Bischof streicht mittelalterliches Kloster rot an
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Pec (dpa) - Das bei weitem bedeutendste Kloster der Serbisch-Orthodoxen Kirche, das altehrwürdige Patriarchat in der Kosovo-Stadt Pec, erstrahlt in neuem und ungewöhnlichem Glanz.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat der für das Kosovo zuständige serbische Bischof Artemije die Klosteranlage aus dem 14. Jahrhundert in knalligem Rostrot anstreichen lassen - ungeachtet der Tatsache, dass das Kloster seit drei Jahren auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Und damit die Farbe auch gut hält, hatten die Bauarbeiter mit bischöflichem Segen zuvor den Naturstein von außen dick verputzt.
Der erstklassige Kunstskandal ließ die Fachwelt aufschreien. Man könne nicht einfach seinem privaten Geschmack folgen ohne Rücksicht auf die Kunsthistoriker, schimpfte Serbiens Kultusminister Nebojsa Bradic ohne allerdings den Namen des Würdenträgers zu nennen. Hier seien Leute am Werk gewesen, die schlicht keine Ahnung hätten. Für den renommierten serbischen Konservator Dragan Stanojevic ist die «Authentizität (des Klosters) zerstört», es handele sich um «eine Fälschung der Geschichte».
Die Experten vom serbischen Denkmalamt haben eine lange Liste der architektonischen Sünden aufgestellt, denn der Bischof hat es nicht nur bei Farbe und Putz belassen: Die historischen Ornamente an den Außenmauern wurden nach Belieben geändert und passen jetzt nicht mehr zusammen. Der neue Putz macht die Wände luftundurchlässig, so dass die wertvollen Fresken aus dem 13. bis 16. Jahrhundert im Innenraum Schaden nehmen. An einer Stelle sei das Ensemble durch Plexiglas verschandelt worden. Ein Fresko aus dem 17. Jahrhundert wurde mutwillig beschädigt.
Was den Bischof bewogen hat, das Gebäude so radikal umzugestalten, liegt im Dunkeln. Artemije spricht weder mit den UNESCO-Vertretern noch mit Experten westlicher Länder, die eigentlich bei der Restaurierung von Pec helfen wollten. Die serbischen Denkmalschützer haben sich beschwert, sie seien gewaltsam von der Baustelle geworfen worden. Nach unbestätigten Berichten will der Bischof das Kloster, das als «heiligste aller heiligen Städten» des serbischen Christentums gilt, durch die Knallfarbe in der engen Rugova-Schlucht besser sichtbar machen.
Doch das kunsthistorische Sündenregister des Bischofs ist noch länger. Das von Artemije allein beauftragte Bauunternehmen «Rade Neimar» habe «viele mittelalterliche Klöster und Kulturdenkmäler verunstaltet», hält ihm die Belgrader Zeitung «Novosti» vor. Im Klosterbezirk seines Amtssitzes in Gracanica vor den Toren der Kosovo-Hauptstadt Pristina habe er zwei Wohnhäuser errichtet ohne Rücksicht auf das Gesamtbild dieses Klosters aus dem Mittelalter zu nehmen. Und zu allem Überfluss habe er 50 Meter vom Eingang des Klosters, das ebenfalls auf der UNESCO-Liste steht, eine Tankstelle bauen lassen.
Schon vor zwei Jahren hatte Patriarch Pavle Artemije angewiesen, sein Bauunternehmen «Rade Neimar» aufzulösen, damit nicht noch mehr Unheil angerichtet wird. Im letzten Jahr hatte die gesamte Kirchenführung noch einmal einen solchen Vorstoß unternommen. Doch Artemije bleibt hart: Er allein habe das Sagen und lasse sich von niemandem reinreden.
© Die Welterschienen am 03.03.2009 um 16:27 Uhr
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