Die Unabhängigkeit des Kosovo: Keine Frage der Demokratie sondern der Ölinteressen des Westens
Der Kosovo, ein kleines Gebiet in dem überwiegend Albaner leben, erklärte im letzten Monat seine Unabhängigkeit von Serbien. Zwar haben die westlichen Führer diese einseitig erklärte Loslösung als ein bedeutendes Ereignis für die Demokratie gefeiert, jedoch geben die tatsächlichen Details der Unabhängigkeit ein ganz anderes Bild.
Im Jahr 1999 bombardierte die NATO unter Führung der USA das frühere Jugoslawien unter dem Vorwand, serbische Ausschreitungen gegen Kosovo-Albaner zu verhindern. Der frühere Präsident Serbiens, Slobodan Milosevic, einst von den Vereinigten Staaten unterstützt, spielte eine Hauptrolle bei diesen Ausschreitungen.
Obwohl von den Bombardierungen behauptet wurde, sie seien erforderlich, um einen Völkermord zu verhindern, schrieb John Norris, ein hochrangiger Beamter in der Administration Clinton ganz anderes in seinem Roman „Collision Course".
„Es war der Widerstand Jugoslawiens gegen die Entwicklung der politischen und ökonomischen Reformen im großen und ganzen - und nicht das Leid der Kosovo-Albaner - das den Krieg der NATO am besten erklärt," schrieb er.
Auch Bill Richardson, Energieminister unter Clinton, kam auf die Gründe zu sprechen, die hinter den Bombardements standen.
Damals verabschiedete der UN Sicherheitsrat die Resolution 1244, die alle Mitgliedsstaaten auf die „Souveränität und territoriale Integrität" der Bundesrepublik Jugoslawien verpflichtete.
Offizielle politische Sprecher Serbiens und Rußands haben die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo als eine eindeutige Verletzung der Resolution 1244 und als Bruch internationalen Rechts bezeichnet, während die USA versichern, daß die Unabhängigkeit des Kosovo in vollkommener Übereinstimmung mit dieser Resolution stehe, wie Zalmay Khalilzad, der US Botschafter bei den Vereinten Nationen in einer Presseerklärung des Sicherheitsrates erklärte.
„Ich habe ein sehr zwiespältiges Gefühl,"sagt Stephen Zunes, Professor für internationale Studien an der Universität von Kalifornien in San Francisco, in einem Interview mit therealnews.com. „Seit nun schon ein paar Jahren habe ich den Kampf der Kosovo-Albaner für Selbstbestimmung unterstützt, aber trortzdem ... die Beschaffenheit der gegenwärtigen Führung der Kosovo-Albaner und die Heuchelei und das Messen mit zweierlei Maß durch die Vereinigten Staaten und andere West-Mächte machen aus dieser Zeit, in der eigentlich Grund zum Feiern gegeben wäre, offen gesagt eine Zeit großer Besorgnis."
Zunes und andere prangern die Heuchelei der westlichen Mächte an, mit der diese das Recht des Kosovo sich von Serbien zu lösen unterstützen, aber gleichzeitig andere Regionen mit ähnlichen Aspirationen wie Tibet, die West-Sahara, das Baskenland in Spanien, Kashmir, Taiwan, Palästina und Kurdistan ignorieren.
Der Kolumnist der Asia Times Pepe Escobar sagt, man müsse sich Camp Bondsteel 1 und die Albanisch-Mazedonisch-Bulgarische Ölgesellschaft (Albanian Macedonian Bulgarian Oil Corp. - AMBO) ansehen, um Antworten auf die Frage zu erhalten, warum die Vereinigten Staaten ein Interesse an der Unabhängigkeit des Kosovo haben.
Die 1,1 Milliarden Dollar teure Pipeline der AMBO wird Öl vom Kaspischen Meer transportieren und es unter Umgehung der verkehrsreichen Gewässer der Ägäis und des Mittelmeeres durch Mazedonien zum US-freundlichen Hafen Vlora in Albanien bringen, von wo es dann zu den Raffinerien in den USA verschifft werden soll - zu deutlich geringeren Kosten als gegenwärtig anfallen.
Camp Bondsteel wird dazu dienen die „Sicherheit" in der Region zu gewährleisten und gefährdete Abschnitte der Pipeline zu verteidigen, und dabei gleichzeitig nach den Worten Escobars „eine Art kleineres - und freundlicheres - fünf-Sterne-_offtopic_ abgeben, mit Attraktionen wie Thai-Massage und jeder Menge Junk-Food."
Die Unabhängigkeit des Kosovo hat möglicherweise nur wenig mit seiner Autonomie zu tun. Escobar schrieb, daß offizielle Stellen in Brüssel bestätigt haben, daß Tausende von EU-Bürokraten in den Nationalstaat gesandt werden, um ein weiteres „Protektorat der EU (und der NATO) zu schaffen.
Zur selben Zeit blieb dem irakischen Kurdistan seine Unabhängigkeit verwehrt. Die türkische Regierung ist über den Präzedenzfall empört, der durch den Kosovo geschaffen wurde und marschierte mit 10.000 Soldaten in den Nordirak ein, um der Welt zu zeigen, daß die Unabhängigkeit der Kurden keine Option ist.
„Eine Vielzahl europäischer Analysten, von den Russen ganz zu schweigen, hat den gegenwärtigen gefährliche Stand des Machtspiels auf dem Balkan mit Sarajewo im Jahr 1914 verglichen, wo der Anstoß zum Ausbruch des ersten Weltkrieges gegeben wurde", schrieb Escobar.
1 Militärbasis der United States Army in Ferizaj im Kosovo. In ihr befindet sich das Hauptquartier des US-amerikanischen KFOR-Kontingents (MNTF-E). Die Basis ist nach James Leroy Bondsteel, einem Vietnamkriegsveteranen, benannt und beherbergt bis zu 5.000 Soldaten der US-Armee und verbündeter Truppen.
Quelle:
http://thedaily.washington.edu/2008/3/10/underreported/
Originalartikel veröffentlicht am 10. März 2008
Übersetzt von Hergen Matussik