Liebe Blume,
Du schreibst dass du dir eine Zukunft mit ihm wünschst. Da stellt sich die Frage wie er eure Beziehung sieht? Ist dies auch sein Wunsch?
Grundsätzlich kann man niemals pauschal über die Unterschiede urteilen. Ich kann dir allerhöchstens einen Einblick in meine Erfahrungen in der Beziehung mit einem Kosovoalbaner geben, welche natürlich von unseren Persönlichkeiten, Kulturen, Charakteren und dergleichen geprägt sind. Deshalb also nur meine Meinung und mein Eindruck. Anfangs sind die kulturellen Unterschiede vor lauter rosaroter Brille gar nicht aufgefallen. Dazu muss ich sagen, dass ich sehr selbständig und finanziell gänzlich unabhängig bin. Ich mache eigentlich auch alles, auch handwerkliche Sachen und dergleichen. Bei der Renovierung des Hauses habe ich also natürlich selbst gearbeitet und dies wurde anfangs böse belächelt (Frau macht sowas anscheinend nicht), aber nach und nach wurde gute Teamarbeit daraus. Er will halt immer DER Mann sein. So wollte er mir dann auch erklären wie ich den Laminatboden verlegen soll, obwohl er noch nie einen verlegt hat im Gegensatz zu mir. Dies sind so Dinge mit denen er schwer umgehen kann und gleichzeitig dann Bewunderung dafür hat, weil er dies schlicht und einfach nicht kennt, dass Frauen sowas machen. Er will mir dann auch ständig das Werkzeug aus der Hand nehmen und ich sollte dann den Handlanger machen oder putzen. Was gar nicht geht ist das man nach einem gemeinsamen Abendessen bezahlen will. Für uns deutsche Frauen ist es eigentlich selbstverständlich, dass man sich da abwechselt und nicht immer der Mann bezahlt. Als mir dies bei unserem zweiten Essen passiert ist, habe ich gar nicht verstanden was mit ihm plötzlich los ist. Es schien ihn irgendwie sehr gekränkt zu haben-was ich als D nicht nachvollziehen konnte. Dies ist mir dann natürlich nie wieder passiert
) Ist ja nobel so. Genauso die Sache mit meinem Border, welchen ich seit Welpe habe. Ich liebe meinen Hund und würde ihn niemals weggeben. Das Hunde ein so großes Problem für Albaner sind, habe ich auch erst später festgestellt...Er wurde ziemlich krass von seiner Familie und seinen Freunden belächelt, weil er mit einem Hund lebt. Anfangs hatte er versucht, mich zu zwingen, dass der weg muss, aber da beisst man bei mir auf Grannit. Der war zuerst da und fertig. Hätte ich da gewusst wie schlimm es für ihn als Moslem ist so zu leben und hätte er mir nur einen winzig kleinen Hinweis darauf gegeben warum er so nicht leben kann, hätte ich ja vermutlich ganz anders reagiert. Dies kommt nämlich erschwerend für mich dazu, dass er nicht erzählt hat von seinen Bräuchen und Ansichten und dergleichen. Auch bei der ersten gemeinsamen Feier fühlte ich mich ziemlich im Stich gelassen. Bei uns in D macht man als Paar nunmal alles gemeinsam-die Männer kümmern sich um die Getränke usw. so bin ich aufgewachsen. Er machte gar keinen Anstand irgendwie was zu helfen und dergleichen. Erst nach meinem Wutanfall dannach, sagte er mir dass dies bei ihm nicht üblich sei, die Frauen kümmerten sich ausschließlich um die Gäste! na toll, dachte ich mir. Ach ich könnte glaub ein Buch drüber schreiben...lach... Er ist auch sehr freiheitsliebend, will aber im Gegenzug ALLES wissen.Wo ich hingehe, mit wem und wann und warum. Die Frau hat in seinen Augen definitiv einen anderen Stellenwert und auch die Beziehung. Bei uns in D ist das Paar eher wie Freund und Freundin. Bei ihm ist das anders, er vertraut mir nicht alles an oder spricht über alles. Vieles wird "unter Männern" besprochen und nicht mit einer Frau. Dies ist auch ein Punkt was mich immer wieder stört, weil ich dies so halt einfach nicht kenne und so nicht aufgewachsen bin. Die Familie (seine) hat Priorität -immer! Ich denke es erfordert sehr viel Bereitschaft von beiden Seiten um einen gemeinsamen Level zu finden. Vieles sind -im nachhinein gesehen- Missverständnisse, welche aus dem Weg geräumt werden könnten, wenn man vorher offen über die kulturellen Dinge sprechen würde. Da fällt mir noch etwas ein: und zwar hatte ich die Ferienwohnung schon gebucht gehabt in dem Sommer als er im KS auf sein Visum warten musste, weil ich niemals dachte, dass dies so lange dauern würde. Geplant war dass er dann hinterherfliegt. naja auf jeden Fall musste ich ja alleine fahren, weil er nicht rechtzeitig raus durfte. Ich dachte mir beim besten Willen nichts dabei, die 1000km zu fahren. Aber frage ja nicht wie seine Familie darauf reagiert hat: Die schauten mich an wie eine Ausserirdische. Die Erwartung war klar, den Urlaub zu stornieren. Dies machte ich natürlich nicht, zahle ja nicht umsonst so viel Geld. Toll an ihm ist die Wertschätzung. Er gibt einem das Gefühl das Wertvollste auf der Welt für ihn zu sein-deshalb habe ich mich vermutlich in ihn verliebt. Sehr viel Achtung und Respekt schenkt er mir...so jetzt höre ich lieber auf, sonst schreibe ich doch noch ein Buch! lol
lg und viel Glück für eure Liebe