Diese Frage stellte ich mir auch...
Ich lebte für fast ein Jahr bei meinem Verlobten (nahe Pristina) und habe mich bezüglich der Entbindung ausgiebig erkundigt. Letztendlich bin ich in der 32. Schwangerschaftswoche (letzte Chance zu fliegen) nach Deutschland zurückgekehrt, um hier zu entbinden.
Folgendes lege ich Dir ans Herz und versuche gleichzeitig, Deine Fragen zu beantworten:
Wenn Du einen festen Wohnsitz in Deutschland hast, übernimmt Deine Krankenkasse die Entbindungskosten im Rahmen der dt. Regelkosten. Allerdings mußt Du das Geld erst einmal selbst auslegen, kannst später bei Deiner KK die Belege einreichen und erst dann wird Dir das Geld erstattet.
Wie hoch die verlangten Kosten in PR sein würden, kann ich Dir leider nicht sagen. Aber die dortigen Ärzte werden mit Sicherheit Rechnungen in Höhe der Regelleistung ausstellen (soweit ich weiß, beläuft sich eine normale Geburt ohne Komplikationen in Deutschland um die 5000,- Euro), um jede Menge an Dir zu verdienen... Und die wollen erst einmal vorgeschossen werden!!!
Bestes Beispiel für die Arztkosten-Abzocke: Für ein einfaches (relativ unleserliches) Ultraschallbild meiner Kleinen wurden 20,- Euro von mir verlangt. "Ich bin ja schließlich Deutsche und kann mir das Geld bei der KK zurückholen..."
Bei weiteren Aufnahmen ließ ich dann meinen Verlobten (Kosovar) sprechen und hielt gepflegt die Klappe, bis wir die Kosten genannt bekommen hatten. Die lagen dann nur noch bei 3,- bis 10,- Euro. Als danach rauskam, das ich Deutsche bin, fiel den Ärzten oftmals die Klappe runter (so ein Mist, Chance auf ein gutes Geschäft verpaßt...)
Medizinischer Standard hin oder her...
Ich habe mir mehrere Krankenhäuser dort unten angesehen. Es riecht überall nur nach Domestos. Von Desinfektionsmitteln haben die wohl noch nicht viel gehört... - wobei ich ausgerechnet das Krankenhaus in Pristina nicht kenne.
Die Hygiene läßt allgemein zu Wünschen übrig, auch was das OP-Besteck angeht...
Bei Komplikationen ist vor Bluttransfusionen zu warnen (so gut wie keine Blutkontrollen, sehr hohe Zahl von Hepatitis-Übertragungen).
Allgemein wird während der gesamten Schwangerschaft keine Vorsorgeuntersuchung nach dt. Maßstäben stattfinden. Es werden ausschließlich Ultraschall-Untersuchungen vorgenommen. Wenn man einen guten Arzt findet, macht dieser auch Blut- und Urintests. Das war es dann aber auch schon.
Geburtsvorbereitungskurse gibt es generell nicht. Aber ich habe selbst keinen gehabt und trotzdem überlebt
Im Endeffekt war ich froh, das ich von den ganzen Erzählungen über die Eventualitäten der Geburtskomplikationen verschont geblieben bin. Ich konnte relativ angstfrei und unvoreingenommen an die Sache herangehen...
Zum Geburtsablauf allgemein:
Du mußt von Deinem Partner oder wem auch immer ins Krankenhaus gefahren werden, denn auf Krankentransporte kannst Du stundenlang warten...
Du mußt Dich im Intimbereich vollständig rasiert haben - ansonsten behandelt Dich kein Arzt und Du wirst weggeschickt.
Entbunden wird in ziemlich kahlen Räumen auf einfachen Pritschen (ohne jegliche Geburtshilfen).
Kaiserschnitte werden (wohl der Kosten halber) kaum vorgenommen. Eine Bekannte (Kosovarin, verheiratet) lag 21 Stunden in den Wehen und hatte irgendwann keine Kräfte mehr. Wortlaut des Arztes: "Stell Dich nicht so an... Du hast Dir den Braten reinschieben lassen, jetzt bring ihn auch raus" - Viel Rücksicht ist also wohl nicht zu erwarten.
Weiteres Manko: Du entbindest allein. Allgemein sind Männer (ausser den Ärzten) bei Geburten nicht zugelassen. Stellt sich also weiterhin die Frage nach den ausreichenden Sprachkenntnissen Deinerseits...
Noch eine kleine Horrorstory...
Die Schwester meines Verlobten hatte entbunden. Der Familie im Warteraum wurde nur mitgeteilt, das sie es geschafft hätte und Fidan (der Sohn) wohlauf wäre. Als mein Verlobter nach dem Befinden seiner Schwester fragte, bekam er keine konkrete Antwort, nur Ausflüchte. Aufgrund der nicht unbekannten Vorgehensweise in den Krankenhäusern, machte mein Verlobter sich zu Recht Sorgen um seine Schwester. Er stieß den Arzt mit Gewalt beiseite und stürmte in alle Zimmer... In einem fand er seine Schwester - bewußtlos auf einer Pritsche, nur mit einem dünnen weißen Lacken bedeckt (im Winter, bei ungeheizten Räumen), welches blutdurchtränkt war. Man hatte sie laut Aussage der Ärzte wegen einem Notfall nach der Entbindung einfach "vergessen".
Für mich war all dieses Wissen Grund genug, in Deutschland zu entbinden. Mal abgesehen von der Staatsangehörigkeitsfrage meiner Tochter (ich hatte meinen Wohnsitz in Deutschland aufgegeben).
Entscheiden mußt Du letztendlich selbst, ob Du in Pristina entbinden willst. Es gibt ja auch wirklich genügend Geburten dort unten und dementsprechende Erfahrungswerte. Die Uniklinik in Pristina soll auch sehr gut sein - laut Aussagen der Einheimischen. Aber ich selbst habe sie mir eben nicht angesehen und für dortige Verhältnisse - was heißt da schon ein "sehr gut"?!?
Alles Gute...