Hallo liebe User,
da ich mich vor einer Stunde in diesem Forum angemeldet habe, würde ich mich gerne kurz vorstellen und mein "Anliegen" schildern - dabei hoffe ich, auf ein wenig Verständnis zu stoßen und nicht komplett ins Lächerliche gezogen zu werden.
Ein paar Eckdaten vorab: Ich, 27, Kosovoalbanerin (geb. in Peje), lebe seit meinem ersten Lebensjahr in Deutschland (Stuttgart), habe vor zwei Jahren mein Studium absolviert und arbeite nun in der Immobilienbranche.
Hätte man mich vor ca. 1-2 Jahren gefragt, was ich mit Kosovo, der albanischen Kultur, meinen Landsleuten, etc. am Hut habe, wäre meine Antwort sicherlich die folgende gewesen: Überhaupt N i c h t s. Schon immer habe ich mich wurzellos und auch etwas verloren gefühlt, was meine eigene Identität anbelangt. Weder habe ich mich deutsch, noch albanisch noch sonst irgendwie gefühlt, wohl eher wie ein Alien, was irgendwo dazwischen nach einem Nest für die Seele und dem Gefühl der Zugehörigkeit sucht. Auch hatte ich zeitgleich stets das Gefühl, mich überall auf dem Planeten Erde zurecht finden zu können, solange die richtigen Leute mit mir diese Reise bestreiten. Meine Freude daran, die komplette Welt zu bereisen, hat dieses Gefühl der Unabhängigkeit, der grenzenlosen Freiheit bestärkt. Da mein Dad mit 14 Jahren bereits nach Deutschland kam, war auch er nicht der typische Albi-Papa, wie man ihn aus dem Hören-Sagen kennt. So wurden Meine Sis, mein Bruder und ich sehr frei in unserer Denkweise erzogen, fernab von der albanischen Kultur. Einzig allein meine Mama versuchte uns in frühen Kinderjahren an unsere Heimat zu binden, aber auch dies nahm sehr rasch ein Ende. Meine ältere Sis heiratete vor 6 Jahren einen Nicht-Albi, mein Bruder ebenso, und auch für mich war irgendwie immer klar, dass ich eines Tages nur mein Herz entscheiden lasse, wer "Mister Right" werden wird - unabhängig von seiner Nationalität, seiner Kultur etc. Auf diese Suche habe ich mich jedoch nie begeben. wie ihr gleich erfahren werdet.
Denn vor genau einem Jahr geschah etwas, was meine Sichtweise in vielerlei Dingen gänzlich änderte:
Mein Bruder, der sich nach nur einem Jahr Ehe von seiner dt. Partnerin scheiden ließ, hatte sich in eine Albanerin aus dem Kosovo verliebt. Das Mädchen lebte auch unten. Nach 1.5 Jahren Beziehung beschlossen die beiden, die Sache offiziell zu machen und die Verlobung zu arrangieren. Für mich war es verwunderlich, da mein Bruder sich wirklich nie für Jugo-Mädchen interessiert hatte. So setzen wir uns also alle vor genau einem Jahr ins Auto, und tuckerten langsam in Richtung Kosovo, um die Feier vorzubereiten. Die Fahrt weckte alte Gefühle in mir: wir sangen lachend albanische Kinderlieder, die uns meine Mama als wir klein waren, immer vorgesungen hatte und redeten über alte Erinnerungen, die wir dort gemacht hatten. An der kosovarischen Grenze verspürte ich den unglaublichen Drang zu weinen; ich hatte zum einen Freudentränen, weil ich einfach nur froh war ZUHAUSE zu sein. Ich freute mich auf die Menschen, die Natur, das Essen, die eigenwillige Art meiner Landsleute, auf alles. Zugleich waren es aber auch Tränen der Scham: Wie konnte ich, ICH, jemals geglaubt haben, irgendwo anders hinzugehören als hier her, wie konnte ich jemals geglaubt haben irgend etwas anderes zu sein als eine Albanerin. Ich hatte das komische Gefühl, dass alles plötzlich einen Sinn ergab, mein südländisches Aussehen, mein Temperament, meine eigenwillige, störrische, dickköpfige Art, mein Stolz und meine Eitelkeit, all diese Faktoren, die ich bei den Deutschen nie in dieser Form vorgefunden hatte.
Die Verlobung fand statt und es war ein wunderschöner Tag, der traditionelle Ablauf der Feier sagte mir sehr zu, und auch spürte ich sofort, dass diese zwei Menschen, mein Bruder und seine Partnerin, einfach für einander bestimmt waren. Sie hatte genau die Eigenschaften, die er in seiner deutschen Partnerin hoffnungsvoll gesucht hatte und dennoch nie finden konnte: Ihre herzliche Wärme, und eine besondere Art, ihn einzunehmen, ohne ihn zu erdrücken.
So. Bevor Ihr euch nun die Augen wund lest: Seit diesem Tag, wünsche ich mir dasselbe Glück wie mein Bruder. Ich war nie richtig abgeneigt, einen Partner zu finden, jedoch habe ich stets andere Dinge priorisiert: Die Schule, die Uni, den Job, ich hatte niemals Lust, von meiner Freiheit irgendwas abgeben zu müssen, nur um "irgendwen" zu heiraten. So kam es dazu, dass ich mein Leben lang zwar immer wieder den ein oder anderen Mann kennenlernte, mich jedoch niemals auf etwas eingelassen habe. Es fühlte sich irgendwie nie "richtig", nie "ok" an. Mein komplettes Umfeld sagte mir stets dasselbe: "Bist du ein Alien? Du siehst gut aus, bist fleißig, bodenständig, bist nicht auf den Kopf gefallen. Du fällst einfach auf. Was zum TEUFEL IST DER GRUND für dein niemals endendes Single-Leben?"
Bis zum heutigen Tag hat mich diese Frage aber nie beschäftigt, da ich stets dachte: ach das passiert doch eh alles von allein. Aber mittlerweile, seitdem ich meinen Traum von albanischen Mann verfolge (ja, ich lache ja selbst drüber ), beschäftigt mich das Thema sehr. Da ich weder einen albanischen Freundeskreis habe, noch irgendwo "abhänge", wo Albis aufzufinden sind, frage ich mich, wo mein Mister Right anzutreffen ist. Zum Einen wünsche ich mir, dass er hier in Deutschland lebt. Zum Anderen weiß ich aber, dass viele Albi-Jungs sich gerne eine Süße aus dem Süden schnappen. Und ich bin 27, was in Deutschland in der Kategorie "Young and Fresh", bei den Albanern aber sicherlich in der Kategorie "Fallobst" landet . Hach ja, ich bin einfach ratlos. Alles was ich mir wünsche, ist ein Partner, der denselben Background hat, der verständnisvoll, ehrlich, wertschätzend ist. Und natürlich jemand, der auch will, dass unsere Kids nicht Jonas, Michael und Bernd, sondern Ilir, Shkurte und Blerta heissen
Jedenfalls würde ich mich freuen, hier nette Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, Jungs, Mädchen kennenzulernen, denen es ähnlich geht, oder die sich einfach gerne mit mir austauschen mögen.
Viele liebe Grüße,
eure Souly