suela
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med. versorgung bei schwangerschaft und geburt in kosova

Fr, 02. Nov 2007, 17:20

ich habe da mal eine frage, wohl eher an die frauen, und zwar: wie sieht es aus wenn ich in prishtina ein kind bekommen würde? von der medizinischen versorgung her, meine ich. ich weiß schon, dass man sich dort noch lange nicht das erhoffen kann wie hier, aber weiß jemand wie das dort so läuft? gibt es dort vorbereitungskurse für die geburt, kommt die erste zeit nach der geburt auch eine hebamme nach hause oder gibt es sowas dort gar nicht? wird dort bei problemen schnell ein kaiserschnitt gemacht oder warten die dort eher ob es anders doch noch klappt? kennt sich da jemand aus?
oder weiß jemand sogar wie das ist, wenn ich hier versichert bin und dort ein kind bekomme, bekomme ich dann die arzt-und krankenhauskosten bezahlt?
bin gespannt ob das jemand hier weiß...?!
liebe grüße, suela

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fetah
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Re: med. versorgung bei schwangerschaft und geburt in kosova

Fr, 02. Nov 2007, 18:18

suela hat geschrieben:ich habe da mal eine frage, wohl eher an die frauen, und zwar: wie sieht es aus wenn ich in prishtina ein kind bekommen würde? von der medizinischen versorgung her, meine ich. ich weiß schon, dass man sich dort noch lange nicht das erhoffen kann wie hier, aber weiß jemand wie das dort so läuft? gibt es dort vorbereitungskurse für die geburt, kommt die erste zeit nach der geburt auch eine hebamme nach hause oder gibt es sowas dort gar nicht? wird dort bei problemen schnell ein kaiserschnitt gemacht oder warten die dort eher ob es anders doch noch klappt? kennt sich da jemand aus?
oder weiß jemand sogar wie das ist, wenn ich hier versichert bin und dort ein kind bekomme, bekomme ich dann die arzt-und krankenhauskosten bezahlt?
bin gespannt ob das jemand hier weiß...?!
liebe grüße, suela
Hallo, es antwortet Dir ein Mann :wink:

Ich habe Geburten in Kosovo miterlebt und kenne etwas die Lage.
Wenn Du dein Kind in Prishtina auf die Welt bringen willst, würde das schon gehen, aaaabbbberrr lass das lieber sein! Die Leute da unten haben nicht selten wenig zu essen und Du fragst hier ob es da unten Schwangerschafts-Kurse gäbe oder ob man von der Hebamme zu Hause betreut würde. Der Standard eines deutschen oder schweizer Krankenhauses darf nicht als Massstab gelten. Warst Du schon Mal in ein kosovarisches Spital, weisst Du etwas über die Infrastruktur des grössten Krankenhauses im Kosovo? Informiere dich Mal. Ich kenne zufällig die Summe, welche dir Regierung für das grösste Spital in Kosovo (Prishtina)fürs letzte Jahr zur Verfügung gestellt hatte. Die beläuft sich auf knapp 12.Mio Euro. (Damit werden alle anfallenden Kosten beglichen!)
Nicht viel oder?
Bei einem gesunden Portemonnaie liesse sich natürlich auch in Kosovo eine Hebamme finden, die die junge Mutter zu Hause betreuen würde.

Was die Fachkenntnisse der Ärzte betrifft, so stehen Sie ihren schweizer und deutschen Kollegen im Nichts nach, aber eben sie sind der Infrastruktur wegen limitiert in der Berufsausübung.
(Subjektive Wahrnehmung: Albanische Ärzte wirken auf mich vertrauter und einfühlsamer auch wenn sie des Öfteren sich bestechen lassen.
:wink: )

Liebe Grüsse Fetah
Zürich ist die schönste Stadt und ich lebe da.

mondlaus
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Überlege es Dir gut...

So, 04. Nov 2007, 20:42

Diese Frage stellte ich mir auch...

Ich lebte für fast ein Jahr bei meinem Verlobten (nahe Pristina) und habe mich bezüglich der Entbindung ausgiebig erkundigt. Letztendlich bin ich in der 32. Schwangerschaftswoche (letzte Chance zu fliegen) nach Deutschland zurückgekehrt, um hier zu entbinden.

