Sebi
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Navigation in Albanien/Campen/Trampen

Mi, 18. Mär 2009, 22:35

Servus Leute,
mittlerweile treibe ich mich schon einige Zeit hier rum um Infos für unsere (ich+meine Freundin) geplante Reise in den Osten (Slo-Kroatien-Bosnien-Montenegro-Albanien-Griechenland-(Türkei?) ) zu sammeln. Wir haben ca. 2 Monate Zeit, einen Renault Kangoo (Kastenwagen), in dem man auch pennen kann und unsere Kajaks dabei. Ziel ist es u. a. ein paar unbekannte oder selten befahrene Bäche Albaniens zu fahren und es uns sonst auch gut gehen zu lassen. Bis jetzt habe ich da v. a. zwei Probleme:

1) Wie siehts aus mit der Navigation?
Hier im Forum bekommt man den Eindruck, dass keine Karte wirklich was taugt (hab jetzt trotzdem mal die F+B-Karte genommen), und die Infos vor Ort (Wegweiser) auch nicht wirklich hilfreich, bzw. nicht vorhanden sind. Einziges Mittel ist da wohl Leute fragen. Viele von euch hier scheinen aber auch GPS-Geräte zu benutzen. Ist es sinnvoll/notwendig so ein Gerät zu kaufen? Was hilft mir GPS wenn die Karten Schrott sind? Irgendjemand hat auch geschrieben, dass er es geschafft hat die "guten" toptgraph. Militär-Karten für das GPS nutzbar zu machen, was gerade für die Gelände/Flußbeurteilung sehr hilfreich wäre. Ich wäre durchaus motiviert mir ein GPS-Gerät für den Urlaub zu kaufen, liebe aber eigentlich Karten... :-)

2) Wieder mal wild campen:
Viele schreiben hier wild campen sei kein Problem. Einige scheinen aber da auch das pennen bei Restaurants mit einzuschließen... Andere verweisen auf die Sicherheitshinweise im Forum, wo vom wild campen abgeraten wird und v. a. auch vom Grenzgebiet im Norden und ein kleiner Teil des Südens. Gerade weil wir etwas weiter in die Berge fahren wollen (d. h. ins Hinterland) und wir nur zu zweit sind, stellt sich die Frage ob das mit dem wild campen eine gute Idee ist. Prinzipiell bin ich gerne und viel Wildcamper, hab schon lange keinen Camping mehr bezahlt, aber eben vornehmlich in D/A/I/F/CH unterwegs. Übliche Regeln sind nat. klar --> da wo man nicht stört, keinem Geschäft streitig macht usw.
Was sagt ihr dazu? Wer hat Erfahrung mit im Auto pennen in Albanien? Wie siehts dann aus mit der Meldepflicht bei der Polizei? Hat da schon jemand eine Kontrolle erlebt?

3) "Öffentlicher" Verkehr
Wir wollen wie gesagt ein bißchen Paddeln gehen... Da tritt das Problem auf, dass man ja wieder zurück zum Auto muss. Evtl. zu Fuß (kann bei ca. 10-20 km aber dauern) oder eben irgendwo mitfahren. Öffentlich Verkehrsmittel sind wohl rar. Kann man da per Anhalter mitfahre? Gibts da Bedenken? Jemand Erfahrungen?
Andererseits muss man auch die Boot irgendwo dann unbeaufsichtigt liegen lassen. Wie schätzt ihr die Lage ein?

4) Noch was:
Für die Türkei sollte man nach Mglk. noch eine Bevollmächtigung für das Auto haben, sofern man nicht selber Besitzer ist. Ist sowas für Albanien auch empfehlenswert? Hab mir für Bosnien damals einen Schrieb handschriftlich verfasst und dann selber unterschrieben... Was gibts für Alternativen? (Türkei: Beglaubigen lassen oder zur Türkischen Botschaft hier in D)

Schon mal vielen Dank, Freu mich schon total!
Schönen Abend noch,
Gruß Sebi

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Lars
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Mi, 18. Mär 2009, 23:49

1 es geht sicherlich auch irgendwie ohne Karten oder ohne GPS, aber braucht dann auch sicherlich länger – und ob ihr dann auch den richtigen Flussabschnitt findet. Dafür lernt ihr wohl weniger Leute kennen. Zu den russischen Karten findest du hier im Forum was. Für den Shala-Fluss könnte auch die Wanderkarte Nordalbanien weiterhelfen. Aber schlussendlich taugt wohl kaum ein erhältliches Kartenmaterial wirklich etwas, wenn es um die genaue Ortserkundung geht (1:50000).

