensvorstellungen in sich. Daher stellt sich auch die Frage, ob der Glaube (oft als Synonym für Religion) aufgrund historischer Erfahrungen, wie etwa den Kreuzzügen oder dem Dschihad überhaupt in der Lage ist wertvolle Vorstellungen von Moral zu bieten, die zur Lebensorientierung helfen sollen. Ist es überhaupt möglich vernünftige Gründe für den Glauben an Gott zufinden? Hierzu erklärte Benedikt der 16. , dass sich religiöser Glaube und naturwissenschaftliches Denken auf zwei verschiedenen Ebenen befinden. Glaube gehöre zum Bereich der Grundentscheidungen, zu denen jeder in irgendeiner Form Stellung beziehen müsse, ohne darüber letzte Gewissheit zu haben. Wenn der Mensch sein Denken aber nur auf Materielles und experimentell Beweisbares reduziert, verarmt er, er verschließt sich den großen Fragen über das Leben, sich selbst und Gott. Für mich kommt der Glaube aus dem Herzen, er hat etwas mit Gefühlen zu tun, muss aber keineswegs Gegenspieler der Vernunft sein. Glaube ist ein Wunder für sich und braucht keine Beweise. „Eine Art von sechstem Sinn, der wirksam wird, wenn die Vernunft versagt.“ ,(Gandhi). So ist der Glaube zwar ein Wagnis, aber ein hoffnungsvolles. Denn wenn auch aus atheistischer Sicht Glaube als irrational, unplausibel und nicht empirisch belegbar kritisiert wird, so ist er für viele doch der größte Hoffnungsspender. „ Alles wankt, wo der Glaube fehlt“ (Schiller) unterstützen Gläubige und setzen hinzu „Stirbt der Glaube, stirbt auch die Hoffnung“ und was wären wir alle ohne unsere Hoffnungen? Und doch für viele scheint der Glaube wirklich gestorben zu sein, denn allein in Deutschland sind mehr als ein Drittel (ca. 26 Millionen) konfessionsfrei und mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen lehnt eine stärkere Orientierung an religiöses Werten ab. Können die Zweifel so groß sein, dass es im 19.Jahrhundert sogar zum Ausspruch Nietzsches „ Gott ist tot “ kommt? Zweifel, die uns täglich beschäftigen, gehen aus den Fragen hervor, wie z.B. warum ein allmächtiger, guter Gott Leiden, Unglück und Ungerechtigkeit nicht verhindert oder warum er so schweigsam bleibt, wenn er doch allgegenwärtig ist. Es sind Gedanken und Fragen, die uns teilweise wirklich quälen und die Herausbildung des Atheismus, des Deismus, des Pantheismus und des Theismus unterstützt haben.(...) Diese Aufzählung zeigt die Vielfalt der Glaubensrichtungen, die es neben den bekannten Weltreligionen gibt. Über sie zu urteilen wäre falsch, dennoch zeigt sich, dass das auftreten von Übel und Not zu einem pessimistischen Glauben führen, der aus Hilflosigkeit und Enttäuschung hervor geht. Die hauptmonotheistischen Religionen sehen diese „schlechte Zeiten“ als Strafe oder auch als Probe und Hilfe zur Bewältigung der eigenen Ängste. Als Hauptargument für die Anwesenheit von Übel und Bösem, trotz der Existenz und Wirklichkeit Gottes, wird die menschliche Willensfreiheit gesehen. Gott kann nicht für das Chaos und die Fehler verantwortlich gemacht werden, die wir, die Menschheit, selber begehen. Aber auch hierfür bietet der religiöse Glaube, durch das Gebet zum Beispiel eine Möglichkeit des Schutzes und der Vergebungssuche.
Mit den Worten Übel und Böse wären wir wieder am Anfang des Essays und der Frage: Lohnt sich Glaube? Wäre es nicht besser, angesichts des heutigen Fanatismus zum Beispiel, den Glauben ganz zu lassen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen und vielleicht so Frieden zu schaffen? NEIN! Denn das zuletzt beschriebene, zeigt eine schlechte, falsche, eine manipulierende und zum Missbrauch verleitende Macht des Glaubens, auch wenn man diese Merkmale eher nicht zum eigentlichen Glauben zählen darf.(...) Glaube darf nicht nur an besondere Ereignisse oder Zeitumstände geknüpft sein. Außerdem ist Glaube für mich etwas sehr persönliches, individuell auslegbares, welches einem Stärke, Hilfe und Hoffnung gibt und Platz für Toleranz anderen Glaubensrichtungen gegenüber bietet.(...)
Eine mögliche Entlohnung, nach dem Tode zum Beispiel, könnte die Aufnahme in den Himmel und das ewige Leben im Paradies sein oder auch Antworten und Orientierungshilfe für die Suche nach dem Ursprung, Sinn und Ziel des Lebens. Allein wegen dieser „Belohnungen“ sollte man nicht glauben, sondern aus eigener Überzeugung und für die Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens, das müsste der Wille jeden Gottes sein.(...) Jeder hat die Freiheit selbst zu entscheiden, ob er mit oder ohne Glaube sein Leben führt und so beende ich dieses Essay mit einem Zitat von Arthur Schoppenhauer „Der Glaube ist wie die Liebe: Er lässt sich nicht erzwingen. Daher ist es ein missliches Unternehmen, ihn durch Maßregeln einführen oder befestigen zu wollen.“
Der Verstand wird durch die Wahrheit erleuchtet, das Herz wird durch die Liebe erwärmt.