Bertram
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Wenn jeder vor seiner Haustür kehrt (Der Müll)

Di, 27. Nov 2007, 6:46

Gelegentlich wird es in Berichten erwähnt, aber meist nur am Rande. Deshalb möchte ich jetzt einmal bewußt einseitig, unter Weglassen all der wunderbaren Erlebnisse während meiner Reise September-Oktober 07, den Müll zum Thema machen.

Ich war in einigen Ländern Afrikas und jahrelang in Asien zwischen Türkei und Taiwan unterwegs, habe aber nirgendwo soviel Müll gesehen wie in Albanien. Um klar zu machen was ich meine:

- Shkodra: die Ausfallstraße Richtung Osten, nach Koman, führt 2 km in der Ebene mitten durch eine Müllkippe. Keine "wilde Müllkippe", hier laden LKW ab.

- Ein extremer Fall, ich war beim Anblick fassungslos, ist die enge, steile Schlucht oberhalb der Festung Kruja. Eigentlich eine der schönsten Schluchten des Landes. Der Müll wird den Abhang hinunter gekippt. Es stinkt.

- Eine der Müllkippen von Korca befindet sich 5 km außerhalb. Eine Erdstraße zwischen den Dörfern Mborje und Drenova führt mitten durch. Genau so wie ein Bach, der Teile vom Müll und vom verseuchten Boden mitspült. Der leichtflüchtige Plastikanteil wird vom Wind weiter getragen. Läge die Müllkippe ein paar 100 m weiter,gäbe es keinen durch fließenden Bach, und läge sie in einer Vertiefung im Gelände, würde der Wind abgehalten.

- Permeti: Dorf 3 km östlich. Offene Hügel, wenig Schatten. Mitten in den Hügeln und direkt unterhalb des Dorfes befindet sich ein Bachtal mit großen, knorrigen, dunkelgrünen Bäumen. Ein verwunschener Ort. Überall auf der Welt befände sich genau hier, wo der Fußweg durchführt, ein kleiner Altar für wahlweise Maria, Buddha, Shiva oder einen Sufi-Heiligen. Dieses Dorf kippt hier seinen Müll hinunter.

- Auch in der Touristenstadt Gjirokastra braucht man bis zur nächsten Müllablagerung nur 5 Minuten in irgendeine Richtung zu gehen, die nicht im Reiseführer steht. Es reicht auch ein Blick in das Tal direkt hinter der Burg.

- Nicht einmal um den schönen Schein für die Korfu-Tagestouristen zu wahren, wollte man die Straße von Saranda nach Butrint müllfrei halten. Kann es sein, daß dafür der Blick fehlt?

Natürlich gibt es noch andere Probleme im Land. Ich habe einen See aus schwarzem Öl in den Hügeln südlich Ballsh gesehen, und bin in der Gegend dort entlang einem Bach mit schwarzen Klumpen drin gewandert. Dann gibt es die Industrie-Altlasten... (Und daß in den 90er Jahren alles noch viel schlimmer war, ist mir auch bekannt.)

Die Beispiele stehen auch für den nicht erwähnten Rest.

Um die Situation der ungeregelten Müllablagerungen zu verbessern, könnte auf unterster lokaler Ebene mit wenig Einsatz viel getan werden, man bräuchte nicht teilnahmslos auf Großprojekte wie zentrale Müllverbrennungsanlagen zu warten.
Zuletzt geändert von Bertram am Mi, 28. Nov 2007, 6:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Sandy
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Re: Wenn jeder vor seiner Haustür kehrt (Der Müll)

Di, 27. Nov 2007, 12:11

Bertram hat geschrieben:Um die Situation der ungeregelten Müllablagerungen zu verbessern, könnte auf unterster lokaler Ebene mit wenig Einsatz viel getan werden, man müßte nicht teilnahmslos auf Großprojekte wie zentrale Müllverbrennungsanlagen zu warten.
Da magst du schon recht haben, aber bis es soweit kommt, müsste sich erstmal einiges im Umweltbewusstsein der Albaner ändern.
Andererseits muss ich aber auch sagen: Wenn kein ordentliches Entsorgungssystem in Albanien vorhanden ist - und das ist es definitiv nicht - wo sollen die Leute dann hin mit ihrem Müll? Ich seh das jedes Jahr bei meiner Schwiegermutter, wenn ich dort bin. In ihrem Stadtrandviertel gibt's ja noch nicht mal Mülltonnen oder Container! Klar, dass die Leute dann ihren Müll einfach auf die nächste Müllhalde an irgendeiner Straßenecke schmeißen.
Aber wie gesagt, das fehlende Umweltbewusstsein spielt natürlich eine große Rolle. Das fängt ja schon an, wenn man einkaufen geht: Ehe du dich versiehst, bekommst du zig Plastetütchen in die Hand gedrückt, in denen dann Sachen sind, die locker auch in eine einzige Tüte gepaßt hätten. Bei solchen kleinen Sachen fängt's ja schon an! Ich erlebe das jedes Mal, und sogar dann, wenn ich eine Melone kaufen will. Warum, verflixt nochmal, muss man eine Melone in ein kleines Plastetütchen verfrachten, das das Gewicht der Melone ohnehin nicht aushält??? Ist mir rätselhaft...
Qeshu rini, qeshu! Bota asht e jote!

