Fr, 18. Mär 2011, 18:09
Ich habe letztens wieder einen Blick auf das Buch mit dem Namen "Das ewige Leben der Albaner" von Ornela Vorpsi geworfen.
Ich musste grinsen, aber nur weil ich mir als Albaner pausenlos ihr Bild von einem männlichen Albaner projizieren musste, ein Aussenstehender oder ein Unwissender wird aber mit diesem Buch die typische albanische Mannesgestalt mit zügellosem Drang zur Paarung, mit stark ausgeprägtem Autoriätsgetue und Machogehabe und dem Hang zur Überheblichkeit und Selbstüberschätzung suggerieren. Ich bin aus diesem Buch nicht schlau geworden, aber ich gehe stark davon aus, dass diese Künstlerin mit diesem Buch ihre Jugend und ihre Zeit im kommunistischen Albanien auf zynische und um sich schlagende Art und Weise aufzuarbeiten versucht.
Der Leser wird schon mit dem Satz "Ich widme dieses Buch dem Wort Bescheidenheit, das im albanischen Wörterbuch nicht vorkommt." wärmstens begrüsst, speziell die albanischen Leser werden kommen hier ganz auf ihre Kosten. Im ersten Abschnitt erzählt sie von der nüchternen, um nicht zu sagen faden Gesellschaft in Albanien; kompromisslos, lebensmüde, begeisterungsunfähig, trotzig und abgehärtet sind die albanischen Männer da. Herzhaft munter geht es weiter mit dem Philosophieren von albanischen Kopfformen, die, wie sollte es auch nicht anders sein, sonderbar in Schieflage geraten sind und etwas gar flach erscheinen. Und als Ass im Ärmel packt sie schlussendlich dann immer dem Albaner sein scheinbar liebstes Spielzeug hervor: "So vergeht das Leben in einem Land, in dem alles ewig währt. Aber es gibt Dinge , die den Leuten sogar noch näher ist als der Tod. Eines davon steht ohne Übertreibung fast im Mittelpunkt ihres Lebens. Die Rede ist vom Herumhuren.". Und wo Nachfrage ist, muss auch naheliegend ein Angebot in der Nähe sein, und wer könnte nicht besser in diese Rolle hineingezwängt werden, als heranwachsende hübsche Mädchen, die ungehorsam, faul und ohne Vater aufwachsen?
Es ist eine typische Tragikerzählung aus dem kommunistischen Albanien: Die Geschichte erzählt von einem Mädchen, dass zwischen Angst, Schande, der Missgunst und der Ablehnung ihr Leben bestreiten muss. Der Vater, verschrien als Verräter unter dem Hoxha-Regime, muss für Jahre hinter Gittern. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen ohne Vater heran, dafür aber mit einem Heer an Verwandten. Hauptsächlich wird sie von der Mutter und der Grossmutter aufgezogen, die sie, wie sie meint, nur dann mit voller Liebe und Aufmerksamkeit umsorgen, wenn sie krank ist und gezeichnet im Bett liegt. Die Tanten und Cousinen geben ihr stets eine vorausschauende Lebensskizze mit auf dem Weg, in welchem sie die Silhouetten schon deutlich als Zeichen der Zeit wahrnehmen und verkünden: „..“Du wirst einmal eine grosse Hure werden, ja…ja.“ In der Stimme meiner Tante und meiner Cousine lag immer ein leichtes Beben, fast als wollten sie sagen: „Tja, wir wissen Bescheid“, und dabei schüttelten sie leicht den Kopf. „Aber wir sind machtlos, wir haben uns dich ja nicht ausgesucht…“ Anders als in tragischen Erzählungen in der kommunistischen Ära Albaniens, bekommt die Geschichte einen besonders eigenartigen Touch, indem immer wieder auf die vermehrt auftretende Geilheit der Albaner Bezug genommen und in aufreisserischer Art und Weise berichtet wird. Nebst dieser Umschreibung von der Überpopulation von paarungswilligen Albanern und deren Verhaltensweisen, wird in einem nächsten Punkt die scheinbar typischen Erscheinungsbilder der Albaner genüsslich ausgeschlachtet. „In unserem geliebten Land, in dem man nie stirbt, in dem die Körper so stark wie Blei sind, gibt es einen Spruch, einen weisen Spruch: „Solange du lebst, hasse ich dich, sobald du tot bist, liebe ich dich.“ Dieses Sprichwort ist der Lebenssaft, der durch die Adern unseres Landes fliesst.“
Die Mutter, die nur so von femininer Schönheit trotzt und die in der Gesprächsrunde von gierigen Nachbarsmäulern ein gewichtiges Thema einnimmt, legt sehr Wert auf ihr Äusseres und verbringt Stunden vor dem Spiegel. Ihre Schönheit verbirgt sie nicht hinter verputzten Hausmauern sondern stellt sie zur Schau mit dem allwiederkehrenden Vorwand die Grossmutter besuchen zu gehen und dabei ganz nebensächlich begehrende Komplimente und gierige Blicke von fremden Männern zu erhalten und dabei so zu tun, als würde ihr diese hormonelle Ergebenheit von Männern alles andere als gefallen.
Das Buch ist empfehlenswert für alle Leser, die sehen wollen wie Albanien nicht ist und nie war. Grund zum Lachen gibt es in diesem Buch zu Genüge, nur sind diese Lacher für den einen oder anderen im nächsten Moment schwer verdaulich. Wer schon immer wissen wollte, wie generell versaut albanische Männer sind und waren, wird hier vollkommen auf seine Kosten kommen, aber nur wenn irgendwo im Unterbewusstsein schon ähnliche Vermutungen gären. Ich würde es mir für läppische 30 Franken kein zweites Mal holen.
Ka dy lloje njerëz: Këta që kur hynë në dhomë thonë: “Ja ku jam!”, dhe ata që kur hynë në dhomë thonë: “Ah, këtu qenke!”
lamtumirë sa t'jetë jeta