2 je abgelegener, desto problemloser ist das wilde campen wohl. auch wenn ich beim Thema Sicherheit schreibe, dass man sich primär mal an Restaurants etc. halten soll, möchte ich wildes Campen nicht komplett ausschliessen. Ich würde mal wie beschrieben anfangen – und wenn euch wohl ist bei der Sache und Land und Leute ein wenig kennen gelernt habt, könnt ihr weiter in die Wildniss gehen.
Meldepflichten: nö. Kontrollen könnte es geben. Aber vor Polizisten in Albanien braucht man keine Angst zu haben.

3 Unbeaufsichtigt liegen lassen: Besser nicht. Auch da würde ich mich wieder lokal einflechten und jemanden fragen, ob man es bei ihm deponieren kann. ÖV ist in abgelgenen Gebieten eher schwierig (und in weniger abgelegenen wollt ihr wohl kaum paddeln, da die Bäche dort meist nur noch üble Kloaken sind). Anhalter ist in diesen Gegenden normal (wobei der Daumen unbekannt ist – man zeigt mit der Hand in die Richtung, die man will). Aber mit regelmässigem Verkehr ist in solchen Gebieten meist nicht zu rechnen.

4 unbedingt. Such mal hier im Forum. Sollte schon diskutiert worden sein.

In diesem Zusammenhang – vor allem auch in Bezug auf Punkte 1 und 3 – vielleicht noch der folgende Hinweis: Was ich bis jetzt an Kajak-Berichten aus Albanien gesehen hatte, waren alle mit lokaler Führung unterwegs. Einerseits, um die guten Stellen auch zu finden, andererseits, um (meist für ganze Gruppen) alles zu organisieren vom Transport über Unterkunft bis Verpflegung und andere Verständigungsprobleme. Ich möchte nicht sagen, dass es nicht auch ohne lokale Führer geht (vgl. zum Beispiel unsere beiden Paddler entlang der Küste des Ionischen Meers letzten Sommer, wobei da Punkt 1 sicherlich weniger problematisch war). Aber für den Anfang könnte das sicherlich hilfreich sein und einem manchen Ärger ersparen. In diesem Sinne noch der Verweis auf http://www.outdooralbania.com/

Sebi
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Do, 19. Mär 2009, 19:14

Servus nochmal,

Nur zu 1) nochmal präziser:
Denkt ihr ist es notwendig sich ein GPS-Gerät anzuschaffen, oder kommt man auch mit den üblichen Karten ans Ziel? Wer hat Erfahrungen mit oder ohne GPS?

Ansonsten vielen Dank für die Antworten Lars!

Viele Grüße,
Sebi

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Lars
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Do, 19. Mär 2009, 19:49

ich habe kein GPS

volkergrundmann
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Do, 19. Mär 2009, 20:45

Die Tatsache, dass das Thema wild Campen, also letztlich, Sicherheit für Individualtouristen in Albanien, mal wieder mal auf die Tagesordnung kommt, veranlasst mich, dazu prinzipiell etwas zu sagen:

Seit etwa 2004/05 ist es in der touristischen Berichterstattung üblich geworden, das Loblied der albanischen Verhältnisse zu singen, die Sicherheit für Individualtouristen, Freundlichkeit, Offenheit und Entgegenkommen der Menschen, ja Gastfreundschaft zu preisen. Es ist die Eigenheit dieses journalistischen Genres, auf die Verkündung von Sonnenschein fixiert zu sein, aber von solchen Informationen Gebrauch Machende sollte die Möglichkeit von Unwettern nicht übersehen.

Auch Albanien hat eine klare Kriminalitätsstatistik, und wenn die vielleicht etwas besser aussieht, wie in manchem Nachbarland, die Art der Verbrechen gerade in den jüngsten Monaten lässt aufhorchen. Ein Wiedererstarken der organisierten Kriminalität deutet sich an, und diese dürfte sich über kurz oder lang auch stärker gegen Touristen richten.

