Hallo,
nachdem mir dieses Forum bereits immer wieder einmal wertvolle Informationen bzgl. Straßenzuständen in Albanien geliefert hat (danke an die fleißigen Schreiber dafür!), und ich derzeit beruflich viel in Albanien unterwegs bin, wollte ich kurz meine Eindrücke schildern, vielleicht helfen jemandem diese aktuellen Informationen ja!
- Tiranë - Kukës - Peshkopi - Burrel - Tiranë (Samstag, 6.4.2013)
Über die Autobahn in Richtung Kosovo wurde ja schon viel geschrieben, abgesehen von der Endlosbaustelle an der Kreuzung zwischen SH30 und der Hauptstraße zwischen Tiranë und Shkodër (wird da überhaupt momentan weitergebaut? sieht vor Ort nicht so aus), wo die "provisorische" Schotterpiste schon wirklich sehr ramponiert ist, und einem Stück kurz vor der Abzweigung Richtung Burrel, wo der Mat am Prallhang ein Stückchen Straße gefressen hat (die Reparaturarbeiten aber voll im Gange sind), ist die Strecke wunderbar, die Rutschungen vom Winter, von denen ich hier gelesen habe, sind alle beseitigt.
Von Kukës Richtung Süden ist die "bergnahe" Straße über Bushtrica und Sllova jetzt, wie glaube ich auch hier im Forum bereits beschrieben wurde, zur Gänze asphaltiert und durchgehend zweispurig. Nur südlich von Kolesjan wurde noch keine Straßenmarkierung aufgetragen, das Asphaltband verläuft aber durchgehend. Diese Strecke ist ein echtes Highlight, der Verkehr gleich Null und die Landschaft herrlich. Von einer Fahrt im Dunkeln würde ich aber auch hier abraten, manchmal wurde typisch albanisch ein wenig schlampig gearbeitet - wenn man sich z.B. einen Durchlass einspart, sucht sich das Wasser eben einen anderen Weg durch den Asphalt
Am schlimmsten war ein Stück, ich glaube von Norden kommend kurz vor der Abzweigung Richtung Radomira, wo der neue Asphalt auf einer Länge von etwa 50 Metern komplett eingebrochen ist, aber zum Glück finden sich solche Schäden nur sehr vereinzelt, vielleicht an fünf, sechs Stellen insgesamt. Wir waren zwar im Geländewagen unterwegs, die Strecke ist aber problemlos für jeden PKW machbar.
Schnee lag noch ca. ab einer Höhe von 2000 Metern, entlang der Straße nirgends mehr. Aufgrund der Tatsache, dass das Asphaltband sich so einladend vor einem ausbreitet, ist auch die Abzweigung bei Kolesjan zur Schotterpiste Richtung Drinschlucht leicht zu übersehen
Von Peshkopi Richtung Maqellarë ist der Zustand der Straße sehr schlecht, und dann auch noch weiter bis hinter Shupenzë. Probleme bei der Brücke über den Zerqani (heißt der so?) für die Straße nach Librazhd sind mir nicht aufgefallen, sind aber auch nicht drübergefahren. Von dort weg ist die Straße durchgehend gut oder sehr gut (wo die Rruga e Arbrit schon fertig ist), auch der Büffelpass bis runter nach Klos. In Klos ist momentan alles aufgerissen und die PKW quälen sich durch eine Art Dünenlandschaft, nur eben mit Schlamm
Von hier weg ist die Straße in miserablem Zustand, ausgenommen die Ortsdurchfahrt von Burrel. Obwohl Burrel so klein ist, kann man sich hier aber durchaus verfahren!
Der direkte Weg der SH6 an Burrel vorbei, wie er z.B. als Alignment in Google Maps zu sehen ist (Rr. Sule Kurti) und auch mit einem dieser Uralt-Wegweiser gekennzeichnet ist, erschien mir eher als gestrüppüberwachsener Hohlweg, die Hauptstraße führt in den Ort, wo dann keine Wegweiser drauf hinweisen, welche Ausfallsstraße die nach Kruja und welche die nach Milot ist. Allzu kompliziert ist es dann allerdings nicht, die richtige Ausfahrt zu erwischen.
