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wulli
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Nord Ost Albanien

Fr, 03. Apr 2009, 15:14

Hallo zusammen

Werde im Juni mit dem Fahrrad von Tirana in die Schweiz fahren und bin daran die Route etc. zu planen. Möchte gerne auch eine Runde in den albanischen Alpen drehen. Besser gesagt, ich kanns nicht lassen, nach den Fotos, welche ich auf Google Earth gesehen habe! Gerne möchte ich die folgenden Routen fahren:
Shkodra, Kir, Theth, Boge, Koplik
Eventuell über den Grenzübergang im Nord-Osten: Brojé, Gusinje, Plav, Ivangrad

Gemäss Reise Knowhow Karte soll es eine östlichere Verbindung (Zwischen den beiden Strecken) von Boge nach Nikc, oder Tamare. Oder etwas mehr Westlich Bratosh - Starje. Auf der Karte sind sie als Fahrweg gekennzeichnet, kann aber auf Google Earth nichts durchgehendes erkennen dort. Handelt es sich dabei eher um einen Trampelpfad, wenn überhaupt? Wurde ja hier oft erwähnt das die RNH Karte nicht über alle Zweifel erhaben ist?

Gruss und ein schönes Wochenende, Peter

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Lars
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Fr, 03. Apr 2009, 16:34

Von Boga nach Norden ist alles höchstens Trampelpfad: zum Teil klettern angesagt. Auch ein Mountain Bike müsstest du da stundenlang schultern. Ich denke aber, dass sich der Umweg über Koplik nach Vermosh lohnt (im Gegensatz zum Velo-Tragen), weil die Fahrt von Han i Hotit hoch, in die Schlucht des Cem runter und das Cem-Tal hoch traumhaft sein muss.

volkergrundmann
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Fr, 03. Apr 2009, 17:13

Lars, du hast doch die neueste Ausgabe der Karte. Haben die da etwa solch Schwachsinn reingemalt? Ich glaube, ich muss das Geld doch noch ausgeben.

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Lars
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Fr, 03. Apr 2009, 20:45

volkergrundmann hat geschrieben:Lars, du hast doch die neueste Ausgabe der Karte. Haben die da etwa solch Schwachsinn reingemalt? Ich glaube, ich muss das Geld doch noch ausgeben.
die haben zwei Fahrwege von Boga nach Norden drin – fast ausnahmslos alle Fahrwege auf dieser Karte sind näher am Schwachsinn als an der Realität

volkergrundmann
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Fr, 03. Apr 2009, 21:58

Die Albaner betrachten das Gebiet zwischen Boga und Nikci als das Kerngebiet der albanischen Alpen, die „Bjeshket e Namura“, die „verfluchten Berge“. Eine unglaublich zerrissene Landschaft von engen Tieftälern, die Pässe kaum unter 2000 m.
Bei Allein-Trailern erfreut sie sich eines vorzüglichen Rufes, als ultimate Herausforderung. Ich hatte für dieses Jahr bereits Nachfragen von drei Leuten, die die Tour machen wollen (als Viel-Tages-Tour mit Zelt!). Möglicherweise hat dieser Fakt Reise Knowhow bewogen, da angeblich existierende Pfade einzutragen.
Kann man natürlich auch mal mit dem Fahrrad auf dem Rücken versuchen – dann kommt man bestimmt ins Guinness book of records.

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Lars
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Fr, 03. Apr 2009, 23:08

wir sind von Boga nach Nikç an einem Tag. Trotz einheimischen Führer eine sehr anstrengende Sache (12 Stunden unterwegs) – und auch eine reichlich gefährliche Sache, weil der inexistente Pfad wirklich durch Steilwände führte. Für Alpin-Erfahrene machbar, aber kein Spaziergang.

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wulli
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Mo, 06. Apr 2009, 14:39

Vielen Dank für Eure prompten Antworten! Bei uns in Bern würde man sagen, "dir sid geili sieche" ;-).

Bin zwar auch schon mit einem Tourenfahrrad mit Vollgepäck über einen 3000er in der Schweiz, aber meine Freundin kommt mit und die hätte gar keine Freude an sowas :). Es ist mir natürlich auch klar, dass man in Albanien nicht einfach den Wanderwegzeichen nachlaufen kann und man sowas nicht vergeichen kann.

Dann wird wohl auch aus der westlicheren "Abkürzung" via Dedaj - Vrith - Starje - Rrapshe-Stare nix? Ist der über Starje führende Fahrweg auch nicht sinnvoll fahrbar?

Schon allerhand was RNH unter einem Fahrweg versteht. Wir waren in Sibirien und der Mongolei auch mit RNH Karten unterwegs. Die eingezeichneten Fahrwege waren normalerweise fahrbar, aber von Fehlerfrei konnte auch dort keine Rede sein. Eigentlich schade, dass sie keine ortskundigen wie Euch, für Korrekturen anfragen! Finde die Karten abgesehen von den Fehlern angenehm zum lesen und sehr praktisch zum mitnehmen.