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veronika
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Di, 27. Nov 2007, 14:45

Habe diesen Sommer auch fast geheult, als ich bei Vlora in diesem wunderbar kristallklaren Wasser schwamm und überall Styropor herumtrieb...

andi110
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Do, 29. Nov 2007, 18:07

hallo bertram,
auch ich staune immer wieder wie die leute die schönsten plätze vermüllen, ich fand es aber in afrika schlimmer.
dann denke ich mir immer wieder, am meisten abfall produzieren wohl wir wohlstandbürger. alle jahre in die ikea shoppen gehen und das alte fliegt in die kehrichtverbrennung. alle 6 jahre ein neues auto, tv, händi alle 2 jahre. wo genau bleibt unser müll?
ich mag mich noch erinnern, vor 40 jahren war hier kein gewässer sauber, ab und zu kam sogar eine tote kuh den fluss runter, der dorfbach war manchmal blutrot vom metzger, usw.
wir hatte zeit uns zu ändern, wir haben gelernt. lassen wir ihnen doch auch zeit, wie wir sie ja auch brauchten.
mit freundlichen grüssen andi

Bertram
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Sa, 01. Dez 2007, 7:30

Hallo andi

Nein - eben nicht geduldig dasitzen! Gegen diese Art von 'den Lauf der Welt gewähren lassen' richtet sich mein Beitrag. Wer nicht ungeduldig ist hat keine Ziele mehr.

Auch der Vergleich zu unserer Situation vor Jahrzehnten führt in die falsche Richtung. Der Umweltschutzgedanke ist bei uns aus bitterer Notwendigkeit ("dorfbach") und gegen massive Widerstände erst entwickelt worden. Aber wenn das Rad bereits erfunden worden ist, sollte man nicht zusehen, wenn jemand anders noch den Schlitten hinter sich her zieht. Kulturrelativismus ist in DIESEN zwei Bereichen nicht angebracht: Umweltschutz und Menschenrechte.

Die Aussage, daß es mit dem Müll in Afrika schlimmer sei... ich weiß nicht was Sie da gemeint haben. Der Großteil des hierzulande üblichen Mülls kann in Afrika gar nicht entstehen, da er als Ausgangsprodukt (als Plastikverpackung z.B.) nicht vorhanden ist. Glasflaschen sind kaum im Umlauf usw. Ich argumentiere lieber mit nachprüfbaren Fakten, deshalb ist das jetzt ins Unreine gesprochen und ganz unter uns: Albanien ist kleiner als Belgien oder Baden-Württemberg, die Zahl der wilden Müllkippen könnte aber mit der in Afrika vergleichbar sein.

Es grüßt zurück
Bertram

Alkos
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So, 02. Dez 2007, 15:01

Bertram ich kann dem einfach nur zustimmen was du sagst. Und das ärgert mich als Albaner auch sehr jedes mal wenn ich gehe sowohl in Albanien als auch Kosova.
Aber es ist nicht so einfach wie es scheint.

Dem Albaner ist sein Heim fast heilig und er versucht es auch in ärmlichen Verhältnissen so gut wie das geht sauber zu halten und zu pflegen.

Wie es aber draußen auf der Strasse aussieht lässt viele albaner kalt und man fühlt sich nicht einmal verantwortlich. Das wir oft als eigentum des Staates begriffen für das andere sich kümmern sollten.

Medien haben das Thema auch völlig vernachlässigt. Das wichtigste ist es aber das Kontrollmecahnismen wie Polizei und Ordnungsämter nicht funktionieren.
Ich finde es immer wieder ein bischen arrogant wenn man aus dem westen kommt und leichtsinnig vorwürfe macht (was bei dir nicht der Fall ist - um es klar zu stellen)
Ich bin mir sicher dass in Berlin, Frankfurt, Hannover anders aussehen würde wenn es keine starke Kontrollen und gut funtionierenden System gegeben hätte.