Dass Touristen bislang in Albaniens größeren Städten deutlich ungeschorener davon kamen, als in Großstädten anderer Balkan-Länder oder Italiens, hängt meines Erachtens in hohem Maße damit zusammen, dass es die geringe Anzahl potentieller Opfer es kaum lohnenswert machte, diesen „Geschäftszweig“ zu entwickeln. Sobald „der Markt“ da ist, entwickelt sich auch das „Geschäft“.
Anzeichen deuten mittlerweile darauf hin, dass dieser Punkt erreicht sein könnte. In Tiranas Innenstadt muss man als Ausländer schon klar darauf achten, seine Tasche in der Gaststätte besser nicht unten neben den Stuhl zu stellen (besonders im Blloku). Und nachdem die Seuche der Wegelagerei einige Jahre lang ausgerottet war, startete eine Bande im vergangenen Sommer erstmals wieder ein „richtiges Ding“ und hielt des Nachts einer größeren Gruppe ausländischer Touristen auf einer Fernverkehrsstraße die Maschinenpistole vor die Brust. Die Tatsache, dass die Bande nicht gefasst wurde, lässt für die Zukunft zumindest weniger Gutes erahnen.

Zum anderen zerstören sich Touristen bekanntermaßen selbst die Basis, auf denen ihre Sicherheit beruht. Es sind traditionelle Verhaltensweisen, ethnischen Grundwerte der Albaner vor allem im ländlichen Bereich, in den Bergen, die bewirken, dass die mittlere und ältere Generation Fremden tatsächlich freundlich gegenübertritt. Sie tut das in der Erwartungshaltung, dass der Gast ihre Sitten respektieren möge. Den menschlich meist reiferen ersten Explorern, die sich intuitiv so benahmen, wie es die Albaner von „Gästen“ erwarteten, folgt nun die zweite Generation der touristischen „Landstürmer“. Deren Bemühen und Fähigkeit, sich den Verhältnissen anzupassen, ist manchmal schon reichlich begrenzt. Sie bremsen oft nicht mal mehr ab, wenn sie grußlos durch Land brettern, lassen die Leute, die da mit ihrer Bürde auf dem Rücken ihrem Häuschen zu steigen, in der Staubwolke stehen. Das muss über kurz oder lang zu der „Touristenmüdigkeit“ führen, die wir aus anderen Ländern, etwa Griechenland, kennen.

Auch aufgrund der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit haben die bislang dargebrachten Verhaltensweisen auch kaum eine Chance, den derzeit laufenden Generationenwechsel zu überleben. Um es bildlich darzustellen, die älteren Albaner freuen sich noch, die Enver Hoxha-Zeiten überhaupt überlebt zu haben und erwarten außer dem Funktionieren ihrer Subsistenz auf dem Lande kaum mehr vom Leben. Die Jungen hingegen erfahren mehr und mehr ihre Perspektivlosigkeit. Wo keine Arbeit ist, bleibt für die Leute nur zwei Auswege: Emigration oder Kriminalität.

Ich will damit niemandem abraten, als Individualtourist Albanien zu bereisen. Ich bin ja wahrscheinlich dejenige, der das in jüngster Zeit am intensivsten getan hat. Aber bitte nicht blauäugig eine garantierte Unversehrheit erwarten, und vor allem, sein eigenes Verhalten auf die Landessitten einstellen.
Die Gesetze der Statistik wirken auch hier. Wen’s trifft, der hat Pech. Aber mit einigermaßen umsichtigen Verhalten hat man gute Chancen, nicht in die Kriminalstatistik einzugehen.

volkergrundmann
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Fr, 20. Mär 2009, 11:27

Sebi hat geschrieben:Servus nochmal,

Nur zu 1) nochmal präziser:
Denkt ihr ist es notwendig sich ein GPS-Gerät anzuschaffen, oder kommt man auch mit den üblichen Karten ans Ziel? Wer hat Erfahrungen mit oder ohne GPS?

Ansonsten vielen Dank für die Antworten Lars!

