ZanaR hat geschrieben:Meine Eltern haben sie nie gezwungen albanisch zu sprechen und ihnen die Entscheidung überlassen ob sie es lernen wollen oder nicht.
Ich verstehe dich nicht ganz. Wenn ein Kind das Reden erlernt, heißt es noch lange nicht, dass es vollkommen entscheidungsfähig ist. Wie haben deine Eltern es deinen Geschwistern selbst überlassen, wenn sie ihnen ihre Muttersprache von klein auf verborgen gehalten haben? Um ihnen eine freie Entscheidungsmöglichkeit zu gewähren, hätten sie sie zweisprachig erziehen sollen, sodass sie sich später immernoch dazu entschließen können, eine der zwei Sprachen nicht mehr länger zu fördern, aber so hat man ihnen die gleichberechtigte Möglichkeit genommen.
Denn es ist um einiges schwieriger eine Sprache später zu lernen, als wenn man diese von klein auf in die Erziehung miteinfließen lässt. Daher glaube ich nicht, dass es deinen Geschwistern Vergnügen bereitet nachträglich albanisch zu lernen.
ZanaR hat geschrieben:Es wäre nicht schlecht die albanische Sprache und viele andere Sprachen besser zu können, denn man kann heutzutage nie genug Sprachen können. Durch die Sprachen hat man automatisch bessere Jobchancen.
Sorry, aber du kannst deine Muttersprache nicht mit allen anderen Sprachen gleichsetzen. Albanisch wird wohl niemandem im beruflichen Bereich unzählige Türen öffnen, aber allein die Tatsache, dass es deine ursprüngliche Sprache ist, ist sie es Wert gekonnt zu werden.
ZanaR hat geschrieben:Aber man sollte immernoch Deutsch am besten können, wenn man hier lebt. Das gehört sich einfach so. Mir macht es nichts aus von anderen Albanern ausgelacht oder dumm angemacht zu werden, dass ich albanisch nicht besonders gut kann. Ich lebe in Deutschland, habe kaum Möglichkeiten albanisch zu sprechen und werde voraussichtlich nie wieder nach Mazedonien ziehen, wieso sollte ich dann die albanische Sprache perfekt beherschen. Ich kann mich ganz gut verständigen. Das reicht mir völlig.
Natürlich stimmt es, dass man über genügend Sprachkenntnisse des Landes, in welchem man wohnhaft ist, verfügen sollte, aber das heißt nicht, dass ich dafür meine Muttersprache hergeben muss.
Du machst einen kleinen aber entscheidenden Fehler. Du stellst es so dar, dass das eine das andere ausschließt, was aber vollkommen falsch ist. Die Muttersprache zu lernen bedeutet nicht zugleich, dass man die Sprache des Landes, in welchem man lebt, nicht kann.
Ich bin auf den Tag genau 4 Jahre alt gewesen, als wir nach Deutschland kamen und beherrsche beide Sprachen sowohl mündlich als auch schriftlich bemerkenswert gut, wenn man bedenkt, dass ich noch nie eine albanische Schule von innen gesehen habe und auch kaum mit Albanern zu tun habe. Ich bin die einzigste Albanerin auf unserem Gymnasium, weil in diesem Umkreis sehr wenige albanische Familien leben.
Hier in Deutschland bringt mir albanisch recht wenig, bis nahezu gar nichts. Aber die albanische Sprache ist nun mal ein Teil meiner Herkunft, sie kennzeichnet wer ich bin und trägt einen entscheidenden Anteil an meiner Persönlichkeit bei. Nur weil du in Deutschland lebst und hier für immer bleiben möchtest, kannst du nicht sagen, dass du deswegen deinen Ursprung nicht mehr brauchst, denn du stammst davon und wirst auch immer ein Teil dieses Volkes, dieser Kultur und dieser Sprache sein.
Du bist arm, wenn du dich in deiner eigenen Sprache nicht ausdrücken kannst, bist arm, wenn du dich in deiner eigenen Sprache nicht besser ausdrücken möchtest und du wirst immer arm bleiben, wenn du irgendwann deine eigene Sprache langsam vergisst.
Mein kleiner Bruder war 2, als wir nach Deutschland kamen und ihm fällt es deutlich leichter mit uns auf deutsch zu reden als auf albanisch. Aber meine Eltern würden lieber die Welt untergehen lassen, als es unversucht zu lassen, ihm seine Sprache zu wahren. Nicht weil meine Eltern meinen Bruder nicht entscheiden lassen wollen, sondern weil sie wissen wie wichtig es für jeden Menschen ist seine eigene Sprache zu beherrschen.
Wenn mein Bruder heute seine Sprache vergisst, dann wird er morgen seine Kultur vergessen und übermorgen seine Herkunft und letztlich sich selbst. Es stört mich, wie du die Bedeutung der Muttersprache verminderst und diese als unwichtig darstellst, obwohl diese es ist, die den Stamm deiner Sprachen beherrschen sollte, ganz gleich wohin du gehst und wo du dein Leben verbringst.
Ich weiß nicht was mir die Zukunft bringen wird, wer und wo ich in 10 Jahren sein werde, aber ich würde ebenfalls lieber die Welt untergehen lassen, als dass ich schweigend dabei zu sehe, wie meine Kinder ihre Sprache vergessen oder erst gar nicht lernen.
Ich bin meinen Eltern schließlich auch sehr dankbar, dass sie mir jedesmal auf albanisch antworteten, selbst dann, als ich die Frage auf deutsch stellte.
... Jeder Gewinn, der Ehre kostet, ist ein Verlust ...
... Eine handvoll Heimaterde ist mehr wert als zehntausend Pfund fremden Goldes ...
... Nicht wo du die Bäume kennst, sondern wo die Bäume dich kennen, ist deine Heimat ...