Albanien wird sich weiter entwickeln ich bin mir sicher , auch in dieser Richtung, auch wenn uns das manschmal zu langsam erscheint und uns ärgert.

Grüße

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Lars
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So, 02. Dez 2007, 18:40

jetzt habe ich doch gerade gelesen, dass die Stadt Tirana die Schulen unterstützen möchte bei der Reinigung der Schulhöfe. Damit sollen ausserschulische Aktivitäten ermöglicht und realisiert werden. Hoffen wir, dass die Schüler anständig in diese Aktivitäten einbezogen werden und es ihnen dann eine Lehre ist. Die starke Verschmutzung stamme vor allem von "unachtsam weggeworfenen Verpackungen".

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Tell
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Mo, 03. Dez 2007, 16:27

hy,

aus diversen Dokumentationen habe ich entnommen, dass die Schulpflicht in Albanien erst zwischen 1929 und 1931 eingeführt wurde.
Könnte das allenfalls ein Zusammenhang mit der Umwelteinstellung haben? Spätere Entwiklungsphase punkto Rechte und auch Pflichten eines Bürgers?
Wenn mans zu Hause nicht lernt ,vielleicht dann in der Schule?!

greez Tell

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Sandy
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Mo, 03. Dez 2007, 18:08

Ich glaube kaum, dass das damit zusammen hängt.
Qeshu rini, qeshu! Bota asht e jote!

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Tell
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Mo, 03. Dez 2007, 18:26

Nach einem Bericht des Guardian Weekly vom April 2004 ist Albanien das Land mit der höchsten Umweltverschmutzung in Europa. Es gibt eine starke Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung durch die Altlasten der Industrie. Der Anstieg der Luftverschmutzung in den letzten Jahren hat seine Ursache jedoch im Zuwachs an Automobilen, die meist als Gebrauchtwagen aus dem Westen eingeführt werden. Hierbei werden wegen der schlechten Beschaffenheit des Straßenbelags oft alte, robuste Dieselfahrzeuge der Marke Mercedes-Benz bevorzugt. Ferner tragen das überall übliche Verbrennen von Müll jeglicher Art, der Verkauf von in der EU nicht mehr zugelassenen Kraftstoffen sowie die rege Bautätigkeit mit der damit verbundenen Staubbelastung zur Luftverschmutzung bei.

greez Tell

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Kusho1983
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Di, 04. Dez 2007, 22:02

Tell hat geschrieben:Nach einem Bericht des Guardian Weekly vom April 2004 ist Albanien das Land mit der höchsten Umweltverschmutzung in Europa. Es gibt eine starke Wasser-, Boden- und Luftverschmutzung durch die Altlasten der Industrie. Der Anstieg der Luftverschmutzung in den letzten Jahren hat seine Ursache jedoch im Zuwachs an Automobilen, die meist als Gebrauchtwagen aus dem Westen eingeführt werden. Hierbei werden wegen der schlechten Beschaffenheit des Straßenbelags oft alte, robuste Dieselfahrzeuge der Marke Mercedes-Benz bevorzugt. Ferner tragen das überall übliche Verbrennen von Müll jeglicher Art, der Verkauf von in der EU nicht mehr zugelassenen Kraftstoffen sowie die rege Bautätigkeit mit der damit verbundenen Staubbelastung zur Luftverschmutzung bei.

greez Tell
gutes statement.hast die ganze problematik kurz und prägnant auf den punkt gebracht...hätte es nicht besser ausdrücken können... :wink:

Bertram
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Mi, 05. Dez 2007, 17:22

Hallo Alkos,

zunächst Dank dafür, daß Du mit dem Zusatz in Klammern mir nicht vorwerfen möchtest, arrogant aus westlicher Perspektive über andere Länder/Kulturen zu urteilen. Denn sollte dieser Vorwurf einmal kommen, so befürchte ich, hätte ich dem aus der Distanz kein Argument entgegen zu setzen. Ich könnte nicht vermitteln, was mir albanische Freundlichkeit und Gastfreundschaft bedeutet haben.