Habt Ihr betreffend passender Kleidung bedenken, oder Tipps? Es lässt sich meist nicht vermeiden dass man als Reiseradler in solchen Ländern auffällt, aber meine Erfahrungen waren bisher fast nur positiv. Wir werden natürlich nicht mit hautengen radlerklamotten und rosaroten Trikots herumfahren, aber kurze hosen wären trotzdem angenehm. Kann das, vor allem für eine frau, ein problem werden? Was denkt Ihr?

Gruss

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Lars
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Di, 07. Apr 2009, 14:00

Die Strecke von Vrith nach Norden muss ich mit besserem Kartenmaterial und Google Maps nochmals im Dtail anschauen.

Wir (zwei Männer, zwei Frauen) waren auch mit Radlerklamotten (kurze, enge Hosen, Velotrickot) unterwegs. Natürlich erregt man Aufmerksamkeit – aber aus Ausländer wird man auch sonst gleich erkannt. Aber das kann auch von Vorteil sein. Im Verkehr von Tirana fühlte ich mich mit Helm und Veloklamotten wie ein Ausserirdischer, aber sehr wohl – vermutlich hat die ungewohnte Aufmachung die Autofahrer zu zusätzlicher Rücksichtnahme veranlasst.

Tragt Kleider, in denen ihr euch wohl fühlt. Kein Problem.

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wulli
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Di, 07. Apr 2009, 16:44

Vielen Dank für Deine Bemühungen!

Gilt dies mit den Kleidern auch im Nordosten, wo die Leute noch sehr traditionell sind? Was meinst Du?

Werden zum Glück im Norden von Tirana starten und müssen so nicht die ganze Stadt durchqueren.

Ralf K.
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Di, 07. Apr 2009, 17:58

wulli hat geschrieben: Gilt dies mit den Kleidern auch im Nordosten, wo die Leute noch sehr traditionell sind?
Wir waren letztes Jahr in dieser Gegend. Zwei Leute, zwei Enduros und entsprechende Kleidung (Cross-Stiefel, Handschuhe, Helm, Cross-Brille, die übliche Menge an Protektoren). Wie üblich in Ländern, in denen man "anders" Zweirad fährt, wird schon mal genauer hingeschaut, was das alles ist, was man als Mitteleuropäer "braucht". Mehr nicht. Auffällig ist zunächst sowieso die Art zu reisen.

Viel Spaß, Gruß, Ralf

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Lars
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Di, 07. Apr 2009, 21:49

wulli hat geschrieben:Dann wird wohl auch aus der westlicheren "Abkürzung" via Dedaj - Vrith - Starje - Rrapshe-Stare nix? Ist der über Starje führende Fahrweg auch nicht sinnvoll fahrbar?
Ob das eine Abkürzung ist, ist eine andere Frage – aber fahrbar sollte es sein: ist auch auf anderen Karten als "Sonstige Strasse" eingezeichnet und lässt sich auf Google Maps problemlos nachvollziehen.

Es dürfte sich aber um beschwerliche Höhenmeter handeln – also kaum eine zeitliche Abkürzung. Aber sicherlich ein Erlebnis abseits der befahrenen Route und sicherlich schöne Bergwelt und Aussicht auf den See. Reizt mich auch gerade.

Im Gegensatz zur RKH-Karte würde ich die Dörfer aber so benemmen: Dedaj – Vrith – Bratosh – Kastrati – Brut – Rrapsh-Starja. Alternativ mit weniger Höhenmetern, die aber dafür sehr heftig: Dedaj – Zagora – Goraj-Budisha – Bratosh – Kastrati – Brut – Rrapsh-Starja. Es gibt noch eine Alternativroute ab Kastrati mit zusätzlichen Höhenmetern auf wohl schlechterer Strecke: Kastrati – Lukaj – Jugomira – Rrapsh-Starja.
Für den Fall, dass du dir die Wanderkarte Nordalbanien nicht kaufen möchtest: hier die Strecke bei Google-Maps

Ich kann nicht garantieren, dass alles wirklich Strassen sind. Streckenweise wird es wohl zum Fussweg – aber das Velo kannst du da sicherlich problemlos drüberstossen, wenn fahren nicht mehr geht. Und ein guter Teil sollte gut fahrbar sein.

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wulli
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Do, 09. Apr 2009, 10:53

Genial! Vielen Dank! Jetzt muss noch das Wetter mitspielen.

Schöne Ostern allerseits

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Lars
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Do, 09. Apr 2009, 15:56

Wetter im Juni sollte kein Problem sein. Aber über 2000 Meter musst du dann noch mit Schnee rechnen ;-)

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wulli
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Do, 09. Jul 2009, 11:09

Soeben von der Reise zurückgekehrt. Hat schlussendlich "nur" von Tirana bis Wien gereicht, aber dafür fast ausschliesslich auf Nebenstrassen in wunderschöner Umgebung. Möchte hier kurz berichten wie es uns gegangen ist.

Anscheinend soll es ein aussergewöhnlich heisser Juni gewesen sein, es war manchmal schon recht krass, vor allem an Orten wo kaum Schatten zu finden war. Sind dann einfach sehr früh losgefahren und haben über Mittag Siesta gemacht.

