Bereits am Vortag haben wir abends die Entscheidung getroffen, dass wie die heutige Etappe von Theth nach Vusanje teilen und in zwei Tagen laufen. Die Überlegung war, dass wir bis zu albanisch-montenegrinischen Grenze laufen um am dortigen See Liqeni i Gjeshtares unsere Zelte aufzuschlagen und dort die Nacht zu verbringen. Da wir einen Wasserfilter dabei hatten, war das dann die perfekte Stelle um unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Und Anlass dazu war einfach die Überlegung, dass wir mal nen Tag unterwegs sind ohne am Ende total fix und fertig zu sein.
Wir haben uns also an diesem Tag mal richtig ausgeschlafen und sind erst gegen 8:00 Uhr aufgestanden. Nach dem Frühstück sind war dann um ca. 9:00 Uhr aufgebrochen, also relativ spät, an den Tagen vorher waren wir da schon lange unterwegs. Das Unschöne war, dass es mich dann am morgen mit den Magen-Darm-Problemen erwischt hat, was sehr schlecht war, da ich nichts zum Frühstück runtergebracht hab. Optimale Voraussetzungen also für einen 1.700 m Gebirgspass (Qafë e Pejës) mit 1.000 Höhenmetern Anstieg...
Nun ja, der Schotterweg an der Shala entlang Richtung Okol war recht schön zu laufen und die Landschaft ist natürlich grandios. Kurz vor Okol kam uns dann ein Dacia Logan als Mietwagen mit einem sehr entnervt wirkenden Pärchen entgegen die nach dem Weg nach Theth gefragt haben. Die müssen also vom Qafë e Thores kommend geradeaus gefahren sein (
https://goo.gl/maps/Ohb3f)... Das war bestimmt kein Spaß! Andererseits war die Anwesenheit des Dacia Logan auch der Beweis dafür, dass wir mit meinem Subaru Legacy auch definitiv nach Theth gekommen wären... Aber gut, manchmal muss man halt auch mal vernünftig sein
Schotterstraße im Tal Richtung Okol (
http://www.panoramio.com/photo/112047811) / Ebenfalls die Schotterstraße im Tal (
http://www.panoramio.com/photo/112047807)
Wie auch immer, hinter Okol führt dann dann der Weg an ein paar Bunkern und an einer Quelle vorbei. Hier wäre auch ein toller Zeltplatz, aber für uns war das natürlich noch viel zu früh. Jedenfalls haben wir dann nochmal unsere Wasservorräte aufgefüllt (knapp 3 Liter pro Person) bevor dann der Anstieg zum Pass so richtig los ging. Und ganz ehrlich, war der Qafë e Valbones am Vortag schon anstrengend, der Qafë e Pejës ist da aus Richtung Theth noch nen ganzen zacken härter. Der Weg ist nämlich deutlich steiler (ca. 800 Höhenmeter auf 2 km Luftlinie) und führt fast nur im Zickzack über Geröllfelder. Vor allem ist der Weg direkter, d.h. man überwindet die Höhendifferenz in deutlich weniger Wegstrecke. Cafes oder ähnliches gibt es auch nicht, auch flache Zwischenstücke sind kaum vorhanden. Eine verdammte Schinderei... Gut, meine körperliche Verfassung war auch nicht beste, das fehlende Frühstück hat sich stark negativ auf meine Ausdauer ausgewirkt... Auf gut deutsch, ich war richtig fertig und mehr als froh als ich endlich oben auf dem Pass stand.
B&B: Bunker und Berge (
http://www.panoramio.com/photo/112125528) /Gruppenfoto auf dem Qafë e Pejës - Wer bin wohl ich? (
http://www.panoramio.com/photo/112125518) / Passmarkierung (
http://www.panoramio.com/photo/112125886)
Der Qafë e Pejës ist durchaus spektakulär: Auf der Nordseite windet sich der Pfad an einem kleinen See (Liqeni i Pejës) vom Qafë e Prozhmit auf fast gleicher Höhe her, während es auf der Südseite Richtung Theth quasi senkrecht runter geht. Man möge sich das mal auf Google Earth angucken, es ist in der Realität wirklich so krass wie es auf den Satellitenbildern wirkt. Die Landschaft auf der Norseite Richtung Vusanje ist schlicht sensationell. Das muss man gesehen haben!
Blick vom Pass Richtung Theth (
http://www.panoramio.com/photo/112125525) / Blick Richtung Norden (
http://www.panoramio.com/photo/112125522)
Hab ich schon erwähnt, dass es vor dem Pass mal wieder anfing zu regnen? Naja, wir waren es ja mittlerweile gewohnt... Mies war natürlich auch noch, dass der Qafë e Prozhmit noch ein paar Meter höher als der Qafë e Pejës ist. Die Routenbeschreibung vom Peaks of Balkan Trail ist hier einfach falsch. Man quält sich da also den ersten Pass hoch, um dann wieder ein paar Metern zu verlieren und dann nochmal im Zickzack einen weiteren Pass zu erklimmen. Es hat gereicht, wirklich. Aber wie gesagt, die Landschaft hat entschädigt.
