Benutzeravatar
Mystery
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 840
Registriert: Di, 24. Apr 2007, 13:52

Traditionelle Hochzeit

Sa, 20. Nov 2010, 9:34

Wir haben bei Verwandten meines Freundes das Video einer traditionellen Hochzeit gesehen. Ich hab ein paar Fragen dazu gestellt, die keiner der Verwandten mir beantworten wollte oder konnte, deshalb dachte ich, vielleicht kennt hier jemand die Bedeutung/Hintergründe mancher Bräuche.

Also zum ersten trug die Braut 3 verschiedene Kleider u. 3 verschiedene Paar Schuhe. Als erstes trug sie weiss, ein ganz normales Hochzeitskleid wie bei uns auch, danach trug sie ein traditionelles Kleid in Blau u. einen roten Schleier, mit dieser Kleidung wurde sie von der Schwägerinnen herumgewirbelt u. mit Süssigkeiten beworfen u. musste 3 Männer der Verwandtschaft ihres Mannes bewirten, auf einem Tablett hatte sie 3 Gläser u. hat diese den Männern gereicht, ihnen dann einen gehauchten Handkuss gegeben u. ein Tuch um den Hals gelegt. Mein Freund sagt dies seien die Trauzeugen. Zum Schluss trug sie ein rotes Kleid, ebenfalls eher traditionell, reich bestickt. In diesem Kleid wurde die Torte angeschnitten u. das Brautpaar küsste sich. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber für das Tauschen der Ringe gab es ebenfalls eine Zeremonie...ich glaube das wurde in dem weissen Kleid gemacht. Das Video war sehr lang (fast 5 Stunden) u. zwischendurch hab ich auch mal nicht mitgeguckt, da die meiste Zeit die Gäste u. Brautpaar beim Tanzen gefilmt wurden... apropos: im blauen Kleid gab es eine kleine Besonderheit... der Kolo wurde mal von der, mal von der Schwägerin angeführt u. einmal von ihrem Schwager.
Der Kolo wurde auch jedes Mal mit anderen Personen (ausser der engsten Familie, die war immer dabei) getanzt. Mit jedem Kleid wurde auch wieder ein neuer kolo (mal schnell, mal langsam) getanzt.

Also, ich fand das Video sehr schön... und wollte halt so bisschen wissen, warum z.B. 3 x am Abend das Kleid gewechselt wurde, welche Zeremonien z.B. mit dem Servieren des Getränkes usw. welche Bedeutung haben.

Ach so... man sagte mir noch, dass es keine standesamtliche Trauung gegeben hätte u. auch keine religiöse Hochzeit in der Moschee, diese Feier sei die Hochzeit gewesen.

Danke!!!
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Albert Einstein)

Benutzeravatar
Darleen17
Moderator
Moderator
Beiträge: 6267
Registriert: Mo, 19. Sep 2005, 12:35

Sa, 20. Nov 2010, 9:40

Es wird, denke ich mal, schwierig werden, dir die Fragen zu beantworten, weil dein Mann nunmal kein Albaner ist und somit die Traditionen dort ganz anders sein/sein können, als im Kosovo. Dort ist es ja sogar von Stadt zu Stadt nicht gleich.

Benutzeravatar
Shonya
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 1981
Registriert: So, 07. Jun 2009, 15:14

Sa, 20. Nov 2010, 9:44

Eben. Habe auch noch nie gesehen, dass das Brautpaar sich küsst...
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

Benutzeravatar
Darleen17
Moderator
Moderator
Beiträge: 6267
Registriert: Mo, 19. Sep 2005, 12:35

Sa, 20. Nov 2010, 9:49

Ich ja, ich ja :lol: .

Bei der Hochzeit vom Cousin meines Mannes haben sie sich nach lautstarker Aufforderung der Gäste geküsst, nachdem sie über Kreuz ein Schluck Sekt getrunken haben. War aber auch einzige Mal das ich das gesehen habe.

