Mi, 13. Nov 2013, 23:16
Nun nach ganz langer Zeit noch zum letzten Teil - und wahrscheinlich auch spannendsten Teil - unseres Urlaubs. Am Donnerstag ging es wieder Richtung Norden und Richtungt Heimat. Für die Rückfahrt hatte ich 4 Tage eingeplant, was ja eigentlich ausreichend sein würde. Es sollte über Montenegro, Bosnien, Kroatien zurück gehen. Im Hinterkopf hatte ich immer noch die Idee die Alpen über Tamare nach Vermosh zu durchqueren, aber von Volker kannte ich auch die ausdrückliche Warnung, dass dies nur mit Allradfahrzeugen machbar wäre. Wieder einmal siegte der Wunsch über die Vernunft und am Wegweiser nach Vermosh bog ich kurzentschlossen rechts ab. Es ist sofort eine Schotterpiste, aber am Anfang noch recht manierlich befahrbar. Bald wird es immer schwieriger, die Straße wird gebaut, zum damaligen Zeitpunkt nur die Fahrbahnbegrenzung, die Straße war auch übersäht mit kleinen und großen Gesteinsbrocken. An einer steilen Abfahrt wusste ich kaum, wie ich zwischen Baufahrzeug und Abgrund vorbei kommen sollte, aber es ging immer wieder. Dann wurde es schwarz, begann zu regnen, stürmen und wittern. Der Regen wurde zum Wolkenguss, im Nu waren auf der "Straße" Pfützen von ca. 25cm Tiefe. Diese musste ich nun schnell durchfahren, um nicht hängen zu bleiben, sah aber nicht was auf dem Grund lag und es krachte und donnerte am Fahrzeugboden. Von der Bergseite kam immer wieder Geröll. An einer ebenen Stelle hielt ich, um zu warten und eventuell zu übernachten. Als das Gewitter vorbei war, verschwanden auch schnell die Pfützen und wir beschlossen, noch bis Tamare zu fahren. Gleich am Ortseingang ist auf der linken Seite ein Geschäft. Hier hielten wir und kamen gleich mit den sehr freundlichen jungen Ladenbesitzern ins Gespräch. Sie schenkten unseren Kindern gleich eine Tüte Bonbons und warnten uns heute noch weiter zu fahren, was wir auch nicht vor hatten. Im Nu war eine Traube Kinder bei uns, die hier das erste mal nicht so zurückhaltend waren. Sie wollten ins Wohnmobil und zusehen, wie die Kleine gefüttert und gewickelt wurde. Dann entdeckten sie den Nintendo unserer Kinder. Sie spielten dann noch bis spät abends, bis ihre Eltern sie wohl suchten und bei uns fanden. Am nächsten Morgen strahlend blauer Himmel. Auf dem neu gestalteten Dorfplatz holten wir uns noch Frühstück - allerdings waren die Brötchen bestimmt einige Tage alt. Weiter gings. Aus der Schotterpiste wird Naturpiste, am Anfang noch recht flach ung gut befahrbar. Dann wird es immder steiler und schwieriger, an den Steilkurven merkte ich, dass die Vorderräder keinen richtigen Grip mehr hatten,aber es ging immer noch. Plötzlich ein Knall und ich sah nichts mehr. Vom Alkoven hatten sich die zusammen genieteten Bleche gelöst und eines lag auf der Winschutzscheibe. Die 21 Jahre alte Holzkonstruktion war morsch und hatte nun nicht mehr standgehalten. Was nun. Ich brauchte ein Seil und merkte jetzt, dass ich nicht mal das Abschleppseil mitgenommen hatte!! Wir versuchten Stöcke zwischen Motorhaube und Scheibe zu klemmen, aber das hielt nicht. Tief unten im Tal sah man ein Haus. Der Freund unserer Tochter wollte herunter laufen und versuchen ein Seil zu bekommen. Er würde wohl einen halben Tag unterwegs sein, aber nach 45min. war er zurück mit einem Auto voller Albaner. Sie hatten ihn gleich zurück gebracht und gaben mir ihr Abschleppseil. Damit banden wir den Alkoven zusammen und stützten