Hallo zusammen,
wir sind zurück und ich möchte ebenfalls ein paar Eindrücke in die Runde streuen.
Wir konnten hier im Forum einige interessante Hilfen finden, deshalb möchte ich mich mit unserem Bericht gerne revanchieren.
Zunächst: Leider bin ich mit dem LKW für die Fahrt nicht fertig geworden und wir sind stattdessen mit unserem XC 70 und Zelten gefahren. Das hat bei uns eh die längere Tradition.
Wie oben von mir schon mal geschrieben, gibt es immer eine grobe Vorab-Planung, die dann Vorort kräftig über den Haufen geworfen wird. So auch diesmal. Statt 4 Wochen Albanien sind es "nur" 3 Wochen Albanien, Montenegro und Kroatien geworden. Trotzdem hat uns Albanien hervorragend gefallen. Wir sind nicht das letzte Mal da gewesen.
Wir sind über Igou von Süden hineingefahren und haben uns Butrint angeschaut. Was okay ist. In der Nähe von Himare waren wir dann auf dem Kranea-Campingplatz, den wir sehr empfehlen können. Nach der recht langen Anreise Fahrt nach Trieste, Fähre nach Igou, haben wir uns dort erst mal ausgeruht! Aber auch einige andere Strände erkundet. Der Strand unter dem Llogara-Pass ist zwar schön und auch sauber, aber sehr voll und mit der Bar, die hölle lauten Balkan-Techno spielt eher was für Taube. Dazu kommt dass diesen Juli (am 19.07.) die Freiluft-Disco Havanna an diesem Strand aufgemacht hat. Die war wohl vorher in Dhermi und musste da weg! Die Straße ist bis runter zum Strand frisch asphaltiert.
Deutlich schöner aber ungleich aufwendiger zu erreichen ist der Strand von Gjipe. Der ist ein Traum. Mit dem Auto nur für ganz verwegene läuft man 20 bis 30 Minuten zu Fuß, dafür ist man dann aber recht allein!
Die tolle Küstenlandschaft an der albanischen Riviera hat uns sehr gefallen.
Die Orte wie Himare, Sarande haben uns nicht so zugesagt. Die Strände sind klein und eher überlaufen (Hochsommer, wenn wunderst!). Auch in Ksamil sehen die Strände schön aus, sind aber recht voll gewesen.
Uns hat das ganze an die Türkei vor 30 Jahren erinnert. Da stehen komplett neue schöne Häuser neben Bauruinen und Müllhalden. Aber man gewöhnt sich dran.
Auf Grund der zeitlichen Verkürzung haben wir alle geplanten Orte im Süden Albaniens für einen kommenden Trip ausgelassen und sind über den Llogara-Pass - Vlore - Fier - Tirana direkt nach Shkoder gefahren. Unser Eindruck auf der Strecke Vlore - Fier bezüglich Strand müssen wir als eher unterdurchschnittlich einstufen. Vorallem wenn man vorher im Süden war. Die Strecke Himare - Shkoder lässt sich ohne "heizen" in 5-6 Stunden bewältigen.
Der Camping-Platz Lake Shkoder Ressort ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Wir haben von hier einen Tagesausflug (organisiert) zum Koman-Stausee gemacht. Die Landschaft ist ein Traum. Allerdings haben wir erst auf dem Rückweg die unzähligen Einwegplastikflaschen in der Nähe der Staumauer wahr genommen. Das ist traurig und sieht alles andere als schön aus.
Die Fahrt nach Theth haben wir selbst durchgeführt und hat mir mächtig Spaß gemacht, meinen Frauen war es nach 30 Minuten Offroad langwelig?
Auch das war eine interessante Erkenntnis. Gut das die geplanten weiteren Offroad-Strecken nicht zum Tragen kamen. Theth und die Landschaft ist sehr beindruckend. Wir sind dort "etwas" gewandert. Insbesondere die Stelle um Nderlyse hat uns super gefallen. Gumpen zum Baden und das Blue eye (heißt hier auch so wie im Süden) mit 8°C waren eine Herausforderung!
Zum Verkehr: Ich muss sagen, ich habe mich sehr schnell an den Verkehr gewöhnt, bin aber auch schon in anderen "chaotischen" Ländern selbst gefahren. Wenn man sich eingefunden hat, ist es kein Problem mehr. Wenn dich ein Albaner überholen will, lass ihn. Die kennen dann auch die nächsten Schlaglöcher und bremsen dann auf Schrittgeschwindigkeit runter und man selbst rauscht nicht hinein. Stutzig oder bedrückt haben mich die verdammt vielen Todeskreuze an den Straßenrändern. Auch wenn wir keinen Unfall gesehen haben, ist das sehr krass. Es gilt schon ein bißchen das Recht des Stärkeren. Aber auch das kann man eigentlich nicht verallgemeinern, weil die Albaner schon recht genau ihren eigenen Wagen kennen und wissen was geht. Albanien scheint ja das Land mit der höchsten Stern-Dichte (Mercedes) zu sein. Die alten fahren ruhig, die neueren Modelle was hitziger.
Zu den Menschen: Wir haben rüberaus hilfsbereite Menschen angetroffen. Nie hatten wir ein Gefühl der Unsicherheit. Das größte Problem ist die Verständigung. Auf dem Koman-Stausee sind neben uns einfach (aus Langeweile?) ein paar Albaner mitgefahren. Es gab Bier in rauen Mengen bei brühtender Hitze. Die Jungs waren so witzig und haben uns zu getextet, aber leider konnten wir nur das wenigste verstehen. Germania - Coupa (Fußballweltmeister - Daumen hoch) - Prost. (verdammt ich habe schon wieder das albanische Wort dafür vergessen).
Interessanter waren da schon die Gespräche mit den Albanern, die auch englisch und/oder deutsch sprachen. Deren Einschätzungen zum eigenen Land waren dann doch sehr aufschlußreich!
Alles in allem tollen Menschen.
Zu den anderen Urlaubern: Wir haben auf den Campingplätzen vielen anderen Nationalitäten getroffen. Überrascht waren wir, dass so viele Franzosen dort waren, was jedoch sehr nett war. Irgendwie kommt man immer mit jemanden ins Gespräch und bekommt Hinweise, was man gemacht und gesehen haben sollte. Viele haben wir getroffen aus Italien und Polen, die mit ganzen Offroad-Karawanen rumzogen (Balkan Tour 2014 Aufkleber - alles Wiederholungstäter
). Gemeinsam ist allen irgendwie ein gewisser Forscher- und Erkundungsdrang. Das war das alte Ehepaar mit nem Buschtaxi, 2 ältere französische Damen mit nem Clio und nem Eriba-Camper (wunderbar), Etienne mit Fahrrad, Zelt und Beiwagen für seinen Hund, der schon 2 Monate unterwegs war und noch 2 weitere weiter wollte, Familien mit ihren kleinen Kindern aus Osteuropa. Ein großer bunter Mix eben.
Unser Fazit: Auf jeden Fall eine Reise wert und wir werden wir hinfahren.
Die Schwierigkeit, die wir sehen, ist, dass das Land schneller wachsen will als es vermutlich gesund ist. Hoffentlich gibt es Menschen dort, die die Fehler (Bausünden) von den Stränden in Montenegro nicht wiederholen. Wir "Reichen" fahren da natürlich hin, weil wir das ursprüngliche suchen. Die Albaner selbst wollen natürlich den Luxus, den sie aus dem Westen kennen. Ein schwieriger Spagat. Es wird interessant sein das auch aus der Ferne zu beobachten.
Beste Grüße
seismo