Weg Richtung Vusanje (
http://www.panoramio.com/photo/112125520) / (
http://www.panoramio.com/photo/112047767) / (
http://www.panoramio.com/photo/112125503)
Der weitere Weg Richtung Vusanje ist dann erstmal gekennzeichnet von Karsterscheinungen: Es entspringt zwar immer mal wieder irgendwo ein Bächlein, das Wasser versickert dann aber relativ zügig irgendwo im Erdreich. Zusätzlich gibt es jede Menge Schuttfelder, vermutlich waren das mal Gletschermoränen, die man jeweils überwinden muss, da ja kein Wasserdurchbruch existiert an dem man entlang laufen könnte. Das ist zwar jeweils nicht sehr hoch, aber der Weg ist ein ständiges auf und ab und diese Schuttfelder bestehen aus recht grobem Gestein. Jedenfalls nicht so schön zu laufen. Man kann aber sagen, dass der Pass von Vusanje aus deutlich angenehmer zu laufen ist, da der Höhenunterschied einfach auf viel längerem Weg überwunden wird und es immer mal wieder flache bzw. abfallende Stücke gibt und man auch x Möglichkeiten zur Rast hat.
Weg Richtung Vusanje mit Moräne im Hintergrund (
http://www.panoramio.com/photo/112125499) / Blick Richtung Vusanje (
http://www.panoramio.com/photo/112047749) / (
http://www.panoramio.com/photo/112125514)
Nun ja, unsere Wasservorräte gingen zur Neige, die Erschöpfung war auch den anderen Drei mittlerweile anzumerken, das Wetter war schlecht, es war also an der Zeit, den See und damit unser Lager für die Nacht endlich zu erreichen. Wir haben dann auch die Grenzpyramide erreicht und ein anderes Zelt mit zwei Wanderern erspäht - aber weit und breit war kein Wasser zu sehen: Der See war absolut trocken, nur von saftigem grünen Gras bedeckt... Super!
Ein Gespräch mit einem der Wanderer hat leider nicht viel Positives erbracht: Sie gingen auch davon aus, dass hier ein See wäre, wollten aber eh nur die Nacht hier verbringen und haben noch genug Wasser. In der näheren Umgebung hat er auch nichts gefunden. Sie kamen aus Vusanje und so 1 Stunde entfernt (Mittlerweile war es ca. 17:00 Uhr) wäre eine große Quelle wo ein ganzer Fluß entspringt. Dazwischen gäbe es kein Wasser. Auf einer Wiese stünden aber ein paar Zelte, vielleicht habben ja die was gefunden.
Nun ja, da unser Wasser fast aufgebraucht war (bei den vorhergehenden Gelegenheiten haben wir nicht aufgefüllt weil wir ja von diesem See ausgingen), hatten wir nun die Wahl entweder zurück zu gehen oder Richtung Vusanje weiter zu laufen. Zurück ist irgendwie Quatsch und die Stunde mehr erschien uns akzeptabel.
Nun gut, also weiter. Beim nördlichen "Seeufer" beginnt ein Fahrweg der sich bald in eine Schotterstraße verwandelt und Richtung Vusanje führt. Hin und wieder kann man die Straße mit Fußwegen abkürzen (beschildert). Wasser gibt es in der Tat erstmal keines. Und nach einer Stunde haben wir auch keine Quelle erreicht, sondern erst die Zelte von denen die Rede war. Die Tschechen haben das bestätigt, was wir schon befürchtet haben: Kein Wasser weit und breit, erst unten in Vusanje gibt es Wasser. Prima...
Damit war dann klar, dass es aus der Aufteilung der Etappe wohl nichts werden würde. Also weiter gelaufen, das letzte Wasser verbraucht und siehe da, kurz bevor wir Vusanje erreicht haben (die Häuser waren schon zu sehen), war da tatsächlich eine Quelle (Blue eye). Da nun auch ein Fluß neben der Straße war und wir irgendwo in Betten schlafen wollten, sind sie wir die paar Meter noch bis zum Ortsanfang Vusanje weiter gelaufen. Dort gibt es eine Art Picknick-Platz an einem durchaus sehenswerten Wasserfall.
Ich hab dann bei den anwesenden Leuten gefragt, ob und wo es eine Unterkunft oder zumindest Restaurant gibt. Resultat: Gibt es nicht in Vusanje, erst in Gusinje... *seufz* Es war nun ca. 20:00 Uhr (soweit zu dem Thema "Wasser ist eine Stunde entfernt"), wurde schnell dunkel und wir waren fix und fertig. Ergo war es mal wieder an der Zeit, die Zelte aufzuschlagen und die Nacht beim Picknickplatz zu verbringen. Es war trotz allem recht nett und eigentlich ein schöner Platz. An diesem Abend hatten wir dann nicht so die Augen dafür...
Wasserfall bei Vusanje (
http://www.panoramio.com/photo/112125492) / Pavillons beim Picknickplatz (
http://www.panoramio.com/photo/112047744) / Unsere Zelte (
http://www.panoramio.com/photo/112125491)
P.S.: Leider gibt es vom ausgetrockneten See und den Weg dahinter keine Fotos. Da waren wir einfach wohl zu kaputt und demotiviert...