Sa, 11. Nov 2006, 16:19
Okay, sag mir welche.
@Viktor: Selbstmord ist meiner Meinung nach aus dem Grund egoistisch, weil man seinen Schmerzen, seinen Qualen, seinem Leid ein Ende setzt, indem man seinem Leben ein Ende setzt.
Man ist dann weg, man muss sich mit nichts mehr auseinander setzten. Aber was ist mit den Menschen, die einen lieben?
Niemals in meinem ganzen Leben könnte ich mir mein Leben nehmen, auch wenn ich mir ein Ende sehnlichst herbei wünschen würde. Wie könnte ich es über mich bringen zu gehen und dabei an meine Mutter, meinen Vater und meine Geschwister zu denken, dass ich sie in unermesslicher Trauer zurücklassen würde? Wie kann ich die Verantwortung übernehmen und sie durch meine Handlungen leiden lassen?
Ich kann deine Sichtweise verstehen, Viktor. Man muss aber einen Unterschied erkennen, denn auch wenn der Grund, welcher einen Menschen zum Selbstmord verleitet, nicht egoistischer Natur ist, so ist die Handlung an sich von vielerlei Gesichtspunkten aus gesehen, immernoch egoistisch.
Wenn ich Selbstmord begehe, dann tue ich dies nicht aus egoistischen Gründen, aber die Handlung bleibt egoistisch.
Weißt du, ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen mal an einen Punkt gelangen, in dem sie einfach nicht weiter wissen. An einem Punkt, wo sie am liebsten einfach die Luft anhalten und für immer einschlafen würden. Ich kann mir vorstellen, dass Probleme einem Menschen einfach die Kraft rauben und man irgendwann viel zu schwach ist um weiterzumachen.
Ich kann das alles nachvollziehen.
Aber sich selber umzubringen, um den Problemen zu entkommen, ist kein Ausweg, auch wenn manche das als den einzigst möglichen erachten, weil die Probleme mit dem Tod für immer verschwunden sind, so zieht aber diese eine Handlung viele von anderen Probleme mit sich, die nun nicht mehr die Person, die gestorben ist, betreffen, sondern all jene Menschen, die an diesen Menschen in irgendeiner Weise gehangen haben, die ihn geliebt und an ihn geglaubt haben.
Wenn ich an meine Familie denke und mir vorstelle, dass ich sie bewusst verlassen sollte, dann kriege ich eine Gänsehaut, weil ich dann nicht daran denke, dass meine Probleme weg wären, sondern an all die Tränen meiner Mutter. Ich weiß ganz genau, dass diese Tränen niemals trocknen würden und ich weiß auch, dass ich meiner Mutter niemals mehr weh tun könnte, als sie zu verlassen. Der bloße Gedanke daran bricht mir das Herz.
Wenn ich mir trotzdem mein Leben nehmen würde, dann würde ich das Leid meiner Mutter in Kauf nehmen, daraus folgt, dass meine Handlung egoistisch wäre.
Ich habe nicht das Recht jemanden weh zu tun, weil ich denke, dass ich mir damit Gutes tue. Ich habe als Tochter und als Schwester und als Freundin eine Pflicht, und diese Pflicht hat jeder Mensch.
Selbstmord wäre dann nicht egoistisch, wenn man niemanden mit seiner Handlung leiden lassen würde.
Mein Vater sagt immer, dass man jeden Schritt im Leben gründlich bedenken muss. Man sollte sich diese Zeit einfach nehmen, um darüber nachzudenken, ob dieser Schritt richtig oder falsch ist. Weil es einfach ist in etwas reinzugeraten, aber umso schwerer da wieder herauszukommen.
Aber das heißt nicht, dass Probleme keine Lösung haben.
Es gibt immer eine andere Lösung als den gewollten Tod. Man muss nur stark sein und an sich glauben. Wenn man den Glauben an die eigene Person verloren hat, dann sollte man sich an die Liebe der Familie hängen, an die der Freunde, an Gott.
Man muss einen Weg finden Kraft zu schöpfen, Kraft die man dringend braucht um mit dem Leben und all seinen kleinen Fallen fertig zu werden.
Der Tod ist unausweichlich und kommen tut er eines Tages sowieso. Bis dahin sollte man bereit sein zu kämpfen, Hilfe suchen, vor allem bereit sein sich helfen zu lassen und man sollte seine Schwäche mit der Stärke beschützen.
... Jeder Gewinn, der Ehre kostet, ist ein Verlust ...
... Eine handvoll Heimaterde ist mehr wert als zehntausend Pfund fremden Goldes ...
... Nicht wo du die Bäume kennst, sondern wo die Bäume dich kennen, ist deine Heimat ...