Folgendes lege ich Dir ans Herz und versuche gleichzeitig, Deine Fragen zu beantworten:

Wenn Du einen festen Wohnsitz in Deutschland hast, übernimmt Deine Krankenkasse die Entbindungskosten im Rahmen der dt. Regelkosten. Allerdings mußt Du das Geld erst einmal selbst auslegen, kannst später bei Deiner KK die Belege einreichen und erst dann wird Dir das Geld erstattet.
Wie hoch die verlangten Kosten in PR sein würden, kann ich Dir leider nicht sagen. Aber die dortigen Ärzte werden mit Sicherheit Rechnungen in Höhe der Regelleistung ausstellen (soweit ich weiß, beläuft sich eine normale Geburt ohne Komplikationen in Deutschland um die 5000,- Euro), um jede Menge an Dir zu verdienen... Und die wollen erst einmal vorgeschossen werden!!!

Bestes Beispiel für die Arztkosten-Abzocke: Für ein einfaches (relativ unleserliches) Ultraschallbild meiner Kleinen wurden 20,- Euro von mir verlangt. "Ich bin ja schließlich Deutsche und kann mir das Geld bei der KK zurückholen..."
Bei weiteren Aufnahmen ließ ich dann meinen Verlobten (Kosovar) sprechen und hielt gepflegt die Klappe, bis wir die Kosten genannt bekommen hatten. Die lagen dann nur noch bei 3,- bis 10,- Euro. Als danach rauskam, das ich Deutsche bin, fiel den Ärzten oftmals die Klappe runter (so ein Mist, Chance auf ein gutes Geschäft verpaßt...)

Medizinischer Standard hin oder her...
Ich habe mir mehrere Krankenhäuser dort unten angesehen. Es riecht überall nur nach Domestos. Von Desinfektionsmitteln haben die wohl noch nicht viel gehört... - wobei ich ausgerechnet das Krankenhaus in Pristina nicht kenne.

Die Hygiene läßt allgemein zu Wünschen übrig, auch was das OP-Besteck angeht...

Bei Komplikationen ist vor Bluttransfusionen zu warnen (so gut wie keine Blutkontrollen, sehr hohe Zahl von Hepatitis-Übertragungen).

Allgemein wird während der gesamten Schwangerschaft keine Vorsorgeuntersuchung nach dt. Maßstäben stattfinden. Es werden ausschließlich Ultraschall-Untersuchungen vorgenommen. Wenn man einen guten Arzt findet, macht dieser auch Blut- und Urintests. Das war es dann aber auch schon.

Geburtsvorbereitungskurse gibt es generell nicht. Aber ich habe selbst keinen gehabt und trotzdem überlebt :lol: Im Endeffekt war ich froh, das ich von den ganzen Erzählungen über die Eventualitäten der Geburtskomplikationen verschont geblieben bin. Ich konnte relativ angstfrei und unvoreingenommen an die Sache herangehen...

Zum Geburtsablauf allgemein:

Du mußt von Deinem Partner oder wem auch immer ins Krankenhaus gefahren werden, denn auf Krankentransporte kannst Du stundenlang warten...

Du mußt Dich im Intimbereich vollständig rasiert haben - ansonsten behandelt Dich kein Arzt und Du wirst weggeschickt.

Entbunden wird in ziemlich kahlen Räumen auf einfachen Pritschen (ohne jegliche Geburtshilfen).

Kaiserschnitte werden (wohl der Kosten halber) kaum vorgenommen. Eine Bekannte (Kosovarin, verheiratet) lag 21 Stunden in den Wehen und hatte irgendwann keine Kräfte mehr. Wortlaut des Arztes: "Stell Dich nicht so an... Du hast Dir den Braten reinschieben lassen, jetzt bring ihn auch raus" - Viel Rücksicht ist also wohl nicht zu erwarten.

Weiteres Manko: Du entbindest allein. Allgemein sind Männer (ausser den Ärzten) bei Geburten nicht zugelassen. Stellt sich also weiterhin die Frage nach den ausreichenden Sprachkenntnissen Deinerseits...