Viele Grüße,
Sebi

Also, auch hier Klartext: Im Zuge ihrer Sanierung wurden alle Hauptrouten in Albanien zumeist ausreichend mit Richtungsschildern ausgestattet. Man braucht also, wenn man auf den Hauptrouten bleibt, nicht mal eine Karte oder die von Reise knowhow oder F&B genügt. Ungenügend vorhanden sind nach wie vor auch auf Hauptstrecken die für Mobiltouristen wichtigen Entfernungsangaben.

Viele untergeordnete Straßen hingegen sind auch heute noch unsaniert und lassen vor allem fast jegliche Beschilderung missen. Wer ins Outback, in die richtige, tiefe albanische Provinz will, läuft nach wie vor Gefahr, sich grässlich zu verirren. Vor allem die beiden genannten Karten weisen einen da zum Teil vollkommen falsch, aber das wurde ja hier schon oft genug klar gemacht. Mobiltouristen mit Fahrzeug, noch mehr aber Wanderer, haben also abseits der Hauptstraßen in Albanien ein ziemliches Orientierungsproblem. Es gibt Unmengen von Gabelungen und Abzweige, für die selbst gute 100 000er Karten noch zu wenig sind. Ich glaube, ohne mein gps wäre ich teilweise regelrecht verloren gewesen, besonders, wenn ich in die Dunkelheit gekommen bin.

Ein gps hilft immer, wenn man die Reise einigermaßen gut, vor allem vorausschauend, konzeptionell vorgearbeitet hat. Wo es keine Digi-Karten gibt, muss man sich die Tracks mit Google Earth entsprechend vorarbeiten und ein paar Wegpunkte setzen, dann weiß man praktisch immer, wohin man ungefähr hin muss. Das ist natürlich viel Aufwand, aber es gibt ja auch schon Angebote vorgearbeiteter Tracks. Ich verkaufe z.B. einen kompletten Satz für alle wichtigen Wege und Straßen Albaniens.

Ich habe übrigens so gut wie keinen von den Motorradlern getroffen, der kein gps gehabt hätte und das verweist wiederum auf ein generelles Problem: Wir befinden uns im Moment in der Zeit eines Technologiesprungs (haben ihn eigentlich schon gemacht). Karten nutzt man nur noch zu Übersichts- und Hilfszwecken, die meisten reisen nach GPS. Es ist einfach eine andere Welt, eine ganz andere, viel leichtere und vor allem viel, viel zeitsparendere Art der Orientierung. Allerdings setzt man diese Zeit vorab bei der Vorbereitung wieder dran, und den Umgang mit dem Ding sollte man zuhause intensiv üben, sonst bringt es nichts als Frust. Und hinterher, da setzt man dann die dreifache Zeit dran, bei der Auswertung, der Bereinigung und Archivierung des Materials – und beim Gucken in Google Earth und sich Freuen, wo man so überall gewesen ist...

Und als letztes: Ich würde beim gps nicht sparen. Das beste, was es da heute auf dem Markt gibt (also unbegrenzte Speicherkapazität für Tracks und Wegpunkte), ist gerade mal gut genug. Diese Trackeinkürzung bei der mittleren Gerätegeneration auf 500 Punkte und die Beschränkung auf 1000 Wegpunkte werden auf größeren Reisen zu ernsthaften Unannehmlichkeiten und sie verdoppeln den Vorbereitungsaufwand.

Sebi
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Mi, 25. Mär 2009, 21:51

Servus nochmal,
habs leider nicht geschafft in Ruhe zu antworten, hatte recht viel um die Ohren.

Erstmal vielen Dank an Volker, mit Deinen ausführlichen Antworten sind meine Fragen soweit geklärt.

Zum Thema Sicherheit:
Sicherlich ist klar, dass das alles mögliche (v. a. auch im sportlichen Bereich, eben auch Bergsteigen und Paddeln) den Regeln der Statistik gehorcht. Allerdings kann man mit Vorbereitung und v. a. Wissen über Faktoren, die gewisse Gefahren begünstigen, Einfluß auf den Ausgang des Abenteuers nehmen bzw. das immer verbleibende Restrisiko reduzieren. Daher die Frage 1) oben. Da im Forum bis dahin nichts außer 'Es gibt kein Risiko.' und 'Vom Wildcampen wird abgeraten.' zu lesen ist, ist es - denke ich - wichtig, vom schwarz-weiß zum hell- oder dunkelgrau Denken überzugehen. Eben: Klar geht wild campen aber,...
o je abgelegener, desto problemloser
o Einheimische+Sitten wahrnehmen und respektieren
oder ähnliches...

