Ich bin an einem Punkt gelangt in den ich mir wünsche nicht in diesem Kulturkreis geboren zu sein. Versteht mich nicht falsch, ich schäme mich nicht Albaner zu sein, im Gegenteil, ich bin stolz auf unsere Geschichte und all die albanischen Persönlichkeiten von Gjergj Kastrioti bis zu Ferid Murad, jedoch ist es eine Lebensweise innerhalb einiger konservativen Familien.
Vielleicht spricht in den nächsten Zeilen oft der Frust, dennoch möchte ich Einiges loswerden. Ich bin in der Schweiz geboren und wurde von streng konservativen Eltern erzogen. Mit 17 habe ich gemerkt, dass sich meine Sicht der Dinge von den meiner Familie unterscheidet und sich eher westlich richtet. Vor einigen Tagen bin 23 geworden und die Unstimmigkeiten haben zugenommen, bspw. bezüglich dem Heiraten. Sie drängen auf eine Schwiegertochter, weil ich in die Jahre gekommen bin und später mich Keine nimmt, da ich zu alt sein werde. Mit der offiziellen Hochzeit wollen sie zwar warten, jedoch wollen sie halt eine Zukünftige, die mir garantiert ist. Sie haben auch 2 im Visier aus der gleichen Herkunftsstadt. Mein Gott, ich bin 23 und habe vielleicht in nächster Zeit meine letzten Jahre als junger Mann, die ich geniessen kann und bin noch mitten im Studium, ich denke doch nicht jetzt an eine Verlobung, vor allem nicht an eine arrangierte (ich gebe mir vorher lieber die Kugel als mich mit einer Frau einzulassen, die ich nicht gründlich kennengelernt habe und so riskiere ins offene Messer zu laufen ).
Die Zukünftige Schwiegertochter soll natürlich, koste es was es wolle, Albanerin sein, am besten aus der gleichen Stadt dort unten. Das ist für sie vor allem wichtig, weil unser Umfeld bei einer binationalen Ehe des Sohnes über uns lästern würde und das sei inakzeptabel, was zum weiteren Problem führt. Weil mein Vater extrem nationalistisch ist wurde ich auch auf diese Weise erzogen. Für mich kam früher nur eine Albanerin in Frage, da meine Kinder "ganze" Albaner sein sollten, jedoch lernte ich vor 3 Jahren eine Schweiz-Italienerin kennen mit der ich mich gut verstand. Dann kam eine schwierige Zeit für mich, welche mich psychisch belastete und sie stand mir die ganze Zeit zur Seite, war immer da wenn ich jemanden brauchte. Ich verliebte mich in sie und fing etwas Festes mit ihr an. Als meine Mutter dann nach einiger Zeit erkrankte kaufte meine Freundin ihr Medikamente (obwohl ich ihr nicht dazu geraten habe). Mit meiner Freundin hatte ich bisher 3 wundervolle Jahre, eine schöne Beziehung, die meinen Eltern und meiner Verwandtschaft nicht passt. Da mir mit Ausstossung gedroht und über meine Freundin grundlos hergezogen wird innerhalb der Familie, werde ich meine Freundin in nächster Zeit verlassen müssen, auch wenn ich nicht weiss wie ich das anstellen soll. Das Schlimmste wird wohl der Anblick sein wie sie mit einem Anderen glücklich ist, was nicht so unwahrscheinlich scheint, da wir zusammen studieren. Trotzdem bleibt mir keine andere Wahl als ein Schlussstrich zu ziehen, weil mir zum einen meine Familie trotz allem viel bedeutet und zum anderen ich nicht will, dass meine Freundin gedemütigt wird sollte es nicht zur Ausstossung kommen.
Ich kann mich mit diesem Mittelalter-Getue null identifizieren und verstehe nicht wie man den Ruf der Familie gegenüber paar Bauern über dem Glück des Kindes stellen kann. Das Ansehen gegenüber Anderen war auch der Grund wieso mir Druck gemacht wurde gut in der Schule zu sein, nicht zu meinem Wohl, sondern nur damit sie dann angeben können "seht her, wie gut wir unseren Sohn erzogen haben, er studiert." Was ich genau lerne, mit was für Themen ich mich befasse oder was für Noten ich habe, davon haben sie keinen blassen Schimmer.
Fühlte sich hier auch schon jemand wie gefangen in seinen eigenen Reihen? Sorry falls es zu lang wurde, aber es tat gut das alles zu schreiben..