Die erste Etappe war Tirana - Shkoder über die alte Strasse via Freshe-Kruje, Lac, Lezhe. Das letzte Stück bis Narac/Drini war Strassenmässig nicht ganz ohne, dafür landschaftlich am schönsten. Wir sind nach Karte und Kompass gefahren und haben hie und da Leute gefragt, um abzuchecken, ob wir richtig sind. Eigentlich kein Problem, nur wollten diese uns meistens auf die Autobahn leiten.

Die zweite Etappe war die Theth Runde. Hin über Kir. Die Landschaft dort hat uns echt umgehauen, aber die Strassen auch ;-) und die Hitze erst recht! Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Über Boge gings dann über Hani i Hoti nach Montenegro.

Theth scheint sich als der Ort für Wandertouristen zu mausern, dank Barbara fehlen sogar die rot-weissen Markierungen nicht. Ein Gasthaus soll letztes Jahr auf über 1000 Übernachtungen gekommen sein. Bleibt nur zu hoffen, das der Ort auch in Zukunft so authentisch und die Leute so gastfreundlich bleiben.

Alles in allem war Albanien sicher das anstrengenste, aber auch das spannenste Land von unserer Tour. Die Leute sind wirklich sehr freundlich und die Landschaft wunderschön. Den Verkehr habe ich mir eigentlich schlimmer vorgestellt. Ist schon extrem chaotisch, aber weniger agressiv als z.B in Italien. Wichtig ist einfach dass man sich nicht zu fest an den Rand drängen lässt und Präsenz markiert, dann wird man auch als gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer akzeptiert. Natürlich darf man aber keine rücksichtsvollen Autofahrer wie in DE, oder CH erwarten. Mann muss immer auf allerlei gefasst sein.

Hier noch ein paar Fotos:

Bild
Die "Strasse" kurz vor Narac/Drini

Bild
Aussicht nach den "unteren" Pass (Kir)

Bild
Flusslandschaft unter der Theth-Schlucht

Bild
Steppige Landschaft kurz vor Koplik


Nochmals vielen Dank für Eure Hilfe.

Gruss

rob
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Mi, 15. Jul 2009, 17:55

Hallo Wulli! - Wann wart ihr denn auf der Theth-Runde unterwegs? Beneide auch ein bisschen, wir waren 22.6. - 24.6. die selbe Route unterwegs bei Regenwetter, haben Shkoder-Kir-Lotaj-Boge 3 Tage gebraucht, waren allerdings mit vollen "Packeseln" unterwegs

Illyrian^Prince
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Fr, 17. Jul 2009, 10:55

Gibt es eigentlich Pläne zur Wiederbewaldung Albaniens?

Nachdem die Türken ja alles "verbrannt" hatten.... :cry:

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wulli
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Fr, 17. Jul 2009, 10:58

rob hat geschrieben:Hallo Wulli! - Wann wart ihr denn auf der Theth-Runde unterwegs? Beneide auch ein bisschen, wir waren 22.6. - 24.6. die selbe Route unterwegs bei Regenwetter, haben Shkoder-Kir-Lotaj-Boge 3 Tage gebraucht, waren allerdings mit vollen "Packeseln" unterwegs
Dann war wohl die erste Hälfte Juni besonders heiss. Wir waren vom 10. - 14. in dieser Gegend. Zwischendruch hätte ich mir echt Regen gewünscht, mein Fahrradcompi hat mal 50C angezeigt! Aber in Theth wars dann natürlich angenehmer und wir konnten das Wetter geniessen.

Haben von Shkoder bis Theth auch 2 Tage gebrauch. Der untere Pass war bei der Hitze einfach nicht mehr zu schaffen und so haben wir in Kir hinter einem Stall gezeltet. Wo habt Ihr übernachtet?

rob
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Fr, 17. Jul 2009, 12:39

Hallo wulli! was ihr an Abkühlung haben wolltet, hätten wir im Gegenzug gerne mal an Sonne gehabt! Wir sind von Shkoder gleich mal erst nach Mittag weggekommen, weil immer wieder mörder Wolkenbrüche; unterwegs nochmals zwei Wolkenbrüche(bei einem auch Kettenriss), den anderen in der Kneipe in Prekal ausgesessen; übernachtet zwischen Prekal und Kir direkt neben der Piste; am nächsten Tag immer wieder Regen, die mehr erdigen Pistenabschnitte oft nur durch Schieben bewältigbar, gegen Abend Aufheiterungen, übernachtet in Guest house in Theth (praktisch im "Zentrum", über eine Brücke hinüber); am dritten Tag besseres Wetter, leider aber am Thores Pass Nebel, übernachtet nach Boge auf hübschem Wiesenfleck (in Boge selber wieder Wolkenbruch in der Kneipe überdauert); trotz Schlechtwetter für mich als Albanien-Fan ein hochwertiges Erlebnis!

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Lars
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Sa, 18. Jul 2009, 19:50

Illyrian^Prince hat geschrieben:Gibt es eigentlich Pläne zur Wiederbewaldung Albaniens?

Nachdem die Türken ja alles "verbrannt" hatten.... :cry:
haha - zur Zeit sind es nur Albaner, dia da am Abholzen sind

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