zusätzlich noch mit Stöcken ab. Ein junger Albaner sprach fließend deutsch. Sie meinten, dass sie uns noch ein Stück begleiten würden und meine Familie in ihrem Opel -Allrad mitnehmen würden, damit es für das Wohnmobil leichter würde. Weiter gings, aber nach einigen 100m war wieder Schluss. An einem sehr steilen Stück kam ich über eine hohe Stufe nicht mehr drüber, Vorderräder und Kupplung qualmten. Auch ein zweiter Versuch brachte keinen Erfolg. Die Albaner wollten uns mit ihrem Opel ziehen, aber ihr Abschleppseil war an unserem Alkoven, sie waren kurz weg und kamen mit einem Strick zurück. Sie zogen mit und es gelang. Nach weiteren 100m die gleiche Situation, der Strick riss, wir kamen nicht mehr weiter. Inzwischen hatte ein Stein das Handbremsseil aus der Verankerung gerissen, und ich konnte das Wohnmobil nur noch mit der Fußbremse halten, der Auspuff hing auch nur noch an einem einzigen Auspuffgummi, die restlichen waren zerrissen. Einer der Albaner legte mir die Hand auf die Schulter und sagte, hab keine Angst wir helfen dir! Da kam plötzlich ein Land Rover Devender mit deutschem Kennzeichen entgegen. Es war tatsächlich ein deutsches Ehepaar aus Nürnberg. Sie meinten, dass noch einige schwierige Stellen kämen. Sie hatten schon bis hier her 2 Stunden benötigt. Sie waren sofort bereit uns zu helfen, hatten ein professionelles Bergeset dabei. So zogen sie mit und wir kamen weiter. Es kamen noch 2 oder 3 Stellen, die ich vermutlich nicht allein bewältigt hätte. Dann kommt eine wunderschön gelegene Wiese mit Gebäuden (ich glaube kleine Gaststätte). Hier warteten die Albaner mit meiner Familie. Sie luden uns ein mit ihnen noch etwas zu feiern, aber das deutsche Ehepaar meinte, dass noch einige schwierige Stellen kämen und sie uns gern bis zur Asphaltstraße begleiten würden, um im Notfall mit ziehen zu können. Ich konnte mich nicht mal bei den hilfsbereiten Albanern bedanken, was mir sehr leid tat. Es musste jetzt alles schnell gehen, unsere Helfer aus Deutschland hatten schon viel Zeit verloren. Sie meinten nur: "Wer nach Albanien fährt, muss Zeit haben". Die restliche Strecke bot auch noch schwierige Stellen, aber das Wohnmobil schaffte alles aus eigener Kraft. In Vermosh suchten wir uns eine kleine Gaststätte und bestellten Essen. Die Zutaten holte die Gastwirtin im Garten und wie immer gab es ein äußerst preiswertes und leckeres Essen. Ich legte mich unters Wohnmobil, reparierte die Handbremse und befestigte den Auspuff.
Am Nachmittag waren wir in Montenegro. An der Grenze gab es noch ein paar Schreckminuten. Der montenegrinische Zöllner nahm meinen Stapel Pässe, verschwand ganz kurz und war wieder da. Seine Worte: "Es gibt ein großes Problem, 4 Kinder haben andere Familiennamen". Ich redete mit "Engelszungen" auf ihn ein und nach einigen Minuten, okay alles gut. Wir üernachteten in Montenegro auf einer Wiese an einem einsamen Haus in den Bergen. Samstag ging es durch Montenegro und Bosnien. Spät abends erreichten wir die kroatische Grenze. Die Zöllner beäugten misstrauisch das zusammen geflickte Wohnmobil, ich erklärte ihnen, dass wir von Albanien kommen, und dort teilweise sehr, sehr schlechte Straßen waren. Wir übernachteten auf einem Parkplatz. Am Sonntag waren es dann noch einmal 1100km bis nach Hause. Wir kamen am Montagmorgen um 2.30 Uhr zu Hause an.
Das Wohnmobil habe ich imzwischen repariert. Es kann also wieder auf größere Fahrt ghehen.
Harald