Sa, 22. Aug 2009, 22:03
Ich würde eher Schwiegereltern vertrauen, die zunächst nicht so erfreut sind, als welchen die, die Freundin gleich beim Sohn im Zimmer schlafen lassen...Zwischen meiner Schwiegermutter und mir hat es einige Zeit (Jahre) gedauert, um ein gutes Verhältnis zu schaffen. Und das obwohl ich Muslima bin und obwohl ich immer für ihren Sohn da war.
Du musst hier niemanden überzeugen, es klingt fast, als würdest Du dich damit (unbewusst) selber überzeugen wollen.
Ich persönlich glaube, dass realistisches Denken einer Ehe gut tut, gerade in so einer Konstelation. Weist Du, mein Mann hatte damals auch keine AE, wir lernten uns kennen, als er ein 1 jähriges Arbeitsvisum hier in D. hatte. Wir verstanden uns und ich mochte ihn, war auch verliebt...aber ich hab es immer realistisch gesehen. Irgendwann stellte sich die Frage, wollen wir zusammenbleiben? Wir wollten und es gab 2 Möglichkeiten: 1. ich gehe mit ihm nach Mazedonien, ohne Freunde, ohne Familie, ohne Sprachkenntnisse und in ein völlig ungewisses Leben...2. wir heiraten.
Wir haben geheiratet, aber mit ziemlich unromantischen Vorgesprächen. Ich sagte ihm, dass ich selber ungewiss bin, dass ich nix versprechen könnte und er auch nichts versprechen sollte, dass es erstmal nur um das hier und jetzt geht. Ich informierte mich erstmal über die Kultur, den Kanun, das Land, die Leute...
Es war immer klar: sollte es nicht klappen, sollten wir uns nicht verstehen, ich würde ihm dennoch NIEMALS Steine in den Weg legen und er mir auch nicht...
Nach unserer Hochzeit in Mazedonien dauerte es dann geschlagene 1,5 Jahre, bis er das Visum zur FZF bekam. Es war teuer, viele 1000 Euro für meine Besuche bei ihm, Telefonate, Anwälte und, und und. Wenn seine Brüder nicht gewesen wären, hätten wir uns das damals nie leisten können. Es war nervenaufreibend, die Behörden haben uns alle Steine in den Weg gelegt, die man nur legen kann. Sie kamen mit Scheinehe, obwohl ich jünger bin als er und wir beide keine Vorehen hatten oder ähliches. Dann zweifelte man seine Identität an. Auch diesen Vorwurf konnte man ausräumen. Man überprüfte uns auf Herz und Nieren. Wie gesagt, 1,5 Jahre sind ins Land gegangen und da gab es A1 noch nicht mal. Ich habe mich in dieser Zeit zwangsläufig mit Ausländerrecht auseinandersetzen müssen, ich hab regen Briefwechsel mit der ABH und diversen Behörden geführt, ich habe nebenbei auch noch 2 Jobs gehabt, um die Wohnung halten zu können und die Nebenkosten zu bestreiten und ich habe 20 Kilo abgenommen (Haut und Knochen). Es war hammerhart. Wäre da nix ausser Verliebtheit gewesen, ich hätte das NIE durchgehalten. Heute kann ich sagen, es hat sich gelohnt, es hat uns auch zusammengeführt, aber es war einfach verdammt hart.
Das war die Kurzfassung davon, was da auf Dich zukommen könnte. Bedenke: Du hast kein Geld & keinen Job und das ganze muss finanziert werden. Kann er das? Könnt ihr finanzielle Unterstützung von euren Familien erwarten? Hältst Du das durch, auch wenn das Risiko besteht, dass Du nach 3 Jahren gnadenlos einen Tritt erhälst?
Und was ist mit Deinem Kind, kannst Du ihm so eine Situation zumuten? Bist Du stark genug um solche Lasten zu tragen? Stark genug um ihn dann in D. angekommen voll unter die Arme zu greifen? Ihm die Sprache beizubringen? Ihm beruflich weiter zu helfen? Ihn in diesem Land zu integrieren?
Wie gesagt, Du wirst eh tun was Du willst...aber sei Dir dabei doch bitte allen Schwierigkeiten bewusst!
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.