Lars hat geschrieben:
Habe das Buch gestern erhalten. Macht einen guten Eindruck. Zwar merkt man, dass kein Verlag mit viel Geld dahinter steckt, aber inhaltlich und technisch scheint es robust zu sein.
Es richtet sich ganz klar an Individual-Touristen und ist sicherlich ein Muss für jeden, der mehr vom Land sehen möchte als nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten: auch weniger bekannte Sehenswürdigkeiten, darunter manche Trouvaille, sind gut beschrieben. Man merkt, dass der Autor wirklich weiss, wovon er schreibt.
Die Stärken des Buches liegen sicherlich nicht auf Geschichte oder gesellschaftliche Beschreibungen. Auch ist nicht jede Sehenswürdigkeit bis ins Detail beschrieben. Dafür finden sich überall die notwendigen praktischen Tipps: genau beschriebene Anfahrt, Unterkünfte, sogar Telefonnummern von der Person, die den Schlüssel hat.
Für diejenigen, die in einer Gruppe reisen oder sich auf ein paar grosse Städte/gut bekannte Sehenswürdigkeiten beschränken müssen, aber dafür einiges sonst übers Land lesen wollen, empfiehlt sich eher der "Albanien entdecken" Reiseführer.
Aber für die meisten hier im Forum, die eher individuell auf Seitenwegen unterwegs sind, ist das sicherlich eine hilfreiche Lektüre.
habe mich jetzt noch ein wenig mehr in dieses Buch vertieft. Der erste Eindruck bestätigt sich: das Buch ist wirklich praktisch ausgelegt (es wird nicht nur von Sehenswürdigkeiten berichtet, sondern auch im Detail erklärt, wie man dorthin findet). Dafür kommen die Erläuterungen zu Sehenswürdigkeiten, kulturellen, gesellschaftlichen und historischen Hintergründen oft sehr kurz. Allein von der Lektüre dieses Buches weiss wohl kein unbedarfter Leser, ob jetzt Kruja oder Patog sehenswerter ist - gerade bei den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes hätten ein paar zusätzliche Seiten nicht geschadet. Dem Autor scheint es wichtiger gewesen zu sein, nicht allzu bedeutenden Geheimtipps viel Platz einzuräumen als den Highlights, die so oder so schon überall beschrieben sind. In diesem Kontext ist es auch nicht erstaunlich, dass kein anderer Reiseführer, den ich je in den Händen hatte, öfters auf Konkurrenzprodukte verwies als dieses Buch. Anstatt derer hätte ich wirklich Kruja, Tirana und anderen wichtigen touristischen Zentren im Land ein paar zusätzliche Seiten gewidmet.
Wie auch schon angedeutet, richtet sich dieser Führer vor allem an Individualreisende. Primäres Zielpublikum waren die, die mit dem Auto Albanien irgendwie durchqueren. Sekundär sind auch diejenigen, die Albanien zum Hauptreiseziel machten und das Land auf eigene Faust (bevorzugt mit dem eigenen Allradfahrzeug, aber auch mit dem Fahrrad und ÖV) erkunden möchten, gut bedient. Denjenigen, die sich primär in den Städten aufhalten und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten nachreisen und sich kaum Gedanken machen müssen, wie sie zum nächsten Reiseziel gelangen (weil geführt in der Gruppe oder von Freunden), aber mehr über die Hintergründe des Landes lesen wollen, empfiehlt sich dieses Reisehandbuch weniger. Zur Kaufentscheidung kann man sich selber zwischen diesen beiden Extrempunkten der Skala einordnen. Je nachdem, ob man mehr zu den Individualisten im Auto oder den geführten Leseratten gehört, eignet sich entweder eher das neue Buch (Reiseführer Albanien) oder der Bradt Travel Guide Albania (eher in der Mitte der Skala) resp. Abanien entdecken aus der Trescher Reihe.
Aber es soll auch gesagt werden, dass ich richtig Gefallen gefunden habe an diesem Buch. Es ist sehr gut recherchiert, fast fehlerlos (wofür sich die meisten anderen nicht rühmen können – hier gilt der Grundsatz: weniger ist mehr (also lieber eine etwas einfachere Karte als eine falsche Karte)), bietet einige Hinweise zu fast unbekannten Sehenswürdigkeiten, ist in einem mir sympathischen Stil geschrieben und lässt einem nie in Stich (wie andere Reiseführer, die einem zwar Objekte und Orte in den schönsten Worten beschreiben, aber nicht wirklich sagen, wie man dorthin gelangt). Auch die Auswahl der Unterkünfte und Restaurants ist sinnvoll und bietet manche Entdeckung.
Ich kann das Reisehandbuch Albanien wirklich allen Individualreisenden zur Navigation empfehlen. Und wenn die Reihenfolge der Ortsbeschreibungen ein wenig klarer wäre (zwischen Sarda und Juban, in der Realität nur wenige Kilometer voneinander entfernt und eigentlich Zufahrt über die gleiche Strasse liegen 130 Seiten) und es noch um ein paar Zusatzseiten mit Beschreibungen zu den wichtgisten Orten ergänzt würde, wäre es wirklich top. Eine schöne Bereicherung auf diesem bis anhing wenig umkämpften Markt.
Albanien: Das komplette Reisehandbuch