Benutzeravatar
shqiptare
Moderator
Moderator
Beiträge: 1544
Registriert: Mo, 09. Jul 2007, 10:10

Sa, 20. Nov 2010, 9:55

. . . . . .
Zuletzt geändert von shqiptare am Mo, 04. Jul 2011, 0:28, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Mystery
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 840
Registriert: Di, 24. Apr 2007, 13:52

Sa, 20. Nov 2010, 10:02

Warum sollten das Roma Sitten sein?
Die Familie meines Freundes kommt aus Sandzak, das grenzt an Kosovo.
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Albert Einstein)

Benutzeravatar
Darleen17
Moderator
Moderator
Beiträge: 6267
Registriert: Mo, 19. Sep 2005, 12:35

Sa, 20. Nov 2010, 10:04

Ja eben... es GRENZT an Kosovo... Albanien grenzt auch an Kosovo und hat ganz andere Traditionen... Montenegro grenzt auch an Kosovo und hat auch ganz andere Traditionen.

Benutzeravatar
shqiptare
Moderator
Moderator
Beiträge: 1544
Registriert: Mo, 09. Jul 2007, 10:10

Sa, 20. Nov 2010, 10:06

. . . . . .
Zuletzt geändert von shqiptare am Mo, 04. Jul 2011, 0:28, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Shonya
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 1981
Registriert: So, 07. Jun 2009, 15:14

Sa, 20. Nov 2010, 10:10

Darleen17 hat geschrieben:Ich ja, ich ja :lol: .

Bei der Hochzeit vom Cousin meines Mannes haben sie sich nach lautstarker Aufforderung der Gäste geküsst, nachdem sie über Kreuz ein Schluck Sekt getrunken haben. War aber auch einzige Mal das ich das gesehen habe.
Sekt :shock: und küssen :shock: :shock:
Undenkbar bei der Familie meines Mannes...die Hochzeitsgäste würden wohl schockiert die Feier verlassen und im Dorf würde man noch in 20 Jahren von diesem schamlosen Pack erzählen :lol:

In meinem Schlafzimmer hängt ein Bild von meinem Mann und mir wie wir uns küssen...also nix perverses oder anzügliches, einfach nur ein nettes Foto.
Als ich hier ne Family-Party veranstalltet habe, sind meine Schwägerin und die älteste Nichte ins Schlafzimmer geganen (warum auch immer) und haben das Bild gesehen. Sie sind rot angelaufen und haben gekichert. Noch heute ziehen sie mich damit auf, als wäre es etwas ganz peinliches und schlimmes :lol:
Nächstes Mal entferne ich das Foto lieber bevor Besuch kommt...
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

Benutzeravatar
Mystery
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 840
Registriert: Di, 24. Apr 2007, 13:52

Sa, 20. Nov 2010, 10:11

Der Kuss des Brautpaares war mehr ein kleines, kurzes Küsschen, nach dem gemeinsamen Anschneiden u. gegenseitigem Essen eines kleines Stückchens Kuchen...

Schade, ich hätte gerne mehr gewusst... aber man hat mir nur vage Antworten gegeben, z.B. wegen der Kleidung, dies sei eben so u. auch warum der Anführer/die Anführerin des Kolo immer ein Taschentuch trägt...
dies sei eben so, sei eben so Tradition.
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Albert Einstein)

Benutzeravatar
Shonya
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 1981
Registriert: So, 07. Jun 2009, 15:14

Sa, 20. Nov 2010, 10:16

Noch nicht mal das wäre bei uns denkbar...
Was erwartest Du den an Erklärung? Es ist doch oft so, dass es Traditionen gibt, mit dennen wächst man zwar auf, kennt aber den Hintergrund nicht...
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

Benutzeravatar
Mystery
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 840
Registriert: Di, 24. Apr 2007, 13:52

Sa, 20. Nov 2010, 10:20

Also ich finde es immer interessant die Hintergründe zu Bräuchen zu kennen u. ehrlich gesagt fragt mein Freund auch immer, warum wir etwas so und so machen u. was es bedeutet z.B. jetzt erst kürzlich bei der Feier zu St. Martin... manchmal weiss ich es auch nicht u. google es dann nach ... bei unseren bräuchen gibt das internet auch viel her...
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt (Albert Einstein)

Estra
Danke für die vielen Übersetzungen
Danke für die vielen Übersetzungen
Beiträge: 4413
Registriert: Di, 22. Mär 2005, 21:27

Sa, 20. Nov 2010, 12:23

das mit dem Sekt überkreuzt trinken und dann ein Küsschen hat sich seit ein zwei Jahren auch in Kosova durchgesetzt. Auch das Torte anschneiden und dann gegenseitig ein Gäbelchen davon zuführen usw. Vielleicht aus den amerk. Filmen abgeguckt, wie auch das Brautstrauss werfen. Das sind eher neuere Traditionen. In Mazedonien hab ich das auch nicht gesehen an alb. Hochzeiten, in Kosova schon aber halt auch verschieden.
Aber all diese anderen Dinge von denen du erzählt hast Mistery, die sind mit gänzlich unbekannt.