Mich würde noch interessieren, was es mit den genannten Regionen auf sich hat. Zum Beispiel eignet sich das Valbona-Tal (Nordalbanien) gut zum paddeln. Wär die Frage ob man da nicht hinfährt...

Ansonsten geh ich mich mal umschauen, was es so auf dem GPS-Markt gibt..

Vielen Dank euch fleißigen Lesern und Schreibern,
viele Grüße,
Sebi

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Lars
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Mi, 25. Mär 2009, 22:01

Sebi hat geschrieben:Mich würde noch interessieren, was es mit den genannten Regionen auf sich hat. Zum Beispiel eignet sich das Valbona-Tal (Nordalbanien) gut zum paddeln. Wär die Frage ob man da nicht hinfährt...
da kann man schon hinfahren. ist auch nicht per se schlimmer als andere Ecken, auch wenn der Ruf weniger gut ist.

volkergrundmann
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Do, 26. Mär 2009, 10:55

Da weiß Lars mal wieder mal mehr als ich (oder hat mehr Nachtigallen trapsen gehört). Mir ist jedenfalls im Moment nicht bekannt, dass das Valbona-Tal einen besonders schlechten Ruf haben soll. Da laufen doch hunderte von tschechischen Wanderern durch und ein paar dutzend deutschsprachige sind auch schon dabei (mal ganz abgesehen von den Motorradlern, die da verzerrten Gesichts mit der Geröllwüste kämpfen).

Mag auch nicht sagen, dass die Leute in Bajram Curri vielleicht verbiesterter gucken als anderswo, jedenfalls ist es eine Stadt, mit gewissen Ordnungsstrukturen. Man stellt sich hier auch langsam auf Tourismus ein, im letzten Jahr wurden zwei neue Hotels eröffnet. Kurbnesh, Fushe Lura und dergleichen halte ich da für bedenklichere Orte.
Noch mal zum wild Campen: Ja, ich habe Vorsicht angemahnt, aber nur, um gegen den Modetrend von Ndarurinze über Sieckmeyer bis hin zu diversen Artikeln in Wochenendbeilagen etwas Realismus anzumahnen, die Balance zu finden. Folglich rate auch ich dir erst mal theoretisch davon ab, wild zu campen. Praktisch muss ich dir allerdings sagen: Die kommerziell angebotenen Unterkünfte sind in manchen Gebieten so dünn gesät, dass ein richtiger Albanien-Entdecker überhaupt keine andere Wahl hat, als irgendwo im Busch sein Lager aufzuschlagen. Fahr die Karre also bei dunkel Werden in einen Nebenweg (mit Bach oder Quelle!), koch dein Süppchen und geh schlafen. Es ist (statistisch) ziemlich unwahrscheinlich, dass der Schafhirt,der vorbei kommt, ins Dorf rennt und eine Bande zusammenstellt, die dich überfällt (vor allem nicht, wenn du ihn freundlich grüßt und ne Zigarette oder nen Schluck aus der Pulle anbietest). Bei dieser Art von Urlaub hast du überall ein gewisses Risiko, aber ich glaube, dass es zur Zeit in Albanien noch niedriger ist, als in anderen Ländern des Balkan (außer Griechenland), niedriger als in Italien und kaum höher als in Spanien oder auch Frankreich. Ich sehe jedenfalls für mich auch keine andere Möglichkeit, als mich so durchs Land zu hausieren (schlafe auch meist im Auto).

