So, 26. Aug 2007, 17:46
Inspiration hat folgendes geschrieben:
Mal was zum Thema Kopftuch…
Vor zwei Jahr (so in etwa) war uns mal wieder ziemlich langweilig in der Schule, und ich hatte mein großes Schulbuch vor mich gestellt, damit ich unbemerkt, ein wenig schlafen konnte. Nachdem mich die Lehrerin beim schlafen gestört hatte und ich mich danach mit etwas anderem beschäftigen musste, hab ich das Buch „Meine Welt steht Kopf“(oder so ähnlich) gelesen, darin ging es um eine moslemische Schülerin, die in Australien lebt und plötzlich beschließt den Hijab zu tragen. Da dachte ich…das wäre die Idee.
Nach einigen endlos erscheinenden Stunden in der Schule, konnte ich endlich 2 meiner Freundinnen von meiner tollen Idee erzählen.
Zuhause hatte natürlich keine von uns Kopftücher, also mussten wir zu der Mutter einer flüchtigen Freundin…Sie hat uns neue Kopftücher ausgeliehen und wir haben uns schwarze Hosen, schwarzen dünnen Pulli und das weiße Kopftuch für den nächsten Tag bereitgelegt.
Endlich konnten wir dann sehen, wie die Leute die uns angeblich so toll fanden darüber denken würden, wenn wir so in der Schule erscheinen würden und vor allem, wie reagieren die Lehrer? Werden sie es uns verbieten? Werden sie eine Diskussion darüber halten wollen?
Auf dem Schulweg (wir sind zu Fuß gegangen, obwohl ich ziemlich faul bin) und normalerweise hupen einige Autofahrer, wenn wir zur Schule gehen und Winken auch gerne mal, aber dieses Mal hat man uns wie Aliens angesehen und wenn wir zurückgestarrt haben, haben sie schnell den Kopf weggedreht und sind schneller gefahren.
In der Schule angekommen….es gab keine Schüler die uns nicht angestarrt haben, manche verwirrt, andere missbilligend, andere haben gegrinst, den Kopf geschüttelt und sich von uns weggedreht.
Zuerst fand ich das witzig, doch dann wurde mir klar, dass es gar nicht witzig ist, wenn andere uns bloß wegen diesem Kopftuch plötzlich anders ansahen, sich von uns wegdrehten und den Kopf schüttelten, sondern ziemlich idiotisch.
Unsere Freunde hatten keine Ahnung von unserem Vorhaben und als wir in unser Klassenzimmer eintrafen, hatten sie zuerst riesige erstaunte Augen, dann fingen sie zu lachen an. Sie kamen auf uns zu und stellten alle auf einmal fragen, wieso wir denn so [Schimpfwörter werden hier nicht geduldet]e angezogen sind, was diese hässlichen Kopftücher sollen, ob wir uns vielleicht die haare gefärbt hätten und es dann schiefgegangen wäre und wir jetzt deshalb das Kopftuch tragen würden, ob wir betrunken wäre, ob das nur ein Scherz wäre, ob wir uns damit wohlfühlen etc. Ich habe dann erklärt, dass wir ab Heute für immer das Kopftuch tragen würden, keiner glaubte uns und dann kam der Lehrer….und pfiff als er uns sah und meinte „Du heilige [Schimpfwörter werden hier nicht geduldet]e, was soll denn diese Kostümierung? Hab ich was verpasst?“ Ich antwortete ziemlich wütend „Danke für das Kompliment, wir werden ab Heute so zur Schule kommen, weil es zu unserem Glauben gehört und wir lassen uns das von niemanden verbieten“ Er sofort zu mir „Es war deine Idee, ich wusste es sofort, als ich euch sah! Willst du mir sagen, dass du plötzlich zur Muslimin geworden bist?“ Wütend antwortete ich „Plötzlich? Ich bin muslimin, kann ich was dafür, dass sie keine Ahnung haben und falls es sie interessiert, es ist uns egal was sie oder andere denken“ Er schaute mich an, lächelte und sagte, dass wir mit dem unterricht anfangen sollten.
In den Pausen wollten einige wissen, wieso wir unsere schönen Haare verstecken würden. Mir gingen die Fragen auf die Nerven, ich wurde sauer. Wieso fragt man mich nie, wieso ich denn so ein kurzes Top trage, oder wieso ich gerne Sonnenbrillen trage, aber wenn es um das Kopftuch ging, wurde es so dramatisiert.
Einerseits konnte ich sie verstehen…es war was völlig neues für sie, uns so zu sehen, sie hatten sich nie mit dem Thema befasst und nun mussten sie wohl oder übel, wenn sie uns verstehen wollten.