Benutzeravatar
liberte
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 2014
Registriert: So, 16. Sep 2007, 8:47

Sa, 20. Nov 2010, 13:02

hm mystery, ich hab im märz an einer traditionellen hochzeit meines schwagers teilgenommen (wo ich dann also alles, von vorbereitung bis durchführung) gesehen habe und da sind bis auf das weiße hochzeitskleid keine ähnlichkeiten vorhanden.

sie hat sich einmal (am nachmittag) umgezogen und statt hochzeitskleid das demija getragen.

hochzeitstorte hätte es nicht gegeben, wenn meine söhne sie nicht von ihrem taschengeld dem brautpaar als geschenk überreicht hätten.

die braut hat auch nicht getanzt, sondern stand - auf zwang saß sie auch mal - die ganze zeit zu tode betrübt in der ecke rum.

getanzt haben nur wir anderen.

die abendkleider, die sie von uns bekam, trug sie dann auf den darauf folgenden tagen von quasi morgens bis abends;-)
Paulo Coelho
Anyone who love in the expectation of being loved in return is wasting their time. Love for the sake of love itself //

Benutzeravatar
traurig077
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 1585
Registriert: Mo, 12. Jul 2010, 23:38

Sa, 20. Nov 2010, 14:05

Ich habe von albanaischen hochzeiten mit mehrmaligem kleiderwechseln gehört. erklären kann ichs nicht.
te jetosh do te thote te luftosh

Puuupsy
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 519
Registriert: Di, 31. Aug 2010, 18:06

Sa, 20. Nov 2010, 14:49

So kenn ich das eher ..

Die Hochzeit von Nehat und Merita

Bereits in meinem Kosovo-Bericht 2003 habe ich ausführlich über die Hochzeits-Feierlichkeiten berichtet. Ich werde mich hier auf das Wesentliche und auf Neu-Erlebtes beschränken.

Daniela und Eshref waren die unermüdlichen Organisatoren dieser Hochzeit. Als sie heirateten, herrschte im Kosovo Krieg und sie heirateten in der Schweiz. Mit der Hochzeit für Nehat und Merita verwirklichten sie sich ihren Traum einer echten, traditionellen Kosovo-Hochzeit.

Es war unendlich viel vorzubereiten. Bereits Monate vorher haben sie damit begonnen. Nun waren noch Kleinigkeiten zu erledigen. Da wir beim Abholen der Braut durch Serben-Gebiet fahren mussten, hat Eshref wenige Tage zuvor die Polizei und die KFOR über unser Vorhaben orientiert. Als Konsequenz sind am Hochzeitstag im Serben-Dorf Gracanica und vor dem serbisch-orthodoxen Kloster zusätzliche UN-Wachen aufgezogen worden.

Aber auch die jungen Mädchen und Männer haben sich auf die Hochzeit vorbereitet und ihre Hochzeitsgesänge mit dem Tambourin geübt. Ich habe mir sagen lassen, dass diese Lieder so schön sie auch tönen, sich auch gegen die Familie der Braut richteten. Es sind aber auch Lieder darunter, durch die der Bräutigam aufgefordert wird, eine Süssigkeit unter den Sängerinnen und Sängern aufzuteilen.

Und der Schreibende selber hat sich auch vorbereitet. Er ging nämlich zu einem einheimischen Friseur, nicht um sich eine Kunstfrisur zu leisten, sondern um sich für € 3 ein schöner Kurz-Haarschnitt à la Kosovo schneiden zu lassen.
Do, 26. Juli: Braut-Geschenke überbringen

Ich durfte die Sushica-Delegation der Krasniqis begleiten, die die Brautausstattung der Familie an die Braut zu überbringen hatte. Es waren mehrere Koffer und Reisetaschen, angefüllt mit etwa 10-15 Abendkleidern, Bettwäsche aller Art, Schuhe (alles High Heels), 3 Braut-Sträusse und vieles mehr. Leiter der Delegation war Misim, der Älteste noch lebende der Krasniqi-Dynastie, dann war Gani dabei, der Vater des Bräutigams Nehat und Eshrefs der Bruder von Nehat.