Noch eine kleine Horrorstory...
Die Schwester meines Verlobten hatte entbunden. Der Familie im Warteraum wurde nur mitgeteilt, das sie es geschafft hätte und Fidan (der Sohn) wohlauf wäre. Als mein Verlobter nach dem Befinden seiner Schwester fragte, bekam er keine konkrete Antwort, nur Ausflüchte. Aufgrund der nicht unbekannten Vorgehensweise in den Krankenhäusern, machte mein Verlobter sich zu Recht Sorgen um seine Schwester. Er stieß den Arzt mit Gewalt beiseite und stürmte in alle Zimmer... In einem fand er seine Schwester - bewußtlos auf einer Pritsche, nur mit einem dünnen weißen Lacken bedeckt (im Winter, bei ungeheizten Räumen), welches blutdurchtränkt war. Man hatte sie laut Aussage der Ärzte wegen einem Notfall nach der Entbindung einfach "vergessen".

Für mich war all dieses Wissen Grund genug, in Deutschland zu entbinden. Mal abgesehen von der Staatsangehörigkeitsfrage meiner Tochter (ich hatte meinen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben).

Entscheiden mußt Du letztendlich selbst, ob Du in Pristina entbinden willst. Es gibt ja auch wirklich genügend Geburten dort unten und dementsprechende Erfahrungswerte. Die Uniklinik in Pristina soll auch sehr gut sein - laut Aussagen der Einheimischen. Aber ich selbst habe sie mir eben nicht angesehen und für dortige Verhältnisse - was heißt da schon ein "sehr gut"?!?

Alles Gute...

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Melissa23
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So, 04. Nov 2007, 22:40

Hallo


also ich würde auch abraten gebruten in ks oder km durchfürhren zu lassen wenn man die chane hat sie in deutschland zu machen.

Bin leider noch keine mami aber allein was meine bekanten erzählen reicht völlig aus

Lula
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So, 04. Nov 2007, 23:11

Also, ich habe auch schon viel gehört und im Kosovo werden tagtäglich Kinder geboren. Aber wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich lieber in Deutschland entbinden, vor allem, falls es mal Komplikationen geben würde. Mir war ein wenig mulmig, als ich schwanger ins Kosovo flog, hab mich aber auf die Extra-Versicherung mit Rücktransport verlassen. Auch im Kosovo gibt es gute Ärzte, meine Nachbarin hat dort eine super Frauenärztin in Pristina, die kommt auch ins Krankenhaus.

suela
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So, 04. Nov 2007, 23:40

erstmal danke für eure antworten.
zum teil hört sich das ja wirklich erschreckend an. insgesamt sind eure antworten aber doch ziemlich unterschiedlich, abgesehen davon dass eigentlich jeder eher rät hier zu entbinden...
also ich habe mir natürlich gedacht, dass es dort schwerer wäre für mich aber eigentlich dachte ich: die frauen kriegen auch ihre kinder dort, wieso sollte ich das nicht können?
jetzt sieht die sache schon anders aus. mondlaus deine berichte sind besonders schockierend. naja, der eine sagt die ärzte sind besonders einfühlsam, woanders wird die frau einfach vergessen... das kommt wahrscheinlich wieder einfach darauf an, an wen man gerät.
wie es sich anhört ist es aber wohl wirklich sicherer sein kind hier zu bekommen.
kann ich euch was fragen, wenn ihr entscheiden müsstet zwischen:
-das kind in kosova bekommen, dafür aber euren mann dabei haben (vielleicht nicht bei der geburt, aber zumindest davor oder danach).
-das kind hier bekommen aber ohne euren mann
für was würdet ihr euch entscheiden?

(oder was würden die männer ihrer frau raten? -ohne sie und hier oder lieber mit ihnen dort...???)

drecja
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Mo, 05. Nov 2007, 12:30

Lass es!!! Es ist zwar schon so, das du dein kind theoretisch da bekomen könntst, aber die Fürsorge wie in deutschland bekomst du da nicht. Es wird sich keine hebamme neben dich stelln und dir diehand halten oder dir gut zusprechen und wenn es Gottbewahre risiken gibt sind die dort echt hilflos, weil:


1. überfordert weil zuviele
2. zu wenig apparatur
3. zu wenig bezahlung = desinteresse!