Die Valbona zum Kajaken ist eine sehr zweischneidige Sache, wie übrigens die meisten Flüsse Albaniens. Im Frühjahr gurgelt sie reißend und eiskalt um die Felsbrocken und du musst ein extrem guter Könner sein, um dort zu fahren. Im Sommer wird sie schnell so flach, dass Befahrung kaum mehr möglich sein wird. Und weiter unten hast du das Problem, das Lars bereits angeschnitten hat: Die scheinbar so klaren Flüsse Albaniens stinken, wenn du die Nase unmittelbar über ihrer Oberfläche hältst, oft deutlich nach Fäkal, sobald ein größeres Dorf oberhalb unmittelbar dran liegt. Dieser Kläranlagengeruch unmittelbar über der Wasseroberfläche ist richtig unangenehm. Falls du irgendeines der Flüsschen tatsächlich probieren willst, die Logistik ist ziemlich einfach zu klären: Jedes Dorf hat einen, der vom Furgon-Betrieb lebt. Mit dem handelst du den Preis aus. Der wird meist akzeptabel und fair sein, hier kommt (wieder vorbehaltlich der statistischen Ausnahme) eben diese althergebrachte Einstellung der Berg-Albaner zum Tragen: Einen Fremden betrügt man nicht, man hilft ihm. Er wird zuverlässig an der vereinbarten Stelle sein, dein Kajak aufs Dach binden und dich zu deinem Auto zurück bringen. Aber bedenke immer bei richtig harten Kajak-Touren: Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit keiner da, der dir zusieht, wenn du runterbretterst, und folglich auch keiner, der dir hilft, wenn du mit dem Kopf gegen den Felsen geklatscht bist. Und falls doch: Die Zustände in albanischen Provinzkrankenhäusern sind nicht so recht vereinbar mit dem, was wir von einem Krankenhaus erwarten. Und vergiss vor allem deine Luftrettungsversicherung nicht.

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Lars
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Do, 26. Mär 2009, 11:42

volkergrundmann hat geschrieben:Die Valbona zum Kajaken ist eine sehr zweischneidige Sache, wie übrigens die meisten Flüsse Albaniens. Im Frühjahr gurgelt sie reißend und eiskalt um die Felsbrocken und du musst ein extrem guter Könner sein, um dort zu fahren. Im Sommer wird sie schnell so flach, dass Befahrung kaum mehr möglich sein wird. Und weiter unten hast du das Problem, das Lars bereits angeschnitten hat: Die scheinbar so klaren Flüsse Albaniens stinken, wenn du die Nase unmittelbar über ihrer Oberfläche hältst, oft deutlich nach Fäkal, sobald ein größeres Dorf oberhalb unmittelbar dran liegt.
was für passende Worte. ich gehe mal davon aus, dass Sebi sich im Internet mit den verfügbaren Flussbeschreibungen für Kajakfahrer und Reiseberichten vertraut gemacht hat. Und wie bereits erwähnt: zumindest für die erste Tour aufs erfahrene lokale Know-how von Outdoor Albania zurückzugreifen, könnte manchen Reinfall verhindern.

Sebi
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Do, 26. Mär 2009, 20:05

Servus!
Vielen Dank für eure kompetente Hilfe und reele Einschätzung der Lage...

In der Tat ist paddeln im Sommer oft ne undankbare Geschichte. Doch bin ich mir sicher, dass sich der eine oder andere Bach finden lässt. Das Internet hält da doch relativ viel Infos bereit.

Viele Grüße,
Sebi

Bergwolf
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GPS kann sich lohnen !

Do, 26. Mär 2009, 20:43

Hallo, ich bin hier genau so neu im Forum wie Sebi, und werde im Sommer ebenfalls zu ersten Mal nach Albanien reisen.

Aber zu GPS kann ich als Wanderer etwas sagen.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit folgendem Gerät gemacht:
Garmin eTrex Vista HCx.
Damit habe ich letztes Jahr sehr menschenleere Gebirgsteile in Italien durchwandert. Meistens brauchte ich das Gerät nicht, da ich gut mit Karte und Kompass umgehen kann. Aber einmal wollte ich ein Tal durchqueren und auf der anderen Seite zu einem Pass-Übergang kommen. Bei gutem Wetter nicht allzu schwierig, aber da zog ein elender Nebel auf. Da ich mir Wegpunkte von der Karte entnommen und auf dem Gerät gespeichert hatte, bin ich mit dieser Orientierung fast metergenau an dem Pass herausgekommen. Das fand ich schon sehr hilfreich.
Bei Karten ohne Gitternetz muss man einen (oder besser mehrere) Punkt(e) mit genauen Koordinaten haben (im Gegensatz zur Arbeit mit dem Kompass muss man die nicht sehen!), dann kann man mit dem GPS-Gerät per "Rückwärtseinschneiden" immer ziemlich genau ermitteln, wo man ist. Also möglichst an markanten, auch auf der Karte deutlich zu ermittelnden Punkten, Koordinaten nehmen und als Wegpunkte abspeichern.
Vor dem Kauf des Gerätes stellt sich die Frage: Mit oder ohne Darstellung einer digitalen Vektorkarte ? Ersteres wäre z.B. das Garmin eTrex H, das reicht völlig fürs Navigieren. Und ist relativ preisgünstig.