Empfangen wurden wir vom Vater der Braut und 2 seiner 5 Brüder sowie seinen beiden Söhnen. Es war wieder eine typische Männergesellschaft, die sich da im Wohnzimmer zusammensetzte und über Gott und die Welt plauderte, übers Wasser, die Gesundheit etc. Frauen waren nicht dabei und zeigten sich auch nicht. Geschäfte werden unter den Männern abgewickelt und eine Hochzeit ist ein Geschäft. Ein grosses Geschäft, denn man holt sich eine Frau ins Haus, die für männliche Nachkommen sorgen soll. Und diese Nachkommen sorgen im Alter für das Wohlergehen der Eltern, d.h. sind deren Alters-Vorsorge.

Wir waren nur 1 Stunde dort. Bedient wurden wir von den beiden erwachsenen Söhnen des Brautvaters:

* Zuerst gab es als Durstlöscher 1 Glas Cola mit Nüssli und Salzstengeli,
* dann folgte ein Früchte-Teller mit wunderbaren Trauben, Pfirsichen und Bananen,
* darauf eine feine Creme-Torte mit türkischem Kaffee,
* anschliessend russicher Tee,
* und als Abschluss Zucker- und Wassermelonen

Sa, 28. Juli: Polterabend

Am Vorabend der Hochzeit fand der Polterabend statt. Bereits am Nachmittag haben die jungen Männer und Mädchen (unverheiratete Jungfrauen) mir die Grundschritte des albanischen Tanzes beigebracht. Sie wollten mich einfach zum fröhlichen Tanzen bringen, was ihnen auch gelang. Im Laufe der Hochzeitstage stellte ich auch fest, dass das Tanzen ein ganz wichtiger Bestandteil im Leben der Kosovo-Albaner darstellt. Darin können sie am besten ihrer Lebensfreude Ausdruck geben.

Der Polterabend begann bereits am späteren Nachmittag und fand auf dem Hof der Eltern des Bräutigams statt. Es waren bestimmt über 200 Erwachsene und Kinder anwesend. Etwas erhöht unter einem Nussbaum waren Sitzgelegenheiten aufgestellt. Musik kam von den Jungen, die mit einer Stereoanlage und später noch unterstützt durch einen veritablen PC die Anwesenden mit einheimischer Musik beschallten. Zu später Stunde gabs Gulasch als Verpflegung.

So, 29. Juli: Hochzeitstag

Am Hochzeitstag fielen mir die vielen hübsch gekleideten und frisierten Frauen auf. Sie alle gingen am selben Tag noch zum Friseur und liessen sich eine Kunst-Frisur legen. Selbstverständlich trugen sie dazu auch eines der vielen schönen Festtags- und Partykleider, und die meisten wechselten im Laufe das Tages/Abends ihre Kleider.

Am Nachmittag Braut holen.

Der Auto-Konvoi bestand aus 24 Autos inkl. dem Brautwagen, einer gestreckten Mercedes-Limousine mit 6 Türen. Auf der Hinfahrt sahen wir unweit links von uns ein richtiger Tornado aufsteigen. Wow, war schon etwas unheimlich. Die Fahrt führte uns in Richtung Ferizaji in ein kleines Dorf, wo die Eltern der Braut in einem schönen Haus wohnten. Da wir ein wenig zu früh waren, machten wir unterwegs einen kleinen Halt und tanzten auf der Strasse.

Bei der Braut wurden wiederum die Männer und Frauen voneinander abgesondert. Die Männer sassen auf den "Schand-Bänkchen", rauchten Zigaretten und warteten. Auch der Brautvater samt seinen Söhnen sass hier unter den Männern. Er hatte bei den Frauen nichts zu suchen. Die Frauen hingegegen feierten die Braut und holten sie ab.

Vom Brautvater erhielt ich dann die einmalige Gelegenheit, zu den Frauen rüberzugehen, um dort Fotos zu machen. Die Frauen waren alle in einem "Beduinen-Zelt", das die Familie neben ihrem Haus aufgestellt hatte. Es war schwer zu schätzen, aber es waren bestimmt um die 200 Frauen. Die Braut wartete mit starrem, gegen Boden gerichtetem Blick und aufrechter Körper-Haltung, wie es die Tradition will im Brautzimmer (=Wohnzimmer), bis der Bräutigam sie abholte und sie ins Frauenzelt führte, wo sie sich von den Frauen verabschiedete.


