Wir waren Ende September zu zweit mit dem Motorrad
in Albanien, Ziel war der Norden, die albanischen Alpen.
Kurzes Vorwort: Ich bin leidenschaftlicher Endurofahrer,
fahr am liebsten auf schlechten Strassn durch schöne
Landschaft. Eine Enduro, für Albanien sicher das beste Fortbewegungsmittel,
die Fahrerei macht umsomehr Spass umso schlechter
die Strassn sind, man kommt in Gegenden, die man
mit einem normalen PKW nicht erforschen kann.
Dass man mit so einem bunten Eisenhaufen in
Albanien natürlich auffällt bringt den Vorteil,
dass man dauernd nette Leute kennenlernt,
den Fährschiffkapitän, die Polizisten, den Tankwart,
den Bauern, usw... hab dort viele, viele Leute
kennengelernt. Die wichtigsten albanischen
Wörter wie, Bitte, Danke, Guten Tag, usw...
hab ich auf der Fähre gelernt. Durch die
viele Tratscherei mit den Leuten lernt man
ganz automatisch jeden Tag ein paar Wörter dazu,
mit Hilfe eines Kauderwelsch-Führere Albanisch-Deutsch
hab ich mich köstlich unterhalten, die Albaner
sind echt lustige Leut und immer für einen
Scherz zu haben.
Angereist sind wir mit der Fähre von Triest nach Durres.
Von dort gingst erstmals nach Kruje, einer wunderschönen
Stadt, Quartier hatten wir im Hotel Panorama.
Weiter gings nach Burrel, von dort nach Peshkopi.
Ursprünglich wollten wir in Peshkopi übernachten,
wir sind jedoch früher als erwartet dort angekommen,
sodass wir dann noch diesen Nachmittag entlang
des Schwarzen Drin nach Kukes fuhren.
In Kukes haben wir im Hotel America genächtigt.
Nächsten Tage gings über Krume nach Bajram Curri.
Nach einer Stärkung machten wir uns auf den Weg
ins Valbona-Tal. Einfach traumhaft die Landschaft.
Leider begann es dort so heftig zu regnen, sodass
wir auf Mitte des Weges umdrehten und nach
Bajram Curri zurückkehrten. Eigentlich wollten
wir dort nächtigen, und nächsten Morgen mit
der Fähre den Drin & Koman-Stausee durchqueren.
Im Reiseführer stand, Abfahrt der Fähre um 10.00,
im Restaurant sagte man uns um 6.00 Uhr morgens.
Wir beschlossen, noch einen kleinen Ausflug zur
Fähre zu machen. Gesagt, getan. Dort wurde uns
dann mitgeteilt, dass die Fähre vor einer Std
abgefahren ist und diese täglich gegen 14.00 Uhr
abfährt. Naja, wann die jetzt wirklich abfährt,
wissen wir heut noch nicht, jedefalls sind wir
dann gleich weiter Richtung Puke gefahren. Genächtigt
haben wir unterwegs an der Strasse Richtung
Puke in einem kleinen Familienhotel.
Nächsten Morgen gings über Puke nach Shkoder.
Weiter nach Koplik. Durch traumhafte Landschaft
fuhren wir nach Theth. Theth haben wir gleich
mal verpasst (die paar Häuser sind wirklich abgelegen),
ein Hirte hat uns dann wieder 10 km zurückgeschickt
und tatsächlich fanden wir dann auch die paar Häuser.
Man muss von Koplik kommend bei den Ruinen
gleich scharf links über eine Brücke). Hotel gibts
in Theth keins, genächtigt haben wir bei einer Familie,
wie überall in Albanien, total nette und herzliche Leut,
war ein total lustiger Abend.
Von Theth sind wir dann nicht, wie in Büchern empfohlen,
auf gleicher Strecke zurück, sondern haben den
längeren Weg von Theth zuerst nach Osten,
dann südlich direkt nch Shkoder gewählt. Diese
Strassln haben mir landschaftlich sogar noch
besser gefallen, als der Weg von Koplik hinauf.
Hier passierte es das einzige mal, dass unser
Benzin echt knapp wurde. Als die Reserve
leuchtete und ich wusste, das geht sich nie
und nimma aus, kam plötzlich ein Minibus
um die Ecke, einem Bauer im Bus haben wir
dann 5 Liter Benzin abgekauft, mit dem letzten
Tropfen erreichten wir dann Shkoder.
Unsere Motorräder haben jeweils einen 14 Liter-Tank,
is nicht viel, tatsächlich reicht der bei dem
"dichten" Tankstellennetz in Albanien aus.
Das nächstemal werden wir trotzdem für die
abgelegenen Gebiete einen 5 L-Kanister einpacken,
und zwar für den Fall, dass man mal umdrehen
muss, o.ä. Auf den Schotterstrassln ist zusätzlich
der Verbrauch deutlich höher.
Unser nächstes Ziel war mal "ans Meer". Eine
Nacht verbrachten wir in Shengjin. War mal
eine Abwechslung zu den wunderschönen Alpen.
Nächsten Tag machten wir uns noch auf die
Suche nach den Pelikanen, die haben wir zwar
nicht gesehen, jedoch war die Fahrerei entlang
der Küste wunderschön.
Zwei Tage hatten wir dann noch bis zur Fährabfahrt in Durres.
Irgenwie war klar, dass wir nochmal in die Berge wollten,
so wählten wir dann eine abgelegene Route von Milot
nach Kruje. Auf unwegsamen Strassen gings
auf Berge und durch Täler. Geplant hatten wir
nochmal in Kruje zu nächtigen, es kam dann
aber ganz anders. Das einzigemal hatten wir
vergessen, Trinkwasser zu bunkern. Gegen
14.00 Uhr war wir dann am "verdursten", als
ich auf einer Wiese einen Bauer erblickte.
Ich fragte ihn um etwas zu trinken. Er führte
uns in sein Haus und gab uns zu trinken, aber
net Wasser, sondern Raki. Fazit: Eine Stunde
später hatte wir an ziemlichen Rausch, die
Familie bestand darauf, bei ihnen zu nächtigen.
So wurde es noch ein genialer Nachmittag
und eine lange Nacht.
Nächsten Tag hatten wir eine ziemlichen Kater,
so fuhren wir ziemlich gemütlich auf schönen
Schotterstrassln Richtung Durres.
Summasummarum wars ein genialer Urlaub,
die Leut sind total nett und gastfreundlich.
Ich fahr nächstes Jahr wieder hin, diesmal
schau ich mir den Süden an.
Sicherheit: In einigen Infos über Albanien,
am Schiff von der ital. Besatzung, selbst
von den Mittel- und Südalbanern wird oft dringend
vor Reisen in den unwegsamen Norden gewarnt,
wegen Bauchaufschlitzen, Ausrauben und so
Schas. Tatsächlich stellt man gleich fest,
alle, die sowas behaupten, waren noch nie dort.
Von anderen Quelle erfährt man von der
Gastfreundschaft gegenüber Fremden usw..
Ich hab mich dort immer und überall sicher
gefühlt, des Motorradl war nie in einer
Garage eingesperrt. Nach 2 Tagen hab
ich Helm und GPS am Lenker gelassen und bin
einkaufen gegangen. Natürlich sind
die Leut neugierig, wenn zwei so Wappler
daherkommen, aber unvorstellbar, dass
da einer was stiehlt.
Super Leut dort unten, is net weit weg,
also, hinfahren, marsch, marsch ...
Gerhard