Keiner hat geschrieben:Jedenfalls, und da gebe ich Dir Recht, hält sich kaum jemand daran.
Genau und wenn es eingehalten wird, dann nicht nur aus Nächstenliebe... manche Zeitungen und Sender können sich einfach nicht mehr leisten ständig verklagt zu werden!
Es ist nämlich kein Nachbarschaftsstreit um einen Gartenzaun, sondern ein veritabler Glaubenskrieg.
Du würdest dich Wunderen, aber manche Nachbarstreitigkeiten werden mit kriegerischer Präzision geplant und durchgeführt
Beide handeln nach dem Motto: Man kann die Tollwut nicht mit Tierschutzgesetzen bekämpfen. Und so handeln sie dann auch.
Den Spruch kannte ich noch nicht
So isses. Und das tun sie auch. Die Frage ist, wie man damit umgeht und wie es einen selbst persönlich betrifft. Ich bin kein ausländer-Insider und habe keine Ahnung, wie sich die Berichterstattung auf das Alltagsleben der muslimischen Ausländer auswirkt. Darum wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du mir einige Details berichten würdest.
„Ausländer-Insider“? Würde auch nicht von mir behaupten, dass ich einer bin!
Der Begriff ist nicht sehr gut gewählt. Denn das würde ja bedeuten, dass es einen geschlossenen Kreis von Eingeweihten gibt. Das wo von ich rede, kann aber jeder Mensch wahrnehmen, der nicht mir Scheuklappen durch die Welt geht und etwas emphatisch veranlagt ist.
Bspe. gibt es so einige, die ich hier nicht alle ausbreiten kann, nur folgendes:
Der 11.09. stellt einen Wendepunkt für die Welt dar.... Die Muslime wurden entdeckt. Ja, jetzt wurde es den Medien und Bürgern plötzlich bewusst, dass wir dar waren und uns gab es überall in der Nachbarschaft. Diese Entdeckung geschah nicht (nur) zum positiven. Denn wir wurden als tickende Zeitbombe empfunden... wir mussten beobachtet werden und alle unsere Handlungen und Äußerung mussten doppelt und dreifach hinterfragt werden.... wir waren also alle potentiell gefährlich... Rasch wurde eine Rasterfahndung eingeleitet, wo unbescholtene Bürger als potentielle Verbrecher überprüft wurden. Dies nur weil sie ein bestimmtes Alter hatten und eine bestimmte Religion.
Dann hieß es: „wer seine Gottesdienste in Hinterhöfen hält, der hat doch etwas zu verbergen...“ Das Geschrei bei jedem neuen Moscheebau ist trotzdem weiter hin groß geblieben. Dann werden Forderung laut,wie: „Das Minarett einer Moschee darf nicht höher als ein Kirchturm sein!“ etc.
Wir waren grds. alle potentielle Terroristen; das Gegenteil musste erstmal bewiesen werden.
Uns stand es also frei das Gegenteil zu beweisen.... nur wie macht man das??? diese Frage, kann keiner von uns beantworten... Wir musste aber trotzdem ständig unsere Überzeugung verteidigen und gleichzeitig die Denkweise und die Motivation von einigen „Verrückten“ erklären, die mit Flugzeugen in Gebäude gerast sind.... hmmmm.... eine sehr schwierige Aufgabe... insbesondere, wenn man erst 17/18 (oder noch jünger) ist und selber von den Ereignissen erschüttert und mitgenommen ist....
Dies alles wurde von uns erwartet. Lehrer, Kollegen, Mitschüler schauten immer zuerst auf uns, wenn es darum ging das Wort zu ergreifen. Wir mussten plötzlich nicht nur das Sprachrohr einer Weltreligion sein, sondern auch das unerklärliche erklären. Viele von uns waren damit total überfordert. Ich habe in den Tagen nach 11.09. mitbekommen, wie Frauen mit Kopftüchern schief angeschaut wurden, als hätten sie im Flugzeug gesessen. In den USA wurde ein hinduistischer Taxifahrer getötet, weil ein Vollidiot meinte, dass er Moslem ist und die Anschläge deswegen zu vertreten hat....
Wie ich oben bereits erwähnt habe..... wir werden in einen Rechtfertigungszwang gedrängt... und nur wenige sind dem gewachsen.....
Wir werden teilweise auf unsere Religion reduziert und dann sind unsere sonstigen Leistungen völlig egal.... wichtig ist allein, dass wir Muslime sind... dass wir darüber hinaus (normale) Menschen sind, die sich ebenfalls sorgen, die stets ihren Pflichten nachgekommen und wir Deutsch sind, dies alles ist egal.... weil wir Muslime sind!
In den Medien werden Betroffene einleitend mit ihrer Religion vorgestellt. Dann heißt es: „.... der muslimische Abgeordnete.....“ oder „.....die muslimische Autorin......“.
Auch seriöse Zeitungen spielen dieses Spiel mit: In einem Artikel der FAZ hieß es sinngemäß: „.... der jüdische Anwalt, Publizist und Moderator..... (gemeint war Michel Friedmann).
Ist das wirklich nötig? Und sollten wir es in einer aufgeklärten Gesellschaft dulden? Umfasst das Informationsinteresse auch diese Aspekte?
Wir sollten doch im 21 Jh. soweit sein, dass wir allein die Taten der Menschen beurteilen sollten.
Es mag zwar sein, dass dies in einigen Fällen auch die Information über die Religion umfassen muss, dann ist es durchaus legitim darüber zu unterrichten. Darüber hinaus sollte es jedoch unterlassen werden.
Solltest Du weitere Bsp. benötigenn, schicke ich dir gerne auch per pn welche. Ansonsten würde der Rahmen hier gesprengt werden
Die Definition der eigenen kulturellen Identität und Zugehörigkeit durch Abgrenzung ist unsinnig, weil diese Abgrenzung unmöglich ist. Denn Kulturen bekämpfen sich nicht, sie fließen zusammen. (Ilija Trojanow/Ranjit Hoskoté)