Nachdem die Braut sich auch von ihren Eltern verabschiedet hatte, bestieg das Brautpaar begleitet von 2 Brautdamen (Daniela und Luda) die Stretch-Limousine. Die Braut setzte sich aber aus Tradition noch nicht hin, denn aus Ehrerbietung ihren Eltern gegenüber wartete sie bis zur ersten Brücke. Unter Gehupe gings dann wieder zurück nach Sushica.

In Sushica übergab die Braut je ein Geschenk an ihre Schwiegereltern und die Brüder ihres Mannes Nehat. Nach den obligaten Foto-Sessions begann das Fest im Freien. Die Braut begab sich sodann ins Haus, um sich etwas auszuruhen. Zuvor aber berührte sie mit Zuckerwasser befeuchteten Fingern die oberen Quer-Holme der Eingangstüre. Dies soll dem Haus Glück und Segen bringen. Es war mittlerweile 16 Uhr geworden.

Hochzeitsfest im Hotel Jakova

Als Start des Hochzeitsfestes stand auf der Einladung 19 Uhr. Die letzten Gäste kamen gegen 22 Uhr. Auch dies ist Kosovo. Für uns West-Europäer ist auch ungewohnt, dass die eingeladenen Gäste nicht zu- oder absagen mussten. Die Schätzung von Eshref und Daniela mit etwa 250 Gästen hat sich schlussendlich bestätigt .... bis das Brautpaar in einer Super-Stretch-Limousine vorgefahren war. Stolz und elegant wie ein Königspaar betraten sie den grossen Saal, links und rechts von einem Feuerwerk begleitet.

Es war ein unvergessliches Hochzeitsfest mit allem Drum und Dran: eine 3-köpfige Musik-Kapelle, die mit grosser Lautstärke die Gäste auf die Tanzfläche trieb. In der Tat wurde von Anfang an getanzt. Etwa die Hälfte der Anwesenden war immer auf der Tanzfläche. Auch ich konnte mich da nicht zurückhalten und gegen Schluss habe ich sogar einen kleinen Tanzgruppe mit einem Taschentuch angeführt.

Das Hotel war eine Spitzen-Lokalität mit wunderbarem Blick über ganz Pristina. Zur Freude des Magens gab es ein feines Essen in 5 oder 6 kleinen Schritten, sodass man immer wieder Tanzen konnte: Früchteteller, kalte Fleisch- und Salat-Platte, gerollter Palatschinken mit Käse, Frikadelle, Rindfleisch gekocht mit Pommes und Gemüse, und zum Abschluss Hochzeitstorte mit Baklava und Eis, dazu alle Arten von Mineralwasser, Säften, Bier und auch albanischen Wein. Ich glaube, es war mein erster festlicher Anlass, an dem ich keinen Schluck Wein getrunken und auch nicht das Bedürfnis danach hatte..

Mo, 30. Aug: Frauentag

Der Frauentag ist der Tag der Frauen. Da treffen sich die Frauen mit der Braut und nehmen sie in ihren Kreis auf. Derweil irren die Männer umher, denn zu Hause sind sie nicht geduldet. Wir besuchten zum Beispiel die Nachbarschaft und Verwandte.

Ich habe mich dann doch zu den Frauen gewagt und aus Distanz ihrem Treiben zugeschaut. Sie tanzten und plauderten miteinander, die Braut zog sich von einem Kleid ins andere um, und sie schauten im Brautzimmer die Geschenke und Stickereien an. Es wimmelte von Frauen und Kindern. Gegen Abend geschah dann auch das unfassbare: die heutige Hitze von 39 °C sank unterstützt von starken Winden innert wenigen Stunde auf unter 20 °C. Ich musste mir einen Faserpelz-Pulli anziehen, den ich glücklicherweise eingepackt hatte.