Weiter von Burrel bis zur Einmündung in die Schnellstraße Richtung Kosovo ist dann schlechter albanischer Durchschnitt, Straßenschotter für die Ausbesserung der ärgsten Schlaglöcher liegt zwar überall bereit, aber weit und breit niemand der ihn auch einbaut.
- Tiranë - Durrës - Lushnjë - Berat - Çorovodë (- Potom) und zurück (Donnerstag 11.4.2013)
Tirana-Lushnjë ist bekannt, die Umfahrung von Durrës-Plazh noch typisch albanisches Stückwerk, teils halbfertig vierspurig, teils Staubschlucken. Die Straße zwischen Lushnjë und Berat über Ura Vajgurore hat sich mMn gegenüber dem Vorjahr, als ich dort das letzte Mal unterwegs war, nicht großartig verschlechtert, ausgenommen der Abschnitt direkt in Ura Vajgurore vor und nach der Osum-Brücke, der ist wirklich übel. Zwischen Berat und Çorovodë spürt man die Verheerungen der Unwetter der letzten Zeit leider stark - die Vorbereitungen zur Neuasphaltierung längerer Abschnitte, die schon letztes Jahr in Gange war, sind größtenteils zunichte gemacht. Die ärgsten Schäden wurden allerdings ausgebessert, die Strecke ist mit PKW befahrbar. Der eingestürzte Brückenabschnitt bei der Brücke über den Osum gleich nördlich von Çorovodë wurde mittlerweile auch repariert, indem anstelle des fehlenden Brückenjochs einfach eine Rampe aufgeschüttet wurde
Hinter Çorovodë entlang des Osum-Canyons sind Bauarbeiten in Gange, ich würde schätzen, die Hälfte der Straße ist bereits asphaltiert, und die ehemals am ärgsten durchlöcherten Abschnitte direkt nach der Ortsausfahrt von Çorovodë sind gut fahrbare Schotterpiste. Damit ist auch der unglaublich schöne Osumi-Canyon mit PKW problemlos erreichbar.
Die 25km lange Piste in die Bergwelt des Mali I Ostrovicës ist dann natürlich ein Offroad-Abenteuer allererster Güte - oben warten das gefühlte Ende der Welt, unglaubliche Ausblicke, eine aus der Zeit gefallene Bektashi-Tekke, unglaublich guter Käse, Kaffee & Raki. Albanisch-Kenntnisse oder ein albanischer Führer wären angeraten...
Fragen meinerseits:
- vom Büffelpass hinter Bulqizë sieht man die Bauarbeiten an der Rruga e Arbrit unten im Tal schon ziemlich weit fortgeschritten, die Erdarbeiten scheinen fertig zu sein, der Straßenaufbau selber auf dem Unterbauplanum dürfte aber noch fehlen. Wie weit der kurze Tunnel auf der Passhöhe ist, war nicht unmittelbar ersichtlich, auch nicht, wie weit in die Bergwelt Richtung Tirana sich die Erdarbeiten erstrecken. Weiß da jemand was genaueres?
- ich habe gelesen, die Ura e Muhurrit (die Brücke über den schwarzen Drin westlich von Peshkopi) sei nicht mehr befahrbar? Ist dann die Drin-Schluchtstrecke (wie z.B. in Hrn. Grundmanns Führer beschrieben) überhaupt noch erreichbar bzw. als durchgängiges Straßenstück befahrbar?
- da ja meines Wissens die neue Straße Richtung Korçë (und Umfahrung von Pogradec) nicht mehr am Ufer des Ohridsees entlang verlaufen soll, wird in die Instandhaltung des Abschnitts zwischen Lin und Pogradec wohl nichts mehr investiert (man hat irgendwann vor drei Jahren oder so Vorbereitungen für eine Verbreiterung geschaffen, aber in dem freigemachten Streifen stehen schon längst die nächsten Schwarzbauten). Der Abschnitt ist der einzige zwischen Elbasan und Korçë/griechischer Grenze, der noch mühsam ist. Weiß man, wann die neue Strecke fertig werden soll? Ich habe nur gesehen, dass am Abzweig zwischen Librazhd und Përrenjas Bauarbeiten durchgeführt werden.
Danke für Antworten!