Keine meiner Albanien-Editionen ging ohne Probleme mit dem Verlag ab, ich musste jedes Mal zum Werk gesondert Stellung beziehen. Dies ist auch jetzt der Fall. Gebauchmiezelt dadurch, dass dies der erste Verlag war, der an mich herantrat (sonst musste stets ich um Veröffentlichung betteln), hatte ich das Kleingedruckte nicht gelesen und begriff erst spät, dass der Verlag nach besonderem Geschäftsmodell arbeitet. Das drei-Mann-Unternehmen gibt Möchtegern-WOMO-Autoren, die sonst nie einen Verlag finden würden, die Chance, gedruckt zu werden, verpflichtet sie aber, das Layout selbst zu erstellen. Diese Bedingung hat den Arbeitsaufwand am Manuskript zumindest für mich gut verdreifacht.
Das Modell funktioniert aber augenscheinlich, man hat es mittlerweile auf über 80 qualitativ zum Teil bemerkenswerte Editionen gebracht und ist wohl so eine Art Marktführer im WOMO-Bereich. Gerechterweise muss ich ergänzen, dass der Verlag auch alle erforderliche Software zur Verfügung stellt und umfassend darin einweist.
Da zur Layout-Erstellung auch das Zeichnen von Karten gehört, ergibt sich daraus auch das meines Erachtens größte Manko dieser Art von Edition. Dieses Kartenzeichnen ist so aufwändig, dass es alle Autoren, dabei belassen, Touren-Übersichtskarten aufzunehmen, an Stadtkarten versucht sich keiner, auch ich nicht. Da ich aber ausführliche Innenstadtbeschreibungen aufgenommen habe, wird mir die Kritik diesen Mangel stark vorwerfen (habe daher kaltschnäuzig empfohlen, sich vor der Reise bei Google Maps die Zentren aller zwölf Präfekturstädte und Sarandas auszudrucken).
Inhaltlich brauche ich mich diesmal nicht dafür zu rechtfertigen, dass das Buch die Erwartungen etlicher Kundenkreise nicht trifft. Mein vorheriges Reisehandbuch, das ja als Off-road-Führer Kultstatus erlangte, wurde bekanntlich von allen Nicht-Mobiltouristen, die einen umfassenden Allgemein-Führer erwarteten, (gerechterweise) ausgiebig geschmäht.
Das neue Buch läuft allerdings Gefahr, in umgekehrter Weise verkannt zu werden. Natürlich steht WOMO drauf, und zielgruppenspezifisch sind drin keine Hotels und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel enthalten. Ansonsten widerspiegelt es aber die Gesamterkenntnisse einer, wie bei mir üblich, erschöpfenden Neurecherche über praktisch alle Teile des Landes im Herbst 2012. Es ist damit, ganz klar, die derzeit umfassendste und aktuellste Übersicht für alle Nicht-off-road-Auto- und Motorrad-Touristen, wo man überall lang kommt (wenngleich mancher über so manche Schlaglochstrecke düpiert sein wird). Ich habe aber sogar die noch nicht fertige Strecke Shupenza-Librazhd als Tour vorprojiziert. Natürlich sind im Buch sämtliche entlang der Touren existierende Campingplätze ausführlich beschrieben. Es werden also sicher auch etliche Nicht-Wohnmobilisten, die den Wert erkennen, mit diesem Buch glücklich werden.
Insofern denke ich, wird es wieder genügend Nutzer geben, die dem Werk zugestehen, ein herausragendes und unübertroffenes Spezialwerk zu sein.
Vielleicht noch ein letztes Wort zu der irritierenden „Neuauflage“ meines Reisehandbuchs, 2012. Daran ist nichts, aber auch gar nichts neu, ich kann nur dringend empfehlen, das Buch nicht zu kaufen. Es ist eine unerhörte Frechheit, das Buch mit diesem Fake-Datum auf den Markt zu bringen, aber man brauchte mich nicht zu fragen und ich kann auch nichts dagegen machen, denn ich hatte wegen der Anfangsprobleme mit diesem Verlag damals die Rechte an ihn verkauft.