Zum Thema: es deckt sich alles mit meiner Beobachtung. Auch im kleinsten Dorf ist im einfachsten Haus und bis zum Gartenzaun alles sehr sauber und aufgeräumt. Der Verantwortungsbereich hört aber an diesem Gartenzaun auf. Ich habe selten eine so scharfe Trennung zwischen innen und außen gesehen. Vorsichtige Erklärung aus der Geschichte:
Kleinstaaten entlang Clan-Grenzen, dh. alles jenseits dem Hügelhorizont ist fremd oder Besatzungsmacht. Danach folgte jahrzehntelang ein Unterdrückungsapparat, wogegen nur Rückzug nach innen übrig bleibt. Beide Erfahrungen sind für gesellschaftliches Engagement nicht förderlich. Damit ist aber nicht erklärt, warum auch die direkte Umgebung "als Eigentum des Staates begriffen" wird, wo jeder jeden Tag darüber stolpert. Das Gegenmodell zum albanischen Individualismus gibt es beispielsweise in Nordkorea, wo die Menschen in konfuzianischer Unterordnung alle im Gleichschritt den Besen schwingen, und jeder, der aus der Rolle fällt, im Lager landet.

Nachsatz: Vor einiger Zeit gab es in meiner Gegend (Stuttgart) einen Streik der Müllabfuhr. Es bildeten sich wahre Gebirge von Gelben Säcken (= Plastikverpackungsmüll), und der Inhalt der aufgerissenen Säcke hat sich täglich weiter auf den Straßen verteilt. Es braucht nur eine geringe Störung, und die saubere Ordnung ist auch in Deutschland keine mehr.

Grüße Bertram

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Shqipetare
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Mi, 05. Dez 2007, 23:33

Das Albanien verschmutzt ist,ist nun allbakannt,doch hat sich auch vieles gebessert.Denn die Tatsache,dass Albanien vermüllt ist,hat sich langsam aber sicher auch in das Bewusstsein der Albaner eingeprägt.
Aus persönlicher Erfahrung behaupte ich das mal so pauschal.

Ich bin jedes Jahr für min. einen Monat in AL,damals wurde mir immer gesagt,was trägst du den Müll in den Händen schmeiß es doch runter und dieses Jahr z.B. haben auch viele erkannt,das diese Einstellung falsch ist.

Ich liste noch 2 weitere persönliche Beipiele auf,wieso ich finde,dass das Müllproblem sich zukünftig bessern wird.

Also in der Gegend wo ich in Tirana wohne,standen mitten im Viertel 2 riesige Mülltonnen aus Metall,doch und das ist das komische daran lag der Müll nicht etwa in den Tonnen,was eigentlich Sinn der Sache gewesen wäre,doch überall versträut neben den Tonnen :? und keinem ist das aufgefallen oder hat das großartig gesrört.Jedoch war dies immer das erste was uns aufgefallen ist,wenn wir uns dem Viertel näherten(um diesen Haufen von Müll haben sich die verschiedensten Tiere augehalten :? )!!!
Es war jedes Jahr das selbe,jeder hat seinen Müll einzeln oder in Tüten aus dem Fenster geworfen in den Haufen(oder wenigstens versucht),der überall versträut den Boden bedeckte.Doch dieses Jahr,und das hat mich sehr gewundert,war nichts mehr vom Haufen zu sehen,alles war schön in den Tonnen gestopft und keiner warf mehr irgendetwas aus dem Fenster.
Das zeigt eindeutig,dass auch das Volk,den Müll bzw. das Müllproblem etwas mehr Aufmerksamkeit widmet als zuvor.

Ein weiteres Beispiel,was ich weit weg von Tirana im Süden Albaniens,nämlich HIMARE,erfahren habe ist,dass die Schüler dort oft einen Spaziergang den (Haupt)strand (Spille)entlang machen und dort alle den Müll beseitigen müssen.Zudem anstatt die Schüler zum Nachsitzten zu verdonnern,werden sie an den Strand zum Säubern geschickt.
Das fand ich doch mal sehr vorbildlich und bewundernswert,denn Himare ist ja nur ein kleines Dorf.
Natülich hat diese Tatsache,in einem vom Tourismus lebenden Dorf wie Himare,damit zu tun,dass sie ihren Strand primär für die Touristen säubern,jdedoch und das hat mich überrascht,sind die Himarjoten sehr verbunden mit ihrer Landschaft und lieben sie sehr und säubern sie nicht nur aus finanziellen Gründen.


Naja ich bin nur aus persönlichen Erfahrungen ausgegangen,aber auch jede kleinen Veränderungen verhilft zur Besserung des großen Problems.


