Auf dem Weg zur Bibliothek habe ich vor einiger Zeit mal einen Kosovo Albaner kennen gelernt. Wir haben uns ein wenig unterhalten. Er hat auf mich sehr sympathisch gewirkt, weil er so gelassen und voller Ruhe wirkte. Es war wohl Schicksal dass wir die selbe Prüfung schreiben mussten. Deswegen haben wir uns öfter ausgetauscht. Er hat oft über Gott geredet, und über den Qur’an. Dann hat er mir einmal bei einem Spaziergang Richtung Bahnhof und (damals noch) einer Zigarette die Geschichte des Propheten Moses a. s. und Khadr erzählt. Diese Geschichte hat mich sehr beeinflusst! Und ich habe dadurch angefangen, mir über alles Gedanken zu machen….inspiration hat geschrieben:ilker wie kam es, dass du plötzlich gläubig wurdest?
Was war der Grund?
Aber ich gehe liebe weiter zurück in der Zeit, um deutlich zu machen wie mein Bezug zur Religion war.
Als Kind haben mich meine Eltern regelmäßig zur Qur’an Schule in die Moschee geschickt. Ein Nachbar hatte damals einen großen Familienwagen. Er hat alle muslimischen Kinder in der Nachbarschaft eingesammelt und zur Moschee gefahren. Jedes Wochenende. Mein erster Tag war als ich 6 Jahre alt war. Ich habe dort hocharabisch LESEN gelernt, kein einziges Wort des Qur’an verstanden. Ich wusste nicht mal was „bismillah“ auf Deutsch bedeutet. Ich habe den Qur’an auswendig gelernt, und wusste nicht mal dass dies das authentische Wort Gottes ist. Die Lehrer waren immer äusserst autoritär, Kinder wurden auch mal „gezüchtigt“ wenn sie nicht „gehört“ haben. Es lag wahrscheinlich daran dass die Lehrer aus der Türkei eingeflogen wurden. In den türkischen Schulen wird nicht hinterfragt. Es wird auswendig gelernt. Es wird nicht nachgedacht.
Gott wurde immer nur als strafend und zornig vermittelt. In der Moschee, in der Familie, im Bekanntenkreis, einfach überall. Machst du einen Fehler, dann liebt dich Gott nicht mehr. Nein, er verwandelt dich in einen Stein. Er straft dich in der Hölle mit dem Feuer. Und zwar immer wieder. Du wirst in das Feuer geworfen, bleibst darin bis nicht mehr von dir übrig ist, wirst wieder auferweckt, um noch mal in das Feuer geworfen zu werden. Niemand hat von dem unendlich barmherzigen, dem liebevollem, dem versorgenden, dem beschützenden und den HÖRENDEN Gott erzählt. Wie denn auch? Denn es hat ja niemand den Qur’an verstanden, weil er ihn nicht gelesen hat. Es reichte jedem den Qur’an an der höchsten Stelle im Zimmer, und um den hals zu hängen. Das war alles!
Irgendwann habe ich keine Lust mehr gehabt in die Moschee zu gehen. Ich hing dann lieber am Wochenende irgendwo ab. In Parks, Bahnhöfen, usw.. Habe mich dann mit den Jahren absolut von Religion entfernt. Kein beten, fasten, spenden, bajram! Ich hatte eben nichts davon, es hat mich nicht bereichert. Es war eine Last für mich. Ich unterschied mich als Muslim nicht mehr von einem Atheisten. Ich habe deshalb auch kein Problem gehabt eine Menge Mist zu bauen, Menschen zu benutzen und sehr weh zu tun, Familie zu enttäuschen, etc. Natürlich gab es Situationen wo ich ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, aber diese Stimme war einfach zu leise geworden. Und der Mensch ist kreativ wenn es um Ausreden geht. Ich konnte alle Taten rechtfertigen, z. B. nach dem Motto: „Selbst schuld! Lass es dir doch nicht gefallen!“ Dies ging so weiter bis ich meine Frau kennen lernte. Sie machte, wie das so oft der Fall ist, aus mir einen besseren Menschen, Sohn, Freund, …
Und dann kam Vlorim, erzählte mir von dem Barmherzigen, dem Erbarmer. Das hat mich sehr beeindruckt. Und die Geschichte des Propheten Moses a.s. hat mich dann so beeinflusst, dass ich mir erst einmal lange Gedanken darüber, über das Leben und die Geschehnisse machen musste.
Irgendwann habe ich mir dann die deutsche Übersetzung des Qur’an geschnappt und angefangen zu lesen. Ich hatte dabei sehr viele Fragen. Wie es das Schicksal will, lernte ich täglich mit einem sehr wissenden Muslim von morgens bis abends. Murat praktizierte seinen Glauben bereits seit über zehn Jahren. Er konnte mir alle Fragen beantworten.
Ich habe einfach erkannt dass der Qur’an wirklich das Wort Gottes ist. Dass Er den Qur’an offenbart hat, damit wir Menschen unseren Schöpfer erkennen, Ihn kennen lernen. Das der Qur’an ein Licht in der Finsternis ist, dass der Qur’an dich zum Guten anhält, und das Schlechte verbietet. Ich habe im Qur’an erkannt das Gott wirklich existiert, unser Schöpfer ist und uns besser kennt als wir uns selber. Wie Gott im Qur’an sagt:
„Und wahrlich, Wir erschufen den Menschen, und Wir wissen, was er in seinem Innern hegt; und Wir sind ihm näher als (seine) Halsschlagader.“ (50;16)
Es gab sehr viele Verse die mich sehr beeindruckt, umgehauen, getroffen, … haben und es immer noch tun. Sowohl emotional als auch rational. Viele sagen das Religion und Wissenschaft nicht vereinbar sind. Das stimmt nicht. Die Wissenschaft hat mich in meinem Glauben bestärkt, da sie den Qur’an in allem bestätigt hat.
Dieser Prozess dauerte bestimmt 18 Monate, bis ich dann anfing das Gebet zu verrichten.
Anfangs hatte meine Frau viele Bedenken. Ihr gefiel dies alles nicht. Sie hatte die gleichen Erfahrungen wie ich gemacht, nur das ihr Vater noch viel strenger gewesen ist, und seine Strenge mit der Religion argumentiert hat. Meinem gesamten Umfeld gefiel diese Veränderung nicht, der Familie - welche mich Jahre lang in die Moschee geschickt hat, damit ich den Qur’an „lerne“! - , Bekannten - welche komisch guckten weil ich nicht fastete! – Freunden, Arbeitskollegen, usw.
Mit der Zeit habe ich mich immer mehr verändert. Meiner Frau gefiel diese Veränderung, wir haben dann öfter über Gott geredet und deswegen hat sie angefangen den Qur’an zu lesen. Mittlerweile verrichten wir unsere Gebete immer gemeinsam, auch mit meiner Mutter und Schwester. Auch zwei Freundinnen sind zum Islam konvertiert, und viele interessieren sich dafür:
„Wie? Unser ilker betet? Das kann gar nicht sein!“