Mein Kopf juckte und ich hatte höllisch heiß, ich sah scheußlich aus, wie eine dämliche Kuh, die ständig nachprüfen musste, ob das Kopftuch noch auf dem Kopf war.
Die Lehrer machten überhaupt nichts, dachten wir jedenfalls…
Zuhause angekommen (natürlich hatte ich das Kopftuch vor unserem Haus weggenommen) wartete mein Vater zuhause und meinte der Schulleiter hätte ihn angerufen und gefragt wieso er mich denn zum Kopftuchtragen zwingen würde. Oh man! Und, dass sie es nicht gerne in der Schule sehen würde, wenn wir plötzlich Kopftücher tragen würden, obwohl er persönlich ja nichts dagegen hat, aber es würde es besser finden, wenn wir wieder ohne Kopftuch in der Schule erscheinen würden. Also erklärte ich meinem Vater, dass ich wissen wollte, wie die Leute in unsere Schule reagieren, wenn ich und die zwei anderen Freundinnen mit Kopftücher in der Schule gehen würden und wie mich die Leute ansehen und vor allem wollte ich wissen, wie sich dass Mädchen in dem Buch dass ich gelesen hatte, sich gefühlt haben muss.
Er meinte, ich solle selbst entscheiden, wie oder was ich anziehe und dass ich nicht immer auf solche Ärgerbringende Ideen kommen sollte. Aus trotz –weil sie es gewagt hatten, bei den Eltern anzurufen und sich zu beklagen- sind wir eine ganze Woche lang mit dem Kopftuch zur Schule gegangen, (plötzlich hatten die Jungs kein Interesse an uns) als sie sich langsam daran gewöhnten, hatten wir genug vom Kopftuchtragen und mussten Plakate machen, über das Thema Islam, was es mit dem Kopftuch auf sich hat, was für eine Rolle die Frau im Islam hatte und was wir aus dieser einer Woche mit Kopftuch gelernt haben.
Was ich aus der Geschichte gelernt habe:
Ich finde es sehr mutig und stark, wenn Frauen bzw. Mädchen den Hijab tragen, aus reinster Überzeugung und nicht weil es ihnen jemand aufzwingt. Früher hatte ich die Frauen mit Kopftücher die in den Einkaufszentren waren, auch mal so angestarrt und mich gefragt, ob es tragen mussten oder aber wollten und ich fühlte mich dann immer unbehaglich in ihrer Nähe.
Ich hatte am Anfang ziemlich Mühe mit dem Kopftuch, da ich dachte, ich würde bestimmt durch soviel Hitze in Ohnmacht fallen (was ziemlicher Blödsinn war) ich fühlte mich irgendwie komisch…obwohl mich niemand dazu zwang es zu tragen und ich fand es schade meine schönen Haare zu verstecken (die Haare sind das einzige was ich sehr an mir mag).
Danach hatte ich wenigstens Verständnis und viel mehr Respekt vor den weiblichen Hijabträgerinnen, dass sie mit den vielen verachtenden Blicken umgehen konnten, dass es ihnen egal war, was andere davon hielten und dass es etwas völlig normales war.
Sehr sehr gute Geschichte. Du hättest dein Experiment Dokumentieren sollen. Ich möchte niemanden angreifen, aber heutzutage ist es normal wenn Frauen halbnackt herumlaufen. Eine Frau im Westen darf alles machen, aber sobald eine muslimische Frau einen Kopftuch trägt wird sie und ihre Familie ohne irgendwelche Gründe verurteilt. Aber wenn irgendwelche Frauen im Westen ihre Brüste zeigen, dann hat niemand etwas dagegen, obwohl es eigentlich viel provokativer ist. Aber wie gesagt, solche Sachen sind ja leider normal. Ich find es gut, dass du dieses Experiment gemacht hast, denn nur so hast du gesehen wie sehr Muslime unter Vorurteilen leiden. Solche Experimente müssen vor allem die Menschen machen, die meinen, sie werden von der Gesellschaft wegen ihrem persönlichen Charakter beurteilt. Du hast gezeigt, dass es eben nicht so ist. Es geht nur darum zu profitieren oder man ist beliebt, weil man gut aussieht. Menschen die nicht gut aussehen und die keine besonderen Leistungen bringen können, werden von der Gesellschaft gar nicht wahr genommen. Eine muslimische Frau, die einen Kopftuch wegen ihre Überzeugung trägt, sollte man sehr respektieren. Solche Frauen leben für sich und nicht für irgendwelche Männer.