LG Shqipetare
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Shqipetare
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Do, 06. Dez 2007, 14:11

Und zum gesundheitlichen Aspekt muss ich noch ergänzen,dass in Tirana glücklicherweise kein Müll mehr verbrannt wird,was sowas von gesundheitsschädlich war.Wenigstens werden die Nachkommen nicht unter dieser Plage leiden müssen,denn die jenigen,die dort augewachsen sind,mussten jahrelang jeden Abend diesen gräßlichen und vor allem schädlichen Gestank ertragen.

Soweit ich das dieses Jahr mitbekommen habe,hat diese Tatsache die Bewohner dort sehr erfreut.

Lg Shqipetare
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Tomcat
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Fr, 07. Dez 2007, 13:12

Man muss zur Ehrenrettung Albaniens erwähnen, dass auch andere Mittelmeeranrainer Umweltprobleme haben, die allerdings nicht so auffallen wie wilde Müllkippen, aber langfristig viel gravierender sind.

Beispiel Spanien, Bericht Phönix, irgendwann in dieser Woche:

Ein breiter Streifen im Hinterland der Urlaubsorte an der Küste wird infolge von Wassermangel zur Wüste. Das fällt zunächst nicht weiter auf, weil die Regionen schon immer trocken und die Vegetation nicht gerade üppig war. Aber mittelfristig wächst dort überhaupt nichts mehr, eine Wüste eben.

Und dieser Wassermangel zieht noch ganz andere Probleme nach sich, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung berichten kann. Die öffentliche Wasserversorgung wird erforderlichenfalls abgedreht. Wer also einen Kumpel in Granada besucht und auf´s Klo gehen will, sollte darauf achten, dass der Spülkasten voll ist. Sonst wird´s peinlich.

Wie auch immer, es ist natürlich Geschmackssache, was man schlimmer findet: Eine saubere Wüste oder eine verdreckte Vegetation.

Eines ist aber sicher: Wilde Müllkippen lassen sich mit relativ einfachen Mitteln wieder beseitigen. Bei Wüsten ist das schon schwieriger.

jeki
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Fr, 07. Dez 2007, 18:50

Bertram hat geschrieben: Zum Thema: es deckt sich alles mit meiner Beobachtung. Auch im kleinsten Dorf ist im einfachsten Haus und bis zum Gartenzaun alles sehr sauber und aufgeräumt. Der Verantwortungsbereich hört aber an diesem Gartenzaun auf. Ich habe selten eine so scharfe Trennung zwischen innen und außen gesehen. Vorsichtige Erklärung aus der Geschichte:
Kleinstaaten entlang Clan-Grenzen, dh. alles jenseits dem Hügelhorizont ist fremd oder Besatzungsmacht. Danach folgte jahrzehntelang ein Unterdrückungsapparat, wogegen nur Rückzug nach innen übrig bleibt. Beide Erfahrungen sind für gesellschaftliches Engagement nicht förderlich. Damit ist aber nicht erklärt, warum auch die direkte Umgebung "als Eigentum des Staates begriffen" wird, wo jeder jeden Tag darüber stolpert. Das Gegenmodell zum albanischen Individualismus gibt es beispielsweise in Nordkorea, wo die Menschen in konfuzianischer Unterordnung alle im Gleichschritt den Besen schwingen, und jeder, der aus der Rolle fällt, im Lager landet.


Grüße Bertram
hallo bertram

dein text gefällt mir, und deine analyse oben sehr.

Ich frage mich woher diese individualismus in ALbanien kommt, obwohl der Kommunismus nicht lange her ist.

Ich meine dass man zuerst die Menschen medial sensibilisieren muss, bevor man sonst was tut, ansonsten ists nur eine sisyphus arbeit.

greez

Belifario
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Mo, 10. Dez 2007, 15:04

jeki hat geschrieben:
Bertram hat geschrieben: Zum Thema: es deckt sich alles mit meiner Beobachtung. Auch im kleinsten Dorf ist im einfachsten Haus und bis zum Gartenzaun alles sehr sauber und aufgeräumt. Der Verantwortungsbereich hört aber an diesem Gartenzaun auf. Ich habe selten eine so scharfe Trennung zwischen innen und außen gesehen. Vorsichtige Erklärung aus der Geschichte:
Kleinstaaten entlang Clan-Grenzen, dh. alles jenseits dem Hügelhorizont ist fremd oder Besatzungsmacht. Danach folgte jahrzehntelang ein Unterdrückungsapparat, wogegen nur Rückzug nach innen übrig bleibt. Beide Erfahrungen sind für gesellschaftliches Engagement nicht förderlich. Damit ist aber nicht erklärt, warum auch die direkte Umgebung "als Eigentum des Staates begriffen" wird, wo jeder jeden Tag darüber stolpert. Das Gegenmodell zum albanischen Individualismus gibt es beispielsweise in Nordkorea, wo die Menschen in konfuzianischer Unterordnung alle im Gleichschritt den Besen schwingen, und jeder, der aus der Rolle fällt, im Lager landet.