Wer nie vergessen als ich in M. in der Ambulance war um eine Cousine zu besuchen und die ist Geburtshelferin. Während sie mit mir Kaffee trank schrie sich die frau im nebenraum alleine die seele aus dem leib. Auf die Frage ob sie nicht lieber mal nachschauen möchte kam nur: na da muss sie schon alleine durch.

Oder in Prishtina als da 7 Frauen in einem Raum lagen und um die wette hechelten, während die "erfahrenen Mütter den "neulingen tips gaben!!!

da fand ich meine geburten wesentlich angenehmer ganz im ruhigen und mit viel unterstützung des personals

drecja
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Mo, 05. Nov 2007, 12:32

suela hat geschrieben: (oder was würden die männer ihrer frau raten? -ohne sie und hier oder lieber mit ihnen dort...???)
nicht immer sind die männer die große hilfe

mondlaus
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Mo, 05. Nov 2007, 19:48

Es tut mir leid, das ich Dich mit meinen Berichten schockiert habe. Es entspricht nur eben leider alles der Wahrheit...

Auch ich habe mal gedacht: Da unten werden sooo viele Kinder geboren, da müssen ja gewisse Erfahrungswerte vorliegen und das werde auch ich dann schaffen.
NUR: Hör Dich mal ein wenig um im Bekanntenkreis Deines Mannes. Es wird zwar nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, aber Du wirst Dir anhören müssen, wie wahnsinnig viele Frauen und Babys den eigentlich (nach dt. Standard) unkomplizierten Geburtsprozess nicht überlebt haben, nur weil sich kein Arzt für sie interessierte oder dieser aus verschiedensten Gründen (fehlende Gerätschaft, fehlende Arznei, fehlende Bildung) gar nichts tun konnte...

Mein Verlobter selbst hat mir dazu geraten, unsere Tochter in Deutschland zu bekommen und das war auch gut so (auch wenn es keine Komplikationen gab).

Aber ich möchte Dir noch etwas wichtiges zu bedenken geben:
Die Baby-Sterblichkeitsrate im Kosovo ist ausgesprochen hoch. Dies liegt u.a. an...

... der schlechten Versorgung (teilweise verschmutztes Trinkwasser, welches aufgrund schlechter Stromversorgung auch schon mal unabgekocht an Babys verabreicht wird),
... keine nach dt. Maßstäben kontrollierte Babynahrung (es treten immer wieder Lebensmittelvergiftungen auf, mit welchen gerade Neugeborene noch gar nicht fertig werden können),
... fehlenden Kinderärzten (Babys benötigen eine ganz andere Versorgung als Erwachsene, dafür gibt es spezielle Ausbildungen)
... unzureichender Medikamentenversorgung (wenig Auswahl, insbesondere für Neugeborene)
... unzureichenden bis keinen Impfmöglichkeiten für Babys, keine U-Untersuchungen.

Was machst Du, wenn Dein Baby ernsthaft krank wird?
Unter Umständen brauchst Du Ewigkeiten, bis Du im nächsten Krankenhaus ankommst. Eine Garantie darauf, das Dein Kind umgehend behandelt wird, bekommst Du von niemandem (selbst Notfälle werden warten gelassen, wenn sie nicht vorab das Portemonaie gezückt haben). Kaum Medikamente für Neugeborene, keine ausreichende medizinische Apperatur...

Überlege es Dir gut, wo Du entbindest. Es hängt zu viel daran... Denke an Dein Kind !!!

Und eins noch: Cirka die Hälfte aller privaten "Ärzte" im Kosovo (die bei ausreichenden Finanzen ja besser sein sollen, als die Krankenhaus-Belegschaft) haben sich ihren Doktor-Titel für viel Geld erkauft. Wer kann Dir sagen, ob der Arzt, an den Du gerätst, wirklich weiß was er tut???

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