Gelegentlich wird es in Berichten erwähnt, aber meist nur am Rande. Deshalb möchte ich jetzt einmal bewußt einseitig, unter Weglassen all der wunderbaren Erlebnisse während meiner Reise September-Oktober 07, den Müll zum Thema machen.
Ich war in einigen Ländern Afrikas und jahrelang in Asien zwischen Türkei und Taiwan unterwegs, habe aber nirgendwo soviel Müll gesehen wie in Albanien. Um klar zu machen was ich meine:
- Shkodra: die Ausfallstraße Richtung Osten, nach Koman, führt 2 km in der Ebene mitten durch eine Müllkippe. Keine "wilde Müllkippe", hier laden LKW ab.
- Ein extremer Fall, ich war beim Anblick fassungslos, ist die enge, steile Schlucht oberhalb der Festung Kruja. Eigentlich eine der schönsten Schluchten des Landes. Der Müll wird den Abhang hinunter gekippt. Es stinkt.
- Eine der Müllkippen von Korca befindet sich 5 km außerhalb. Eine Erdstraße zwischen den Dörfern Mborje und Drenova führt mitten durch. Genau so wie ein Bach, der Teile vom Müll und vom verseuchten Boden mitspült. Der leichtflüchtige Plastikanteil wird vom Wind weiter getragen. Läge die Müllkippe ein paar 100 m weiter,gäbe es keinen durch fließenden Bach, und läge sie in einer Vertiefung im Gelände, würde der Wind abgehalten.
- Permeti: Dorf 3 km östlich. Offene Hügel, wenig Schatten. Mitten in den Hügeln und direkt unterhalb des Dorfes befindet sich ein Bachtal mit großen, knorrigen, dunkelgrünen Bäumen. Ein verwunschener Ort. Überall auf der Welt befände sich genau hier, wo der Fußweg durchführt, ein kleiner Altar für wahlweise Maria, Buddha, Shiva oder einen Sufi-Heiligen. Dieses Dorf kippt hier seinen Müll hinunter.
- Auch in der Touristenstadt Gjirokastra braucht man bis zur nächsten Müllablagerung nur 5 Minuten in irgendeine Richtung zu gehen, die nicht im Reiseführer steht. Es reicht auch ein Blick in das Tal direkt hinter der Burg.
- Nicht einmal um den schönen Schein für die Korfu-Tagestouristen zu wahren, wollte man die Straße von Saranda nach Butrint müllfrei halten. Kann es sein, daß dafür der Blick fehlt?
Natürlich gibt es noch andere Probleme im Land. Ich habe einen See aus schwarzem Öl in den Hügeln südlich Ballsh gesehen, und bin in der Gegend dort entlang einem Bach mit schwarzen Klumpen drin gewandert. Dann gibt es die Industrie-Altlasten... (Und daß in den 90er Jahren alles noch viel schlimmer war, ist mir auch bekannt.)
Die Beispiele stehen auch für den nicht erwähnten Rest.
Um die Situation der ungeregelten Müllablagerungen zu verbessern, könnte auf unterster lokaler Ebene mit wenig Einsatz viel getan werden, man bräuchte nicht teilnahmslos auf Großprojekte wie zentrale Müllverbrennungsanlagen zu warten.