Grüße Bertram
hallo bertram

dein text gefällt mir, und deine analyse oben sehr.

Ich frage mich woher diese individualismus in ALbanien kommt, obwohl der Kommunismus nicht lange her ist.

Ich meine dass man zuerst die Menschen medial sensibilisieren muss, bevor man sonst was tut, ansonsten ists nur eine sisyphus arbeit.

greez
Ich denke dass in fast 50-Jahre Zwangskollektivisierung (Komunismus) ist die Antwort zu finden, vor ca. 10 Jahren sah es in viele Ortschaften in Osten (ex-DDR) nicht viel besser aus als es jetzt in Albanien aussieht. Natürlich jetzt nach 10 Jahren und Milliarden über Milliarden Euro, hat sich vieles geändert im Osten.

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Kusho1983
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Mo, 10. Dez 2007, 21:56

Belifario hat geschrieben:
jeki hat geschrieben:
Bertram hat geschrieben: Zum Thema: es deckt sich alles mit meiner Beobachtung. Auch im kleinsten Dorf ist im einfachsten Haus und bis zum Gartenzaun alles sehr sauber und aufgeräumt. Der Verantwortungsbereich hört aber an diesem Gartenzaun auf. Ich habe selten eine so scharfe Trennung zwischen innen und außen gesehen. Vorsichtige Erklärung aus der Geschichte:
Kleinstaaten entlang Clan-Grenzen, dh. alles jenseits dem Hügelhorizont ist fremd oder Besatzungsmacht. Danach folgte jahrzehntelang ein Unterdrückungsapparat, wogegen nur Rückzug nach innen übrig bleibt. Beide Erfahrungen sind für gesellschaftliches Engagement nicht förderlich. Damit ist aber nicht erklärt, warum auch die direkte Umgebung "als Eigentum des Staates begriffen" wird, wo jeder jeden Tag darüber stolpert. Das Gegenmodell zum albanischen Individualismus gibt es beispielsweise in Nordkorea, wo die Menschen in konfuzianischer Unterordnung alle im Gleichschritt den Besen schwingen, und jeder, der aus der Rolle fällt, im Lager landet.


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Ich frage mich woher diese individualismus in ALbanien kommt, obwohl der Kommunismus nicht lange her ist.

Ich meine dass man zuerst die Menschen medial sensibilisieren muss, bevor man sonst was tut, ansonsten ists nur eine sisyphus arbeit.

greez
Ich denke dass in fast 50-Jahre Zwangskollektivisierung (Komunismus) ist die Antwort zu finden, vor ca. 10 Jahren sah es in viele Ortschaften in Osten (ex-DDR) nicht viel besser aus als es jetzt in Albanien aussieht. Natürlich jetzt nach 10 Jahren und Milliarden über Milliarden Euro, hat sich vieles geändert im Osten.
ich denke auch,dass dieser individualismus in der kommunistischen ära zu suchen ist.der staatliche apparat und die sicherheitspolizei haben die menschen so stark eingeschüchtert,dass sich diese in ihre 4wänden zurückgezogen und sich isoliert haben,weil sie in ihrer vom sicherheitspolizei verursachten paranoia in jedem einen spitzel sahen.
auf der anderen seite waren die staatlichen dienste früher schon einiges besser als heute.der müll wurde täglich weggeräumt und die strassen sauber gehalten.darum glauben die menschen heute immer noch,dass alles,was ausserhalb ihrer 4wände liegt,sie nichts angeht und sache des staates ist.

ram1
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Mo, 10. Dez 2007, 23:03

In sich schlüssige Interpretation. Interessanterweise sehe ich täglich exakt das gleiche Verhalten hier in Mazedonien. Ich bin mir nicht sicher, ob deine Argumente hier im groben auch gültig sind.

Hoffi
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Di, 11. Dez 2007, 0:14

Es gibt allerdings auch in Albanien ein paar Leute die sich mit der Thematik auseinandersetzen und zumindest lokal versuchen Lösungen zu finden.

www.gati-al.org

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