Sa, 28. Mär 2009, 21:03
Wieder zweimal die Mär von den 700.000 Bunkern.
Manche bezeichnen die Bunker an sich als das unfassbare, unbegreifliche. Sie sind der Schnee von gestern. Das unfassbare, unbegreifliche heute ist, die Zahl, die so hartnäckig durch die Medien geistert. Haben die, die sie kolportieren, ihren Verstand im Bunker gelassen? Albanien hat eine Fläche von 28.700 Quadratkilometern. Rechnet man das in Quadratmeter um und teilt diese durch 700.000 Bunker, dann stünde auf rund 40.000 Quadratmeter ein Bunker. Zieht man daraus die Quadratwurzel, dann müsste in Albanien alle 200 m einen Bunker stehen.
Wieviel sehen wir wirklich, selbst wenn wir einrechnen, dass vielleicht 20% schon beseitigt wurden?
Um einen Anhaltspunkt zu geben, welche Zahl ungefähr real ist: Die am stärksten mit Bunkern befestigte Region Albaniens war das anzunehmende Einfallstor der „griechischen Invasoren“, also die Ebene von Gjirokastra. Klar, dass eine solche Richtung massiv gedeckt werden musste, und folglich finden wir am Südende der Gjirokastra-Ebene die größte Ansammlung von Bunkerlinien in Albanien überhaupt. Und noch schöner, hier sind sie auch ideal zu zählen. Nicht nur vom durchreisenden Touristen, der aus Richtung Saranda kommend, bald unterhalb des Muzina-Passes den vollen Blick darauf hat. Nein, jeder kann sie zählen, denn sie sind auch bei Google Earth recht genau zu erkennen.
Wer dies tut, kommt, vorbehaltlich einiger vielleicht schon überwachsener Bunker, zu dem Schluss, dort waren in sechs Reihen und Clustern zu jeweils fünf Stück, ungefähr 350 bis 400 solcher Pilze angeordnet. Dahinter jedoch findet man entlang des gesamten Tales dann nur noch an Einzelstellen welche. Und hier kann man nun die Rechnung fast ideal und unwiderlegbar aufmachen. Die Gjirokastra-Ebene ist grob 20 km lang und 7,5 km breit, hat also eine Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Bei einer für 700.000 Bunker anzunehmenden Dichte von ein Bunker pro 40.000 Quadratmeter müssten also auf dieser Fläche mindestens 3750 Bunker stehen. Abgesehen davon, dass die statistische Berücksichtigung der umliegenden großen Bergflächen wohl zu einer rechentechnischen Verdoppelung der Anzahl in der Ebene führen müsste. Die Tatsache, dass wir an dieser exemplarisch stark zu schützendem Region aber nur ein Zehntel der vorberechneten Menge finden, macht schlagartig die gesamte Monströsität der kursierenden Bunkerzahl klar.
Goebbels, der bekanntlich bislang als Meister der Propagandalüge galt, er wird sich im Grabe rumdrehen. Enver Hoxha hat vollbracht, was ihm nie gelang: Dass seine Feinde seinem Schwachsinn nicht nur glaubten, sondern ihn sogar nach zwanzig Jahren noch gehorsam weiter kolportieren.