Oder ein Gerät wie z.B meines, das Garmin eTrex Vista HCx. Da habe ich die Darstellung von digitalen Vektorkarten.
Die muss man aber meistens teuer kaufen, für Albanien gibt es gar nichts in dieser Hinsicht. In Mitteleuropa findet man via Internet teilweise nette Menschen, die so etwas kostenlos ins Netz stellen.
Hat man eine derartige Karte in guter Qualität (z.B. die Karte Garmin Deutschland Topo V2), ist es sehr angenehm, damit zu arbeiten, weil man immer sofort sieht, wo man ist. Allerdings ersetzt die Digitalkarte die auf Papier gedruckte in der Praxis nicht, wenn man an Erkundung von Landschaften gewisse Ansprüche hat.

Einfach Karten einscannen geht nicht, das wären Rasterkarten, die kann man in ein solches Gerät nicht laden, Formatprobleme . . . .
Vektorkarten selber erstellen scheint zu gehen, aber das ist ein Riesenthema, an das habe ich mich bislang noch nicht gewagt !

Ich hatte letztes Jahr eigentlich vor, das einfachere Gerät eTrex H zu kaufen, kam dann aber sehr günstig an das andere und entschied mich daraufhin dafür.

Noch zu den Tracks: in sehr extemem Gelände eine gute Möglichkeit. Aber das kostet Batterie- oder Akku-Strom. Da ich letztes Jahr drei Wochen größtenteils in der Einsamkeit war und auch mit dem Gewicht haushalten musste, habe ich da sehr am Stromverbrauch gespart, d.h. ich habe das Gerät nur gelegentlich zur Kontrolle bzgl. der Wegpunkte angeschaltet, da reichten dann sogar die zwei Mignon-Batterien problemlos, die zwei Akkus in Reserve brauchte ich gar nicht.

Man muss vor dem Kauf schon etwas über das Thema arbeiten und nachdenken. Aber es lohnt sich.
Im Internet findest du ganz viel Material dazu !

Alles Gute ! Ich freue mich schon riesig auf das Gebirge in Nordalbanien !

volkergrundmann
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Do, 26. Mär 2009, 21:15

Ja, alles richtig, aber bitte, denk daran: In Albanien hilft nur eine verdammt gute und vorausschauende Vorbereitung über Google Earth. Für jede Unterlassung, jeden Vordenkfehler, fluchst du dich unterwegs kaputt. Wo setze ich Abbiegepunkte, wo Kontroll- und Leitpunkte, wo entlang bastle ich mir einen Leittrack? Die Stunden, die du zuhause am Computer investierst, sie zahlen sich im albanischen Outback hinterher dutzendfach aus.

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stein1101
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Di, 31. Mär 2009, 8:22

Hallo Shebi !
also wir sind mit unserem GPS gut vorangekommen (natürlich in Kombination mit verschiedenen Karten)
Auch wenn du die eingescannten udn kalibrierten Karten nicht auf das GPS laden kannst, so ermöglich es doch, am Laptop Routen zu planen und die Wegpunkte dann aufs GPS zu übertragen; dass kann beim Wandern und Kajakfahren sehr hilfreich sein. Im Auto haben wir den Laptop (jetzt einen älteren TabletPC) mitlaufen (in Verbindung mit GPS-Gerät od GPS-Maus) und da bist du auf der Karte "online" unterwegs.

Vielleicht hilft das weiter
Grüße aus Linz
Martin

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