Ganz genau, aus heutiger Sicht wird der ganze Kanun allgemein als zurück geblieben, radikal, geradezu bestialisch angesehen. Man muss aber seinen Sinn und Zweck verstehen, den er zu der damaligen Zeit erfüllte, als im Land kein anderes Gesetz herrschte.Darleen17 hat geschrieben:Für uns mag das herzlos und unmenschlich rüber kommen, aber das ganze hat schon seinen Sinn und Zweck. Im Prinzip tun sie der Frau damit sogar noch einen Gefallen, denn so hat sie die Chance auf eine erneute heirat. Mit Kind würde diese Chance um einiges sinken. Sicherlich ist das heute vielleicht nicht mehr zeitgemäss, aber es gibt immer noch sehr sehr viele Albaner, die strikt dagegen sind, Kinder anderer Männer grosszuziehen.
Es wirkt vielleicht unmenschlich gesetzlich zu bestimmen, dass Mord mit Mord vergolten werden kann, bzw. vielleicht sogar muss, wie es bei der Blutrache der Fall ist. Aber damit hat man früher viele Morde verhindern können, denn derjenige musste stets miteinrechnen, dass er damit auch ein Mitglied seiner eigenen Familie unter die Erde bringt, weil seine Tat niemals ungerächt bleiben wird.
Man sieht also, dass man heute in einer staatlich gesetzlich geregelten Gesellschaft den Kanun leicht als primitiv und hinterwälderisch betrachten kann, aber man muss diese Verbote bzw. Gebote des Kanuns an den Wurzeln packen und die damalig herrschenden Umstände miteinbeziehen, um zu verstehen, dass es die ersten Schritte waren eine Art Gesellschaftsordnung entstehen zu lassen, die die Bevölkerung in ihren willkürlichen Taten einschränkt und somit einen Versuch antritt den Frieden zu wahren.