Ich finde diese Tradition des Frauentags schön und zweckmässig, denn die Braut wird ja von einem Tag auf den anderen von der bisherigen, gewohnten Umwelt in einer ganz neue Umgebung eingepflanzt. So lernt sie ihre neuen Freundinnen und Leidensgenossinnen, aber auch deren Nebenbuhlerinnen kennen. Auch im Kosovo gibts dieselben Eifersuchts-Geschichten wie bei uns, nur haben die Frauen gelernt, damit umzugehen.
31. Juli: Erster Tag nach der Hochzeit

Wie gewohnt stand ich erst um etwa 9 Uhr auf und begab mich hinauf ins alte Haus zum Morgen-Kaffee/Frühstück. Erstmals sah ich Merita in normaler Freizeitkleidung. Sie hat bereits die Aufgabe ihrer Schweiegermutter übernommen und bot mir einen türkischen Kaffee an. Von den anderen männlichen Kaffee-Trinkern wurde ich auf die Tradition aufmerksam gemacht, dass man der Braut zum 1. türkischen Kaffee nach der Hochzeit einen Geld-Schein zwischen Tasse und Unterteller schiebt. Dies bringe Glück und Segen.


Da die Bilder dazu ..
http://web.whosting.ch/maxlehmann/2007- ... ericht.htm

Benutzeravatar
Azura
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 135
Registriert: Sa, 28. Aug 2010, 14:49

Re: Traditionelle Hochzeit

So, 21. Nov 2010, 16:39

Puuuuuupsy,

das ist ein wunderschöner Bericht von dem jede Prinzessin träumt. Alle Frauen sollten Kososvo-/Albaner heiraten. Genau so steht es in Barby-Pixi-Büchern, die ich gerade meiner 5 jährigen Tochter vorlese. Deinen Bericht werde ich ihr mal vorlesen und sie wird voll begeistert von der albanischen Kultur sein. Schon jetzt ist sie von ihrem zukünftigen Stiefpapa voll begeistert....

Bucane
New Member
New Member
Beiträge: 4
Registriert: So, 21. Nov 2010, 22:50

So, 21. Nov 2010, 23:07

Hallo ,ich bin ganz neu dabei,kann nur sagen dass ich meinen Mann vor fünfzehn Jahren geheiratet habe. Bei uns wars nicht so wild romantisch wie in den erzählungen.Habe in den vielen gemeinsamen jahren viele Hochzeiten gesehen wo die Braut eigentlich nur verbissen steht oder sitzt. Von Tanz Spass und Freude sieht man eigentlich nur beim Bräutigam und den Gästen was.

Benutzeravatar
liberte
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 2014
Registriert: So, 16. Sep 2007, 8:47

Mo, 22. Nov 2010, 7:08

da kann ich mich nur anschließen. spaß für die braut ist was anderes. das ist auch gar nicht sinn der sache, so hat es mir meine schwägerin auch erklärt. spaß ist für die gäste vorgesehen und sicher freut sich die braut auch innerlich nun zur familie zur gehören, schöne kleider zu tragen usw.

aber barbie-traumhochzeit? so für unsere westliche verhältnisse - so eher das genaue gegenteil...nur falls du es deiner tochter erzählst und sie dann die realität sieht.

ich meine das nicht abwertend!
Paulo Coelho
Anyone who love in the expectation of being loved in return is wasting their time. Love for the sake of love itself //

Benutzeravatar
Enneagramm
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 624
Registriert: Mi, 30. Jan 2008, 15:49

Mo, 22. Nov 2010, 10:30

Mystery hat geschrieben:Warum sollten das Roma Sitten sein?
Die Familie meines Freundes kommt aus Sandzak, das grenzt an Kosovo.
_________________________________

Naja aber da halt das Volk der Roma ursprünglich aus Indien stammt und ich einige Inder kenne, kann ich die Riten eher als indische Hochzeitszitten erkennen. Auch da wechselt die Braut 3 x das Kleid und das standesamtliche traditionelle Kleid/Sari (überaus wertvoll) ist "rot" :lol:
Ein deutscher Freund hat eine indische Frau geheiratet und ich war auf dieser Hochzeit, deshalb.......als kosovarische Hochzeit sehe ich die von dir beschriebene Heirat absolut nicht........!

Aber Du sagst doch immer selber, dass Dein Partner kein Albaner ist!

Nun, was ist er dann, kein Roma, kein Albaner, kein Serbe :?:
Enneagramm
_______________________________________
"Wer mich beleidigen darf, entscheide immer noch ich!"
(Theodor Roosevelt)

Zurück zu „Liebe & Kontakte“